Dauerthema Impfen:
Während die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und das Fachjournal The Lancet Global Health den globalen Nutzen von Schutzimpfungen dokumentieren und sogar eine Impfung gegen Leishmaniose in den Bereich des Möglichen rückt, machen die Impfgegner weiter mobil und verbreiten über Promis (jetzt auch Alicia Silverstone) und sogar Ärzte ihren gefährlichen Unfug.
Jetzt haben sich auch der ORF und Die Zeit des Themas angenommen.
science.orf.at fragt einen Mediziner von der Uni Tübingen nach den Motiven der Impfverweigerer:
Ein Hauptgrund ist der, dass wir mit den Krankheiten nicht mehr konfrontiert werden. Wir sehen sie nicht in unserem Alltag. Wir merken nicht, dass unsere Nachbarn oder Familien daran erkranken oder eventuell daran sterben.
Ein weiterer Grund ist, dass wir eine gewisse Skepsis gegenüber der modernen Medizin haben und auf ein auf Natürlichkeitsdenken zurückgreifen. Das sehen wir ja in anderen Bereichen der Gesellschaft auch, dass wir glauben, eine natürliche Lebensweise sei die bessere.
Dieser Trend ist in den Gesellschaften vorhanden, nur man muss sich fragen: Stimmt das auch für Impfungen oder haben wir da nicht ein fatales Natürlichkeitsdenken?“
Zeit-Online zieht in dem Beitrag „Die falsche Angst“ das Fazit:
Die Kontroverse verläuft nach ähnlichen Argumentationslinien wie jene um das Passivrauchen: Ein im Prinzip unvernünftiges Verhalten kann im schlimmsten Fall den Mitmenschen schaden. Doch für Viren lassen sich keine schützenden Trennwände errichten.“
Einen interessanten Aufsatz zum Thema „The Science of Why We Don’t Believe Science“ gibt’s außerdem im Mother Jones-Nachrichtenportal.
Der Autor und WSC-Referent Chris Mooney rät:
If you want someone to accept new evidence, make sure to present it to them in a context that doesn’t trigger a defensive, emotional reaction.“
Zum Weiterlesen:
- CDC: Vaccines save hundreds of thousands of lives, USA Today am 24. April 2014
- The enduring benefits of vaccination, Washington Post am 2. Mai 2014
- Reassessing the value of vaccines, The Lancet Global Health, May 2014
- Alicia Silverstone’s clueless vaccine advice, salon.com am 23. April 2014
- Ist Impfen ein Akt der Solidarität? science.orf.at am 2. Mai 2014
- Die falsche Angst, Zeit-Online am 5. Mai 2014
- Gibt es das Masernvirus? Der Prozess Bardens vs. Lanka, GWUP-Blog am 10. April 2014
- „Für Impfen“ bei Facebook, GWUP-Blog am 5. April 2014
- Impfmündigkeit statt Impfmüdigkeit, hpd-online am 5. April 2014
- Reich werden durch Impfen? GWUP-Blog am 31. März 2014
- Kinderarzt zu Impfgegnern: “Get Out of My Office”, GWUP-Blog am 5. Februar 2014
- The Science of Why We Don’t Believe Science, medium.com
12. Mai 2014 um 18:08
Was immer wieder vegessen wird. Krankheiten sind nicht dazu da Menschen zu stärken, abzuhärten oder zu immunisieren.
Sie sollen schwächen und töten.
Und dass Impfungen keinen 100%igen Schutz bieten oder (in wesentlich selteneren Fällen, als bei den Krankheiten) Komplikationen nicht ausschließen können, ist wohl das dämlichste Argument dafür, seine Kinder zu quälen.
13. Mai 2014 um 03:11
Aktuell gefunden (zeit.de):
„Mit Yoga gegen den Gebärmutterhalskrebs“
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-05/hpv-impfung-gebaermutterhalskrebs
Anmerkung: Humaner Papillomavirus (HPV)
Zitate (Auszüge):
„KREBSVORSORGE
Mit Yoga gegen den Gebärmutterhalskrebs
Naturheilkunde statt OP und harsche Kritik an der HPV-Impfung: Eine veraltete Broschüre über Gebärmutterhalskrebs entsetzt Ärzte. Die Krankenkassen widersprechen.“
„Klaus König ist aufgebracht. Die Entrüstung des Steinbacher Frauenarztes richtet sich gegen eine Broschüre zweier Krankenkassen, der Techniker Krankenkasse (TK) und der Barmer GEK. Mit ihr wollen sie ihre Mitglieder über Gebärmutterhalskrebs aufklären. Doch genau das, täten sie nicht, sagt König. Während die Krankenkassen die Wirkung einer sinnvollen Impfung infrage stellen, nennen sie Yoga und naturheilkundliche Verfahren als Alternative zu einer Operation, sollten sich bei einer Frau die Zellen der Gebärmutter auffällig verändert haben. König und weitere Kollegen halten das für unverantwortlich und haben deshalb nun offiziell Beschwerde eingereicht.“
„So kritisch sich die Autoren der Broschüre mit der Impfung auseinandersetzen, so unkritisch gehen sie mit alternativen Behandlungsmöglichkeiten um. Man wolle Frauen darin unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden: „Das kann für die eine bedeuten, einfach mal innezuhalten und sich Zeit für sich selbst zu nehmen, für die andere sind es naturheilkundliche Verfahren und Yoga.“ Die dritte komme vielleicht zu dem Schluss, doch das veränderte Gewebe wegschneiden zu lassen.“
„Daher argwöhnen Ärzte, es sei für die Kassen einfach kostengünstiger ein paar wenige Krebspatienten zu behandeln, als flächendeckend eine Impfung zu zahlen, die zwischen 400 und 500 Euro kostet. Das weisen die Kassen offiziell von sich, sprechen aber gleichzeitig davon, dass man das Kosten-Nutzen-Verhältnis bald neu überprüfen würde.“
„Derweil unterstellen die Krankenkassen den Frauenärzten, die Mädchen mit ihrer Krebsvorsorge in die Praxen locken zu wollen. Doch ob 25 Euro pro Impfdurchgang, wie es die Gebührenordnung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein vorsieht, einem Frauenarzt zu neuem Reichtum verhilft, bleibe jetzt dahingestellt.“
Es ist empfehlenswert, den ganzen Artikel zu lesen.
13. Mai 2014 um 18:15
@ Beobachter:
Um einen Fall von Zervixkarzinom zu verhindern, muss man (gemäss aktueller Studienlage) etwa 430 Frauen Impfen. Bei Impfkosten von rund 500 Euro ergibt dies Gesamtkosten von 21’500 Euro. Die durchschnittlichen Behandlungskosten pro Krebs-Fall liegen mehr als doppelt so hoch.
Die Kosten-Nutzen-Relation stimmt also durchaus.
Aber Krebs mit Yoga behandeln zu wollen, ist echt ein Witz. Ein überaus schlechter.
14. Mai 2014 um 07:05
@ noch`n Flo:
Eben, es ist ein überaus schlechter Witz.
Gut, dass sich ein Frauenarzt darüber aufgeregt hat und diese Krebsvorsorge-„Aufklärungsbroschüre“ dadurch zumindest öffentlich in den Fokus geraten ist.
Besonders die TK scheint in jegliches sog. „Alternative“ bzw. gar in die Esoterik-Richtung abzudriften, statt ihren Versicherten das medizinisch Notwendige und Sinnvolle zu empfehlen bzw. anzubieten.
https://blog.gwup.net/2014/02/02/zum-beispiel-tk-was-die-kassen-so-alles-unterstutzen/
http://www.youtube.com/watch?v=Ifvcmul9ng8
(Grußwort TK bei Tagung)
http://www.youtube.com/watch?v=ppapNH84DMs
(Tagungs- bzw. Verkaufsveranstaltungs-Mitschnitt; „Lebendiges Wasser“-Produkte; Aussteller vor Ort)
persönliche Anm.: Senioren-Kaffeefahrten sind nichts dagegen …
Selbst mit einer stimmigen Kosten-Nutzen-Relation hat das offensichtlich wenig zu tun, sondern eher mit „Kundenbindung bzw. -werbung“ im Sinne von: Das Volk bekommt, wonach es verlangt ?!
Und es verlangt zunehmend nach z. B. Homöopathie und „sanfter, natürlicher Medizin“ – ohne zu hinterfragen und als bloßer, umworbener Konsument/Kunde (bei Apotheken, im Versandhandel, bei IGeL- und privatärztlichen Angeboten).
Bei den Kassen (als Wirtschaftsunternehmen; hier Bsp. TK) wird man sich wohl denken, dass langfristig und unterm Strich gesehen diese Schiene finanziell einträglicher ist.
Gibt`s eine andere/noch eine Erklärungsmöglichkeit ?
14. Mai 2014 um 18:51
@ Beobachter:
„Gut, dass sich ein Frauenarzt darüber aufgeregt hat und diese Krebsvorsorge-”Aufklärungsbroschüre” dadurch zumindest öffentlich in den Fokus geraten ist.“
Aber Yoga gegen Krebs ist ja auch wirklich zu abstrus. Schlimm genug, dass es anscheinend in der Bevölkerung immer noch genügend Menschen gibt, die das trotzdem für bare Münze nehmen. Wollen die sich denn alle geschlossen für den nächsten Darwin-Award bewerben?
„Das Volk bekommt, wonach es verlangt ?!“
Ich habe mich ja schon vor 15 Jahren darüber aufgeregt, dass das Gesundheitssystem in Deutschland zunehmend privatisiert wurde. Nun haben wir den Salat.
Liebe Politiker: bitte seht doch endlich ein, dass die Volksgesundheit KEIN Geschäft ist. Sie folgt keinerlei volkswirtschaftlichen Regeln (wobei die fehlende Wissenschaftlichkeit der „Wirtschaftswissenschaften“ nur ein Teil des Problems ist).
Immerhin gibt es seit 1-2 Jahren einen Gegentrend: da kaufen zunehmend Städte und Gemeinden ihre Krankenhäuser zurück, weil die medizinische Versorgung der Bevölkerung immer mehr den Bach runter geht.
„Bei den Kassen (als Wirtschaftsunternehmen; hier Bsp. TK) wird man sich wohl denken, dass langfristig und unterm Strich gesehen diese Schiene finanziell einträglicher ist.“
Das ist nur leider ein übler Fehlschluss: auf lange Sicht wird die „Alternativmedizin“ sowohl den Staat als auch seine Krankenkassen wesentlich teurer zu stehen kommen.
14. Mai 2014 um 19:46
Der Witz dabei ist, dass es ‚Natur‘ und ‚Natürlichkeit‘ als solche gar nicht gibt, das sind ja kulturelle Konstrukte, Worthülsen, die je nach geografische und historischem Ort anders gefüllt werden.
15. Mai 2014 um 10:24
Wenn jemand Lust hat, kann er uns ja auf der Seite
http://www.zeit.de/2014/19/oesterreich-impfen-gegner
bei der Arbeit zusehen. Wir sind jetzt bei mehr als 850 Kommentaren – wenn sich jemand dafür interessiert, wie die Impfkritiker denken und argumentieren, hier kann man sie live in Aktion erleben.
Im wesentlichen handelt es sich um zwei Dinge
a) eine reine Verschwörungstheorie (Pharma-Mafia)
b) Naturbegeisterung: alles ist gut, Leid und Tod sind überbewertet, alles hat einen Sinn
Es dürfte vollkommen unmöglich sein diese Leute irgendwo „abzuholen“, dafür sind sie zu tief in der Gummizelle drin. Mit Argumenten ist wirklich nichts, aber auch gar nichts mehr auszurichten.
Wenn überhaupt sollte man sich auf die Unentschlossenen konzentrieren, junge Eltern die noch nicht völlig gaga sind – und die Impfkritiker und Impfskeptiker bei jeder Gelegenheit lächerlich machen (das ist sehr, sehr einfach).
15. Mai 2014 um 20:41
@ noch`n Flo:
Passt zum Thema (Gesetzliche Kranken)-„Kassen als Wirtschaftsunternehmen“ und Vorsorge-„Aufklärung“:
Wir machen`s den Schweizern nach –
habe heute wieder mal ein Stiftung Warentest-Newsletter erhalten:
http://www.test.de/Gesetzliche-Krankenkasse-Die-beste-Kasse-fuer-Sie-1801418-0/?mc=news.2014.05-14-1308
Zitate (Auszüge):
… „Die richtige Kasse für alternative Heilmethoden
So bezuschussen immer mehr Kassen die Osteopathiebehandlung. Das ist eine manuelle Therapie, bei der Blockaden im Körper aufgespürt und gelöst werden. Viele Kassen übernehmen beispielsweise 80 Prozent der Kosten, begrenzen die Kostenübernahme aber auf sechsmal 60 Euro im Jahr.
Die richtige Kasse für alternative Arzneimittel
Alternative Arzneimittel wie zum Beispiel Globuli in der homöopathischen Behandlung mussten gesetzlich Versicherte bislang aus der eigenen Tasche zahlen – oder sich in einen speziellen kostenpflichtigen Wahltarif ihrer Kasse einschreiben, an den sie ein Jahr gebunden sind. Jetzt übernehmen einige gesetzliche Kassen im Produktfinder die Kosten für alternative Arzneimittel bis zu einer bestimmten Grenze – meist um die 100 Euro im Jahr. Voraussetzung dafür: Der Arzt muss die Mittel verschreiben und sie müssen apothekenpflichtig sein. Zudem dürfen die alternativen Arzneien nicht auf der Negativliste des Gemeinsamen Bundesausschusses stehen.“ …
Was steht bisher NOCH auf der „Negativliste des Gemeinsamen Bundesausschusses“?
Wer sitzt in diesen Ausschüssen und wer erstellt diese Listen nach welchen Kriterien?
Setzt sich die Globuli-Lobby und z. B. die NEM-Lobby auch bei den GKV durch?
Zur Homöopathie ist hier ja schon alles genügend durchgekaut worden – aber sollte man bei den Kassen z. B. nicht eher seinen Versicherten empfehlen, sich vernünftig zu ernähren/sich mehr zu bewegen statt (von den Kassen bezahlte) hochdosierte Vitamine, Mineralstoffe und Zusatzpräparate einzuwerfen und weiterhin bei Chips, Fertig-Pizza und Bier/Cola auf dem Sofa vor der Glotze rumzuhängen ?!
Bei alten, pflegebedürftigen, bettlägerigen Menschen erspart man sich so auch die zeitraubende Mühe der regelmäßigen Mobilisation: Gib ihnen STATT DESSEN hochdosierte Vitamine und Mineralien – und lass` sie ansonsten im Bett „vergammeln“ bis zum Aufliegen (Dekubitus) …
Tja, so einfach kann man sich`s machen als „Alternativling“ … – Letzteres ist nur ein kleines Beispiel aus meinem „alternativen, ganzheitlichen“ persönlichen Umfeld.
Zur „Osteopathie“ bei psiram:
http://www.psiram.com/ge/index.php/Osteopathie
16. Mai 2014 um 06:28
Für alle Interessierten zur oben erwähnten „Negativliste“:
„Gemeinsamer Bundesausschuss“:
– „Richtlinien“ runterladbar –
https://www.g-ba.de/
„Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland.“
http://www.arzneimittel.com/faq/welche-arzneimittel-sind-erstattungsfaehig-2687/
Besonders empfehlenswert:
Sehr gut und verständlich geschrieben –
http://hausarzt-in-ditzum.com/tag/gemeinsamer-bundesausschuss/
Zitate (Auszüge):
„Verwirrende Sprache in 12 Anlagen
Sie können hier den ganzen Text der Richtlinie herunterladen und werden sich zunächst wundern: Was will der denn? Na klar, die ganze Richtlinie hat nur 38 Seiten – der Teufel steckt im Detail und hier heißt das Detail “Anlagen”. Davon gibt es 12, elf offizielle und auch die sogenannte “Negativliste” ist noch als zwölfte Anlage beigefügt.
Interessant für die tägliche Arbeit sind für mich vier: Die Anlage 1 mit dem Titel “OTC-Übersicht”, die Anlage 3 – “Übersicht über Verordnungseinschränkungen und – ausschlüsse” – , die Anlage 4: ” Therapiehinweise” und die “Negativliste”.“
„Homöopathie hatte die bessere Lobby
Homöopathische Mittel dürfen übrigens auch nach dieser neuen Arzneimittelrichtlinie eingesetzt werden. Auch dann, wenn nicht nachgewiesen wurde, dass die wirksam sind. Auch dann, wenn sie, nicht verschreibungspflichtig sind. Für pflanzliche Arzneimittel gilt dies nicht: Nur Johanniskraut hochdosiert bei Depressionen und Ginko-Extrakt bei Durchblutungsstörungen haben es geschafft, alles andere muss der Patient selbst bezahlen.“
„Die letzte Anlage, die ich tagtäglich brauche, ist die Negativliste. Die Negativliste ist in meinem Praxiscomputersystem eingearbeitet. Sofort poppt ein Fenster auf, wenn ich ein Präparat aus dieser Liste verordnen möchte. Ganz überwiegend landen in der Negativliste nur Präparate, die offensichtlich keine Wirksamkeit entfalten. (Wenn man von einem von mir, vielen meiner Patienten und Kollegen hochgeschätzten Präparat gegen Wadenkrämpfe absieht.)“
persönliche Anm.:
Interessant ist:
Pflanzliche Arzneimittel vs. Globuli !
Viele „Natürlichkeits“-Fanatiker glauben immer noch, Homöopathie hätte etwas mit Naturheilkunde bzw. pflanzlichen Arzneimitteln zu tun –
und kriegen so ihre „Natürlichkeit“, wenn überhaupt, nur molekülweise ab … ;-))