Wofür sind die Illuminati eigentlich wirklich verantwortlich?
„Für den hohen Benzinpreis und dafür, dass am Wochenende kein Klempner mehr ins Haus kommt“, sagt kein Geringerer als der Schöpfer der „Illuminatus!“-Triologie, Robert Anton Wilson[1]. Kein Wunder also, dass unser Staatsoberhaupt Horst Köhler in verschiedenen Online-Foren schnell als „von den Illuminaten kontrollierter Vasall“ enttarnt wurde, als er im Frühjahr höhere Benzinpreise forderte.
Und dennoch bleibt der Ärger über teuren Sprit an den Tankstellen so sinnlos wie das Schimpfen aufs Wetter. Denn solange die Verschwörung nicht aufgeflogen oder ihre Nichtexistenz unzweifelhaft erwiesen ist, kann keine Verschwörungstheorie endgültig verifiziert oder falsifiziert werden.
Zugegegenermaßen sind hohe oder steigende Preise nicht zwingend ein untrügliches Zeichen für einen Mangel an Wettbewerb. Möglicherweise liegt das tatsächlich an steigender Nachfrage. Oder am schwachen Euro. Oder an Spekulanten, die an Terminbörsen auf dem Papier Öl kaufen, das noch gar nicht gefördert wurde, und damit einen künstlichen Nachfrage-Boom erzeugen, wie Spiegel-Online heute berichtet. Oder an der OPEC. Oder woran auch immer.
Bleibt die Frage, ob und was man dagegen tun kann. Für manche Zeitgenossen ist das ganz einfach: Wir, die Verbraucher, zwingen die Ölkonzerne in die Knie. Wie das geht, steht in diversen Ketten-E-Mails zu lesen, die in Zeiten drastischer Benzinpreissteigerungen massenhaft in unseren Postfächern landen. Das liest sich dann originalgetreu zum Beispiel so.
Klingt verlockend – auch wenn niemand weiß, wer besagter Phillip Hollsworth ist und ob er wirklich existiert.
Was wir allerdings wissen, ist, dass Kettenbriefe noch niemals ein geeignetes Mittel waren, um seriöse Anliegen zu verbreiten. So auch in diesem Fall. Trotz eines gewissen Medieninteresses an solchen Aktionen und trotz berechtigter Kritik an der Preispolitik der Mineralölkonzerne. Selbst wenn alle Autofahrer zu einem gemeinsamen und koordinierten Handeln zu bewegen wären: Das Ganze würde nichts bringen.
Denn Ölmultis besitzen ja nicht nur Tankstellen – sondern auch Ölquellen und Raffinerien. Hauptsächlich damit erzielen die Konzerne ihre Milliardeneinnahmen. Darüber hinaus ist es ein Irrglaube, dass die Mineralkonzerne Benzin nur an ihren eigenen Markentankstellen losschlagen. In Wahrheit können sie jederzeit auf andere Märkte damit ausweichen, und nicht nur ins Ausland.
Die verschiedenen Firmen im Ölgeschäft handeln auch mit- und untereinander. Wenn durch einen Tankboykott das Gleichgewicht an der Schnittstelle von Angebot und Nachfrage sich zuungunsten der „bösen“ (also der teuren) Anbieter verschieben würde, weil alle Autofahrer nur noch bei den „guten“ (also den billigeren) tanken, dann wären die „Bösen“ mitnichten dadurch bestraft.
In der Realität wären nämlich die „Guten“ sehr schnell gezwungen, auf die ungewohnt und anhaltend hohe Nachfrage mit Großeinkäufen bei den „Bösen“ zu reagieren, weil ihre eigenen Bestände gar nicht ausreichen. Somit würden auch die „Bösen“ fast genauso viel Benzin verkaufen wie vorher. Und für die Endverbraucher würde der Kraftstoff noch teurer werden, weil dann an jeder Tankstelle gleich zwei Anbieter abkassieren: die „Guten“ und die „Bösen“.
Ein Boykott bestimmter Tankstellen würde letztendlich nur den Pächtern schaden. Also denjenigen, die ohnehin am allerwenigsten davon profitieren, wenn der Sprit teurer wird.
[1] „Die Fröhlichen leben in einem fröhlichen Universum, die Traurigen in einem traurigen“. Ein Gespräch mit Robert Anton Wilson in: Burstein, D. (2005): Die geheime Bruderschaft. Goldmann, München
8. April 2010 um 21:47
Bernd, wie immer verschweigst du die halbe Wahrheit, indem du geschickt von den Fakten ablenkst! Wer *wirklich* hinter all dem steckt:
[youtube NcV-SC6ha2I]
9. April 2010 um 14:54
Das wichtigste Details wurde einfach vergessen, das Benzin wird durch die Mineralölsteuer teuer. Für jeden Liter Benzin, bekommt der Staat 64 Cent.
9. April 2010 um 17:12
@Randi: Schon richtig, dass das Benzin durch – verschiedene – Steuern grundsätzlich schon teuer ist.
Da diese Steuerbelastung aber immer gleich ist, ist das keine Erklärung für die starken Preissprünge der vergangenen Wochen, deshalb spielt das für diesen Beitrag eigentlich keine Rolle.
10. April 2010 um 11:01
Ja Bernd Hader,
richtig bis auf den Mehrwertsteueranteil am Benzinpreis.
19% MwSt von 149 Cent ist mehr wie 19% von 139 Cent
7. Mai 2010 um 06:11
Unsinn. 19% bleiben 19%. Bernd Haders Aussage ist völlig korrekt. Die Steuerbelastung bleibt die gleiche. Sowohl Mineralöl- als auch Umsatzsteuer.