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Homöopathie: Nicht Globuli sind entscheidend, sondern die ärztliche Zuwendung

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In einem kurzen Video greift Focus-Online die aktuelle Umfrage der Deutschen Homöopathie-Union auf, über die wir hier berichtet haben.

Allerdings betont die Sprecherin:

Erstaunlich ist dabei, dass bis heute keine seriöse Studie die Wirsamkeit homöopathischer Arznei nachweisen konnte.“

Ergänzend gibt’s dazu den Artikel

Gegen alle Vernunft: Warum Homöopathie „wirkt“

Ein Auszug:

Trotzdem sind viele davon überzeugt, dass ihnen die Homöopathie hilft – nach dem Motto:

  • Bessern sich die Beschwerden, hat die Homöopathie gewirkt.
  • Werden sie schlimmer, ist das die viel zitierte Erstverschlechterung.
  • Bleiben sie gleich, war es eben nicht das exakt passende homöopathische Mittel, ein anderes muss gefunden werden.“

Parallel berichtet das Deutsche Ärzteblatt über das Kapitel „Homöopathie in der gesetzlichen Krankenversicherung“ im „Gesundheitsmonitor 2014“ der Bertelsmann-Stiftung in Kooperation mit der Barmer GEK:

Patienten suchen einen homöopathischen Arzt auf, weil „anderswo keine Besserung erzielt worden war“, sie sich „einen Arzt mit mehr Zeit wünschen“ oder sie „diese Form der Behandlung einmal ausprobieren wollten“ […]

Der wissenschaftliche Streit darüber, ob Homöopathie überhaupt wirken könne, spiele bei der Bewertung einer homöopathischen Behandlung keine ausschlaggebende Rolle, so die Autoren weiter. Denn wichtig für die positive Einschätzung der Homöopathie seien den Patienten vor allem Faktoren wie die Zugewandtheit des Arztes und das ausführliche Gespräch, also die nicht-arzneilichen Komponenten.

„Zu diskutieren wäre“, meinen die Autoren, „ob die fundierte ‚schulmedizinische‘ Behand­lung mit einer zeitlich ausreichenden und umfangreichen Befunderhebung, die sowohl die akuten Beschwerden, die Entwicklung der Erkrankung als auch die Lebensumstände der Patienten stärker mit einbezieht, zu mehr Patientenzufriedenheit und zu besseren Ergebnissen in der Behandlung führen könnte.“

Was gibt es da groß zu diskutieren?

Natürlich wäre dem so. Und die Homöopathie hätte ganz schnell das Nachsehen.

Wie es in der Praxis aber tatsächlich aussieht, lesen Sie in unserem nächsten Beitrag.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Warum die Deutschen auf Homöopathie schwören, Focus-Online am 18. Juli 2014
  • Homöopathie-Kritik und die „unvermeidlichen“ Skeptiker, GWUP-Blog am 9. Juli 2014
  • Gegen alle Vernunft: Warum Homöopathie „wirkt“, Focus-Online am 18. Juli 2014
  • Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Blog am 9. Oktober 2011
  • Homöopathie: Patienten schätzen ärztliche Zuwendung mehr als Globuli, aerzteblatt.de am 16. Juli 2014
  • Homöopathie, Ganzheitlichkeit und die sprechende Medizin, GWUP-Blog am 20. April 2013
  • Die absurde finanzielle Ungleichbehandlung von Ärzten und Heilpraktikern, GWUP-Blog am 18. Juli 2014

6 Kommentare

  1. Es gibt wirklich nichts zu diskutieren – es gälte ganz einfach zu handeln, und zwar bei den Krankenkassen und der GOÄ.

    Genau diese „nicht-arzneilichen Komponenten“ der Leistungen des „Schulmediziners“ (auch Hausbesuche) müssten adäquat, d. h. höher honoriert werden und zu höheren Sätzen bei der GKV abzurechnen sein:

    “ … zeitlich ausreichenden und umfangreichen Befunderhebung, die sowohl die akuten Beschwerden, die Entwicklung der Erkrankung als auch die Lebensumstände der Patienten stärker mit einbezieht, … “

    Kostensparend wäre es im Endeffekt vermutlich auch, denn eine gründliche und ausführliche Anamneseerhebung könnte die Anzahl der notwendigen, technisch aufwändigen Untersuchungen sicherlich besser eingrenzen.

    Und nicht nur die Homöopathie hätte das Nachsehen, sondern auch die sonstige Pseudo-„Medizin“ …

  2. Im Rahmen der Kostendämpfung ist wohl eine „ärztliche Zuwendung“ nicht möglich…sollte man da nicht eine Art medizinische Mediatoren implementieren?
    Nun ja, das ist wirklich „Zukunftsgeschwätz“ von mir ;-)

  3. Beim Herzkino im ZDF heute wurden Pferde mit Alternativmedizin geheilt.

    Der Vater und Besitzer eines Gestüts bettelt die Alterativheilmethoden-befürwortende Tochter und Tierärztin verzweifelt an, ihm bei der Bekämpfung eines Virus zu helfen. Sie hätten wirklich schon alles versucht.

    Der andere Tierarzt kommt dabei gar nicht gut weg, weil er lieber auf „Schulmedizin“ setzt und „bei jedem Schnupfen Antibiotika“ verordnet. Sobald dann die globuliverteilende Tochter eingreift, verschwindet der Virus natürlich sofort. Ganz großes Kino! (nicht)

    Ich schau mir solche Filme normalerweise nicht an, aber da ich beim Durchzappen das Fläschchen sah und dann von Homöpathie die Rede war, wurde ich neugierig und wollte wissen, wie weit sie es treiben.

    Hier der Link:

    http://herzkino.zdf.de/herzkino/herzkino-5991244.html#

  4. Ich war ein arger Skeptiker bzgl. Globuli, da in diesen „Perlen“ ja keine Heilmittel nachgewiesen werden konnten und können.

    Meine persönliche Story dazu:
    Mitte der 80-er Jahre bekam ich auf den Handflächen (vor allem den Fingern eine Art „Harter Haut“, die allerdings hauchdünn war und bei fast jeder Bewegung, jedem Handgriff aufsprang und blutete.
    Ich konsultierte 3 Hautärzte und die Hautklinik im alten AKH, jedoch niemand dort konnte mir helfen. Es begann beim Wecker abdrehen am Morgen, ich konnte keinen Kugelschreiber ordentlich halten, da die Haut aufsprang und blutete. Meine Lebensqualität war an der untersten Grenze angelangt.

    Dann erfuhr ich, dass die Frau eines guten Bekannten mittels Globuli angeblich sehr gut Leiden heilen könnte. Ich dachte mir: „Hilft es nicht,dann schadet es auch nicht“ und nahm 1987 Kontakt auf.

    Es spielte sich folgendermaßen ab: Sie sprach mit mir ca. eine halbe Stunde über mein Leiden und auch andere Lebensthemen und >>> !!! begann plötzlich zu PENDELN!!!
    Wäre das keine Bekannte gewesen, wäre ich fluchend aufgesprungen und wäre abgehaut. Ich ließ das aber über mich ergehen, sie schrieb mir dann 3 versch. Globuli auf und ich ging.
    Natürlich nahm ich das Zeugs nach meinem oben beschriebenen Motto – und – !!! ich glaubte es nicht >>> nach 2-3 Wochen war meine Beschwerden zu 70/80% verschwunden und nach ein/zwei Monaten total weg.

    Ich, der total Ungläubige war ebenfalls total weg.

    Nach ca. 1 Jahr gingen mir die Kugerln aus und ich stoppte die Behandlung.

    FAZIT: Nach rd. 2 Wochen bekam ich die Beschwerden sofort wieder. Selbstverständlich begann ich sofort wieder mit dem Kugerlschlucken und das Leiden war wieder weg.

    Einige Jahre danach vergaß ich sie, in den Urlaub mitzunehmen >> Folge: Es begann wieder !

    Vor ca. 1 Jahr hörte ich aus Neugierde mit der „Behandlung“ (nach rd. 25 Jahren!) auf und – oh Wunder – es kamen keine Beschwerden mehr bzgl. harter HAUT.

    Ich bin immer noch ein zarter Skeptiker bei diesem Thema, aber kann mir als Nichtfachmann nicht erklären, warum die Sache so lange funktionierte, aber jetzt nach so langer Zeit die Absetzung keine negativen Folgen hat.

  5. @Ambros
    Vielleicht war Ihr Leiden psychosomatischer Natur und die Globuli wirkten unbewußt – weil Sie der Frau Ihres „guten Bekannten“ vertrauten und dieses Vertrauen manifestierte sich in dem Globuli (also dem Placebo).
    Eines ist sicher, die Globuli heilten nicht !

  6. Faszinierend – da kauft jemand 25 Jahre Globuli und rennt vermutlich dauernd zum HP… wenn der Hausarzt das gemacht hätte – dann wäre der arme Patient schon lange quer durch alle Gerichte gegangen und hätte den Arzt als unfähig und inkompetent usw…. tituliert. Aber der HP hats ja zum glück hingekriegt… unfassbar…

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