Homöopathen kann die Forschung nicht schrecken“,
durfte die Globuli-Lobbyistin Cornelia Bajic gestern in der FAZ verkünden (die DZVhÄ-Behauptung „FAZ zur Homöopathie“ ist also falsch):
In ihrem Beitrag ging es um die kleinen Fluchten der Homöopathen, primär um die Versorgungsforschung und den „Forschungsreader“.
Tja, Frau Bajic, wenn das so ist – dann hätten wir etwas für Sie:
Es muss nicht mal eine große Studie sein, es genügen ein paar Antworten zu den Punkten, die Edzard Ernst bei Novo Argumente formuliert:
Nun, verehrte Homöopathen, biete ich Ihnen ein Geschäft an.
Wenn Sie mir diese Fragen zufriedenstellen beantworten, werde ich Ihre Theorie des Wassergedächtnisses nicht länger anzweifeln.
Wenn Sie das jedoch nicht können, dann finde ich, dass Sie zugeben sollten, dass alle Ihre „wissenschaftlichen“ Theorien über das Funktionsprinzip hochverdünnter homöopathischer Arzneimittel tatsächlich ziemlich albern sind – noch alberner als Hahnemanns Idee eines geisterhaften Effekts.“
Zum Weiterlesen:
- Eine Herausforderung an alle Homöopathen, Novo Argumente am 26. Juli 2016
- Ein Gramm Zucker für 29 Euro, inklusive „Rückkehr ins Paradies“, GWUP-Blog am 27. Juli 2016
- Die Homöopathie und die Versorgungsforschung, GWUP-Blog am 9. November 2012
- Versorgungsforschung – Bitte nicht stören! Gesundheits-Check am 9. November 2012
- Homöopathie-Studien und „Redlichkeit“, die nächste, GWUP-Blog am 20. Juli 2016
- Homöopathen und Dr. med. Dünnbrettbohrer, GWUP-Blog am 4. September 2011
- Elf Fragen an Homöopathie-Fans, GWUP-Blog am 18. Jui 2010
28. Juli 2016 um 07:44
„FAZ zur Homöopathie“ … unglaublich, wie die mit der Wahrheit umgehen. Da hätte man eher „Anzeige“ drüberschreiben müssen.
Ein paar Schmankerln für die, die die gestrige FAZ gerade nicht zur Hand haben:
Eingangs bemüht Frau Bajic in ihrem Artikel das 10-Millionen-Fliegen-Argument: „Die ärztliche Homöopathie boomt, in Deutschland genauso wie in den über 80 Ländern weltweit“ (nun, die Welt hat in der Tat über 80 Länder) und fragt: „Kann eine Heilmethode national wie global so erfolgreich sein, ohne dass sie, wie häufig behauptet wird, eine signifikante Wirksamkeit aufweist?“
Ja, kann sie. Astrologie und Lottospielen sind mindestens genauso beliebt, hier wie dort suchen viele Menschen darin ihr Heil, und hier wie dort bezahlen viele und verdienen nur ganz wenige.
Und die mangelnde Wirksamkeit wird ja nicht nur behauptet, sondern ist solide belegt, sofern man damit die arzneiliche Wirksamkeit meint. Den Unterschied zwischen Pille und Setting vermeidet sie natürlich, ganz unschlau ist sie bzw ihr Hausjurist ja nicht.
Zwischendurch nennt sie die sich rasant entwickelt habende Medizin „konventionell“ und reibt uns damit Assoziationen wie „altbacken“ und „unbelehrbar“ in die Kopfhaut. Wie fortschrittlich ist da doch die Homöopathie mit ihren erst 200 Jahren Stillstand!
Eine Verteidigung der Homöopathie scheint ohne suggestive und rabulistische Argumentation gar nicht möglich zu sein, wenn schon der Chefin (die das am besten können sollte) auch nichts anderes mehr einfällt.
Sodann bezeichnet sie die WissHom als „Ein Netzwerk zur Homöopathie forschender Wissenschaftler und Ärzte“ – das ist clever, muss ich sagen, auf diese Weise die Wortmarke des Informationsnetzwerks Homöopathie zu verwässern, aber es ist eben auch unseriös. Ich plädiere hier im Gegenzug nochmal dafür, das Ä in DVZhÄ künftig nur noch in Anführungszeichen zu setzen.
Es folgt eine längere Passage über den WissHom-Reader mit den unbeirrten Verdrehungen, die Norbert Aust und das INH denen schon ausführlich vorgehalten hat („WissHom zu RCTs – Ergebniswäsche in fünf Gängen“, http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2883 und „WissHom II: Falsche Darstellung der Reviews zur Homöopathie“, http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2894).
Nur dass das jetzt in der FAZ steht und dieser sonst seriöse Rahmen durchaus zur Irreführung der nicht-so-gut-vorinformierten Leserschaft beitragen kann.
So unsäglich geht es weiter, der Artikel geht zweispaltig über die gesamte Seite. Auch eine Umfrage unter „rund 1000 Patienten homöopathischer Ärzte, von denen etwa die Hälfte chronisch erkrankt war“, von denen sich je nach Frage 85% bzw 80% positiv geäußert haben, darf hier natürlich nicht fehlen.
Nutzt nicht, schadet nicht, ist aber wenigstens beliebt. Wenn man 1000 Leute, die gerade aus der Kirche kommen, in die sie freiwillig und hoffnungsfroh hineingegangen sind, nach ihrer subjektiv empfundenen Verfassung ohne jegliche objektive Kriterien befragt, und nur 80..85% äußern sich positiv, finde ich das ein armseliges Ergebnis.
Und hier sind wir immer noch in Spalte 1. Bei Zitaten wie „Homöopathie hilft nicht nur bei akuten, sondern insbesondere auch bei komplexen chronischen Erkrankungen“ und „Als häufigstes Motiv nannten die Homöopathie-Patienten, dass ‚anderswo keine Besserung erzielt worden war‘. Vor dem Hintergrund, dass die Zahl chronisch Kranker und multimorbider Patienten in Deutschland analog zum demographischen Wandel stetig steigt, gewinnt die Homöopathie in der medizinischen Versorgung weiter an Relevanz“ wird es aber langsam wirklich ungemütlich, das bisherige war ja eher „nur“ akademisch.
Eingangs der Spalte 2 aber ein humoristisches Intermezzo: Nachdem die Homöopathie eben noch im hellsten Licht der Wissenschaft als hilfreich dargestellt wurde, heißt es nun: „In allen fünf bisher von der Cochrane Collaboration durchgeführten Reviews zur Homöopathie heißt es, dass mehr Forschung zur Homöopathie nötig sei, nirgendwo wird der Schluss gezogen, dass die Homöopathie generell unwirksam oder gar wissenschaftlich widerlegt sei, wie Kritiker gerne behaupten“ – jawattenu?
Wirksam oder schadet nur nicht? Ist schon erforscht oder muss noch erforscht werden? Und schon wieder diese Täuscherei beim Umgang mit Begriffen wie „wissenschaftlich widerlegt“.
Der nächste Absatz ist aus skeptischer Sicht so dermaßen konfus, dass man ihn in voller Länge zitieren oder seitenlang kommentieren müsste. Er endet in einem Zitat von Stefan Baumgartner, einem integrativen Professor in Witten:
„In der Grundlagenforschung finden sich viele qualitativ hochwertige Studien, die spezifische Wirkungen auch für Hochpotenzen beobachten, darunter auch unabhängig replizierte experimentelle Modelle. Zum Wirkmechanismus homöopathischer Arzneimittel gibt es erste empirische Hinweise, aber noch keine ausgereifte Theorie.“
Man kann sich ungefähr denken, welche intellektuellen Verrenkungen nötig sind, um als Fazit zu so einem Unfug zu kommen.
Weiter: „Die Kritiker ziehen dagegen einen anderen Schluss. Sie betrachten die heutigen Erkenntnisse der konventionellen Pharmakologie
als eine Art Dogma.“
Jaja, ich bin wissenschaftsgläubig und gehe nachher noch ins Labor zum Beten. Es folgen die bekannten Falschdar- und Unterstellungen über die Motivation der Homöopathiekritiker. Spar ich mir hier, kann aber vielleicht richtiggestellt werden.
Am Ende nochmal eine Packung fortschrittlich vs konventionell, und nochmal ein potentiell gefährliches Statement über die Indikationen für die Homöopathie, Zitat: „Durch die Homöopathie entstehen neue Therapieoptionen bei der Behandlung von akuten bis hin zu schweren chronischen Erkrankungen“. Neue(!) Optionen! Ich selbst empfehle ja immer Kaugummikauen als therapeutische „Option“ (nicht etwa als Therapie!!)
Ich bin sicher, den Text hat ein Jurist prüfgelesen, so haarscharf, dass immer an angreifbaren Tatsachenbehauptungen vorbeischrammt, dabei aber immer das suggeriert wird, was wörtlich da eben nicht stehen darf.
Und das im Wissenschaftsteil(!) der FAZ(!). Ärgerlich.
28. Juli 2016 um 09:54
@2x hinschauen. Können wir den Text grad so übernehmen für Leserbriefe? Oder hast Du schon selbst so geschickt? ;-)
28. Juli 2016 um 10:33
Ich gehe bei derartigen Vertretern inzwischen grundsätzlich davon aus, dass sie sehr wohl wissen, welch unsinnige „Lehre“ sie da verteten.
Naiven, fehlinformierten Anwendern kann man noch abnehmen, dass sie einfach zu wenig wissen (wollen), um dieses wackelige Kartenhaus zu erkennen.
Aber bei Kalibern wie Bajic muss man davon ausgehen, dass es nur mehr um die Verteidigung der eigenen Existenz geht und bewusst gelogen und verdreht wird, dass sich die Balken biegen. Eine Umkehr ist ohne völligen Gesichtsverlust nicht mehr möglich.
28. Juli 2016 um 14:19
< < In allen fünf bisher von der Cochrane Collaboration durchgeführten Reviews zur Homöopathie heißt es, dass mehr Forschung zur Homöopathie nötig sei, << Auch das ist Blödsinn. https://blog.gwup.net/2010/08/08/homoopathie-brauchen-wir-mehr-forschung/
28. Juli 2016 um 15:38
Ich finde die Herausforderung von Prof. Ernst spitze.
Nur leider wird sich kein Homöopath darauf einlassen. Oder wenn sich einer darauf einlässt und selbstverständlich versagt, wird er sich mit sinnbefreitem Geschwurbel versuchen sich herauszureden.
28. Juli 2016 um 16:06
Frage an die Experten: Ich wundere mich, warum nicht noch von den Homöopathen gefordert wird, ein zuverlässiges Messverfahren vorzustellen, womit Globuli gleichen Namens von jenen mit anderem Namen unterschieden werden können. Wenn das nicht möglich ist, kann man sich doch eigentlich nicht zuverlässig auf die Medikamente verlassen?
28. Juli 2016 um 16:10
@Martin:
Das haben wir den Homöopathen schon vorgeschlagen, auch geldprämiert, z.B. im Rahmen der Psi-Tests:
„Identifizieren Sie ein homöopathisches Arzneimittel ohne Beschriftung bzw. Angaben zum „Inhalt“ mit einem beliebigen Analyseverfahren Ihrer Wahl“ (oder so ähnlich).
28. Juli 2016 um 16:26
@Martin
Die Zuckerkugeln gibt man den Bienen zum Futtern. Die tanzen uns dann anschließend vor, womit die Pillen verschüttelt waren.
Müsste so aussehen wie die Nicholas Brothers in Stormy Wheater ;)
28. Juli 2016 um 17:29
@Martin und Bernd:
die gleiche Frage geistert mir auch schon um, denn wie kann die herstellenden Firma nach ISO 9000 (oder welcher auch immer) sicher dokumentieren, dass das produzierte Produkt auch wirklich das enthält was drauf steht, oder dürfen die das in Stichproben auspendeln??
Qualitätssicherung kann ja nicht wirklich existieren?
28. Juli 2016 um 20:29
@Bernd:
Es wird allgemein von Homöopathen gern behauptet, dass „die Wissenschaft“ noch nicht so weit ist, die Homöopathie zu verstehen.
Aus meiner Sicht besteht aber einfach auf Seiten der Homöopathen die Bringschuld, im ersten Schritt einfach mal gesichert die Ungleichheit zwischen zwei zufälligen Globuli nachzuweisen (wie auch immer, könnte ja dann auch durch Messen der „Energie“ oder was auch immer versucht werden…). Wenn das nicht gelingt und jedes Medikament theoretisch gleich oder ungleich sein kann, braucht man auch mit darüberhinausgehenden wissenschaftlichen Untersuchungen erst gar nicht anzufangen.
Wurde diese einfache Zuordnung/Nichtzuordnung zu einem einzigen Präparat auch schon vorgeschlagen (nicht nur zu vielen)?
@Sceric:
Ja, das auch noch. Ist insofern auch eine Bringschuld der homöopathischen „Pharmafirmen“.
28. Juli 2016 um 22:04
@Martin:
Gewiss, wir haben schon alle möglichen Tests vorgeschlagen – ein (unvollständig angezeigter) Auszug:
https://books.google.de/books?id=Qcp6CwAAQBAJ&pg=PT81&lpg=PT81&dq=hom%C3%B6opathie+testvorschlag&source=bl&ots=LY4FmaEFJi&sig=i7gw_J3QALM6-fQszo0bUBc6o24&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiR3NublJfOAhUCUhQKHYx_ACAQ6AEIJTAB#v=onepage&q=hom%C3%B6opathie%20testvorschlag&f=false
29. Juli 2016 um 09:45
Nach langer Beschäftigung mit dieser „Szene“ betrachte ich diese nur noch als eine ordinäre Geschäftsidee um die Menschen zu manipulieren bzw. um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
All das findet legal im Rahmen der Gesetze dieses Landes statt. Letztlich suche ich also nicht die Ursache bei diesen miesen Geschäftemachern sondern bei den Rahmenbedingungen.
Wer es mag, dass es zum FreiheitsBegriff dazu gehört, dass er von anderen übers Ohr gehauen wird, dann muss er auch solche „Freiheiten “ dieser Scharlatane ackzeptieren oder aber bestimmte Grundwerte hinterfragen.
Und beim Hinterfragen der gesellschaftlichen und menschlichen Werte fängt bei mir der Skeptiker an….
29. Juli 2016 um 10:16
Die Zustände ändern sich sofort, sobald die Sprechende Medizin angemessen entlohnt wird. Solange eine ärztliche Beratung für 9.- Euro verramscht wird, werden wir noch viele Ergüsse aus der Feder von Bajic & Co. geniessen können. Mich wundert nur, dass die Protagonisten noch immer an kleinen Zuckerkugeln festhalten. Eine plausible Erkärung kann nur sein, dass es sich um eine Form von Objektsexualität handelt.
29. Juli 2016 um 10:17
@Ost Skeptiker:
Ich denke, da verwechseln Sie zwei Sachen.
Es geht ja nicht um ein Verbot der Anbieterseite, sondern um Aufklärung/Information der Verbraucherseite.
29. Juli 2016 um 10:28
@Bernd Harder
Angebot und Nachfrage! Das ist der springende Punkt. Die Nachfrage nach Mumpitz kann reduziert werden. Jeder, der sich beim Hausarzt wahrgenommen und verstanden fühlt, pfeift auf das lateinisch verklitschte Zuckerschrot. Dazu benötigt man ein Zeitkorsett von ca. 30 Minuten.
29. Juli 2016 um 10:45
@Sceric: ISO 9000 hat nichts mit der Funktionalität von Produkten zu tun, sondern belegt lediglich die Dokumentation von Anläufen und theoretisch die Sicherstellung, das die stets gleich sind.
Wer Schrott gleichmäßig und dokumentiert herstellt, bekommt diese Zertifizierung.
29. Juli 2016 um 10:57
@Natalie:
Nein, ich habe noch nicht an die FAZ geschrieben. Das wäre der erste Leserbrief meines Lebens! Mal sehen, wenn ich am Wochenende Zeit habe, aber ich würde mich dabei auf einen einzigen Aspekt konzentrieren.
Ansonsten: Gerne, und danke für die Blumen. Der Beitrag war nicht als Brief gedacht, aber mein Text gehört natürlich Euch. Quellenangabe nicht erforderlich, aber immer schön die Zitate aus der FAZ als solche kenntlich machen. Sonst ist razfaz mein Titel weg ;-)
29. Juli 2016 um 11:05
@Dr. Bertelsen
>> eine Form von Objektsexualität
BRÜLLER!! Gleich in meinen Top 10 der humorigsten Invektiven.
Bei näherer Betrachtung brauchen die die Kügelchen als Katalysator oder Talisman oder Scheintheorie für ihre Behandlungen, weil sie sonst wirklich nur Psychotherapie wäre.
@Groucho, Sceric:
Bin sicher, dass die Kugelmacher sogar sehr strenge Qualitätssicherungsverfahren einsetzen und die auch auditieren lassen. Sonstige Kosten haben die ja kaum. Das alles ganz im Sinne von z.B. ISO9000, in der es ja mehr um die gleichbleibende Korrektheit der Herstellungsprozesse geht und um Produktqualität nur insoweit, dass sie den Specs entsprechen möge (in der Hoffnung, dass diese den Kundenerwartungen entspricht).
29. Juli 2016 um 11:39
@Groucho und 2xhinschauen
das was die ISO soll ist mir schon klar (ich darf mich ja auch regelmäßig damit rumprügeln), aber ein Produkt muss ja eben einer Spezifikation entsprechen und diese muss ja eigentlich auch überprüfbar sein, sonst könnte ich als „Kunde“ doch mir in der Apotheke ein Glaubuli-Tütchen kaufen und dessen „nicht“-Wirkung darauf beziehen, dass sich da jemand beim Verpacken, beim Herstellen oder beim Labeln vertan hat.
Und ein anerkanntes Qualitätssicherungsverfahren macht doch auch Sinn, sonst gehe ich zu meinem Dorfschamenen der beim Auspendeln feststellt, dass das ja keine D200 sonder „nur“ eine D20 Verdünnung war……
29. Juli 2016 um 12:00
@2xhinschauen
Da tun sie jetzt aber guter Psychotherapie unrecht, die versucht Diagnosen zu stellen und die mittels mittels wissenschaftlich untersuchter Therapiemethoden behandelt. Wenn es Psychotherapie wäre, sollte die Krankenkasse es unter Umständen sogar bezahlen ;)
Es ist eher eine psychische Feel-Good-Handlung, die Handlungsfähigkeit und erst-genommen-werden suggeriert. Und ich denke an der Stelle spielen die Kügelchen eine Rolle, da diese eine Handlungsoption ergeben. Bei kleinen Zipperlein ist es dann ziemlich egal, ob die Kügelchen wirken.
Meine Eltern nehmen immer wieder welche bei Insektenstichen. Da diese normalerweise einfach heilen, hat man einen Heilungserfolg und blieb handlungsfähig im Umgang mit dem Leiden.
(Es ist denen nicht auszureden. Immerhin sind sie so reflektiert, dass sie mit mir als Kind doch zum Arzt gegangen sind, als eine Entzündung durch einen Insektenstich auftrat.)
29. Juli 2016 um 12:21
@Sceric
…während mein Wissen darüber noch aus der Zeit stammt, als das fette Mode war. TQM und so. Ganze Beraterfirmenimperien sind da erblüht.
Ansonsten guter Punkt! Bei Globuli ist in der Tat nur das Herstellungsverfahren spezifiziert, nicht das Produkt selbst, oder nur sehr grob (Durchmesser, Farbe, Trägermaterial).
Hat hier jemand einen anständigen Chemiebaukasten?
Ich würde eine Anzahl anonym eingekaufter und verblindet eingereichter Globuli ja gerne mal chemisch analysieren lassen, was sie neben den üblichen Verdächtigen (aktuell: Glyphosat) sonst was Interessantes enthalten und ob sie sich überhaupt voneinander unterscheiden. Bei der Suche nach Mikro- und Nanospuren muss man halt leider wissen, was man sucht (Dopinglaborproblematik), und sowas ist wahrscheinlich schweineteuer.
Wer einen Tipp hat oder noch besser konkret was tun kann …
29. Juli 2016 um 12:36
@ 2xhinschauen
Was soll sich ab D24/C12 unterscheiden? Das beste und teuerste Messverfahren kann die Gesetze der Physik/Chemie nicht aushebeln. Wo es nichts zu finden gibt, hilft auch das genaueste Hinschauen nichts.
Was mich zu der Frage führt: Was hindert Globulihersteller eigentlich daran, spätestens ab D24/C12 einfach beliebige Etiketten auf Fläschchen mit Leerglobuli zu kleben?
29. Juli 2016 um 14:15
@ Sceric, Groucho, 2x hinschauen:
Das Ganze beweist doch wieder einmal sehr anschaulich, wie sinnlos QM eigentlich ist. Als ich diesen Müll vor über 10 Jahren das erste Mal in einer Klinik mitmachen durfte/musste, erklärte uns der QM-Beauftragte gleich zu Beginn, dass man sich durchaus auch eine Herstellungsanleitung für eine Beton-Schwimmweste zertifizieren lassen könne – nach dem Sinn eines Vorganges werde im QM nämlich nie gefragt.
Die einzigen, die von QM etwas haben, sind die vielen, vielen Beraterfirmen, die nicht müde werden, den Politikern einzureden, man brauche sowas wie QM.
@ RainerO:
„Was mich zu der Frage führt: Was hindert Globulihersteller eigentlich daran, spätestens ab D24/C12 einfach beliebige Etiketten auf Fläschchen mit Leerglobuli zu kleben?“
Gegenfrage: woher weisst Du, dass es nicht längst schon so geschieht?
29. Juli 2016 um 16:52
@RainerO
>> Was soll sich ab D24/C12 unterscheiden?
Heißt es nicht, dass man nicht mit Annahmen arbeiten soll, wenn man Evidenz erheben kann? Im übrigen ist die Analyse eines ernstzunehmenden Instituts in der Öffentlichkeit gewiss überzeugender als die „da is nix drin“-Behauptungen irgendwelcher Spaßbremsen.
>> Was hindert Globulihersteller eigentlich daran
Objektiv nichts, außer (ganz ohne Ironie) ihre eigenen Vorschriften bzw. der Glaube, auf dem sie beruhen. Ich bin sicher, dass sich die namhaften Hersteller tatsächlich daran halten. Wobei, klar, der Quatsch bei der Gewinnung einiger Urtinkturen (Plutonium, Bienengift, …) ist natürlich nur sehr oberflächlich als wiederhol- und qualitätssicherbarer Prozess beschreibbar (in Kraftwerksnähe Erde einsammeln, irgendeine Biene fangen und zerquetschen, …).
Im übrigen könnte man geringfügig unterschiedliche Konzentrationen typischer Verunreinigungen des verwendeten Wassers und Zuckerrohstoffs ja mittels Analyse nachweisen (bei individueller Herstellung unvermeidlich) – oder eben nicht (alles eins).
29. Juli 2016 um 17:11
Vielleicht findet sich ja jemand, der mal ein D200-Präparat beim Hersteller reklamiert und sagt, es wirke nicht besser als das D30-Präparat („wer’s sagt, hat recht“), man bitte um Prüfung.
29. Juli 2016 um 17:37
Zitat:
„Homöopathen kann die Forschung nicht schrecken”
Klar, gibt ja faktisch auch keine, was soll diese dann auch schrecken?
Garbage in – Garbage out.
@RainerO
Ich würde eine „Schau-Produktion“ betreiben und wenn keiner guckt, einfach Rohlinge verpacken. Der Beschiss ist schon im System „Homöopathie“ angelegt. Aber ich will doch stark hoffen, dass die „Farmer-Homöo-Mafia“ das nicht tut. :-)
30. Juli 2016 um 12:10
@ 2xhinschauen:
Natürlich macht eine Analyse eines seriösen Prüfinstitutes was her. Aber warum ist man eine Spaßbremse, wenn man Schulwissen (Avogadro-Konstante) anwendet? Das ist ja keine Behauptung, sondern simpelste, nachweisbare Physik. Außer Verunreinigungen ist ab D24/C12 nichts zu finden, aber das weißt du ohnehin. Das Untersuchen der Verunreinigungen wäre aber durchaus interessant.
@ noch’n flo, Joseph Kuhn, Schrauber2
Persönlich gehe ich davon aus, dass gerade die Hochpotenzen niemals so hergestellt werden. Das sind knallharte Geschäftsleute und wären schön blöd, Nichts noch weitere hunderte Male zu verdünnen. Betrug am Kunden ist es ohnehin, mit jedem einzelnen Produkt, das diese Fabriken verlässt.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass alle Hersteller an den Wirkmechanismus glauben. Die besetzen einfach eine Marktnische, in der sie mit minimalem Einsatz exorbitante Margen erzielen. Das mit der Schau-Produktion ist durchaus vorstellbar.
Wie soll man es auch überprüfen? Und an die Ehrlichkeit der Hersteller glauben? Aber natürlich, Hoöopathen sind allesamt Altruisten.
30. Juli 2016 um 12:34
Der FAZ-Beitrag jetzt auch in der Ärztezeitung:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/fachbereiche/sonstige_fachbereiche/homoeopathie/article/916738/homoeopathie-kann-nicht-wirksame-heilmethode-erfolgreich.html
30. Juli 2016 um 14:19
@RainerO
Ich denke schon, dass es Hersteller gibt, die an die Wirkmechanisnmen der Homöopathie glauben. Es ist wie bei Religion: Ein echter Katholik glaubt auch, dass sich Brot und Wein in der Messe in Leib und Blut Jesu verwandeln (Stichwort Transsubstantiation).
Dass die Homöopathikahersteller gleichzeitg knallharte Geschäftsleute sind, widerspricht sich nicht. Um wieder ein religöses Beispiel zu bemühen: Die strenggläubigen calvinistischen Holländer galten über viele Jahrzehnte lang als die besten Kaufleute der Welt.
30. Juli 2016 um 15:03
@RainerO, wer (zu) rational argumentiert, da gilt man leicht mal als „Spaßbremse“ (das hatte ich in dem Satz aber ironisch gemeint). Aber um zu klären, wie DHU, Heel & CO arbeiten: Machen die Führungen? Werksbesichtigungen? Tag der offenen Tür? Klar, könnte alles Show sein, aber vielleicht ist nachgucken besser als das nur zu vermuten.
@RPGNo1
Jaaaa aber die Calvinisten glaubten/glauben m.W. daran, dass irdischer Erfolg eine Prognose für die Lebensqualität im Himmel erlaubt (also, eher „Leben“). Die waren nicht trotz, sondern wegen ihres Glaubens Kaufleute.
30. Juli 2016 um 17:14
@RPGNo1
Ich habe ohnehin nicht geschrieben, dass keiner daran glaubt. Ich bin auch in einem anderen esoterikverseuchten Bereich unterwegs: HiFi. Dort gibt es genauso eine Mischung an völlig Verpeilten, die an ihr Voodoo-Zeug glauben und skrupellose Betrüger, die nur die Leichtgläubigkeit der Kundschaft ausnutzen. Warum sollte es in der Homöopathie anders sein.
Den Vergleich mit den Calvinisten halte ich für etwas fußlahm. Die handelten ja nicht mit ihrem Glauben, sondern mit handfesten Produkten.
Aber ich verstehe, was du meinst und da hast du durchaus recht.
Etwas anders formuliert: ein „strenggläubiger“ Homöopath würde niemals auf die Idee kommen zu bescheißen, weil er dadurch ja die (vermeintliche) Wirksamkeit aushebeln würde.
Ein geschäftstüchtiger Schlawiner hätte wohl kaum ein Problem damit, Leerglobulis umzuetikettieren. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch passiert.
30. Juli 2016 um 21:10
@RainerO
Auf Apothekenebene würde ich der Schlawiner-Hypothese zustimmen, so etwas wird es geben. Auf Ebene der großen Firmen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht – unabhängig von der Gläubigkeit der Vorstände.
Die Kosten des korrekten Verschüttelns sind im Verhältnis zur Gewinnspanne der Zuckerkugeln überschaubar. Das Risiko einer Enttarnung ist hingegen viel zu groß. Es muss ja nur ein gefrusteter oder entlassener Mitarbeiter aus dem Nähkästchen plaudern.
Hier wegen einer geringen Einsparung zu betrügen und damit das eigene Geschäftsmodell aufs Spiel zu setzen wäre kaufmännisch völlig irrational.
31. Juli 2016 um 07:11
@RainerO, 2xhinschauen
Ok, der Calvinistenvergleich war wohl nicht ganz so gut. Aber glücklicherweise haben alle verstanden, was ich damit ausdrücken wollte. Dann passt es.
31. Juli 2016 um 08:06
nun ja, ich gehe auch nicht davon aus, das im großen Stil betrogen wird, eben wegen der von HW auch genannten Risiken. Das ändert aber nichts daran, dass doch der Hersteller eigentlich nicht nachweisen kann, ob sein Produkt dem Label entspricht oder nicht?!
Ich bin es eigentlich gewöhnt, dass wir selbst und unsere Kunden stichprobenartige Tests durchführen, um die Qualität zu sichern. Ebenso stellt sich die Frage, wer die Anlagen zum Verschütteln baut (der Hersteller in Eigenregie selbst, oder ein externes Unternehmen), denn falls letzteres – wie stellt der Glaubuliproduzent sicher, dass die „Schüttelbewegung“ des Fremdherstellers auch der Hahnemann-Jünger-Potenzierbewegung entspricht (kann ja nicht jeder einfach zusammenschütteln) – oder anders – woher ist ihm klar das das Endprodukt seine magische Wirkung überhaupt entfalten kann.
Selbst so etwas relativ Simples wie eine Zucker-deko-paste geht durch ein stringentes Testregime (von Labor bis Testkunden und einer lokalen Markteinführung), wenn auch nur ein Element des Prozesses geändert wird, um ja jegliche Beschwwerden der Kunden zu vermeiden.
31. Juli 2016 um 08:24
@ HW
Hoffentlich haben Sie Recht…
31. Juli 2016 um 09:02
@HW
Gute Argumente. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wohl hauptsächlich maschinell verschüttelt wird. Würde man C1000 in Handarbeit herstellen, sähe es mit den Kosten eventuell anders aus.
Zur Apothekeneben kann ich ja mal meine Frau fragen, die ist Apothekerin (und Homöopathiegegnerin).
31. Juli 2016 um 10:14
@Sceric
Wie aufwändig Qualitätssicherung ist, sehe ich an einem Kunden (ein Pahrmaunternehmen), den ich betreue.
Dort wird von jeder produzierten Charge eine Probe in einem bis zu 30-stündigem Anaylselauf aufwändig untersucht. Dieser Lauf wird von jeder Probe bis zu fünf Jahre jährlich wiederholt, um die Stabilität des Produkts zu bewerten.
Dieses im Grunde gar nicht so große Unternehmen betreibt daher ein mit 10 Mitarbeitern und sündteurem Messinstrumentarium ausgestattetes Labor, das an 5-6 Tagen die Woche voll besetzt ist.
Das kann sich ein Globolihersteller alles sparen. Zu analysieren gibt es da nichts. Qualitätssicherung kann man gar keine machen, außer sicherzustellen, dass sich die Arbeiter nach dem Toilettenbesuch die Hände waschen.
31. Juli 2016 um 10:48
@RainerO
sehe ich im Lebensmittelbereich ähnlich, nur stellt sich mir dann die Frage, wie sich ein solcher GlaubuliHersteller, der keine Qualitätssicherung betreiben kann, gegen potentielle Klagen sichert (u.a. in und aus den USA)?? Nur die Gutgläubigkeit der User, der Not-Aus der Erstverschlimmerung, der Kann-Nicht-Schaden-Mythos??
31. Juli 2016 um 10:54
Ich arbeite bei einem pharmazeutischen Hersteller im Bereich Qualitätssicherung/Regulatory Affairs. Daher kann ich ohne jeden Zweifel bestätigen, dass die pharmazeutische Industrie zumindest in der EU, USA und Japan einer der am dichtesten überwachten Industriezweige ist. Nur die Atomindustrie hat noch strengere Regeln.
GMP sind die unumstößlichen Regeln. Wer dagegen verstößt, hat schlechte Karten.
Jeder Homöopathikahersteller wird sich wahrscheinlich hinter vorgehaltener Hand scheckig lachen, was er alles im Vergleich zum Pharmahersteller nicht beachten muss und welche finanziellen Vorteile und laues Leben er im Vergleich zum normalen Pharmaunternehmen hat.
31. Juli 2016 um 11:00
Da hat noch jemand ein paar offene Fragen ;-))
http://www.in-zukunft-homoeopathie.de/2016/07/22/homoeopathin-zur-skeptikerin-geworden-na-und/
31. Juli 2016 um 11:28
Kennt sich jemand mit den Zuständen in UK aus? Scheint, dass da nicht nur der Prinz seine Ohren mit drin hat im Homeopathie-Swamp.
https://pbs.twimg.com/media/CorTyvKWcAETUAl.jpg:large
31. Juli 2016 um 11:49
@Natalie Grams
Ein echter Lacher am Sonntag mittag, danke schön. :)
a) Herr Dankesreiter hat persönliche (!) positive Erfahrungen mit Homöopathie gemacht. Wie war das nochmal mit anekdotischen Erfahrungen?
b) Er hat positive Studien zur Wirkung der Homöopathie gelesen. Und was ist mit den weitaus zahlreicheren verifizierbaren Studien, die keinen (!) belegbaren Beweis der Homöpathie erbracht haben? Oder auch die methodischen Fehler, die den positive Studien nachgewiesen werden konnten?
Herr Dankesreiter, ihre Argumentationskette ist hinfällig. Setzen, sechs!
31. Juli 2016 um 12:05
aua, wie hat es da jemand geschafft mit Physik-Studium an den thermodynamischen Hauptsätzen vorbeizukommen??
um seine Liste der nicht gemeldeten Nachrichten zu verlängern:
Dipl.Ing. von Glaubulie abgefallen
Dipl. LÖK von Glaubulie abgefallen
Dr. VWL von Glaubulie abgefallen
Dr. Ing. von Glaubulie abgefallen
und da der Titel beim Glauben keine Rolle spielt:
Verwaltungsangestellte von Glaubulie abgefallen
Labortechnikerin von Glaubulie abgefallen
Technischer Mitarbeiter von Glaubulie abgefallen
31. Juli 2016 um 12:06
@ Natalie Grams
Abgesehen davon, dass dieser Herr mehrfach dreist lügt, ist er eine Schande für die Physik.
Wie kann man als fertig ausgebildeter Physiker, der eigentlich wissen sollte, wie man wissenschaftlich arbeitet, als Hauptgrund für die „Konvertierung“ zum Heilpraktiker eigene Erfahrung anführen. Was für ein Abstieg.
Die Universität Regensburg sollte sich schämen.
31. Juli 2016 um 13:40
@ Natalie Grams:
Offene Fragen? Ich sehe da nur einen weiteren Glaubuli-Jünger, der meint, seine eigene Erweckungs-Anekdote hätte irgendeine Form von Beweiskraft. Kann man m.E. getrost ignorieren.
31. Juli 2016 um 14:25
@RainerO:
<< Abgesehen davon, dass dieser Herr mehrfach dreist lügt << Ja, aus 7000 Ärzten, die aus den unterschiedlichsten (primär wohl aus rein kommerziellen/Wettbewerbs-Gründen) zusätzlich Homöopathie anbieten, "7000 Konvertiten" zu machen, ist schon extrem crazy.
31. Juli 2016 um 14:55
@Catweazle:
https://www.gwup.org/infos/nachrichten/1662-homoeopathie-und-kein-ende-in-grossbritannien
31. Juli 2016 um 15:58
Die ursprüngliche Ausbildung des Herrn Dankesreiter hatte ich gar nicht gesehen. Der hat wirklich Physik studiert und ein Diplom erhalten? Wer nicht einmal Grundlagen dieses Fachs versteht (Vordiplom), der sollte ganz kleine Brötchen backen und nicht Unsinn in die Welt hinausposaunen.
Aber vielleicht hat er sich deshalb zum Heilpraktiker ausbilden lassen, da er mit seinem Unverständnis der Naturwissenschaften im ursprünglichen Job angeeckt ist. Wer weiß?
31. Juli 2016 um 16:13
@ RPGNo1
„Aber vielleicht hat er sich deshalb zum Heilpraktiker ausbilden lassen, da er mit seinem Unverständnis der Naturwissenschaften im ursprünglichen Job angeeckt ist.“
Interessanter Gedanke!
31. Juli 2016 um 17:39
>> Schlawiner
Globuli sind ja bekanntlich apotheken-, aber nicht verschreibungspflichtig. Wenn jetzt jemand Kügelchen herstellt, die mit „richtigen“ Globuli chemisch identisch sind und die in der Fußgängerzone verkauft: Verstößt der/die Betreffende dann gegen das Gesetz? Was ist mit anderen chemisch identischen Darreichungsformen? Ist die Kugelform entscheidend, ob Dir eine Kugel ans Fußgelenk gekettet wird?
>> Offene Fragen
Ne der hat keine Fragen mehr. Der hat nur noch Antworten.
>> Physiker
Ausgerechnet das Fach, das seinen ursprünglichen philosophischen Wurzeln noch am nächsten steht… *seufz Aber hey, muss man den Burschen nicht erstmal fragen, welche hochwertigen Studien pro Homöopathie er genau meint? Also Quellen? Also… Quellen… Belegstellen… wie erklär ich das jetzt mal.. hm…
1. August 2016 um 02:25
Ich lese überhaupt nichts hier, dass der Therapeut des Attentäter Heilpraktiker war, sogar die Uni Regensburg distanziert sich?
1. August 2016 um 08:24
@2xhinschauen
Bei den Globuli (das wissen wir doch alle), geht es ja nicht um die Chemie.
Wer also Globuli in der Fußgängerzone verkauft, die z.B. mit Lachesis D200 chemisch identisch sind, sie aber nicht als homöopathisches Arzneimittel bezeichnet, bekommt auch keine Globuli an den Fuß.
Man hat ja nur Zuckerkugeln verkauft.
1. August 2016 um 09:39
@Gast:
Es ist – vorerst – in zwei Kommentaren darauf hingewiesen worden:
https://blog.gwup.net/2013/07/28/heilpraktiker-als-psychotherapeuten/#comment-64532
https://blog.gwup.net/2016/07/27/verschworungstheorien-um-den-amoklauf-von-munchen/#comment-64529
1. August 2016 um 10:42
@Christian Becker
Stimmt natürlich. Es käme einfach darauf an, das so weit auf die Spitze zu treiben, wie es geht: Exakt welcher Umstand konstituiert eigentlich die Apothekenpflicht?
Als Beispiel ein A-B-Test: Ich kaufe die in der Apotheke und verschenke sie in der Fußgängerzone (a) mit Originaletikett (b) ohne? Natürlich nur mit juristisch sauberen Heilsversprechen. Wahlweise Verkauf (natürlich zu Dumpingpreisen und das Geld gleich spenden!).
Dann dasselbe mit chemisch identischen, aber selbstgemachten Kugeln (a) mit gerade noch eben legaler Etikettierung und (b) ohne Etikett, aber mit der Behauptung, die seien echt?
So in dem Stil.
1. August 2016 um 12:33
2xhinschauen
„Im übrigen ist die Analyse eines ernstzunehmenden Instituts in der Öffentlichkeit gewiss überzeugender“
Was ich mich oft (auch in anderen alternativrealitstischen Themen) frage, wie groß soll dieser Anteil der „Öffentlichkeit“ überhaupt?
Gibt es tatsächlich eine Teilmenge die die Verdünnerei erstmal glaubt, aber als Unsinn erkennen würde, wenn es eine Analyse gäbe?
1. August 2016 um 12:56
Die Apothekenpflicht dürfte aus der Bezeichnung als „homöopathisches Arzneimittel“ stammen.
Jetzt ist die Frage, ob man mit einem „homöopathischen Nahrungsergänzungsmittel“ durchkommen würde.
Gegen ein Verschenken der umetikettierten Globuli (oder auch den Verkauf) dürfte nichts sprechen, denn es kann ja kein Mensch nachweisen, dass es nicht nur Zuckerkügelchen sind, die man ja auch so kaufen kann.
1. August 2016 um 14:15
@ 2x hinschauen:
Ich fürchte, bei dem Experiment kannst Du nur verlieren. Wenn beispielsweise die Polizei ankommt und Dich darauf hinweist, dass die Kügelchen apothekenpflichtig sind – was willst Du dann antworten? Entweder, dass die Dinger Schwindel sind – dann bist Du wegen Betrugs dran. Oder dass die Dinger echt sind – dann hast Du gegen das Arzneimittelgesetz verstossen.
Und das in jedem Fall unabhängig davon, ob Du nun „echte“ Glaubuli verwendet hast, oder gefälschte.
1. August 2016 um 16:03
@Rambaldi
>> Gibt es tatsächlich eine Teilmenge die die Verdünnerei erstmal glaubt, aber als Unsinn erkennen würde, wenn es eine Analyse gäbe?
Eher nicht, oder nur wenige. Die Hauptzielgruppe solcher Informationen (und übrigens auch des ganzen INH) sind die Uninformierten. Die, doch nicht recht darüber nachgedacht haben. Die, die das für Naturheilkunde halten usf. Je gläubiger, desto wirkungsloser wäre eine solche Aktion.
Trotzdem sollte man mittelfristig doch auch große Ziele ins Visier nehmen, als Beispiel die Apothekenpflicht, für die es keinerlei wissenschaftliche Begründung gibt. Es sei denn, man hält die Betriebswirtschaft für eine Wissenschaft ;-)))
@noch’n Flo
Voll d’accord, man riskiert in der Tat eine vorläufige Festnahme zur Ermittlung der Personalien usw. und mindestens eine Anzeige. Ich weiß nicht, ob/wo man sich mit den örtlichen Ordnungsbehörden vorher so abstimmen kann, dass die Festnahme vermieden wird. Die Anzeige seitens eines besorgten Bürgers oder auch durch amtlicherseits dürfte unabwendbar sein, und auf die nachfolgende juristische und natürlich publizistische Auseinandersetzung muss man sich vorher(!) vorbereitet haben.
Solange ich nicht eines Besseren überzeugt wurde, gehe ich davon aus, dass es nicht nur das entweder/oder in Deinem Argument gibt. Aber man muss aufpassen, klar.
1. August 2016 um 18:08
Eventuell wäre es legal, wenn man ein Globuli-Bastelset anbieten würde, bestehend aus einem Liter vorgeschütteltem Aqua destillata C30 (hochwirksam), einem Kilo Puderzucker sowie einer Art Knoblauchpresse zum Selberpressen der Kügelchen und ein Sprühdöschen zum Aufbringen der wirksamen Substanz zum Preis von 9,99€.
Die größte Gefahr wäre wohl eine Anzeige der homöopathischen Industrie wegen Produktpiraterie.
1. August 2016 um 20:45
@Werner
Bausatz? Genial!! Sag ich ja, irgendwie würde es gehen. Nur das Sprühdöschen brauchen wir nicht, denn die einzige wirksame Substanz (Karies, Gewichtszunahme, kurzfristiger Energieschub) ist ja der Zucker, sofern die Verunreinigungen im annehmbaren Bereich bleiben.
Zur Ideensuche geselllt sich dann die Anwaltssuche. Jemand interessiert? Die Beratung sollte natürlich probono sein….
2. August 2016 um 16:03
Homöopathie gibts ja auch für Pflanzen- als Dünger
hier ein Beispiel von mehreren
http://www.biplantol.at/produkte.php?content=3
also sicherheitshalber keine Globuli im Garten fallen lassen, sonst wachsen einem evtl die Tomaten über den Kopf.
2. August 2016 um 20:09
@Werner: Kein Sprühdöschen, eine Pipette oder ein Tropfaufsatz für die Wasserflasche reicht. Meines Wissens kommt doch ein Tropfen homöopathisches Wasser auf einen zu homöopathisierenden Globulus, oder?
@2xhinschauen: Was da die wirksame Substanz ist, interessiert nicht. Auf Homöopathisch werden Roh-Globuli mit homöopathischem Wasser beträufelt und werden dadurch zur Arzenei.
Das Beträufeln ist also (auch im Sinne der Zertifizierung der Prozesse) unverzichtbar, ohne Beträufeln läge Betrug vor. Natürlich nicht hinsichtlich der Wirksamkeit, sondern nur hinsichtlich der für Homöopathika vorgeschriebenen Herstellungsprozesse.
Die letztere ist ja aber alles, was sie haben, die können Sie ihnen doch nicht noch wegnehmen wollen!
3. August 2016 um 06:13
@gnaddrig
1 Tropfen pro Globulus würde zu Suppe führen.
Auf 10 g Globuli werden 0,1 g (ca. 1 Tropfen) Substanz gegeben – was für Nichthomöopathen dazu führt, dass die Potenz von Globuli immer um 2 zu niedrig angegeben wird. (0,1 g auf 10 g = 1:100, also ist in D6 Globuli so viel, nennen wir es mal Wirkstoff, enthalten wie in der gleichen Masse einer D6 Dilution)
Daran stört sich unter den Homöopathen niemand und bei höheren Potenzen wird der Effekt ohnehin nivelliert. :D
In der (Apotheken-)Praxis sieht das so aus: Rohglobuli kommen in eine Petrischale, ein Tropfen Dilution der entsprechenden Potenz kommt drauf, Deckel drauf und dann schwenken, bis die Globuli benetzt sind.
Die homöopathische Pharmaindustrie macht es wahrscheinlich wie die Kollegen bei der richtigen Pharmaindustrie mit einem Wirbelschichter.
Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass die riesige Petrischalen auf speziellen Schwenkvorrichtungen haben.
Irgendwann muss ich mal nach Karlsruhe fahren und mir eine Werksführung bei der DHU antun.
3. August 2016 um 10:28
@Christian Becker: Stimmt, homöopathischer Zuckerguss. Aber das ist ja sowieso nur ein materialkundliches Problem, kein pharmazeutisches. Ob ein Tropfen nun auf ein oder zehn Kügelchen kommt – was macht schon eine Größenordnung mehr oder weniger, wenn das Mittel hinterher sowieso nebenwirkungsfrei ist…
Die DHU teilt übrigens auf ihrer Webseite mit, „dass alle Verschüttelungen von Hand erfolgen“, und zwar wegen der zentralen Rolle, die die hervorragende Qualität der Zubereitungen in der Firmen-Philosophie spielt. Da wäre es unpassend, das verdünnte Wasser dann maschinell an die Kügelchen zu bringen, oder? Andererseits werden die Kügelchen ja sicher auch nicht handgedreht, von daher. Ach was weiß denn ich!
3. August 2016 um 10:28
@gnaddrig, Christian Becker
Danke, wieder was gelernt. Zu einer Werksbesichtigung / Tag der offenen Tür würde ich gern mitgehen.
3. August 2016 um 10:47
Heh, oben meinte ich natürlich „wie in der gleichen Masse einer D8 Dilution“.
@gnaddrig
Na dann ist ja gut, dass die meisten Zubereitungen der DHU Globuli sind. Wenn die tonnenweise Zeug von Hand verschütteln würden, müssten die Kosten horrend sein bzw. das ganze im Niedriglohnausland geschehen.
3. August 2016 um 11:32
Beim Schütteln sollte ja rein theoretisch eine riesige Menge an „schwächeren“ Potenzen zusammenkommen. Also hunderte Liter die man nicht einfach lagern kann wegen MHD und auch nicht einfach so weiter verdünnen kann mangels paar Trillionen an Kunden. Die schütten doch das Zeugs hoffentlich nicht einfach so in den Ausguss sondern entsorgen das sicher Fachgerecht außerhalb unseres Universums. Sonst kann es passieren das die Mensch-, Tier- und Pflanzenheit eines Tages komplett immun ist gegen die Homöopathie ;)
3. August 2016 um 12:48
@Catweazle: Du hast das Wesen der Homöopathie offensichtlich nicht verstanden. Das Zeug ist erstens absolut nebenwirkungsfrei, kann also gar keine unbeabsichtigten Folgen zeitigen. Zweitens wirkt es nur, wenn in sorgfältiger Anamnese die richtige Arzenei ermittelt und dann verschreibungsgemäß eingenommen wird.
Solange also kein Homöopath mit dem Ausguss oder gar der Erde oder dem Universum ein Anamnesegespräch führt, dürfte das Wegschütten ungefährlich sein.
3. August 2016 um 13:59
Nach Jahren der Beschäftigung mit Pseudomedizin denkt man ja manchmal, man hat alles gesehen. Und dennoch kommt immer wieder mal ein neuer Irrsinn daher, der einen einfach nur sprachlos macht.
Ladies and Gentleman, live from Absurdistan: die kreative Homöopathie nach Antonie Peppler ( http://www.ckh-online.com/was-ist-kreative-hom%C3%B6opathie/ ). *kopfauftisch*
(Aber für die Erfinderin sicherlich eine lukrative Einnahmequelle – um selbst „kreativer Homöopath“ zu werden, muss man 12 „Ausbildungs“-Module durchlaufen, jeweils zu 1’250 Euro ( http://www.ckh-online.com/ausbildung-in-kreativer-hom%C3%B6opathie-1/ ). Da rollt der Rubel.)
4. August 2016 um 09:57
Argh!
„Krankheit ist letztlich ganz offenkundig ein geistiges Problem“
Naja, ihr Problem ist ganz offenkundig eine geistige Krankheit.
Ist jemandem das fiese Grinsen der Dame aufgefallen?
4. August 2016 um 12:34
Na ja, je größer der Begriff, desto kleiner der Inhalt – sagte schon Ludwig Heinrich Jacob vor gut 200 Jahren. „Geist“ ist ein Riesenbegriff, der Inhalt also gerade klein genug, dass ihn Frau Peppler noch stemmen kann.
4. August 2016 um 16:08
Aber ihr folgender Gedankengang ist nicht ganz ohne:
„Durch diese Gedanken wird deutlich, dass die Homöopathie nicht als „alternative Medizin“ oder als „Komplementärmedizin“ zu verstehen ist. Zu sehr würde durch diese Begriffe die Abhängigkeit von der Schulmedizin suggeriert, die jedoch nicht da ist.
Die Homöopathie ist vielmehr eine eigenständige Wissenschaft neben der Schulmedizin.“
Lasst uns hoffen, dass die „normalen“ Homöos nicht auf diesen Trichter kommen- mit solchen Äusserungen kann man nämlich sehr leicht unbedarfte Politiker beeindrucken. Von dem Schaden, den man damit im Weltbild der verunsicherten Kundschaft anrichten kann, mal ganz zu schweigen.
4. August 2016 um 19:10
Ein Problem ist – mMn – das in der breiten Masse der Gedanke herrscht, als sei die Wissenschaft nur eine Weisheit von vielen.
einer der prägenden Sätze ist wohl dieser:
Mittlerweile ist aber die Wissenschaft soweit vorangeschritten, daß man vieles als falsch erkennen kann – sie ist weit größer, als die „Schulweisheit“ eines Durchschnittsmenschen ;-)
Genau das Gegenteil will der Satz, den „noch’n Flo“ zitierte suggerieren:
„Die Homöopathie ist vielmehr eine eigenständige Wissenschaft“