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Wenn „Geistheiler Nikolaus“ wohlfeile Märchen über Bruno Gröning erzählt

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Auf einen interessanten Artikel bei regensburg-digital hat uns ein Blog-Leser aufmerksam gemacht:

Geistheiler in Lederhosen: Nikolaus und das weinende Mädchen“

Wenn man weiß, wie unkritisch gerade lokale Medien mitunter über Tournee-„Wunderheiler“ in ihrer Stadt berichten, kann man der Autorin Bianca Haslbeck für ihren Artikel nur Respekt zollen.

Mit ironischer Neugier verfolgte sie einen Auftritt von „Geistheiler Nikolaus“ im Regensburger Kolpinghaus:

Nikolaus war gänzlich anders als auf dem Plakat oder in der klischeehaften Vorstellung eines Geistheilers. Der Walle-Bart vom Plakat ist sommerbedingt einem Schnauzer gewichen. Und Nikolaus kommt nicht in wehenden Gewändern oder bunt besticken Kutten.

Nikolaus trägt Krachlederne in Knickerbockerlänge, dazu den passenden Trachtenjanker und Kniestrümpfe. Und er spricht, wie jemand aus Hemau zu sprechen hat.

Während noch Zuhörer eintrudeln, macht sich Nikolaus ans Werk. Er reißt fünf große Stücke von einer Rolle Alufolie ab – “handelsübliche Alufolie von Aldi”, wie er mehrfach betont – und zerknüllt diese zu Bällchen. Was das soll? Eine erste Demonstration werden. “Tote Materie zum Leben erwecken.”

Er fragt, wer akut Schmerzen hat und verteilt die Kugeln an die Probanden. Sie sollen sie in der Hand halten und abwarten, was passiert. Nach etwa einer Stunde werden sie übereinstimmend berichten, eine Wärmeentwicklung und ein Kribbeln gespürt zu haben.

Die Möglichkeit, dass die Wärme von der Heizung kommt, die dem Vortragenden den Schweiß auf die Stirn treibt, wird ausgeschlossen.“

„Nikolaus“ beruft sich übrigens auf Bruno Gröning und erzählt allerlei Schwachfug über den berühmten Geistheiler:

Als Gröning tot war, habe man ihn aufgeschnitten und festgestellt, dass er “innerlich total verkohlt” sei. Schuld daran sei die Energie gewesen, die Heilströme, die Gröning aufgrund diverser Heilverbote nicht mehr ableiten konnte.“

Wer Tatsachen über Gröning hören will und keine Märchen, dem sei die Hoaxilla-Folge Nr. 133 empfohlen.

 Zum Weiterlesen:

  • Nikolaus und das weinende Mädchen, regensburg-digital am 20. September 2013
  • Bruno Gröning, Hoaxilla-Podcast Nr. 133 vom 26. August 2013
  • Jede Zelle ist glücklich, GWUP-Blog am 22. April 2012
  • Der Geistheilertest der GWUP-Regionalgruppe Wien, Skeptiker 2/2005
  • Harter Test für sanfte Heiler, ZEIT Wissenam 11. Januar 2006
  • Der Heiler mit dem sechsten Sinn, ZEIT Wissen 4/2006
  • Geistheiler: Selber schuld – und wenn ja: wieviel? Psiram am 20. Januar 2011
  • Heiler und Wunderheiler, GWUP-News am 13. April 2013
  • Der Wunderheiler „Braco“ war in Zürich, ich war bei „Braco“, Schweizer Skeptiker-Blog am 27. September 2010
  • Aurachirurgen und Geistheiler retten das Gesundheitssystem, dieausrufer am 2. September 2012
  • Heiler im Web: Gebannt von Engeln, Energien und der Matrix, derStandard.at am 31. Mai 2013
  • Wunderheiler: Lachen ist gesund, Chiemgau Gemseneier am 14. Dezember 2011

3 Kommentare

  1. Oh man, das Plakat, das im Artikel abgebildet ist…

    Einzigartiger Gesundheitsvortrag mit mindestens 5 Heildemonstrationen

    Treffend untertitelt im Artikel: „Der Nikolaus kommt!“ ;-)

  2. Mein Favorit in seinem Angebot: „Raucherentwöhnung (10 Minuten)“

    Hey, selbst der härteste Kettenraucher sollte es schaffen, mal zehn Minuten nicht zu rauchen…..

  3. Schon etwas älter, aber ebenfalls gut:

    “Katholiken oder Protestanten haben das Kreuz. Andere wiederum schwören auf Fußnägel in Stanniol. Nicht irgendwelche Fußnägel. Die von Bruno Gröning müssen es sein. Denn: „Es gibt kein Unheilbar – Gott ist der größte Arzt.”

    Und von Gott fühlte sich Bruno Gröning gesandt, seinen „Heilstrom” unter den Kranken und Leidenden zu verbreiten. Dieser Heilstrom funktioniert wie Radiowellen, hilft praktisch gegen jeden Krankheit und schützt sogar vor Blitzschlag, Autounfällen und sonstigem Unglück.

    Sofern man fest daran glaubt und sich von Ärzten ebenso fernhält wie von Medikamenten und übelwollenden Verwandten, die das Gegenteil behaupten. Fazit: Wenn’s nichts wird mit der Heilung, ist der Kranke selbst schuld.

    Kurz: Ein ausgemachter Schmarrn ist es, der da am Wochenende in Regensburg fröhliche Urständ feiert.”

    http://www.regensburg-digital.de/geballter-wirrsinn-im-it-speicher/02032010/

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