gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Quack-Firma greift ins Klo: Klage gegen WordPress

| 10 Kommentare

Da wird hinten wohl nix bei rauskommen:

Das rumänische Pharmaunternehmen „Zenyth“ klagt gegen WordPress.com, weil ein anonymer skeptischer Blogger dort deren Produkt ColonHelp kritisiert.

Das Mittelchen ist anscheinend für den Darm – im doppelten Wortsinn. Jedenfalls heißt es in dem inkriminierten Beitrag:

This is just one of the new forms of pseudoscience that have reached Romania so I considered it my duty to inform the public about the problems with the product. I have quoted expert gastroenterologists that agreed that there is no use for cleaning the colon. I have provided links to scientific studies and medical websites discussing the benefits, risks and side-effects of the ingredients of the product.

Nun ja, eine Firma, die noch nie etwas vom „Streisand-Effekt“ gehört hat, hat ihren Zenit sowie überschritten.

Das werden die Zenyth-Jungs auch bald merken, denn die ersten Reaktionen der Blogger-Szene sind schon im Netz zu finden (zum Beispiel hier und hier). Da bekommt der Ausdruck „Shitstorm“ doch gleich eine ganz neue Bedeutung.

Und was es mit „Darmreinigung“ überhaupt auf sich hat, kann man bei Psiram/Esowatch nachlesen (sofern man Fotos von seltsamem brauen Zeug sehen mag, genannt „Schleim-Plaques“).

Total klasse finden wir übrigens auch das Zenyth-Produkt „Silhouette Help“ (gibt’s auch als Kombi-Pack mit „ColonHelp“).

Himmel, hilf: Wir können zwar nicht lesen, was da steht (ob „Detoxifiant“ etwas mit Ottifant zu tun hat?).

Aber sollte das Unternehmen tatsächlich behaupten, dass frau von einem mysteriösen Pülverchen eine Model-Figur bekommt, dann ist es mit ein bisschen Streisand in die Augen eigentlich kaum getan.

Da müsste man glatt die letzten paar verbleibenden Stunden noch für eine „Goldenes Brett vorm Kopf“-Nominierung nutzen. Oder eine wirksame Rezeptur für „Brain Help“ an die Zenyth-Hexenküche schicken. Zur persönlichen Verwendung.

Zum Weiterlesen:

  • Blogger gegen Pseudomedizin, GWUP-Blog am 2. Juni 2012
  • „Schlacken“ gibt es nicht, GWUP-Blog am 26. April 2011

 

 

10 Kommentare

  1. Bitte vergeben Sie keine Links, erst recht keine Follow-Links), an solche Unternehmen. Sie erreichen damit nur, dass solche Verbrecher-Seiten besser bei Google bewertet werden und früher in den Suchergebnissen erscheinen.

    Der Streisand-Effekt wird mittlerweile inflationär und immer mehr ohne Sinn und Verstand gebraucht; so auch hier. Ein Unternehmen, dass sich an Esoteriker wendet, ist es egal, was aufgeklärte Menschen davon halten. Die kaufen ja sowieso deren Produkte nicht. Umso größer also die Aufregung durch Skeptiker ist, umso eher werden auch potentielle Kunden auf Produkte aufmerksam gemacht. Ein Streisand-Effekt hat keine negativen Effekte für solche Unternehmen, es wirkt sich im Gegenteil eher positiv auf das Geschäft aus. Daher rührt auch die Motivation der Klage gegen WordPress. Man erschafft damit Aufmerksamkeit und willfähriger ahnungslose Helfer, wie hier die GWUP, spielt ihnen in die Hände.

  2. @Klaus:

    „… und willfähriger ahnungslose Helfer.“

    Nun ja, ganz so sehen wir das natürlich nicht.

    Diese Frage haben wir erst kürzlich hier andiskutiert:

    x https://blog.gwup.net/2012/09/30/sind-hellseher-sympathisch x

    „Ein Unternehmen, dass sich an Esoteriker wendet, ist es egal, was aufgeklärte Menschen davon halten. Die kaufen ja sowieso deren Produkte nicht. Umso größer also die Aufregung durch Skeptiker ist, umso eher werden auch potentielle Kunden auf Produkte aufmerksam gemacht.“

    Ich verstehe ja Ihre Sorge und Aufregung, aber „Potentielle Kunden“ werden sicher nicht durch Skeptiker-Seiten auf solche Produkte aufmerksam gemacht, da diese sich nicht hier bei uns über Sinn und Unsinn von diesem Kram informieren. Und *unsere* Leser würde ich eher mal unter „aufgeklärte Menschen“ subsummieren, die dieses Zeug eh nicht kaufen oder sich zumindest vorher bewusst Seiten wie Psiram oder Skeptiker oder Quackwatch etc. anschauen. Sonst wären sie ja nicht hier.

    Den Google-Effekt würde ich jetzt bei einer rumänischen Firma, die nicht mal eine englische oder gar deutsche Webseite hat, auch nicht überbewerten, denn wenn jemand so etwas haben will, findet er es viel leichter in Deutschland.

    „Ein Streisand-Effekt hat keine negativen Effekte für solche Unternehmen, es wirkt sich im Gegenteil eher positiv auf das Geschäft aus.“

    Dafür haben Sie Belege/Beispiele?

    Ich stimme Ihnen ja zu, dass es eine rumänische Hinterhof-Klitsche eher wenig interessiert, was die Blogger-Szene über sie denkt, da es hier noch kein „Image“ gibt, das man groß gefährden könnte. Aber wenn ich Ihrer Argumentation vollumfänglich folge, dann dürfen wir hier gar nichts mehr und über niemanden schreiben.

    Natürlich ist jede Kritik an einer Person oder an einer Firma oder einem Produkt zugleich auch mit Aufmerksamkeit für die Betreffenden verbunden. Und natürlich kann jemand, der skrupellos oder auch einfältig genug ist, das auch für sich instrumentalisieren, auch das haben wir hier diskutiert:

    https://blog.gwup.net/2012/09/23/hellseher-reloaded-warum-eine-tv-parodie-kein-ritterschlag-ist

    Aber was ist die Alternative dazu? Totschweigen? Dann sind wir ganz schnell wieder beim „Schweigeschutz für Scharlatane“, gegen den die GWUP sich immer schon gewandt hat:

    http://www.gwup.org/component/content/article/63-parapsychologie/1007-kein-schweigeschutz-fuer-scharlatanerie

  3. ColonHelp? Das ist doch voll Scheiße!

  4. @Bernd Harder:
    Gegen den „Google“-Effekt gibt es ein Mittel: Links mit dem Attribut rel=“nofollow“ versehen. Das signalisiert der Suchmaschine: Diesem Link bitte keine Popularität zuordnen.

    Das sollte man sparsam einsetzen, aber in Fällen, wo man jemanden zwar verlinken, aber auf keinen Fall dem verlinkten Inhalt Popularität verschaffen möchte, ist es durchaus eine Option.

  5. „Darmreinigung“ ist immer Pseudomedizin. Warum? – Naja, weil es einfach Schwachsinn ist, den Darm zu reinigen…in unserer frühen Kindheit bemühten wir uns eine Darmflora anzulegen (wichtig für Immunsystem, weniger Allergien und und und)…und jetzt soll ich sie mir mit einer „Reinigung“ kaputt machen…NEIN sage ich dazu…mein Darm ist besiedelt und das ist auch gut so… :-)))

  6. Die „Macht“ der Links sollte man nicht unterschätzen.

    Sucht man bei Google nach dem Wort „hier“ findet sich gleich als erster Treffer die Seite des Adobe Acrobat Readers und das, obwohl die betreffende Seite das Wort „hier“ gar nicht beinhaltet. Warum ist das so? Weil viele Webseiten PDFs anbieten und die Downloadseite des Readers mit texten wie „Laden sie den Reader hier herunter“ verlinken.

    Putziges Beispiel ist da noch „leave site“. Da ist der erste Treffer die Webseite von Disney. Schuld sind da die zahllosen XXX- Seiten, die auf ihrer Auswahl „Enter o Leave Site“ diese verlinken.

  7. In diesem Artikel fehlt ganz eindeutig mein Lieblingswort: „Entschlackung“. Gerade im Zusammenhang mit Darm und anderem Gekröse von „sanften Medizinfrauen und -männern“ oft verwendet, um ihren Scheiß zu verkaufen.

  8. Heute Vormittag habe ich (einer alten Gewohnheit folgend) auf der Facebook-Seite von Zenyth Pharmaceuticals um eine Stellungnahme in der Sache gebeten. Seit dem frühen Abend ist mein Kommentar gelöscht. Eine Antwort von Zenyth habe ich nie bekommen – und auch die anderen User nicht, die meine Frage „geliked“ haben und wohl ebenso spannend fanden. Allerdings gibt es einen Screenshot und einen Tweet:

    https://twitter.com/gwup/status/257783706004094976

    Zenyth Pharmaceuticals scheint noch eine steile Lernkurve vor sich haben, was den Umgang mit Social Media betrifft …

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.