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Quanten-Geschwurbel

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In einem Interview mit dem Ressort „Beruf“ der Zeit verbreitet der „Coach“ Gordon Müller-Eschenbach unsäglichen Unsinn über Quanten und morphische Felder:

Die Quantenphysiker gehen davon aus, dass alle Teilchen in einem Quantenfeld miteinander verbunden bleiben – Verschränkung wird das genannt.

Auch wenn man ein Teilchen in Quanten trennt, reagieren die Quanten gleich, obwohl sie an verschiedenen Orten im Raum sind. Viele Quantenphysiker halten es deshalb für möglich, dass wir Menschen über unsere Empathie spüren können, wie sich andere fühlen. So lässt sich das auch neurologisch erklären. Sogenannte Spiegelneuronen im Hirn sind für unser Empathieempfinden verantwortlich. Sie ermöglichen, dass wir auch mit völlig Fremden mitfühlen können.

Die Biologen wiederum sprechen vom sogenannten morphologischen Feld, über das alle Lebewesen miteinander verbunden sind.“

Allmächtiger!

Nein, nicht „Biologen“ sprechen vom „morphischen Feld“ – sondern nur ein Biologe, nämlich Rupert Sheldrake.

Und was es mit dessen“morphischem Feld“ auf sich hat, kann man im Skeptiker (3/2004) oder bei Psiram/Esowatch nachlesen.

Wenig besser sieht es mit dem Quantengeschwurbel des smarten „Business-Coach“ aus, worüber auch auf der Facebook-Seite der GWUP diskutiert wird.

Dass die „Verschränkung“ mitnichten als Universalerklärung für alle seltsamen Dinge taugt, haben wir erst letzten Monat hier dargelegt.

Das Prinzip der Quanten-Verschränkung erklärt GWUP-Vorstandsmitglied Dr. Florian Aigner bei naklar.at.

Auch unseren Artikel „Quanten ohne Mystik“ sollte Müller-Eschenbach sich vielleicht mal zu Gemüte führen.

Ganz aktuell versucht sich der Science-Blog Hier wohnen Drachen an dem lobenswerten Projekt „Quantenmechanik verstehen“.

Bislang sind zwei Teile erschienen, hier und hier.

Schon vor einem Jahr gab es bei Hier wohnen Drachen den Beitrag zu lesen: „Ich bin jetzt Quantenheilungs-Skeptiker!“

Sind wir übrigens auch.

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare

  1. Danke für die freundliche Erwähnung. Den ganzen Quantenmystik-Kram habe ich übrigens auch hier ziemlich ausgiebig diskutiert:
    http://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2011/04/09/quantenmechanik-die-beliebtesten-phrasen-und-was-dahinter-steckt/

  2. Alleine schon die Formulierung „ein Teilchen in Quanten trennt“ zeigt doch, wie wenig Ahnung der Mann von Quantenphysik hat… und irgendwie habe ich stark den Eindruck, dass er mit „Quantenfeld“ auch etwas anderes meint als die übliche Bedeutung in der Quantenfeldtheorie. ;-)

  3. Da sieht man wie esoterisches Geschwurbel über Quanten und morphogenetische Felder in den Mainstream vorgedrungen ist.

    Nicht nur dass der Coach sich traut solch einen Unfug mit seinem Halbwissen in einem Interview zu erwähnen, nein, bei ZeitOnline versagt in diesem Ressort sogar die Qualitätssicherung.

    Vielleicht lesen wir bald, das man davon ausgeht, dass cholerische Chefs in Wirklichkeit besessen sind und man den Exorzisten rufen sollte. Also für ZEITOnline ist das eine Peinlichkeit hoch vier.

  4. Ach du meine Güte – darauf wäre ich niemals gekommen: Das Spiegel-Neuronen verschränkt sind mit den anderen Menschen (wahrscheinlich deren „Spiegel-Neuronen“).
    Auf den ersten Blick, hört sich das sogar etwas „logisch“ an und das ist das Gefährliche.

    Das Thema „Spiegel-Neuronen“ ist ein wirklich interessant, aber mit Quantenverschränkung hat das nichts zu tun.

    Die Verschränkung funktioniert nur in wirklich isolierten Systemen, sobald störende Einflüsse da sind, hebt sich der „Spuk“ auf. Ein System „Mensch“ besteht aus so vielen Teilchen, die wechselwirken.

    Man darf auch nicht vergessen – wobei das kein Dogma ist – das es nach der Speziellen Relativitätstheorie keinen Informationsaustausch gibt, der schneller als mit Lichtgeschwindigkeit geschieht.

    Eine Verschränkung geschieht instantan und ist keine „Informationsübertragung“…

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