Am Anfang von Harry Frankfurts Betrachtungen steht ein Seufzer:
„Jeder kennt Bullshit. Jeder trägt sein Scherflein dazu bei. Und doch neigen wir dazu, uns damit abzufinden.“
„Bullshit„, so nennt Harry Frankfurt das Gerede ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt. In seinem klugen wie unterhaltsamen Essay nähert sich der emeritierte Philosophie-Professor aus Princeton dem Phänomen mit semantischen und wortgeschichtlichen Betrachtungen sowie einer Reihe von Beispielen.
Ein zentraler Punkt: Bullshit dürfte nicht mit Lüge verwechselt werden, so Frankfurt. Der Lügner entscheidet sich bewusst dafür, die Unwahrheit zu sagen. Dies kann er nur, weil er den Unterschied zwischen wahr und falsch anerkennt. Dem Bullshitter hingegen ist diese Unterscheidung gleichgültig, er wählt die jeweils opportune Aussage – teils weil er auch zu solchen Themen eine Meinung äußert, von denen er nichts versteht; teils, weil er glaubt, dass die Realität ohnehin letztlich der Erkenntnis entziehe.
Statt an einer richtigen Beschreibung der Welt versucht sich der Bullshitter also an einer aufrichtigen Selbstbeschreibung. Aber wo Richtigkeit nicht möglich ist, funktioniert auch die Aufrichtigkeit nicht, so Frankfurts Fazit.
Bereits 1986 veröffentlicht, wurde der Text nach einer Neu-Auflage 2005 in den USA zum Bestseller. Das handliche, nur 74 Seiten umfassende Büchlein ist die erste deutsche Übersetzung. Für Aufsehen hat es auch hierzulande schon gesorgt: So gab es beispielsweise Impulse für die Esoterik-Kritik „Wunsch-Bullshit im Universum“ von Hugo Egon Balder und Jacky Dreksler. Ein Interview mit den beiden Autoren sowie eine Rezension ihres Buches erscheint Mitte Juni im nächsten SKEPTIKER, Ausgabe 2/08.
Links zum Thema:
- Harry G. Frankfurt (2006): Bullshit
Inhalt und Kritik bei Amazon - Harry Frankfurt
Vita und Werk von Prof. Frankfurt in der englischen Wikipedia - Hugo Egon Balder & Jacky Dreksler (2007): Wunsch-Bullshit im Universum
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