Ach ja, die guten alten 90er-Jahre …
Es war das goldene Zeitalter der Nachmittagstalkshows – und wir Skeptiker konnten uns reihum vor Einladungen kaum retten.
Die heute gefeierte „Dschungelcamp“-Moderatorin Sonja Zietlow lernte ich dabei ebenso kennen wie Arabella Kiesbauer oder Jürgen Fliege.
Sogar eine sonderbare Sendung namens „Talk X“ ging damals bei ProSieben an den Start, in der es ausschließlich um Ufos, Kornkreise, Hexen, Wunderheiler, Mondgläubige und Co. ging.
Ein nachhaltiger Erfolg war dem täglichen Mystery-Spektakel dennoch nicht beschieden. GWUP-Mitglied Ralf Wambach erlebte live mit, wie „Talk X“ von jetzt auf gleich eingestellt wurde.
Seinen Bericht darüber kann man im Skeptiker 3/1997 nachlesen, neben einem Interview mit der Moderatorin Andrea Kiewel.
Aber auch für uns Skeptiker waren solche Talk-Formate im wahrsten Sinne des Wortes ein heißer Stuhl.
Die Fachzeitschrift journalist des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) veröffentlichte in der Ausgabe 12/1995 dankenswerterweise einen Artikel („Hex und hopp“) von mir, der detailliert schilderte, wie hinter den Kulissen solcher Sendungen mit Kritikern des „Paranormalen“ umgegangen wurde.
Das ist so lange her, dass das Online-Archiv der Zeitschrift gar nicht bis dahin zurückreicht – aber unser Ufo-Experte Werner Walter erinnert auf seiner Webseite noch heute daran.
Ebenfalls bis heute dauert die Diskussion darüber an, ob man als Skeptiker/Wissenschaftler/kritischer Experte überhaupt an TV-Debatten über Esoterik und Pseudowissenschaft teilnehmen sollte.
Bei Astrodicticum simplex gab es darüber im November 2010 einen Meinungsaustausch mit bis dato mehr als 300 Kommentaren.
GWUP-Vorstandsmitglied Dr. Florian Aigner hat diese Frage für sich mit „ja“ beantwortet.
In seinem Blog naklar.at schreibt Aigner über seinen Auftritt in der „Barbara Karlich Show“, wo er sich gegen allerlei „Übersinnliche“ behaupten musste.
Sein Fazit:
Bin ich mit der Sendung zufrieden?
Naja, ich habe das zum ersten Mal gemacht, es hätte besser klappen können. Ich war vielleicht etwas zu weich und unangriffig. Soll man als Skeptiker bei solchen Sendungen mitmachen? Ich denke schon.
Natürlich ist es immer ein Gratwanderung: Wenn man als Stimme der Wissenschaft an solchen Diskussionen teilnimmt, wertet man die Gesprächspartner in gewissem Sinn auf.Wenn diese Eso-Schwurbeleien im Fernsehen diskutiert werden, in Anwesenheit eines Quanten-Physikers, dann können sie doch nicht so ganz falsch sein, oder? – Das ist das klassische Massenmedien-Problem der Wissenschaftskommunikation.
Andererseits: Wäre ich nicht hingegangen, hätte es vielleicht nicht einmal eindeutigen Widerspruch zu den Eso-Wunderbehauptungen gegeben. So haben ein oder zweihunderttausend österreichische Nachmittagsfernsehseher zumindest mal den Namen James Randi gehört.
Das ist doch immerhin schon mal etwas.“
Ein Video der Sendung ist noch einige Tage lang hier zu sehen.
Zum Weiterlesen:
- Hilfe, ich bin im Fernsehen, naklar.at am 28. Januar 2013
- „Weck up“: Quantenmystik ohne Skepsis, GWUP-Blog am 19. Juni 2010
29. Januar 2013 um 16:16
Ja, das waren noch Zeiten…*in Nostalgie schwelge*
Wenn es mir möglich war, habe ich die Talkshow mit Pastor Fliege gesehen.
Früher war halt alles besser ;-)
29. Januar 2013 um 16:18
@Ralf:
<< Früher war halt alles besser ;- << Außer den "Fliege"-Sendungen - die waren auch damals schon Müll.
29. Januar 2013 um 16:37
@Bernd Harder
Nöö – ich hatte meine Freude daran ;-)
Sehe gerade die Talkshow aus dem Ösiland…ich muß sagen, ich mag die Österreicher, aber da ist doch sehr viel „Schmäh“… ;-)
29. Januar 2013 um 16:57
@ Bernd Harder
Die Sendungen, in denen SIE Talkgast waren und einige wenige andere mögen ja vielleicht ganz gut gewesen sein (ich habe sie leider nicht gesehen). Aber die Nachmittagstalkshows in den ´90ern fand ich fast allesamt grausig (wobei natürlich auch das Thema der Sendung entscheidend war). Ich kann mich daran erinnern, dass die Themen schon damals meistens primitiv waren (und die Gäste meistens auch). Es ging doch schon damals fast nur um Sex, Fremdgehen usw.! Allerdings gab es immer mal wieder gelegentlich interessante anspruchsvolle Themen (zu denen dann auch mal interessante Gäste wie Sie eingeladen wurden). Aber waren solche Folgen nicht eher die Ausnahme? Egal ob Fliege, Meiser oder Franklin – ich fand´s grauenvoll. Und manche noch grauenvoller als grauenvoll…
Oje, nun bin ich schon wieder auf Ironie reingefallen. Mensch, ich bin aber auch naiv;-)
29. Januar 2013 um 17:06
@Pierre Castell:
<< Die Sendungen, in denen SIE Talkgast waren und einige wenige andere mögen ja vielleicht ganz gut gewesen << Nun ja, ich habe ja nicht gesagt, dass sie gut waren - nur dass wir uns einer Teilnahme nicht prinzipiell verschlossen haben.
29. Januar 2013 um 17:16
Ich habe es bis zum Ende angesehen…zuerst meinen Respekt an Dr. Florian Aigner – er hat wirklich alles getan, was möglich war.
Aber wer kann sich schon gegen die „Quantenmatix“ wehren? Was soll das sein…wir alle kennen den Kinofilm „Matrix“, aber das ist FIKTION und keine Realität. ;-)
Es gibt in der „Quantenphysik“ den Begriff des Kollaps der Wellenfunktion man kann nun alle „Superposition“ in einer „Matrix“ abbilden, das würde aber nicht der „Realität“ entsprechen, da die „Superposition“ bei einer Messung aufgehoben wird.
Vielleicht kann hier ein Quantenphysiker eine bessere Erklärung bieten.
30. Januar 2013 um 12:39
Ich erinnere mich noch an die Maischberger-Sendung, die Bublath empört verlassen hat, weil er nur von Irren umgeben war.
Die völlig debile Nina Hagen war z.B. dabei, die ja in jede Sendung zur Esoterik eingeladen wird, weil sie darauf abonniert ist, auch absolut jeden Eso-Dreck gut zu finden und natürlich alles selbst schon mal erlebt/gesehen zu haben (kann das Ufo, das sie mal besucht hat, nicht zurückkommen, um sie mitzunehmen?).
30. Januar 2013 um 12:46
@Abe:
http://www.youtube.com/watch?v=lOXcKcSQD9w
30. Januar 2013 um 14:52
ja, auch ich habe die sendung damals gesehen, und fand und finde die reaktion von herrn bublath nicht nur verständlich (neben denen hat man ja angst daß irresein ansteckt) sondern auch richtig, denn jeder beitrag ist und wäre im schwachsinn versunken.
sehr treffend der kommentar der talkfrau, jetzt ist der einzig vernünftige in dieser runde gegangen!! selbsterkenntnis leider nur bei einer.
bei der h wärs normal aber bei den anderen hatte man schon den eindruck sie hätten was genommen.
30. Januar 2013 um 20:35
Gerade eben im Bayrischen Fernsehen
Kontrovers – Das Politikmagazin
Themen u.a.:
* In den Fängen der Esoterik – Das Geschäft mit dem Übersinnlichen
Wird heute Nacht um 02:50 wiederholt – also den „VHS-Recorder“ programmieren ;-)
auch morgen früh um 10:15 wird es wiederholt.
30. Januar 2013 um 20:40
hey hey hey… Florian… cool… :D endlich kann ich Florian mal animiert sehen… nicht immer nur Standbilder *gg
30. Januar 2013 um 21:26
etwas Offtopic…
unglaublich, gerade eben habe ich Auslandsjornal einen Bericht über die Schönheitswettbewerbe für Kinder in den USA gesehen. Furchtbar…ich bin einiges gewohnt, aber das hat mich doch schockiert. Wie können Eltern das ihren Kindern antuen?
Eine Vierjährige, die täglich trainieren muß…was soll aus diesen „Puppen“ später werden?
31. Januar 2013 um 13:08
@ Ralf
„also den “VHS-Recorder” programmieren ;-)“
Ralf, jetzt weiß ich auch, wieso Du auch die 90´er Jahre magst…;-)
31. Januar 2013 um 22:42
@Pierre Castell
Das waren die 80’er ;-)
31. Januar 2013 um 23:32
Weil ich ein „moderner Mensch“ bin ;-) (vonwegen „VHS-Opi :-)) habe ich die Links der Sendungen herausgesucht:
Die Esoterik Abzocke:
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/kontrovers/130130-kontrovers-esoterik100.html
…und jetzt das „Grauen“
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1831488/Kinderschoenheitswettbewerbe-in-den-USA#/beitrag/video/1831488/Kinderschoenheitswettbewerbe-in-den-USA
wer geglaubt hat, ich hätte übertrieben, der sollte sich diesen Beitrag ansehen.
Wahrscheinlich sind diese Beiträge nur in einem begrenzten Zeitraum abrufbar.
1. Februar 2013 um 16:55
es ist leider völlig ot, aber nun mal geöffnet : eindeutiges statement,
„es sind genau diese -mütter-“ die in 10 jahren wenn ihre -prinzessinnen-
mit koks, alkohol, und anderem, sich und unbeteiligte totgefahren, von brücken gesprungen oder andere methoden des suizids mehr oder weniger erfolgreich ausgeführt haben. sich hinstellen, und rausposaunen
—> die „gesellschaft“ ist schuld. (könnt ich kotzen)
in den eimer gehören auch die -eisprinzessinnen-, die -wunderturnerinnen.
mit kaputtem körper und verbogenem geist.
10. Februar 2013 um 14:49
Wurde im Artikel von Herrn Harder verlinkt – netter Artikel. Ich erwähne ihn nochmal für alle, die ihn übersehen haben:
http://scienceblogs.de/naklar/2013/01/28/hilfe-ich-bin-im-fernsehen/
17. März 2018 um 20:49
Warum ich in Talk Shows nicht über Esoterik diskutiere:
http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2018/03/13/warum-ich-in-talk-shows-nicht-ueber-esoterik-diskutiere/