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CAM und Allgemeinmedizin

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Leider jetzt erst entdeckt (aber zeitlos aktuell):

Eine Debatte in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin über „CAM und Allgemeinmedizin“.

Sie begann in Heft 4/2011 mit folgenden Beiträgen:

Ihre Fortsetzung fand die Diskussion zwei Ausgaben später (6/2011) mit Leserzuschriften und einer abschließenden Stellungnahme der vier Autoren aus Heft 4.

Unter der Sammelüberschrift „CAM und Allgemeinmedizin“ heißt es unter anderem:

CAM ist ein quasi bunter Strauß von Therapieverfahren, die von unseren Patienten nachgefragt werden – also populär sind. Die Wünsche der Patienten werden als wesentlich für die Notwendigkeit einer Anwendung der CAM, vor allem in der hausärztlichen Medizin, herausgestellt.

Wenn wir allerdings eine solche Definition, d.h. die augenblickliche Popularität medizinischer oder paramedizinischer Maßnahmen ernsthaft als Maxime unseres Handelns begreifen, führt das zu einer Boulevardisierung unserer Profession mit einer kaum zu überbietenden Beliebigkeit und ist außerdem ein Fass ohne Boden. Machen wir uns da nicht lächerlich, so wie bei ernsthaft an Wissenschaft interessierten Studierenden bereits geschehen?

Nach 24 Jahren Tätigkeit als Landarzt in einer Region mit hoher Heilpraktikerdichte, kommen die Patienten oft zu mir mit der Frage, ob der Heilpraktiker sie korrekt beraten hat und schätzen gerade meinen fehlenden Populismus. Was nicht heißt, dass ich ohne (unreine) Placebos und deren Inszenierung, auch meiner Person und meiner „Präsentation“ als Arzt auskäme.

Dagegen ist die Definition der CAM von Simon Singh und Edzard Ernst völlig klar und gut praktikabel. Hier werden als CAM alle Therapieverfahren bezeichnet, für die es keine wissenschaftliche Evidenz gibt.

Das ist m.E. die einzige sinnvolle Definition und entspricht außerdem der historischen Realität. Die sogenannte Schulmedizin zeichnet sich nämlich durch eine außerordentliche Selbstreflexion aus. Sie verwirft bei neuer Erkenntnis alte Therapieverfahren und nimmt andere, die gestern noch dem Bereich der CAM (z.B. Phytotherapien mit nachgewiesener Wirksamkeit) zugeordnet wurden, auf.

CAM, die ein Wirksamkeitsnachweis über Placebo-Niveau erbracht hat, ist eben keine mehr, ganz gleich wie sie sich nennt und aus welchem Kulturkreis sie stammt.

Diese Wandelbarkeit durch immer wiederkehrende Überprüfung geht z.B. der dogmatischen Homöopathie völlig ab, was dazu führt, dass sie nach heutiger Kenntnis baren Unsinn verbreitet.“

Zum Weiterlesen:

  • Weleda und die Weisheit der Menschen, merdeister am 9. Juli 2012
  • Homöopathen und die sachliche Kritik, Psiram am 11. Juli 2012
  • Der Weleda-Skandal im Transgallaxys-Forum

 

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