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„The Shining“ und die Mondverschwörung

| 23 Kommentare

Zugegebenermaßen habe ich „Shining“ nie sonderlich gemocht.

Die Stanley-Kubrick-Verfilmung ist für meinen Geschmack wenig mehr als maßlos überschätzte pseudointellektuelle Schmalspur-Bombasterie, für Leute, die sich ausgerechnet Horrorfilme von Spiegel– und Zeit-Feuilletonisten empfehlen lassen – was nur schief gehen kann (Fangoria hat da wesentlich bessere Tipps).

Bis heute teile ich vollumfänglich die Einschätzung des Filmhistorikers Dr. Hans Gerhold:

Kubricks Ausflug ins Horrorgenre ist keineswegs das ‚horror movie to end all horror movies‘ geworden, sondern eine von einem formalen Elefanten geborene inhaltliche Maus.

Die in diesem Inhalt manifesten Motive – das ‚old dark house‘, das zweite Gesicht, der Prozeß des Wahnsinnigwerdens und Situationen von Klaustrophobie – sind in Shining plakativ und ohne rechte Entwicklung nebeneinandergestellt … Die Musik ersetzt bei ihm die unheimliche Situation und soll den Greuel erzeugen, der in den Bildern trotz aller Schock-Elemente nicht vorhanden ist.

So hängt sein Film über weite Strecken durch und ist weder eine Studie des Wahnsinns noch eine konsequent durchgehaltene Vision des zweiten Gesichts.“

Aber vielleicht war das auch gar nicht Kubricks Absicht?

Betrachten wir einmal diese kurze Szene:

Was sehen wir?

Richtig, einen kleinen Jungen mit einem Apollo-11-Shirt.

Na, wenn das nichts zu bedeuten hat!

Schließlich sind sich die Verschwörungsfreaks weltweit darüber einig, dass niemand anderer als Stanley Kubrick die Mondlandung von 1969 in einem Studio gefälscht hat (nachzulesen etwa hier).

Darüber gibt es sogar einen faszinierenden Film, nämlich „Kubrick, Nixon und der Mann im Mond“:

Erst am Ende von „Kubrick, Nixon und der Mann im Mond“ wird deutlich, dass der Streifen eine Mockumentary ist, also eine inszenierte Fake-Doku, die demonstrieren will, dass man mit der typischen Vorgehensweise von Konspirologen jeden Unsinn irgendwie „beweisen“ kann.

Aber ist das wirklich die ganze Wahrheit?

Oder hat Kubrick im Jahr 1979 „The Shining“ dazu genutzt, um auf unterschwellige Weise zu gestehen, dass er tatsächlich die Aufnahmen der Mondlandung gefilmt hat?

Unter anderem um diese Frage dreht sich der (echte) Dokumentarfilm „Room 237“, der seit einigen Tagen in den US-Kinos zu sehen ist:

Darin kommen allerlei Journalisten, Wissenschaftler und Verschwörungsjäger zu Wort, die den verborgenen Bedeutungen in „Shining“ nachspüren.

Wann „Room 237“ nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest.

Klingt aber ganz interessant.

Zum Weiterlesen:

  • „Room 237“ über „Shining“, Süddeutsche am 4. April 2013
  • Faked Moon Landings and Kubricks „Shining“, discovery am 21. Januar 2010
  • The Top 5 Wacky Theories About ‚The Shining‘ in New Frontiers Doc ‚Room 237‘, indiewire am 26. Januar 2012
  • 5 Conspiracy Theories About „The Shining“ That Aren’t In „Room 237“, buzzfeed am 28. März 2013
  • Hotel des Horrors: die Timberline Lodge in Oregon, sonntag-aktuell.de
  • Spurensuche im Horror-Hotel, Süddeutsche am 17. Mai 2010
  • The Stanley Hotel: An Investigation, Skeptical Inquirer am 21. Dezember 2009
  • Die Mondlandungslüge, Astrodicticum simplex am 5. Dezember 2008
  • Die Mondlandungslüge stirbt nicht, Astrodicticum simplex am 22. Juli 2008
  • Die Mondlandungslüge einmal anders betrachtet, Astrodicticum simplex am 19. Juli 2009
  • Verschwörung: Paris Hilton und die Illuminaten, GWUP-Blog am 17. April 2008
  • Verschwörung: GWUP will Weltherrschaft, GWUP-Blog am 19. Mai 2007
  • Warum die Mondlandung kein Fake sein kann, GWUP-Blog am 22. Januar 2013

23 Kommentare

  1. Hatte das zweifelhafte Vergnügen Room 237 in Cannes sehen zu dürfen. Die Doku verändert teilweise (ca. 20% sind kein Bullsh*t) den Blick, den man auf Shining hat, aber insbesondere bei der Moon-Conspiracy des Herren Jay Weidner wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen/facepalmen soll.

    Einer der anderen (offensichtlichsten !) Hinweise, auf die Fälschung der Mondlandung war angeblich, dass das Hotel-Türschild am Room 237 aus den Buchstaben „ROOM N° 237“ besteht und dass man aus den Großbuchstaben nur zwei Wörter bilden kann:

    Room bzw. Moon.

    Ich denke das Interview von Leon Vitali mit der NYTimes ist wertvoller als jede Rezension des Films.

  2. Ha, Ha, das wußte ich noch nicht (man kann also hier auch etwas lernen)…aber „Shining“ finde ich trotzdem toll.

    Schon allein wegen Jack Nicholson und Shelley Duvall (ich gebe zu, nach diesem Namen mußte ich googeln), wobei ich sagen würde, daß „Shelly Duvall“ ihre Rolle besser spielte als „Jack Nicholson“.

    Natürlich ist „Shining“ nicht der typische Horrorfilm, aber er ist ein typischer Kubrick…

  3. …ich hab‘ jetzt nicht die Doku gesehen, aber was mir immer aufgefallen ist, ist das bei „Redrum“ die ersten beiden Buchstaben richtig herum geschrieben sind und dann erst in Spiegelschrift, also: Drum, hat 4 Buchstaben, wie Moon und rückwärts gelesen, heißt es murd, wobei ‚r‘ der 18. Buchstabe ist und u der 21., also +3 und zieht man von ‚r‘ 3 ab, erhält man ‚o‘, also r=u=o.
    ‚d‘ ist der 4 Buchstabe und ’n‘ der 14. Buchstabe. ‚d’+10 = ’n‘, wobei d für dezimal (10er-System) steht => murd = moon…qed ;-)

  4. Möchte Ralf zustimmen.
    Mir hat der Film gut gefallen. Ich habe ihn das erste Mal allerdings im Kino gesehen. Dort wirken Filme bekannterweise intensiver.

  5. Derartige Sinnklauberei kennen wir von den Verschwörungstheoretikern. Von Skeptikern ist so etwas eigentlich nicht zu erwarten.

  6. @Till: „Room 237“ handelt – zum Teil – von Verschwörungstheoretikern. Ich („die Skeptiker“) gebe das nur wieder.

  7. @Pierre:

    „Ich habe ihn das erste Mal allerdings im Kino gesehen.“

    Ich auch – hat aber nichts geändert. Das war damals sogar ein großes „Event“, weil unser Englischlehrer die lit. Vorlage gut fand und deshalb auf den Film gespannt war.

    Die Vorlage ist auch gut, der Film (m.E.) sehr viel weniger.

  8. @Ralf: Angeblich sind derartige Fehler und Brüche in dem Film ja alle beabsichtigt, um eine „verstörende“ Atmosphäre zu erreichen. Kann man glauben – oder auch bleiben lassen.

  9. @ Bernd Harder

    Die Vorlage kenne ich leider nicht. Kann natürlich sein, dass man – wenn man die Vorlage kennt – eine ganz andere Erwartungshaltung hat.

    Das erinnert mich an Bücher von Michael Ende, deren Verfilmungen auch oft kritisiert wurden.

  10. Wie auch immer: Jetzt freuen wir uns erst mal auf das Evil-Dead-Remake. Da wird’s einem vom Trailer schon ganz anders:

    http://www.youtube.com/watch?v=BHDJm1D2ELw

  11. @Ralf:

    „Ha, Ha, das wußte ich noch nicht (man kann also hier auch etwas lernen)“

    Das finde ich das Außergewöhnliche an diesem Blog: Im Grunde streng „monothematisch“ (also fokussiert gegen „außergewöhnliche Behauptungen“), dabei aber sehr abwechslungsreich.

  12. Danke für den Tip mit der Mockumentary.

    Bezüglich der Filmeinschätzung kann ich gar nicht zustimmen. Ich bin zwar kein besonderer Kubrick-Fan, aber es ist ja kein gutes Argument, dem Film vorzuwerfen, er funktioniere nicht wie ein Buch. Dass z.B. nur Musik gepaart mit Gesichtsausdruck einen phantastischen Film machen können, hat Dreyers Jeanne D’Arc gezeigt, und mit ähnlicher ästhetischer Motivik arbeitet Shining (was für ein blöder Vorwurf des Filmhistorikers, die Musik sei ephemere Kaschierungsstrategie).

    Die fehlende ‚Entwicklung‘, was auch immer das sein soll, ist gerade seine Stärke. Das Verzichten darauf, nur eine ‚Geschichte‘ mit enger Narration erzählen zu wollen, ist eher die gute Ausnahme und kein Kriterium für einen ‚gelungenen Film’…

  13. @Abe:

    << aber es ist ja kein gutes Argument, dem Film vorzuwerfen, er funktioniere nicht wie ein Buch. << Ich denke, das tue ich auch nicht. Mir *gefällt* das Buch besser, aber das ist kein expliziter Vorwurf an die Verfilmung. << was für ein blöder Vorwurf des Filmhistorikers, die Musik sei ephemere Kaschierungsstrategie << Ich finde diesen Vorwurf ziemlich treffend: Was soll ich von einem Film halten, der mit Musik versucht, eine "unheimliche" Stimmung herbeizuzwingen, die die Bilder nun mal nicht liefern? << Das Verzichten darauf, nur eine ‘Geschichte’ mit enger Narration erzählen zu wollen, ist eher die gute Ausnahme und kein Kriterium für einen ‘gelungenen Film'. << Das ich richtig. Ich finde z.B. die Argento-Filme ("Suspiria" etc.) überragend, obwohl sie fast gar nichts erzählen und fast nur von "Stimmungen", Dekor, Kamera, Farben, Musik etc. leben. "Shining" scheitert m.E. nach aber grandios an diesem Versuch, weil Kubrick "alles" auffährt, was die Filmkunst hergibt, und das Ganze damit völlig überlädt, ohne dass jedoch die Einzelteile wirklich zusammengreifen und in der Gesamtschau einen "gelungenen" Gruselfilm ergeben. Ich denke, das will auch der Kritiker letztendlich sagen. << gepaart mit Gesichtsausdruck << Ich finde Nicholsons dauergrinsendes Chargieren albern bis peinlich, ebenso wie Duvalls kuhäugige Versuche, "erschreckt" auszusehen, aber ist ja auch egal ...

  14. Ich fand damals die Szene gut (weil gute Kameraarbeit), in der das Kind mit dem Dreirad durch den langen Gang fuhr.

  15. Im Rahmen einer ZDF-History Serie über Verschwörungen, hat sich auch Roland Emmerich dazu geäußert: Er meinte auch, dass es mit der Filmtechnik damals unmöglich gewesen wäre sowas zu inszenieren.

    http://zeit.zdf.de/ZDF/zdfportal/programdata/554e767c-004d-36a6-9be7-ceec661f1b5a/20116186?generateCanonicalUrl=true

  16. Ich kann nur jedem empfehlen, sich mal diese „In-Depth“-Analyse des Filmes anzusehen.

    http://www.youtube.com/watch?v=lEulbcXkgjo

    Wie so oft hat Kubrick mit „The Shining“ den eigentlich profanen Gruselromanstoff in ein vielschichtiges Meisterwerk verwandelt.
    Was im Nachhinein alles an Blödsinn (Stichwort Mondverschwörung) in „The Shining“ hineininterpretiert wird, dafür können weder Film noch Regisseur etwas.
    Auch ist zu beachten, dass die deutsche Version, im Gegenteil zum englischsprachigen Original, erheblich gekürzt wurde – was dem Film nicht unbedingt gut getan hat.

  17. Das Buch von S. King fand ich damals extrem spannend.

    Der Junge sieht das Wort Drom im Spiegel. Was nun ja Mord bedeutet. Selbst der Schluß ist im Roman besser. Las seinerzeit einiges von King.

    Den Film fand ich eher na ja.

    Obwohl die oben gezeigte Szene mit der Türe (die quadratischen Augen) und die langsame Kameraführung schon speziell sind. Alles andere ist ansichtssache. Ob Profan oder Kult. Egal. Doch kürzen ist wie immer ein Killer an sich. :-((

    Nickolson hing wohl im Kuckucksnest fest…

    Wie auch immer, der Hinweis allgemein ist super. Die Monverschwörer sind eh geeicht. Den Chemtrails seis gedankt.

  18. Guten Tag!

    Die Mockumentary über Kubrick und die Mond-Verschwörung habe ich gesehen. Das ist sensationell witzig. Wenn das amerikanische Engagement in Vietnam darauf zurückgeführt wird, dass man das flüchtige Film-Team verfolgen musste, dann ist endgültig die Schwelle überschritten. Ab da war mir dann klar, dass das nicht ernst gemeint ist, und ich habe schallend gelacht über das, was da kam.
    Sollte man isch unbedingt anschauen – sehr erhellender Humor!

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

    Harald Leinweber

  19. Am Samstag hab‘ ich „Clockwork Orange“ geguckt (war mal wieder überfällig, auch von Kubrick)…und da sagt das Opfer (der Penner-Säufer)…zuerst Alex: „Sooo, was stinkt dir in der Welt so“…Penner: „[…]Menschen auf dem Mond…und die fliegen um die Erde ‚rum…aber es ist keiner hier, um auf der Erde für Recht, Zucht und Ordnung zu sorgen…“. Ich glaube hier steckt auch ein Hinweis auf die „Mond-Verschwörung“…;-) :-)

  20. Zitat

    @Ralf:

    “Ha, Ha, das wußte ich noch nicht (man kann also hier auch etwas lernen)”

    Das finde ich das Außergewöhnliche an diesem Blog: Im Grunde streng “monothematisch” (also fokussiert gegen “außergewöhnliche Behauptungen”), dabei aber sehr abwechslungsreich.

    …das war auch nicht ganz so ernst gemeint von mir…natürlich finde ich es auch toll, das dieser Block ein weites Spektrum bedient…und ich finde auch so manchen „Off-Topic-Kommentar“ interessant und wenn sich dadurch eine Diskussion entwickelt; und soweit ich das beurteilen kann, greift da der „Moderator“ Bernd Harder nicht ein…und das finde ich gut… ;-)

  21. @ Ralf
    „…und da sagt das Opfer (der Penner-Säufer)…“

    Ralf, ersetzen Sie zukünftig das unschöne Wort Penner mit Obdachloser etc.!

  22. @ Ralf
    Sorry, ich hatte das Zauberwort „bitte“ vergessen;-)

  23. @Pierre Castell
    …es handelt sich hierbei um einen Film (!) und dieser
    „Penner“, Verzeihung „Obdachloser“ prügelt dann auf den armen „Alex“ ein, nach dem der sich einer solchen unmenschlichen Behandlung unterzogen hatte. ;-)
    Außerdem hört sich Obdachlosen-Säufer irgendwie noch diskriminierender an. :-)

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