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Hexen-Zauber: 3sat fragt, GWUP antwortet

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Wir erinnern uns: Zuletzt hatte 3sat seine Medien-Ethik im Keller eingesperrt und ein billiges PR-Filmchen über sogenanntes „belebtes Wasser“ ins redaktionelle Programm gehoben. Schon das allein gilt nach Presse-Kodex als ein großes journalistisches Pfui! Und nicht nur das: Wie zufällig zeigten die Macher des Streifens dabei auch Grander-Wasser, diesen esoterischen Unsinn aus den Tiroler Bergen. Und wie zufällig gehörte zu diesen Machern auch Dr. Hans Kronberger, Journalist und Werber in fragwürdiger Personalunion, der (noch ein Zufall?) bereits in der Vergangenheit für Grander-Wasser die Werbetrommel rührte … Ein Schuft, der Böses dabei denkt? Nun, wir dachten tatsächlich Böses, aber das steht auf einem anderen Blatt (und auch hier).

Und daher freuen wir uns jetzt ganz besonders, dass 3sat auch anders kann und nicht jedem Bullshit parawissenschaftlichen Unfug blindgläubig auf den Leim geht: Die deutsch-schweizer-österreichischen Gemeinschaftsfunker sind sogar richtig investigativ, wenn sie denn wollen – und wenn man sie lässt. „Hexen – gibts die?„, fragte die 3sat-Sendung „vivo“ vor wenigen Tagen. Reporter Gregor Steinbrenner testete dafür die angeblichen Künste der selbsternannten „Seherin“ Lilo von Kiesenwetter. Sein Fazit nach der Tarot-Sitzung: „Na, da war ja vieles jetzt sehr vage und hat mich überhaupt nicht überzeugt!“

Trotzdem schien die Wahrsagerin im Leben des Reporters zwei Dinge gesehen zu haben, die sie eigentlich nicht hätte wissen können. Ein paranormales Phänomen? Echte Prophetie? Oder nur ein billiger Taschenspielertrick mit einem Schuss Psychologie? Wolfgang Hund half der Redaktion gerne bei der Suche nach der Antwort. Hund (alias Zauberer „Hundini“) ist Lehrer und Okkultismus-Experte der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), der größten und ältesten Skeptiker-Organisation im deutschsprachigen Raum. Er kennt die Tricks moderner Hexen und Wahrsager.

Aber sehen Sie selbst:

Wahrsagerei dient eben maximal zu Unterhaltungszwecken!

Links zum Thema:

Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

15 Kommentare

  1. Bei mir hätte das mit dem Sofa auch gepasst. Seit Jahren.

  2. @ ali: Dito, bei mir auch! Ein echt billiger Trick, aber bestimmt wirkungsvoll. Ich frage mich, wie viele ihrer Kunden die Dame damit schon tief beeindruckt hat.

  3. Ich habe ebenfalls schon zwei lebensbedrohende Situationen erlebt: schwierige Geburt und einen Tauchunfall. Die Aussage mit dem Sofa ist sehr allgemein gehalten. Hätte Herr Steinbrenner statt des Sofas über den Kauf eines neuen Fernsehers nachgedacht, hätte die Wahrsagerin einfach einen Bezug zwischen Sofa und TV hergestellt.

  4. @ Marco: Ja, geht mir ähnlich. Und hätte die Seherin mir gegenüber von drei lebensbedrohenden Situationen gesprochen, hätte ich – wie jeder durchschnittliche Mitteleuropäer meines Alters – sicher noch irgendwo in meiner Biografie eine dritte gefunden. Denn was genau gilt als „lebensbedrohende Situation“: Bei Rot über die Ampel in der Rush Hour? Ein Überholmanover auf der unübersichtlichen Landstraße? Oder gilt es erst ab der Kategorie „Gehirntumor mit Not-OP“? Der Begriff ist typisch schwammiges Wahrsager-Blabla.

    Für überraschte Gesichter bei Leichtgläubigen sorgt auch die Hellseher-Aussage: „Sie haben eine Narbe am Knie!“ (Natürlich ohne das Knie zu sehen.) Denn: Viele Menschen haben da eine Narbe, wenn sie als Kinder oder Sportler einmal heftig hingefallen sind.

    Fallen euch außer diesen Beispielen noch mehr solche Allgemein-Aussagen ein, die für viele Menschen gleichzeitig gelten und (mehr oder weniger) überraschend sind?

  5. Vom Kauf eines neuen Sofas war ja nicht die Rede: „Sie wollen Ihr Sofa verändern.“ Das passt auch, wenn mich nur ein Fleck auf dem Sofa stört. Im späteren Gespräch wurde daraus: „Sie hat gesagt, ich wolle mir ein neues Sofa kaufen.“

  6. Es lassen sich immer passende Allgemeinplätze finden. Man stelle sich vor, Herr Steinbrenner wäre absichtlich mit Schmutzspuren an den Händen gekommen und hätte absichtlich Dialekt gesprochen. „Sie verdienen Ihr Geld mit ehrlicher Arbeit …“

  7. @Stefan: Beispiele für Allgemein-Aussagen finden sich täglich in den Horoskopspalten der Zeitungen:
    – Eine berufliche Veränderung steht vor der Tür
    – Sie lernen einen interessanten Menschen kennen
    – Wichtige Entscheidungen müssen getroffen werden
    – Ungelöste Probleme in der Beziehung
    – etc.

  8. Zwei SKEPTIKER-Artikel als Lesetipps zum Thema habe ich noch gefunden: Ray Hyman (2007): Cold Reading. In: SKEPTIKER 1/2007. Und: Edzard Ernst (2005): Werden Sie Scharlatan. In: SKEPTIKER 1/2005.

    Wer diese Ausgaben noch nicht hat, kann sie sich im GWUP-Shop bestellen.

  9. Wer diesen Müll, der im Fernsehen (bzw. etablierten Medien) glaubt, ist selber Schuld.

    Ich finde es grauenhaft solche selbsternannten Hexen/ Wahrsager Schamanen, usw. (wo nix dahinter ist) im Fernsehen zu sehen deren „Orakel“ noch nicht mal in der Lage ist denen zu sagen das sie mal zum Frisör gehen sollten *grins*.

    Hexenkunst, Schamanismus und Co. haben etwas mit Naturreligion tun und nicht damit, den Leuten irgendwelchen Müll zu erzählen. Und im übrigen findet man Hexen und Co. nicht im Fernsehen/ etablierten Zeitschriften, weil diese ebend nicht das so wiedergeben, was man gesagt hat, sondern aussagen so verdrehen, wie sie am besten verkauft werden können.

  10. „Wer diesen Müll, der im Fernsehen (bzw. etablierten Medien) glaubt, ist selber Schuld.“

    @MondSchwester: Na, so übel ist der oben erwähnte 3sat-Beitrag aber gar nicht, ganz im Gegenteil. Oder gefällt dir als „Hexe“ der kritische Ton darin nicht? Und: Wie unterscheidest du dich denn eigentlich von den selbsternannten Hexen, Wahsagern und Schamanen, die du kritisierst?

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