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Homöopathie: Die Behnke-Story in der „Welt“ – selektiv interpretieren und weglassen

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Warum nicht mal eine Personality-Story über einen Homöopathie-Befürworter, wird sich Welt-Reporter Per Hinrichs gedacht haben – so gewissermaßen als Anti-Grams.

Kann man natürlich machen. Die Frage ist nur: Was hat’s gebracht, dieses „Streit-Gespräch“ mit dem bezahlten Homöopathie-Lobbyisten Jens Behnke von der Carstens-Stiftung.

Nicht gerade unüblich führt Behnke seine eigene „persönliche Erfahrung“ an, die „einen schlagenden Beweis für die Wirksamkeit von Hahnemanns Heillehre“ zu liefern scheint: schweres Rheuma im Alter von 17 Jahren:

Niemand konnte ihm helfen. Ganz zum Schluss habe er auf eine Empfehlung einen Homöopathen aufgesucht – und kurz nach einer Globulitherapie sei das Rheuma verschwunden. Das führt er auf die homöopathische Wirkung zurück, die, gibt er zu, natürlich auch eine Spontanheilung gewesen sein könnte.

Soso – „könnte natürlich auch …, gibt er zu“. Das ist denn auch schon der „Minimalkonsens“ in der Geschichte, den sich der Welt-Reporter (ein erklärter Homöopathie-Skeptiker) zum Einstieg wünscht („Keiner von beiden wird am Ende seine Überzeugung aufgeben, das ist jetzt schon klar.“)

Ansonsten bleibt es dabei, dass Behnke „andeutet“, die Skeptiker seien gekauft. Und dass sie „die positiven Ergebnisse zahlreicher Studien ignorieren“ würden.

Und das ist der entscheidende Aspekt, welcher der Behauptung im Artikel Hohn spricht, Behnke kenne „alle Studien, alle Argumente und Gegenargumente der Diskussion“.

Wäre dem so, würde Behnke endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Kritiker überhaupt nichts „ignorieren“, sondern im Gegenteil sich diese Studien und Metaanalysen sehr genau ansehen – und auf dieser Grundlage zu dem Urteil kommen, dass nichts dran ist.

Anscheinend bezieht Behnke sich immer wieder (zuletzt in der Pharmazeutischen Zeitung) auf die angeblich fünf positiven Übersichtsarbeiten, auf die das Homeopathy Research Institute verweist. Zu diesen „Belegen“ des HRI gibt es aber längst kompetente Gegenreden, zum Beispiel vom INH:

Die vom HRI als „gute Studien“ präsentierten Arbeiten, also offenbar aus dessen Sicht eine hochqualitative Auswahl aus der Gesamtzahl der Studien, erfüllen diesen Anspruch bei Weitem nicht. Es dominieren Studien, die in bereits vorliegenden Reviews zur Homöopathie als von unzureichender Qualität beurteilt wurden.

Auch mit Behnkes sonstigen Standardsprüchen hat sich zum Beispiel Norbert Aust ausführlich beschäftigt, etwa hier, oder auch wir hier im Blog.

Alles in allem ein netter Artikel – aber den Punkt macht darin letztendlich Aust, der auf Nachfrage des Welt-Reporters erklärt:

Behnke interpretiert die Studien selektiv und lässt alles weg, was seiner Behauptung der angeblichen Wirksamkeit der Homöopathie entgegensteht.

Der Welt-Reporter selbst zieht schließlich das Fazit:

Letzte Frage: Könnten Sie sich vorstellen, sich auch von der Homöopathie abzuwenden, wenn alle Studien zu dem Ergebnis kämen, dass die Methode nicht wirkt? „Ja, klar“, sagt er [Behnke] wieder.

Aber wir beide wissen, dass das nicht passieren wird; dafür ist die Beweislast aus Sicht der Kritiker ja jetzt schon beinahe erdrückend.

Wer jetzt noch dabei ist, wird es lange bleiben.

Zum Weiterlesen:

  • Der Skeptiker und der Homöopath, Welt+ am 20. Juli 2019
  • Serie „Zur Kritik an der Homöopathiekritik“ – Teil II: „Positive Studien fehlen“, INH am 3. Dezember 2017
  • Jens Behnke und das Märchen von Big Pharma, Onkel Michael am 18. Februar 2019
  • Nein, das ist kein Argument… für die Wirksamkeit hochpotenzierter Homöopathika über Placebo hinaus, Gesundheits-Check am 20. Juli 2019
  • Homöopathie: Behnkes kalter Morgenkaffee im Fakten-Check, GWUP-Blog am 26. Juni 2019
  • Jens Behnke: Interview mit einem Homöopathen (2), Keine Ahnung von Garnix am 1. August 2017
  • Jens Behnke: Interview mit einem Homöopathen (1), Keine Ahnung von Garnix am 27. Juli 2017
  • Homöopathie international: die Reviews, Keine Ahnung von Garnix am 1. Juli 2018
  • Faktencheck von Jens Behnkes Faktencheck zu NDR-Info „Redezeit“, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 28. November 2018

5 Kommentare

  1. Behnke ist KEIN Forscher!

    Forscher publizieren ihre Forschung in peer-reviewten Journalen.

    Behnke hat keine einzige Medline-gelistete Publikation.

  2. Das hatte mich auch gewundert.

    Behnke ist Homöpathie-Sprachrohr, aber kein Forscher.

    Wäre er Forscher, könnte er vermutlich auch nachvollziehen, warum all die wunderbaren Studien, die eine Wirksamkeit der Homöopathie belegen sollen, bei den Metastudien rausfallen.

  3. Der Herr Behnke verlässt sich halt auf die sogenannten Dreifachblindstudien:

    Dabei verschließt man sich vor den Naturgesetzen, vor gutem Studiendesign und vor bereits vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnissen.

    https://twitter.com/pharmamafia/status/1152499660252164096

  4. „Behnke ist KEIN Forscher!“

    Das wird Behnke wahrscheinlich aufgrund der Blase der Selbsttäuschung, in der er sich befindet, anders sehen. Schließlich hat er eine Dokorarbeit unter Leitung von Professor Harald Walach verfasst, der pseudowissenschaftlichen „Forschungen“ nicht abgeneigt ist und sie goutiert (siehe Kozyrev-Spiegel).

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