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Mond-Mythen und Muster

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Seitdem sich das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in der Sache zu Wort gemeldet hat, geben sogar große Publikumsmedien den Sachverhalt korrekt wieder:

Das Märchen von der schlaflosen Vollmondnacht“

titelte zum Beispiel Die Welt.

Und der Focus änderte gar seine Meinung von „Schlaflosigkeit bei Vollmond ist kein Mythos“ (2013) zu „Mond hat keinen Einfluss auf Schlaf“ (2014).

Heute schreibt auch GWUP-Vorstand Dr. Florian Aigner nochmal über den bleichen Gesellen:

Warum halten sich die Mondmythen dann aber trotzdem so hartnäckig? Weil wir Menschen Meister im Mustererkennen sind – selbst dort, wo eigentlich gar kein Muster ist […]

Das Erkennen von komplizierten Mustern aus einfachen Daten erfordert eine große Intelligenzleistung. Computern fällt so etwas extrem schwer. Wenn wir aus unseren Alltagsbeobachtungen voreilig abergläubische Schlüsse ziehen, ist das also ein Zeichen von Intelligenz.

Ein Zeichen von noch größerer Intelligenz allerdings ist es, die eigene Fehleranfälligkeit zu erkennen und solide Fakten über das eigene Bauchgefühl zu stellen.“

Vor wenigen Tagen war Florian Aigner übrigens auch in der Sendung „Nachtquartier“ beim ORF zu Gast:

It‘s The Wissenschaft, Stupid! Metawissenschaft, Esoterik, Quantenphysik und Wahnsinn.

Zum Weiterlesen:

  • Schneiden Sie jetzt Ihre Zehennägel! futurezone.at am 15. Juli 2014
  • Mond und Schlafstörungen: kein Zusammenhang, GWUP-Blog am 16. Juni 2014
  • Beeinflusst der Mond unseren Schlaf? Max-Planck-Gesellschaft am 16. Juni 2014
  • Mond und Schlafstörungen, GWUP-Blog am 28. Juli 2013
  • Vom richtigen Zeitpunkt: Esoterischer Unsinn über den Mond, Astrodicticum simplex am 23. Mai 2008
  • Mondkalender 2013: Der gleiche Unsinn wie jedes Jahr, Astrodicticum simplex am 2. Januar 2013
  • Interview mit Dr. Florian Aigner im „Nachtquartier“ vom 11. Juli 2014

3 Kommentare

  1. Mustererkennung würde ich definitiv nicht im Bereich der (kognitiven) Intelligenz verorten! Ganz im Gegenteil halte ich die Mustererkennungsfähigkeit für ein recht altes, der (wenn man es so nennen will) intuitiven Intelligenz zuzuordnendes Phänomen.

    IMO zeigen bereits die Experimente Skinners, dass „Aberglaube“ (hier im „Erkennen“ des scheinbaren Auslösers für Futterzuteilung) auch schon bei Tauben vorhanden ist. Dazu braucht es keine höheren kognitiven Leistungen.

    Ein relativ einfaches (stets vorhandenes) Ungleichgewicht von verstärkender und abschwächender Wirkung von Signalen reicht aus, damit vermeintliche Muster „erkannt“ und wiederholt werden, wenn kein korrigierender negativer Feedback der Dämpfung des falschen verstärkender Effekts zur Seite tritt.

    Ereignisse wirken grundsätzlich stärker auf unsere Erinnerung als das Ausbleiben von Ereignissen („Nicht-Ereignisse“). Abschwächen kann dieses Feedback nur ein signifikanter Nachteil. Ist die negative Wirkung der „Aberglaubenstradition“ zu gering, verfestigt sich der Aberglaube auch dann wenn er rational betrachtet nutzlos ist, weil jede zufällige Koinzidenz ihn weiter bestärkt.

    Sich dieses Mechanismus bewusst zu werden und ihn zu überwinden, bedarf kognitiver Intelligenzleistung.

    Ähnliches gilt auch für das „Erkennen“ von optischen oder akustischen Mustern. Auch hier bedarf es kognitiver Anstrengung z. B. eben nicht mehr den Bärenkopf in der Wolke zu sehen, wenn doch unsere archaischen Mustererkenner uns auf vermeintliche Gefahren aufmerksam machen wollen.

  2. @omnibus56

    Mustererkennung sehe ich auch nicht direkt als ein Ausdruck einer Intelligenz. Dennoch ist sie ein Teil des adaptiven Gehirns, welches für die Entwicklung einer Intelligenz nötig ist. Ohne diese Fähigkeit der Mustererkennung könnten wir keine Muster analysieren. Mustererkennung scheint einer der rudimentären Teilfunktionen zu sein, die die Bildung von Intelligenz begünstigt.

    Ist nur ein Gedanke… :)

  3. @nihil jie

    Selbstverständlich ist die intuitive Intelligenz die Basis. Ich würde sie auch in ihrer Effizienz nicht unterschätzen.

    Immerhin steuert sie fast unser gesamtes Leben. Die kognitive Intelligenz hat genau aufgrund der analytischen Routinen notwendigerweise einen Geschwindigkeitsnachteil. (Weißt du noch, wie es in der Fahrschule war, als du beim Autofahren alles bewusst machen müsstest, aber wie du mit einem Reflex eine umkippende Flasche fängst, bevor sie aufschlägt?)

    Allerdings sind Geistes- und Naturwissenschaften, Kunst und Technik wohl das, von dem wir Menschen gewöhnlich denken, dass genau das uns eigentlich ausmacht (auch wenn ich bei der Mehrheit bzgl. der Richtigkeit so meine Bedenken habe ;-)) und nicht die Fähigkeit, geschickt Tennis oder Fußball zu spielen.

    Dennoch bewundern wir auch letztere Fähigkeiten, denn auch sie machen uns aus. :-)

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