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Im Internetz der Verschwörer

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Bald bin ich Millionär.
Verspricht mir jedenfalls die bunte Werbebroschüre eines Finanzmaklers, die mit der Nachmittagspost auf meinem Schreibtisch gelandet ist. Im Innenteil geht es um ein börsennotiertes Unternehmen der Biotech-Branche im fernen China, das Investoren das Zehnfache ihres Einsatzes („1000 Prozent!“) verspricht. Unter anderem wegen einer „globalen H1N1-Epidemie“. Denn die besagte chinesische Firma habe dagegen eine Pille entwickelt, und zwar „unter Einsatz der eigenen BEVS Seidenraupen-Technologie“. So steht es da. Wirklich.

Gleich mal gegoogelt – und tatsächlich gibt es einen Eintrag zur „BEVS Seidenraupen-Technologie“. Einen einzigen. Bei den Small Cap News. Und den haben sich wohl die Jungs von der Marketingabteilung selber aus dem Ärmel geleiert:

Da das Unternehmen bereits fünf von der SFDA genehmigte Medikamente aufweist, bin ich zuversichtlich, dass sie die oralen H1N1Impfstoffe entwickeln werden. Und wenn sie das tun, werden Regierungen aus der ganzen Welt an ihre Tür klopfen. Man kann gar nicht vorhersagen, wie hoch die Umsätze wären, die dann dem Unternehmen zuströmen würden. Bei nur $1,00 pro Tablette würde allein der Schutz der mehr als 1 Milliarde Chinesen bereits 1 Milliarde Dollar an Umsatz generieren. Erweitert man das auf die ganze Welt, werden es Milliarden an Umsätzen.“

Oh weia, hoffentlich finden die Schweinegrippe-Verschwörungsfreaks diesen Text nicht – das würde doch gleich ganz neue Sichtweisen auf den Ursprung des Virus erlauben, frei nach dem berüchtigten „Cui bono“- (Wem zum Vorteil?) Argument.

Heute haben WHO-Experten übrigens das Internet mit verantwortlich für die H1N1-Hysterie gemacht: „Ursache sei die Verbreitung von Spekulationen und Gerüchten über E-Mails, Blogs und Twitter“, berichtet Die Welt.

Vermutlich wird es auch um dieses Thema gehen, wenn am kommenden Samstag bei WDR 5 die Frage „Wer glaubt wem im World Wide Web?“ diskutiert wird. „Von Ufos, Mythen und Verschwörern“ heißt die Call-In-Sendung um 9.20 Uhr. Eingeladen sind meine Wenigkeit und ein Redakteur der Computerzeitschrift c’t.

Wer Lust hat, kann ja mal anrufen: Studio-Hotline 0800 – 5678 555.

4 Kommentare

  1. Wird ein Mitschnitt der WDR-Sendung irgendwo zum Download verfügbar sein?

  2. Danke schön!

  3. Informativer Artikel und danke für den Link hat mir auch geholfen(:

    Mfg

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