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GWUP-Konferenz: CERN-Mythen

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In den vergangenen drei Tagen haben wir …

… vieles gehört, was Skeptiker ärgert“,

beginnt Dr. Florian Aigner den letzten Vortrag.

Deshalb möchte der Quantenphysiker von der TU Wien nun erklärtermaßen einen „versöhnlichen und optimistischen Schlusspunkt setzen“, kündigt er an.

Wir sind gespannt.

Zunächst stellt Aigner den LHC am CERN in Wort und Bild als technisches Wunderwerk vor – um daran die Frage anzuschließen:

Ist das Ganze möglicherweise gefährlich?

Der Referent erklärt erst mal die beiden Experimente am LHC, welche diverse Kritiker am meisten ängstigen. Es geht um Schwarze Löcher und um „seltsame Materie“, die die ganze Erde in „Strangelets“ verwandeln könnte.

Kompliziert.

In Kurzform: Wenn das Ganze so gefährlich ist – wie kommen dann Physiker überhaupt dazu, so etwas überhaupt zu riskieren?

Aigner:

Wir fangen ja nicht bei null an mit diesen Experimenten.“

Der LHC sei nicht der einzige Teilchenbeschleuniger auf der Welt, auch wenn dieser mit weitaus höheren Energien arbeite.

Nichtsdestotrotz werden Ängste und Befürchtungen am CERN keineswegs unwirsch beiseite gewischt, betont Aigner. Und stellt verschiedene Berichte und Studien zur Risikoabschätzung vor, die lange vor Inbetriebnahme des LHC durchgeführt wurden – mit eindeutigem Ergebnis: Da kann nix passieren.

Warum nicht?

Weil Teilchen aus dem Weltraum mit weitaus höherer Energie auf die Erdatmosphäre treffen, als dies bei den CERN-Experimenten simuliert wird. Wenn sich hier etwas bilden würde, etwa ein Schwarzes Loch, dann wäre das schon längst natürlicherweise geschehen.

Auch theoretisch begründet der Physiker im Folgenden, warum im LHC keine Schwarzen Löcher entstehen können. Interessant, sprengt aber hier den Rahmen.

Festzuhalten ist: Selbst wenn ein Schwarzes Loch entstehen würde – dann wäre es erstens winzig und zweitens zerfällt es blitzschnell wieder (verdampft), aufgrund von bekannten quantenmechanischen Gesetzen.

Auch „Strangelets“ seien nichts Bedrohliches – vergleichbar etwa mit dem spontanen Auftreten eines Eiswürfels in kochendem Wasser.

Medienschlagzeilen wie „Forscher riskieren das Ende der Welt“ verweist Aigner ins Reich der Panikmache. Und erklärt, dass wir es so gesehen mit einem Problem der Medien zu tun hätten, nicht der Wissenschaft

Schäbig, verantwortungslos, wissenschaftsfeindlich …“

nennt Aigner die Berichterstattung in den meisten Publikumsmedien.

Wie aber sollen die verantwortlichen Wissenschaftler mit dieser Situation umgehen?

„Sollen wir es wagen?“,

steht auf einer schönen Folie, die Aigner jetzt anklickt, und die unter der Schrift ein altes Segelschiff im weiten Ozean und daneben eine hungrige Seeschlange zeigt.

Klare Antwort: ja.

Wir haben gar keine andere Wahl, als voranzuschreiten – wenn es kein schlüssiges Szenario für ein echtes Gefahrenszenario gibt.“

Und das sei in Sachen LHC definitiv nicht gegeben.

Aigners Schlusswort ist trefflich geeignet, zugleich die 21. GWUP-Konferenz in Wien zu beschließen:

Es ist schön zu verstehen. Es ist gut, zu wissen.“

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare

  1. […] Der Abschluss der GWUP-Konferenz war tatsächlich „versöhnlicher“ als einige vielleicht gedacht hätten. Jedenfalls zeigte sich abermals, dass eine faire wissenschaftliche Diskussion des Themas leicht möglich ist. Viel mehr war in der kurzen Zeit freilich auch nicht zu erwarten. Der Vortragende sowie der anwesende Physiker vom CERN vertrauen letztendlich den Studien ihrer angesehenen Kollegen, weil sie die Sicherheitsargumente für zureichend halten und dem Wissenschaftssystem Teilchenphysik insgesamt vertrauen. Genau hier hat nach Meinung der Kritiker aber wieder einmal eine Wissenschaft, sprich: die „experimentelle Nuklearforschung“ (klingt hart, ist es aber) ein ethisches Grenzgebiet erreicht (vgl. Gentechnologie, etc.), welches so früh wie möglich einer multidisziplinären Risikobetrachtung bedarf.

    Artikel: „LHC-Kritik als Thema bei der GWUP Konferenz in Wien“
    http://lhc-concern.info/?page_id=130

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