Während zum Beispiel in Österreich eine Masern-Epidemie droht, fragt sich ein Kinderarzt mit dem Pseudonym Russell Saunders auf der US-Nachrichtenwebseite Daily Beast, wie das eigentlich sein kann:
Few topics are more apt to send my blood pressure skyrocketing than this. When the United Kingdom looks like sub-Saharan Africa in terms of wholly preventable disease outbreaks, something has gone terribly, tragically wrong.“
In seinem Artikel
Pediatrician: Vaccinate Your Kids – Or Get Out of My Office“
erklärt Saunders, dass er Kinder von Impfgegnern als Patienten nicht annimmt.
Ein Auszug:
Wenn Eltern zum ersten Mal in die Sprechstunde kommen, frage ich immer, ob die Kinder geimpft sind oder Impfungen gewünscht werden. Lautet die Antwort nein, bitte ich sie höflich und respektvoll, meine Praxis zu verlassen. Wir nehmen keine Patienten an, deren Eltern Impfverweigerer sind […]
Wenn Impfungen solche Schäden verursachen, wie Jenny McCarthy und ihresgleichen behaupten, dann muss meine beharrliche Impftätigkeit doch etwas Erschreckendes über mich aussagen. Warum sollte man dann seine Kinder ausgerechnet zu mir bringen, wenn sie krank sind?
Als Familienvater würde ich doch auch nicht das Wohl meines Kindes jemandem anvertrauen, den ich insgeheim für einen Narren oder ein Monster halte.
Es ist also nicht nur so, dass ich nicht möchte, dass ein zwei Wochen alter Säugling sich in meinem Wartezimmer mit Keuchhusten ansteckt, weil dort Impfgegner mit ihren kranken Kindern sitzen.
Es geht mir auch nicht darum, dass ich nicht übermäßig darauf erpicht bin, meinen ersten Fall von Kehldeckelentzündung behandeln zu müssen, weil die Eltern ihr Kind gegen diese lebensgefährliche bakterielle Erkrankung nicht haben impfen lassen.
Das allein wären zwar schon Gründe genug – aber das ist noch nicht alles.
Was mir eine Arzt-Patient-Beziehung mit Impfgegnern unmöglich macht, ist schlicht folgendes: Ich könnte niemals davon ausgehen, dass diese Eltern mir wirklich vertrauen. Kinder zu impfen, ist die einfachste und effektivste Maßnahme, Gesundheit zu erhalten, und zählt zu den originären ärztlichen Tätigkeiten.
Wenn die Eltern mir hier schon misstrauen, was soll dann erst werden, wenn über die richtige Vorgehensweise bei ernsten Erkrankungen beim Kind gesprochen werden muss?“
Zum Weiterlesen:
- Pediatrician: Vaccinate Your Kids – Or Get Out of My Office, The Daily Beast am 30. Januar 2014
- Die Gefahr kommt aus der Mitte, hpd-online am 4. Februar 2014
- Virologen warnen vor Masernausbruch in Niederösterreich, Wiener Zeitung am 2. Februar 2014
- Video: Masern, Impfung und Autismus, Astrodicticum simplex am 4. Februar 2014
- Autismus: Evans Großmutter widerspricht Jenny McCarthy, GWUP-Blog am 14. Januar 2014
5. Februar 2014 um 19:11
Welch ein Glück für Eltern und Kinder, dass dieser „Kinderarzt“ die Behandlung ungeimpfter Kinder von sich aus ablehnt. Ich würde um diese Praxis einen weiten Bogen machen!
Mit nachdenklichem Gruß Frieda
5. Februar 2014 um 19:17
@Frieda:
Auch dann, wenn Sie ein vier Wochen altes Kind haben, das noch nicht geimpft werden kann, zum Beispiel gegen Keuchhusten, und Sie mit ihm zum Arzt müssten?
Gehen Sie dann in eine Praxis, von der Sie wissen, dass das Wartezimmer voller hustender, ungeimpfter Kinder ist, die Ihren Schnuckel unmittelbar an Leib und Leben bedrohen, weil Sie nicht wissen, ob es sich um „normalen“ Husten oder Keuchhusten handelt?
5. Februar 2014 um 20:43
Meine Antwort ist JA, denn ich weiß aus Erfahrung, dass die Angst ein schlechter Ratgeber ist.
5. Februar 2014 um 21:31
ich wünsch mir so einen Kinderarzt.
Einer meiner größten Alpträume wäre, mein Frischgeborenes vom Kind so einer wahnsinnigen Impfweigererfamilie anstecken zu lassen. Schlimm genug, dass die ihre eigenen Kinder gefährden..
(Zudem bin ich überzeugt, dass der Arzt im Akutfall helfen würde, aber als „fixe Patienten“ nimmt er sie nicht, und das ist gut so. )
5. Februar 2014 um 22:01
@ Frieda :
„“Welch ein Glück für Eltern und Kinder, dass dieser “Kinderarzt” die Behandlung ungeimpfter Kinder von sich aus ablehnt“.
Falsch.
Er möchte mit Impfgegnern nichts zu tun haben.
Das heisst nicht, dass er keine ungeimpften Kinder behandelt.
5. Februar 2014 um 22:17
Was für ein toller Arzt. Ich wünschte, es gäbe mehr von der Sorte!
5. Februar 2014 um 23:04
Wo findet man denn so jemanden in Wien?
Ich werd bald zum ersten mal Papa und mach mir erst Sorgen.
5. Februar 2014 um 23:06
@trixi: Na das ist doch vollkommen klar: Frieda hat Angst, dass ihre Kinder krank werden. Und weil Angst ein schlechter Ratgeber ist, hat sie Angst vor der Angst. Und weil sie das spätestens jetzt gedanklich überfordert, macht sie einfach irgendetwas. Völlig egal warum.
5. Februar 2014 um 23:16
@StephanCGN
„Das heisst nicht, dass er keine ungeimpften Kinder behandelt.“
Dieser Artikel sagt genau das Gegenteil aus.
6. Februar 2014 um 01:43
Der Kampf Impf-Befürworter und Impf-Gegner sollte nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Die völlige Ablehnung ärztlicher Hilfe aufgrund einer fehlenden Impfung des Kindes und Impf-Gegenerschaft ist moralisch nicht haltbar.
6. Februar 2014 um 06:04
Frida , dan wünsche ich viel Vergnügen mit dem Kind. Impfverweigerer und Kinder gehören in eine Sparte wo ich den Kopfschüttle…
Wenn mein Arzt nur Igrendetwas in der richtung unternimmt, und solche leute reinlässt, werde ich Umgehend den arzt wechseln
6. Februar 2014 um 07:21
Hmmm, denken wir mal logisch:
Frieda würde „um diese Praxis einen weiten Bogen machen!“
Warum? Offensichtlich, weil sie Angst vor ihm und seiner Impfbereitschaft hat.
Da laut Frieda „die Angst ein schlechter Ratgeber ist.“, hat Frieda also einen schlechten Ratgeber.
Darüber sollte Frieda mal nachdenken….
6. Februar 2014 um 07:49
Auch wenn sich’s erst mal verstörend anhört, dass ein Arzt eine bestimmte Klientel als künden ablehnt, es ist, gerade für einen Kindersrzt, notwendige Pflicht.
Sehr gute Aktion bzw. Denkanstoß.
6. Februar 2014 um 08:02
Dieser Kinderarzt ist einfach nur super. Seine Begründung und die Art und Weise, wie er den Artikel geschrieben hat, sind noch besser.
Wenn alle Mediziner so wären und so denken würden, wäre vieles besser.
Danke für diesen Beitrag.
Und an alle Impfgegner: Wenn ihr diesen Artikel nicht verstanden habt, dann lest ihn noch einmal durch. Und dann nochmal…
6. Februar 2014 um 08:38
Ich als alleinstehender Büro-Attentäter in der Software-Entwicklung (i.e., ohne direkten Kunden-Kontakt) bin einem relativ geringen Ansteckungsrisiko ausgesetzt (zumindest, seitdem ich den AG gewechselt habe und nicht mehr mit 9 anderen Menschen in einem kaum artgerechten Großgehege gehalten werde, aber egal). Sprich, ich persönlich kann es mir leisten, sogar bei der Grippe-Impfung abzuwägen, ob sie für mich persönlich viel bringt. Damit gehöre ich aber einer Randgruppe an.
Wenn ich nun beispielsweise:
– regelmäßigen Kundenkontakt hätte
– mit mehreren Kollegen ein Büro teilte
– Kinder hätte
– mit Kindern arbeitete
…sähe das auch sofort anders aus. Wenn ich Kinder hätte, wären diese definitiv „durchgeimpft“. Ja, auch jährlich gegen die Influenza, und ich selbst dann definitiv auch. Denn Schulen und Kindergärten sind für die Verbreitung von Krankheitserregern geradezu ideal. Und man muss ja nicht „mitmachen“ beim Bazillen-Pingpong.
Aus demselben Grund erwarte ich, dass Kindergärtner, Lehrer, Ärzte, Pfleger, aber auch Mitarbeiter in der Stadtverwaltung und sogar Verkäufer im Einzelhandel so „vernünftig“ sind, sich weitgehend immunisieren zu lassen. Solange ich selbst geimpft bin und alle meine Impfungen „gegriffen“ haben, kann mir das zwar beinahe egal sein. Aber es gibt eben das schon genannte Beispiel von kleinen Kindern, oder auch alte Menschen mit fragilem Immunsystem oder Menschen mit einer Immunstörung.
6. Februar 2014 um 09:23
Mein spontan erster Gedanke: „Hmm, ob das so gut ist?“
Ich meine die Motive des Arztes sind ja völlig nachvollziehbar, aber vermutlich passiert doch dann folgendes: Die Eltern finden sicher irgendeinen impfkritischen Homöopathen oder Chiropraktiker oder was weiß ich was gerade der hippste Quacksalberberuf ist. Der wird ihnen sicher alle Schauergeschichten von Jenny McCarthy bestätigt.
Das Problem ist dann halt: In dessen Praxis sammeln sich die Risikopatienten und wenn dort die Masern ausbrechen ist es gleich ein noch größeres Problem. Außerdem kriegen die Eltern dort sicher noch mehr medizinischen Schwachfug erzählt.
6. Februar 2014 um 12:14
@Frieda:
Nein, der Artikel sagt aus, dass der Arzt keine ungeimpften oder impfunwillige Neu-Patienten in seiner Praxis annimmt, nicht dass er generell – z.B. bei Notfällen oder im Wochenenddienst – keine ungeimpften Kinder behandelt.
6. Februar 2014 um 12:31
@Hanno: das Problem tritt aber letztlich eh schon auf, sie die in schönster Regelmäßigkeit auftretenden Masernausbrüche an den sogenannten „Schulen“ Steinerscher Provenienz. (Nur so als Randbemerkung.)
Und das Vertrauens-Argument ist ebenfalls nicht ganz unwichtig: „impfkritische“ Eltern würden einem Arzt, der Impfungen empfiehlt und durchführt, sowieso nicht vertrauen. Von daher halte ich übrigens die Auswirkungen dieser Vorgehensweise auch eher für gering: die entsprechenden Eltern werden sich eh auch so schon bevorzugt andere „Ärzte“ suchen, ob sie bei impfenden Ärzten nun formell die Tür gewiesen bekommen oder nicht.
Ich würde tatsächlich als Elternteil eines Patienten in der Kinderarzt-Praxis davon ausgehen (und darauf bestehen!), dass die anderen Kinder die „üblichen“ Vorsorge-Impfungen (inbesondere MMR, aber auch Keuchhusten und so weiter) bekommen haben. Ich käme selbst nicht auf die Idee, mein Kind auch nur in den Kindergarten ohne Impfungen zu schicken, und erwarte das genauso von anderen; alles andere wäre fahrlässig.
Das Beispiel des Säuglings, der sich vielleicht sonst vollkommen vermeidbar mit Keuchhusten ansteckt, halte ich auch für nicht überzogen: in sehr jungem Alter sind selbst „harmlose“ Infekte mitunter lebensbedrohlich. „Herden-Immunität“ ist kein leeres Konzept: nur wenn so viele Menschen wie möglich geimpft/immun sind, sinkt das Risiko auch für die Minderheit, die ggf. nicht geimpft werden kann. Mit anderen Worten: die Impfung zu verweigern, ist in hohem Maße asozial.
Es gibt Impfungen, über deren Notwendigkeit man streiten kann. Eine allgemeine Durchimpfung der Bevölkerung beispielsweise gegen Hepatitis ist vielleicht unnötig (man möge mich korrigieren). Aber Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten, Tetanus? Dinge, mit denen man man beinahe zwangsweise in Berührung kommt und gegen die es wirksame Impfungen gibt? Sofort, immer. (Was mich darauf bringt, meine Tetanus-Auffrischung ist glaube ich bald wieder fällig…) Meine Tochter wäre z.B. auch gegen HPV geimpft.
Das Risiko von Impfkomplikationen ist grundsätzlich (viel) niedriger als das Risiko einer Ansteckung bei fehlender Impfung, und die Schwere von Impf-Komplikationen ist normalerweise viel geringer als bei Ausbruch der Krankheit. Und es gibt auch so noch genug „Kinder“-Krankheiten, gegen die eh keine Impfstoffe existieren: Scharlach z.B. meines Wissens, oder die ganze Herpes-Gruppe, wozu IIRC auch die Windpocken gehören.
6. Februar 2014 um 12:40
Nachtrag: Windpocken scheinen doch impfbar zu sein, da schau her. Ich war immer der Ansicht gewesen, gegen Herpes-Viren sei generell aufgrund ständiger Veränderungen der Erreger generell nicht zu impfen. Zumindest bei Varizella Zoster scheint es aber doch zu gehen, wenn die Wikipedia recht hat. Man lernt nie aus. :)
6. Februar 2014 um 13:48
@Robert:
„Eine allgemeine Durchimpfung der Bevölkerung beispielsweise gegen Hepatitis ist vielleicht unnötig (man möge mich korrigieren).“
Ja, ich mag korrigieren: Die WHO strebt die Ausrottung von Hepatitis B an. Ein wünschenswertes Ziel. Funktioniert nur mit einer hohen Durchimpfungsrate – weltweit.
Und zu Windpocken, die Impfung ist relativ neu und wurde gerade drüben bei scienceblogs ausführlich in den Kommentaren erörtert:
http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2014/02/04/video-masern-impfung-und-autismus/
6. Februar 2014 um 14:45
@Hanno: bei Hepatitis kann ich schlicht nicht seriös einschätzen, wie groß das Risiko hierzulande unter „normalen“ Umständen ist, sich anzustecken; gefühlt ist es „relativ“ gering, aber da ich da keine Fallzahlen zu im Kopf habe, halt der Caveat-Hinweis. Ich meinte mich nur zu erinnern, dass in Zentral- und Nordeuropa (also auch in DE) das Risiko vergleichsweise gering sei, man aber vor Besuch von Ländern mit höherer Prävalenz definitiv vorher impfen sollte. (Sprich, vor dem Afrika-Urlaub oder so.)
Naja. :) Ich wollte ja eh mal mit meinem Hausarzt sprechen, in wieweit es Sinn ergibt, gewisse Impfungen aus Kindheitstagen aufzufrischen und ggf. fehlende Impfungen zu ergänzen (insbes. da mein altes Impfbuch irgendwann einem Umzug zum Opfer gefallen zu sein scheint).
Vielleicht leiste ich mir dann auch den Luxus, mich gleich mit gegen Hep A/B impfen zu lassen (bzw. geht mittlerweile auch C?).
6. Februar 2014 um 21:04
@ Jan
BINGO! Willst Du Dich nicht als Hellseher bei Questico bewerben?
6. Februar 2014 um 23:15
Großartige und durchdachte Behandlungsweise.
Problematische zeitaufwendige Aufklärungsgespräche entfallen undan spart sich so viel Arbeit. Man muss sein Wissen über Sinn und Zweck nicht weitergeben, an evtl. nur nicht richtig aufgeklärte oder verunsicherte Eltern.
Und wer leidet mal wieder an so ignorantem Gehabe?
Der kleine Patient, weil die „Großen“ es besser wissen.
Impfgegner zu ignorieren und der Praxis zu verweisen ist in meinen Augen nicht nur keine Problemlösung, sondern weder hilfreich noch wirklich akzeptabel.
6. Februar 2014 um 23:20
Durch Zufall erinnerte ich mich wieder an einem Fall (aus meiner Region), der damals durch die Presse ging und auch im „Heute Journal“ einen Beitrag erhielt (2011).
Da ich nicht wußte, was mittlerweile mit dem Mädchen passiert ist, googelte ich und fand folgenden Artikel (von 2013) im „Main-Netz“:
http://www.main-netz.de/nachrichten/region/frankenrhein-main/franken/art4005,2689090
Wenn man solche schrecklichen Schicksale sieht, dann ist man bestimmt nicht mehr der Meinung, Masern sei eine harmlose Kinderkrankheit.
7. Februar 2014 um 10:50
@Pam:
<< Man muss sein Wissen über Sinn und Zweck nicht weitergeben, << Haben Sie schon mal versucht, Ihr Wissen an Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Esoteriker etc. weiterzugeben?
7. Februar 2014 um 11:24
Habe im Laufe der Zeit schon häufiger (als Kinderarzt in meiner Praxis) Eltern vom Impfen überzeugt, auch wenn sie diese anfangs abgelehnt haben… Ist das nicht besser als die Familie der Praxis zu verweisen?
7. Februar 2014 um 11:35
@Dr. Wirmer/Pam:
Im Originalartikel steht:
<< I’ve had too many of that kind of conversation over the years to hold out hope that anything I can say will sway them ... No amount of data seems sufficient to convince people who hold contrary beliefs. <<
7. Februar 2014 um 16:57
@Frieda :
„“Das heisst nicht, dass er keine ungeimpften Kinder behandelt.”
Dieser Artikel sagt genau das Gegenteil aus.““
Wenn die Eltern dieser Kinder Impfgegner sind, wird er aufgrund des gestörten Vertrauensverhältnisses weitere Behandlungen verweigern. Nicht weil, das Kind nicht geimpft ist.
Wenn ein umgeimpftes Kind samt Eltern in seine Praxis kommt, und die Eltern keine Volldeppen sind, wird er selbstverständlich behandeln.
Lesen ! Nicht nur selektiv – aufmerksam und vollständig. Zusammenhänge erkennen usw. usw. Eigentlich lernt man das in der Schule.