Anfang 2012 gab die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) eine herzallerliebste Pressemitteilung heraus:
Ursula Karven lässt die DHU Schüßler-Salze glanzvoll strahlen. Charmant und überzeugend löst die bekannte Schauspielerin eine neue Welle der Aufmerksamkeit für die beliebten DHU-Mineralsalze nach Dr. Schüßler aus.“
Das Huschi-Fuschi-Unternehmen hatte die Promi-Werbung für sich entdeckt.
Und als Frau Karven dann mit Ende 40 noch Playboy-Titelmodel wurde, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr:
Mit Naturheilkunde in den Magazin-Olymp“,
dichtete die hauseigene PR-Abteilung und verlautbarte:
Auch die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) in Karlsruhe freut sich sehr, dass ihr Testimonial nun gezeigt hat, warum sich der achtsame Umgang mit dem eigenen Körper lohnt.“
Dummerweise aber verbietet das Heilmittelwerbegesetz die Werbung mit Personen, die …
… aufgrund ihrer Bekanntheit zum Arzneimittelverbrauch anregen können“.
Deshalb schaltete sich die Wettbewerbszentrale ein und brachte den Fall vor das Landgericht Karlsruhe.
Die Richter haben nun geurteilt – und die DHU-Kampagne verboten.
Die Klage der Wettbewerbszentrale sei in vollem Umfang begründet, meldet der Informationsdienst apotheke adhoc.
Die Selbstkontrollinstitution zur Durchsetzung des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb hatte unter anderem vorgebracht, bei Frau Karven werde bewusst deren Prominenz dazu genutzt, den Absatz mit Schüßler-Salzen zu steigern. Die Werbung lasse keinen Zweifel, dass die Schauspielerin sich voll mit ihrer Aussage identifiziere.
Zudem liege in der Botschaft die implizierte Behauptung, dass zu einem verantwortlichen Umgang mit der Gesundheit gehöre, Schüßler-Salze zu verwenden.
Dass das Unsinn ist, kann man unter anderem bei Prof. Edzard Ernst nachlesen:
Es gibt bis heute keinen Nachweis, dass Schüßler-Salze wirken.“
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Zum Weiterlesen:
- Keine Promis für Schüßler-Salze, apotheke adhoc am 29. April 2013
- Schüßler in der Promi-Falle, apotheke adhoc am 14. März 2013
- Schüßler-Salze: teuer, aber wertlos? stern.de am 8. Oktober 2010
- Schüßler-Salze: Die heilsamen Zwölf, Süddeutsche Zeitung am 11. Mai 2010
- Mit Schüßler in den Playboy, apotheke adhoc am 24. März 2012
7. Mai 2013 um 22:41
Jetzt frage ich mich, ob das wirklich ein erstrebenswertes Ziel ist…. :-)
8. Mai 2013 um 00:15
Ich habe 2009 mal eine Glosse über die – neben der Bachblüten-Therapie – wohl grössten Tollheit der Alternativheilerei geschrieben.
Im Rahmen der Recherche zu diesem Artikel durfte ich im Archiv der Berliner Stadtbibliothek auch ein historisches Exemplar von Schüsslers Lehrbuch zu seiner Bioschelmie einsehen: Format wie ein Groschenroman, vom Umfang her aber deutlich dünner, inhaltlich dagegen deutlich dümmer.
Während die Homöopathie ja noch ein wenig Aufwand verlangt, um deren Unsinn zu erkennen, ist die Therapie mit Beschüsslerchen eigentlich nur jemandem zu verkaufen, an dem Fachpädagogen jeder naturwissenschaftlichen Disziplin komplett verzweifelt sind.
Die Bioschelmie ist so offensichtlich dumm, dass ich mich immer wieder frage, wie man einigermaßen normalbegabte Menschen dazu veranlassen kann, diesen Müll zu kaufen. Zu gerne würde ich mich darüber mal mit dem Herrn Pflüger (das ist der, der den Qualitätsnachweis für seine Beschüsslerchen durch das im Milchzucker eingeprägte P erbringt)unterhalten. Auch wüsste ich gerne, ob der sich eigentlich noch im Spiegel anschauen mag.
http://excanwahn.wordpress.com/2009/10/31/beschuslersche-biodingsbums/
8. Mai 2013 um 05:29
Sind Schüßler-Salze so gesehen nicht Doping?
8. Mai 2013 um 07:06
„… aufgrund ihrer Bekanntheit zum Arzneimittelverbrauch anregen können.“
Aus dem obigen Satz ist immerhin zu schließen, dass Schüßler-Salze als Arzneimittel gelten. Liegt dies im Interesse der „Skeptiker“?
8. Mai 2013 um 10:24
@ excanwahn:
„die – neben der Bachblüten-Therapie – wohl grössten Tollheit der Alternativheilerei“
Was, Sie kennen Aurachirurgie noch nicht?
8. Mai 2013 um 11:19
Ein Blick in wikipedia hätte genügt, also Zitat:
„Bei den biochemischen Mitteln nach Schüßler handelt es sich um homöopathische Arzneimittel im Sinne des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG), die als Fertigarzneimittel nach einem vereinfachten Genehmigungsverfahren („Registrierung“) in den Verkehr gebracht werden. Anders als für die „Zulassung“ von Arzneimitteln brauchen Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bei der „Registrierung“ homöopathischer Arzneimittel nicht nachgewiesen zu werden; im Gegenzug dürfen allerdings auch keine Anwendungsgebiete (Indikationen) angegeben werden.“
8. Mai 2013 um 19:15
Der Einwand von Markus Selter ist vollkommen berechtigt.
Der eigentliche unlautere Wettbewerb hier ist nicht die Promi-Werbung sondern die Einstufung als Arzneimittel und damit der Vertrieb in Apotheken.
8. Mai 2013 um 23:15
Zitat zwingenberger
…ich denke „excanwahn“ meinte die Abkömmlinge der Homöopathie…und da ist die Bachblütentherapie, der größte Schwachfug, neben den Schüßler-Salzen…
Gibt es eigentlich auch etwas homöopathisches gegen Gicht? – Mein großer Zeh plagt mich wieder und ich möchte meine Ernährung bzw. Lebensweise nicht umstellen…
9. Mai 2013 um 02:32
@excanwahn: Was soll man schon von einem „postelschen“ Arzt halten, der aufgrund fehlender befähigungsnachweise zum Dummfug verdonnert wird und sich auch für diesen als nicht ausreichend „kompetent“ erweist?
13. Mai 2013 um 19:23
Zitat Ralf
Eine erfreuliche Nachricht: Ich habe meinen aktuellen Gicht-Anfall überstanden, auch ohne Homöopathika…aber wirklich – unglaublich – ich fand doch etwas im Netz:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/skelett_und_weichteilkrankheiten/article/521080/gichtanfall-lohnt-homoeopathie.html
Der Anfall kam nach einem Genuß eines Kastens (nicht an einem Abend) „Schlappeseppel Kellerbier“, das gerade so nach Purinen strotzt…ist aber mein Lieblingsbier… :-)
Gicht Ahoi ;-)
14. Mai 2013 um 07:41
@Ralf
Wenn das Schlappeseppl (Gruß an meine alte Heimat) das Ganze ausgelöst hat, dann hättest du ja als Gegenmittel das Kellerbier nur ordentlich verdünnt (… und natürlich ordnungsgemäß verschüttelt) zu dir nehmen müssen. Vielleicht hattest du ja Glück und das Leitungswasser war mit mit einem Kellerbiermolekül in C30 kontaminiert …
15. Mai 2013 um 04:31
@Micha
Gruß zurück…;-)
Dein Nachname ist mir bekannt, war die alte Heimat „Memersch“? … und dann gibt es natürlich noch einen guten „Äppelwoi“ mit diesem Namen ;-)
Vielleicht hätte ich wirklich den letzten Tropfen aus den Flaschen verdünnen sollen…und als Antidot genossen…in’s Hirn wär’s geschossen…;-)
21. Mai 2013 um 16:43
Hallo, ihr seid ja echt verrückt und total witzig. Schon bemerkt, dass ihr vom Thema abgekommen seid? ;-)
LG Hanni
21. Mai 2013 um 16:45
@Hanni:
Im Moment kann ich bei Ihnen kein Thema erkennen.
4. Juni 2013 um 10:19
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht.
Ich glaube auch nicht, dass Schüßler-Salze wirken, ich glaube aber auch nicht, dass so manch andere Medikamente, die euphorisch angepriesen werden, irgendeine Wirkung haben.
4. Juni 2013 um 10:24
@Markus Kohler:
Das mag sein – der Unterschied ist nur, dass Schüßler-Salze nicht einmal wirken „können“, da sie keinerlei plausiblen (stofflichen, molekularen) Wirkmechanismus haben:
https://blog.gwup.net/2013/05/28/schusler-salze-oder-das-lecken-an-der-beethoven-buste/
4. Juni 2013 um 12:29
@Markus Kohler
Unabhängig davon, welche Medikamente Sie möglicherweise meinen, Herr Kohler, verstehe ich nicht, dass Sie die Aufregung über unwirksame Medikamente nicht verstehen.
Wir wäre denn Ihre Reaktion, wenn an der Tanke Wasser aus der Zapfpistole kommen würde oder der sauteure Verstärker Ihrer Hifi-Anlage nur aus der Hülle und einem Häuflein geschreddertem Elektronik-Müll bestehen würde?
Ist Ihnen die Erfahrung, beschissen zu werden, schon so ein Alltagsgefühl geworden, dass es Sie nicht mehr stört?
5. Juni 2013 um 00:51
@ excanwahn:
Sehr gut formuliert!
@ Markus Kohler:
Um die Beispiele von excanwahn anzureichern, hier ein weiteres:
Herr Kohler, wie würden Ihre Kunden reagieren, wenn Sie ihnen anstatt der gewünschten Drucksachen nur unbedrucktes Papier liefern würden?
Und hätten Sie den Kunden gegenüber ein reines Gewissen?
1. Juli 2013 um 20:16
Finde ich absolut einleuchtend, dass Promis nicht für Arzneimittel werben sollten, damit sich ein übersteigerter, eventuell komplett unnötiger, Konsum dadurch nicht einstellt. Gutes Uteil! Daumen hoch!
2. Juli 2013 um 07:19
@ Planimed:
Ich befürchte, dass Sie gar nicht wissen, um was es in der Sache eigentlich konkret geht. Haben Sie sich mal alles aufmerksam durchgelesen?
2. Juli 2013 um 17:47
@Pierre Castell:
Nun, ich denke, wenn ich den Link nicht gelöscht hätte, wäre es ihm in erster Linie um reine Werbung für seine Verkaufswebseite gegangen …
2. Juli 2013 um 19:02
@ Bernd Harder
Achso, daher der eigenartige Eintrag, der am Thema vorbeischlittert.
Nur irgendwas schreiben, um hier Werbung machen zu können.
Billig!
1. November 2013 um 13:09
Liebe Leser!
Kennen Sie den neuen Werbespot der Firma Kindle?
Jedesmal, wenn ich ihn im Fernsehen sehe (wie gerade eben), kann ich es nicht glauben. Um was geht es?
In einem abgetrennten Bereich eines Einkaufscenters (oder Messegelände) werden scheinbar uneingeweihte Passanten zu dem Kindle gefragt, den Sie in der Hand halten).
Dabei wird „Echte Menschen – versteckte Kameras“ eingeblendet.
Wie hirnverbrannt ist das denn?
Gibt es auch „falsche bzw. unechte“ Menschen?
So soll wohl suggeriert werden, dass es sich nicht um Werbedarsteller bzw. Schauspieler, sondern um wirklich uneingeweihte Passanten handelt.
Wären es tatsächlich zu Beginn uneingeweihte Passanten, würde dies auch entsprechend betont.
Die Einblendung „Echte Menschen“ grenzt für mich an Volksverdummung. Genau wie vor Jahren der Werbeslogan „Gilette – für das Beste IM Mann“.
Was meinen Sie dazu?
1. November 2013 um 17:29
Was ich dazu meine? Dass man in Zeiten der digitalen Animationsfilme schon anmerken muss, ob die Typen echt sind…
Aber nochmal zurück zu Mrs. Karven: ich finde, die sieht in der Werbung aus, als könne sie eine Prise Salz ganz gut gebrauchen.
11. November 2013 um 19:17
Kaum zu glauben: Vor einigen Tagen kritisierte ich bei der neuen „kindle“-Werbung die Einblendung „Echte Menschen“.
Als ich den Werbespot vor wenigen Minuten erneut im Fernsehen sah, dachte ich zuerst: „Das gibt´s doch nicht“.
Kindle hat die Einblendung der Textzeile nun entfernt, ansonsten ist der Spot absolut identisch.
Entweder liest kindle hier mit (grins) oder ich war nicht der Einzige, dem diese Einblendung missfallen hat.