Im Sommer hatte der Wissenschaftsrat der GWUP die Stiftung „Jugend forscht“ um nähere Auskünfte zu einem preisgekrönten Experiment ersucht, bei dem es um ein bislang unbekanntes homöopathisches Präparat zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Honigbienen gegenüber Milben ging.
Was ist daraus geworden?
Nichts, erklärt der Physiker und Astronom Prof. Dieter B. Hermann in einem aktuellen Beitrag für die Berliner Zweiwochenschrift Das Blättchen:
Man bitte um Verständnis, „dass die Bundesjury im Nachgang des Wettbewerbs keine Stellungnahme zu Arbeiten an Dritte abgibt.“ Die Bitte haben wir vernommen, nur können wir sie nicht erfüllen – wir haben kein Verständnis!
Bisher ist der Text der preisgekrönten Arbeit weiterhin öffentlich nicht zugänglich und die Namen der Juroren ebenso wenig. Deshalb muss man sich nicht wundern, dass in einschlägigen Blogs drastische Urteile gefällt werden.
So wurde bereits gefragt, ob es nächstes Jahr womöglich heißen könnte „Schülerin findet Gold mit Wünschelrute“ oder „Schüler baut in Garage Perpetuum mobile“? Ganz so übertrieben, wie es klingt, ist das allerdings nicht.
Für „Akupunktur bei Pflanzen“ hat es immerhin bei „Jugend forscht“ bereits 2009 einen Preis gegeben.“
Zum Weiterlesen:
- Biene Maja ohne Milben? Das Blättchen vom 9. November 2015
- Bienen und Homöopathie: GWUP-Wissenschaftsrat schreibt an „Jugend forscht“, GWUP-Blog am 20. Juli 2015
- Weltsensation bei Jugend forscht: Homöopathie hilft kranken Bienen, GWUP-Blog am 3. Juni 2015
- Offener Brief an “Jugend forscht”, GWUP-News am 20. Juli 2015
12. November 2015 um 06:10
So armselig das von Seiten Jugend Forschts das auch ist, vielleicht sollte man das Thema auch einfach ruhen lassen.
Kommt rein publicitymäßig auch gar nicht gut für die Skeptiker (auch wenn es natürlich darum nicht in erster Linie gehen sollte; aber wer sympathisch rüberkommt, hat in Diskussionsrunden wie dem „Nachtcafé“ und so weiter mehr Erfolg beim Publikum).
Vielleicht sollten wir es dabei bewenden lassen, dass die Arbeit an den Bienen zwar (vermutlich, keiner kann ja jetzt genau herausfinden, was wie gemacht wurde) vermutlich nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügte und das Studiendesign auch nicht ideal war.
Jugend Forscht aber gibt sich zwar wissenschaftlich, aber nach meinen eigenen (kurzen) Erfahrungen als Lehrer und aufgrund von Berichten aus dem Bekanntenkreis (viele Lehrer) kann ich sagen, dass eine strenge Wissenschaftlichkeit vermutlich gar nicht erwünscht ist.
Es geht viel mehr darum, dass die Schüler was machen, sich damit auseinandersetzen und sich „bemühen“. Es wird also letztendlich nicht die eigentliche Leistung bewertet bzw. das Ergebnis, sondern eher der Weg dorthin.
Zwar werden einige Homöopathen auch die Arbeit der Schülerin heranziehen; jeder, der diese jedoch z.B. in eine Metastudie einbeziehen will oder sie in einer ernsthaften Diskussion (sofern man das so nennen kann) über die Wirksamkeit der Homöopathie erwähnt, macht sich doch lächerlich.
12. November 2015 um 10:27
Christian Becker, es geht eher um die andauernde „Adelung“ von Humbug mit durch wissenschaftlichem Anstrich. Natürlich ist so eine Arbeit nicht tauglich für eine Metastudie.
Den Pseudowissenschaftlern, die diese „Jugend forscht“-Arbeit als PR-Maßnahme unterstützt haben – mit eindeutigem Ziel, die Homöopathie in wissenschaftlichem Licht erscheinen lassen zu wollen – spielt alleine die Zulassung dieses Themas in „jugend forscht“ in die Hände.
12. November 2015 um 23:45
@Christian Becker
Das Mädchen verwendete eine homöopathische Tinktur, die ihr Opa(?) hergestellt hat und ich denke auch, daß die Idee von ihrem Opa ausging.
Ich sehe hier nicht, inwieweit sich das Mädchen „bemüht“ hat.
Analog wäre es, wenn ich meinem (nicht-vorhandenen) Enkel dazu brächte, ein von mir entworfenes „Perpetuum Mobile“, bei ‚Jugend forscht‘ einzureichen, welches in meinem Geiste schon existiert ;-)
Ja, natürlich ist ‚Jugend forscht‘ keine Nobelpreis-Veranstaltung und braucht auch keine strenge wissenschaftliche Kriterien, aber es sollte doch auf der Grundlage echter Wissenschaft stehen.
Wenn das Mädchen wirklich ergebnisoffen geforscht hätte, dann könnte man es auch noch akzeptieren – aber ich glaube, nur das Ergebnis, daß die Tinktur ihres Opas hilft, war möglich.
‚Jugend forscht‘ sollte gerade auch „pädagogisch“ wirken und deshalb solche Projekte genau untersuchen, inwieweit hier auch ergebnisoffen geforscht wurde.
Was soll jetzt das Mädchen denken? Toll, ich habe einen Preis erhalten und sie wird sich wahrscheinlich nicht kritisch hinterfragen und vor allem wird ihr Opa wirklich mächtig stolz auf sich und seiner klugen Enkelin sein.
13. November 2015 um 08:53
— Jugend Forscht aber gibt sich zwar wissenschaftlich, aber nach meinen eigenen (kurzen) Erfahrungen als Lehrer und aufgrund von Berichten aus dem Bekanntenkreis (viele Lehrer) kann ich sagen, dass eine strenge Wissenschaftlichkeit vermutlich gar nicht erwünscht ist. —
Hmmm und wie soll das in der Zukunft ablaufen?
Wenn es darum geht Medikamente auf den Markt zu bringen? Was sollen die Kinder dabei lernen?
Strenge Wissenschaftlichkeit ist ja gar nicht notwendig oder wie?
Dann ist das ganze Projekt unsinnig und gehört eingestampft
14. November 2015 um 00:00
Wenn es den Bienen besser geht, ist es doch toll. Wenn nicht, ist Glyphosat schuld.
14. November 2015 um 15:25
Das Mädchen bekommt nun sicher einen Ehren-Studienplatz an der Viadrina, dem Hogwarts an der Oder.