Es geschehen seltsame Dinge auf der Welt.
In den USA ist ein Mann im Bigfoot-Kostüm überfahren worden, der Bigfoot-Sichtungen provozieren wollte.
In Deutschland engagiert sich ein Lichtwesen und „aufgestiegener Meister“ namens El Morya für gestresste Pädagogen – und wird tatsächlich zu Lehrerfortbildungen eingeladen.
Und wir Skeptiker finden im E-Mail-Posteingang eine Nachricht folgenden Inhalts:
Gerade durch den Beitrag auf Ihrer Seite („Die Hellseherin, die im Dunkeln tappte“) von dem Herrn Bernd Harder, kam ich darauf, Sie anzuschreiben, um Ihren Besuchern zu zeigen, dass es auch seriöse und sehr sympathische Hellseher geben kann.“
Es folgt ein Link zu einem Interview mit „Deutschlands bekanntester Hellseherin Frau Gabriele Hoffmann“ sowie der Hinweis:
Ich kann mir vorstellen, das Sie als Plattform, die vielem kritisch gegenüber steht unter anderem auch Esoterik, es spannend findet was eine der bekanntesten und anerkanntesten Hellseherin denkt und sagt.“
Nun ja, spannend finden wir zunächst einmal die eigenwillige Rechtschreibung und Kommasetzung in diesem einen Satz.
Aber tut ja nix zur Sache, denn tatsächlich klingt das Ganze recht verheißungsvoll.
Da gibt es also eine „seriöse“ und „anerkannte“ Hellseherin in Deutschland. Und anscheinend erklärt die gute Frau uns ewigen Nörgerln endlich mal glasklar, was genau eine „seriöse“ Hellseherin ist und von wem sie „anerkannt“ wird.
Letzteres würde für uns zum Beispiel bedeuten:
- Welchen wissenschaftlichen Tests an welchen Forschungsinstituten hat die Dame sich unterzogen?
- Von wem lässt die Dame ihre Trefferquote objektiv überprüfen und validieren?
- In welchen begutachteten wissenschaftlichen Fachzeitschriften hat die Dame ihre Ergebnisse publiziert?
Und ähnliches mehr.
Gespannt wenden wir uns also dem Interview des E-Mail-Schreibers mit „Frau Gabriele Hoffmann“ zu.
Nach gefühlten fünf Minuten Lebenszeitverschwendung wissen wir immerhin die „Lieblings-Teesorte“ der Hellseherin und was sie „von dem Aberglauben [hält], dass fast immer rothaarige Frauen Hexen wären“.
Das war’s dann auch schon weitgehend. Wohl oder übel müssen wir unsere Fragen also selbst beantworten.
Fangen wir mit dem Attribut „sympathisch“ an.
Das Interview soll erklärtermaßen uns und unseren Besuchern zeigen, dass es auch „sehr sympathische Hellseher“ geben kann.
Haben wir meines Wissens nach auch nirgendwo bestritten. Klar gibt es auch sympathische Hütchenspieler, Heiratsschwindel oder Millionenbetrüger. Das macht allerdings ihr Tun und Handeln nicht unbedingt besser.
Auch Uri Geller gilt selbst seinen Gegnern als durchaus „sympathisch“, ohne dass ihn das groß aufwerten würde. Auch ein „sympathisches Schlitzohr“ (Der Spiegel) bleibt ein Schlitzohr.
Folgende Aussage scheint Frau Hoffmann wohl für irgendwie emphatisch zu halten:
Es bereitet mir noch immer eine kindliche Freude zu erleben, dass der Klient fassungslos, verblüfft oder beeindruckt ist wenn ich ihm seine Vergangenheit und gegenwärtige Lebenssituation schildere.“
Macht sie das „sympathisch“, dass sie bei ihrer Tätigkeit noch immer „kindliche Freude“ verspürt?
Nicht unbedingt, wenn man die Mechanismen hinter dem Phänomen „Wahrsagen“ kennt. Denn Klienten zu verblüffen und zu beeindrucken, ist nichts, was echtes Einfühlen und Nachempfinden erfordern würde.
Das sehen wir zum Beispiel hier:
Nein, wir halten nicht alle „Wahrsager“ und „Hellseher“ für solche gerissenen High-Tech-Betrüger.
Dieses Equipment ist gar nicht notwendig, um als „Wahrsager“ zu reüssieren. Wie das Ganze auch ohne großen technischen Aufwand funktioniert, kann man bei Wolfgang Hund nachlesen: „Sag‘ mir deinen Namen – und ich sag‘ dir, wie du heißt!“
Fazit: Auch wir finden Leute sympathisch, die – wie Frau Hoffmann – als Lieblingsfarbe „Lila“ angeben und gern Kaffee trinken.
Das sagt nur nichts über ihre Profession als „Hellseherin“ aus – außer dass eine gewisse Verbindlichkeit im Auftreten dem Erfolg zumindest nicht im Weg steht. Denn letztendlich geht es darum, beim Klienten eine positive Erwartungshaltung zu wecken.
Weiter zu Teil II: „Sind Hellseher seriös?“
Zum Weiterlesen:
30. September 2012 um 15:39
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das Interview von Frau Hoffmann gar nicht stattgefunden hat und von ihr selbst geschrieben ist…
30. September 2012 um 15:46
Halt immer wieder unterhaltsam, diese Abergläubigen. Esoterik-Shop Pendelparadies, das ist doch einfach köstlich. Ich hätte gerne gehört, wie die Hellsichtige in Ausrufezeichen geantwortet hat. Einmal sogar mit deren drei! Wow!!!
30. September 2012 um 15:56
Nicht nur die (mehrfachen) Ausrufezeichen sind faszinierend, wenn das wirklich ein Interview gewesen ist – sondern auch die Formulierung „kl. Schläfchen“ …
30. September 2012 um 16:30
Schon alleine die folgende Passage des Interviews bestärkt mich in meiner bereits geäußerten Vermutung:
>Einige Ihrer Kollegen verdienen mit Halbwahrheiten oder schlichtweg Lügen ihr Geld. Was würden Sie sich wünschen, um dies zu ändern und ahnungslosen Ratsuchende vor solchen Betrügern zu schützen?
Wenn es sich um eine natürliche Gabe handelt, sollte der Berater bei dem Gewerbeamt, Finanzamt und der IHK angemeldet sein. Vor Betrug schützen müsste auch die Verbraucherzentrale, wobei ich schon der Meinung bin, dass sich jeder Mensch in seiner Arbeit mal irren kann. Es kommt jedoch darauf an, wie der Berater mit seinem Irrtum umgeht. Ansonsten ist der sicherste Weg die gute Empfehlung!<
Jaja, die bösen Kollegen…
30. September 2012 um 21:40
Reingefallen, liebe Leute. Wenn man in das Impressum des von Euch verlinkten Blogs schaut, dann scheint es hier ziemlich eindeutig nur um eines zu gehen, nämlich um Werbung für denselben. Das zeigen auch die anderen Artikel und die im Impressum angegebene Ust-ID. Auch wenn die GWUP als Werbeträger vordergründig ungeeignet erscheint, schlagen hier doch viele Esos auf, um sich gründlich zu ärgern. Die sind die Zielgruppe.
Aufgefallen ist mir das, alldieweil ich in letzter Zeit vermehrt Kommentare bekomme, in denen mit einem netten und zumeist kurzen Text zu einem meiner Artikel letztendlich dann die Werbung des Absenders durchscheint und im Namenslink auch bestätigt wird. Und immer ist der Hinweis dabei, dass unter dem Link etwas der Skepsis entgegenstehend Seriöses zu finden sei.
Scheint eine neue (Werbe-)Masche zu sein…
1. Oktober 2012 um 10:04
Für Hellseher und andere Scharlatane ist eine sympathische Erscheinung der Grundzug ihres Marketings.
Gerade durch dieses Erscheinungsbild (egal wie der erste Eindruck des Hellsehers bezüglich der ratsuchenden Person ausfällt und gekonnt überspielt wird) fühlt sich der Klient angenommen und wohl. Das schaffen einer harmonischen Situation und das damit aufkommende Gefühl, als individuelle Person wahrgenommen zu werden, ist ohne Sympathie schlecht möglich. Wäre diese (aufgesetzte oder auch gespielte) Voraussetzung nicht vorhanden, hätten wir eine „Betrü…“
weniger. Das Geschäftsmodell hätte keinen Erfolg!
Und da kommt wieder meine Forderung: „Aufklärung über die Strategie!“
Die im Video gezeigten Klienten werden nach dieser Aufklärung kritischer mit diesen Phänomenen umgehen!
1. Oktober 2012 um 10:51
@Catio:
<< Reingefallen, liebe Leute. Wenn man in das Impressum des von Euch verlinkten Blogs schaut, dann scheint es hier ziemlich eindeutig nur um eines zu gehen, nämlich um Werbung für denselben.<< Nun ja, klar geht es um Werbung für diesen Blog, das ist uns schon klar. Mag der Betreiber halt jetzt mal ein paar Seitenaufrufe von "Skeptikern" bekommen - so what? Keiner "unserer" Leser wird noch einmal oder gar häufiger dorthin zurückkehren. Uns aber gibt dieses "Interview" - wie auch immer es zustande gekommen ist - die Möglichkeit, ein sehr häufig nachgefragtes Thema ("Gibt es seriöse Wahrsager/Astrologen/Hellseher" etc.) mal ausführlich abzuhandeln. Gibt man derzeit bei google "seriös" und "Hellseher" ein, kommt unser Beitrag schon auf Seite 2, während das besagte Obskuranten-Interview gar nicht auftaucht.
1. Oktober 2012 um 13:29
@Bernd Harder
„Uns aber gibt dieses “Interview” – wie auch immer es zustande gekommen ist – die Möglichkeit, ein sehr häufig nachgefragtes Thema (“Gibt es seriöse Wahrsager/Astrologen/Hellseher” etc.) mal ausführlich abzuhandeln.“
Ja ok, da stimme ich unumwunden zu.
30. April 2013 um 20:09
Am kommenden Donnerstag, 2. Mai 2013, NDR, 18.15 Uhr: Erstausstrahlung des Beitrags
„Die weiße Hexe aus dem Harz“ (aus der Reihe „Typisch“).
Die TV-Fernsehzeitschrift „TV-Spielfilm“ schreibt als Ankündigung:
„Renate Pahl bezeichnet sich selbst als weiße Hexe. Mit weißer Magie behauptet sie, Menschen zu heilen, Weissagungen zu treffen und böse Geister zu vertreiben. Möglich mache das ihre enge Verbindung zu den Kräften der Natur und des Universums.“
2. Mai 2013 um 17:20
Im Fernshen läuft im Moment seit 18.15 Uhr auf NDR:
“Die weiße Hexe aus dem Harz” (aus der Reihe “Typisch”).
Mehr Infos siehe unter meinem letzten Kommentar.
2. Mai 2013 um 17:22
Oh, sehe gerade, dass der Beitrag mit „Mischwaren-Manni“ ausgetauscht worden ist (aus der gleichen Reihe, also „Typisch“!
Eigenartig!
9. Juli 2020 um 04:24
„Sind Hellseher sympathisch?“
Niemals würde ich einen Hellseher aufsuchen.
Unabhängig davon erschien mir bisher von allen, die ich in Talkshows sah, niemand als sympathisch. Im Gegenteil: Alle wirkten stets aufgesetzt, rechthaberisch und in meinen Augen schmierig.
Und Lilo von Kiesenwetter (deren Tochter nun ebenfalls als Seherin tätig ist) blamierte sich mit ihrem Benehmen und ihrer Hinterhältigkeit in „Big Brother“ so sehr, dass man sie danach sehr gut als privaten Menschen einschätzen kann. Nie mehr danach sah ich sie im Fernsehen.
Tja, verehrte Frau Kiesenwetter.
Grundsätzlich, ganz allgemein gesagt:
Ein paar Ohrringe von Chanel oder sonstiges Designerzeug machen aus einem Proll-Weib noch lange keine Lady!