Wann immer man es mit namhaften Esoterikern zu tun hat, etwa bei TV-Talks, fällt unweigerlich der Satz:
Ich bin ja auch Skeptiker, aber …“
Diese Phrase habe ich schon so oft gehört, zum Beispiel von Johannes von Buttlar oder Lilo von Kiesenwetter, dass ich genau weiß, was dann kommt: nämlich der GAU, der größte anzunehmende Unsinn.
Es ist irgendwie chic, „skeptisch“ zu sein – aber natürlich nicht gegenüber dem eigenen Schwachfug. In den oben genannten Fällen also Ufos und Wahrsagerei.
Über den Unterschied zwischen Skeptikern und esoterischen Pseudo-Skeptikern macht sich aktuell Der Nesselsetzer in seinem gleichnamigen Blog Gedanken.
Einige Auszüge:
SkeptikerInnen müssen zwar nicht alle wissenschaftlichen Gesetzesmäßigkeiten kennen, aber sie sollten zumindest ein ungefähres Bild davon haben, was logisch möglich ist und was nicht.
Insofern wäre etwa jemand mit der Behauptung, dass seine gekauften Gummibärchen in der Tüte real mit ihm sprechen, in jedem Falle etwas, was dem allgemeinen Verständnis von biologischen Gesetzmäßigkeiten und Naturgesetzen widerspricht – auch dann, wenn dies plötzlich zwanzig Menschen behaupten.
Ebenso kann man getrost von Scharlatanerie ausgehen, wenn jemand von sich behauptet, er könne ohne Hilfsmittel die Schwerkraft außer Kraft setzen.
Diejenigen, die sich innerhalb einer vernünftigen Logik bewegen wissen sofort, dass diese Behauptung nur Unsinn sein kann. Selbst wenn es vor den Augen von SkeptikerInnen geschehen würde und diese sich nicht die Funktion erklären könnten, können sie sich sicher sein kann, dass es sich hierbei um einen Trick handelt.
Es wird in jedem Falle immer jemanden geben, der diesen Trick aufdeckt bzw. als solchen entlarven kann […]
Insofern unterscheiden sich solche SkeptikerInnen ganz massiv von esoterischen PseudoskeptikerInnen, die zwar gerne alles skeptisch betrachten, niemals aber auch nur eine zwingende Vernunftslogik anwenden, um zu einem klaren Ergebnis zu gelangen.
Esoterische PseudoskeptikerInnen haben nämlich bis heute nicht verstanden, dass es keineswegs reicht, sich als SkeptikerIn zu bezeichnen und Theorien anzuzweifeln, ohne die Zweifel logisch zu begründen. Am schlimmsten ist allerdings die nüchterne Erkenntnis, dass viele der PseudoskeptikerInnen die von ihnen angezweifelte Thematik überhaupt nicht verstehen oder verstehen wollen und die Gründe für ihre Zweifel demzufolge in krude und unlogische Verschwörungstheorien verlagern.
Bis heute ist mir noch keiner von den Möchtegern-SkeptikerInnen begegnet, welcher auch nur eine einzige skeptisch sinnvolle und logische Schlussfolgerung hat ziehen können, die in irgendeiner Weise Bestand hatte.
Für sie ist Skepsis im Großen und Ganzen ein rein emotionales Gefühl des Angstzweifelns, zum Teil antiwissenschaftliches Trotzverhalten gegen eine materialistische nichtspirituelle Wissenschaft zur esoterischen Rettung des eigenen Geistes vor der unendlichen Vereinsamung, ohne Hoffnung auf eine göttliche, spirituelle oder schwingende Verbindung zu einer übergeordneten Instanz.
Es ist eine Art verzweifelter Ruf mit den Worten “Is there anyboody out there?” ohne reale Antwort.“
Parallel dazu gibt’s bei virtual Maxim eine feine tabellarische Gegenüberstellung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft und wie man beides voneinander unterscheiden kann.
Zum Weiterlesen:
- Der Unterschied zwischen Skeptikern und esoterischen Pseudoskeptikern, Der Nesselsetzer am 4. Mai 2013
- Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft, virtual Maxim am 4. Mai 2013
- Ist Wissenschaft dogmatisch? Astrodicticum simplex am 9. November 2012
- Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft, Astrodicticum simplex am 16. August 2012
- „Pseudowissenschaft“ bei Psiram
- GWUP-Infos: Parawissenschaft – Pseudowissenschaft
- Die „dogmatischen“ Skeptiker, GWUP-Blog am 2. Juni 2012
7. Mai 2013 um 11:39
„Es ist irgendwie chic, ’skeptisch‘ zu sein – aber natürlich nicht gegenüber dem eigenen Schwachfug“ … „Über den Unterschied zwischen Skeptikern und esoterischen Pseudo-Skeptikern“
Nicht daß ich es schlimm fände, diesen Schwachfug auch als solchen zu denunzieren, aber der Beitrag riecht mir ein wenig zu sehr nach Gesinnung und Distinktionsbedürfnis.
Als ob Skeptizismus eine trademark wäre und die Esoteriker sich mit fremden Federn schmücken würden (es geht also darum., sich hier als die wahren Skeptiker darzustellen).
Die Skeptiker sind – wie der Blog-Beitrag ein wenig zeigt – auch sehr unskeptisch ggü. ihrem eigenen Begriff von Skeptizismus und der (erkenntnistheoretisch) problematischen Geschichte dieses Begriffs; denn Esoteriker sind ja tatsächlich skeptisch ggü. allem möglichen, aber ohne das an irgend eine Form von Rationalität oder Objektivität zurückzubinden – der Skeptizismus hatte historisch schon immer eine Schlagseite zum Irrationalen.
Der unkritische Umgang mit der eigenen Bezeichung zeigt sich auch durch den inflationäre Gebrauch des Präfixes ‚Pseudo‘ und der ebenso inflationären Verwendung der Invektive „Geschwurbel“. Natürlich gibt es Geschwurbel und das auch zuhauf in den Szenen, die hier so häufig kritisiert werden, aber der Vorwurf (wie auch das Präfix) hat sich ja als Jargon schon völlig verselbständigt.
7. Mai 2013 um 11:46
@Abe81:
Danke für den interessanten Beitrag, aber das kann ich so nicht finden:
<< Die Skeptiker sind – wie der Blog-Beitrag ein wenig zeigt – auch sehr unskeptisch ggü. ihrem eigenen Begriff von Skeptizismus und der (erkenntnistheoretisch) problematischen Geschichte dieses Begriffs. << "Diesen Begriff" haben wir bis zum Erbrechen in allen historischen und sonstigen Varianten diskutiert, z.B.: http://www.gwup.org/zeitschrift/skeptiker-archiv/448-skeptiker-2000-1
7. Mai 2013 um 12:17
„Für sie ist Skepsis im Großen und Ganzen ein rein emotionales Gefühl des Angstzweifelns, zum Teil antiwissenschaftliches Trotzverhalten gegen eine materialistische nichtspirituelle Wissenschaft zur esoterischen Rettung des eigenen Geistes vor der unendlichen Vereinsamung, ohne Hoffnung auf eine göttliche, spirituelle oder schwingende Verbindung zu einer übergeordneten Instanz.“
Soooo schön gesagt, Herr Harder! Der Satz kommt in meine skeptische Zitatensammlung (in der Sie bereits vertreten sind).
7. Mai 2013 um 12:19
@S.K.Paden:
Vielen Dank – aber *dieser* Satz ist nicht von mir, sondern ein Zitat aus dem verlinkten Artikel.
7. Mai 2013 um 12:44
Okay, denn geht das Kompliment an den Autor und an Sie mein Dank für den Beitrag zu seiner Verbreitung!
7. Mai 2013 um 14:49
Frau von Miesewetter versucht nur, gewissen Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ist ja lachhaft, wenn gerade diese Person vorgibt, eine Skeptikerin zu sein.
Diese Frau wird in meinen Augen von Mal zu Mal peinlicher…
7. Mai 2013 um 15:21
Den Eintrag von Frau Miesewetter bei Wikipedia sollte man denen mal melden. Der ist ja “ungeheuerlich”!!!
Man lässt einige “kritische Elemente” mit einfließen und schon kann man das Volk mit dem Wikipedia-Eintrag verarschen.
Das ist mutmaßlich alles von ihr selbst bzw. ihrem Mann (der ja bekannterweise ein Express/Bild-Mitarbeiter war) geschrieben worden.
Dieser “Werbeeintrag” ist eine Frechheit ohnesgleichen und sollte von der GWUP bei Wikipedia zur Überprüfung angeregt werden.
7. Mai 2013 um 19:59
Meiner Meinung nach soll das den „Quatsch“ glaubwürdiger machen…
wenn jemand skeptisch ist, dann läßt er sich nicht so einfach was vormachen…
und wenn er dann von irgendetwas überzeugt ist, dann hat er es nach bestem Wissen geprüft und das wird dann wohl schon stimmen.
7. Mai 2013 um 20:40
„Dieser “Werbeeintrag” ist eine Frechheit ohnesgleichen und sollte von der GWUP bei Wikipedia zur Überprüfung angeregt werden.“
Herr Harder, was meinen Sie?
7. Mai 2013 um 20:42
@Pierre Castell:
Ich bitte um Entschuldigung, ich bin gerade an den allerletzten Vorbereitungen für die Konferenz, werde es in Köln aber gerne ansprechen.
7. Mai 2013 um 20:44
@ Bernd Harder
Oh, sorry, hatte ich vergessen.
Gutes Gelingen und viel Erfolg in Köln!
7. Mai 2013 um 20:51
@Pierre Castell
Welcher Wikipedia-Eintrag? – Ich kann keinen finden…ist der vielleicht schon gelöscht worden?
7. Mai 2013 um 20:56
Hallo Ralf,
ich meine den Link im Artikel, zu finden hinter „Lilo von Kiesenwetter“.
7. Mai 2013 um 21:00
Oh Gott,ich bin auf eine Kopie von Wikipedia hereingefallen (hatte nicht genau hingesehen).
Es handelt sich um die Website psiram.com
DAS LETZTE!
7. Mai 2013 um 21:02
@Pierre Castell:
Nun ja, Psiram ist eigentlich ein Esoterik-kritisches Portal.
Zugegebenermaßen ist der LvK-Eintrag allerdings eher deskriptiv als wertend.
7. Mai 2013 um 21:08
@ Bernd Harder
Möchte Sie jetzt nicht bei Ihren Vorbereitungen stören, deshalb nur noch eine kurze Äußerung:
Wenn man in dem von Ihnen geschriebenen Artikel den Namen von Kiewetter anklickt, kommt die Seite, die denen von Wikipedia verblüffend ähnelt.
Wenn ich Sie jetzt richtig verstenden habe, soll die Seite mit Kiesewetter eher Contra sein? Oder bin ich heute überarbeitet und verstehe nichts mehr?
Den Text der Seite empfinde ich wenig kritisch. Eher das Gegenteil…
Werde mir das morgen mit frischer Energie noch einmal sehr aufmerksam durchlesen!
7. Mai 2013 um 21:10
@Pierre Castell
Ach so, der Psiram-Eintrag…na ja, ich finde den jetzt nicht so schlimm…er ist nicht vernichtend, aber doch schon kritisch; natürlich könnte er auch als eine Art „Werbung“ gesehen werden.
Lustig ist das Zitat:
Ja, letztlich muß ein Hellseher so denken…das „vorherbestimmt“ impliziert aber, daß es Jemanden oder etwas geben muß, das es vorherbestimmt – bei den Wahrsagern wohl das „Schicksal“, was immer das auch sein mag…
und schon sind wir wieder bei dem Laplace’schen Dämon…und der wurde schon lange in die Hölle verbannt ;-)
7. Mai 2013 um 21:13
@Pierre Castell:
Ja, es handelt sich dabei um ein sogenanntes „Wiki“, das ist einfach ein bestimmtes Textsystem für Webseiten, das in der Tat Wikipedia ähnelt, aber im eigentlichen Sinne keine Kopie davon ist, sondern ein relativ verbreitetes Content-Management-System, das auch von Wikipedia genutzt wird.
„Psiram“ ist in der Tat ein Esoterik-kritisches Forum, mit einem „Wiki“ und einem Blog:
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37274/1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiki
7. Mai 2013 um 21:18
@ Bernd Harder
„…sondern ein relativ verbreitetes Content-Management-System, das auch von Wikipedia genutzt wird…“
Unwissenheit kann so peinlich sein.
Aber das ist das Schöne im Leben: Auch Menschen in meinem Alter sind bemüht, täglich ihr Wissen zu erweitern…
Danke für die Info.
7. Mai 2013 um 21:22
@Pierre Castell:
Das ist überhaupt nicht peinlich, man muss ja nicht sämtliche Feinheiten von Web 2.0 kennen, das tue auch ich nicht.
7. Mai 2013 um 21:36
@Pierre Castell
Ja, wir heutigen „Alten“ sind noch gewillt dazuzulernen…und das hält jung…und das ist sicher…
7. Mai 2013 um 22:01
@ Bernd Harder & Ralf
Dieses Verständnis (und die Zustimmung) tut gut.
Danke!
31. Oktober 2018 um 17:34
Herrlich, wie Lilo von Miesewetter mit ihrem „Sehen“ hier völlig danebenliegt und so richtig Contra erhält (bitte bis zum Ende anschauen).
https://www.youtube.com/watch?v=otLYNQavfj4
31. Oktober 2018 um 18:10
@Pierre Castell:
Der Herr Gabriel sieht schwer genervt aus …
31. Oktober 2018 um 18:23
Bei solch einem Dummgeschwätz der Seherin kann man nur genervt aussehen…
Naja, und nun ist Gunter Gabriel im Himmel.