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„Erstaunlich rabiate Methoden“: WirtschaftsWoche über die Homöopathie in Deutschland und deren Lautsprecher

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Auch die WirtschaftsWoche (Nr. 29/2019 und Online/Premium) befasst sich mit dem „Ende der Globulisierung“.

Der dreiseitige Artikel beginnt mit der „Hassfigur“ Natalie Grams und den Anfeindungen gegen die ehemalige Homöopathin:

Homöopathen mit ihrem eher friedfertigen Image greifen zu erstaunlich rabiaten Methoden, um sich Gehör zu verschaffen. Der Grund dafür: Das Geschäft mit den Zuckerpillen, den Globuli, läuft nicht mehr so rund. Die Kritik nimmt zu, der Umsatz wankt. Politiker und Vertreter von Krankenkassen in Deutschland plädieren gar für ein Erstattungsverbot, ähnlich wie es Frankreich vor wenigen Tagen beschlossen hat. Die Homöopathen halten mit fragwürdigen Zahlen dagegen; selbst ernannte Lobbyisten schrecken selbst vor abstrusen Nazi-Vergleichen nicht zurück.

Der Widerstand trifft eine kleine, aber machtvolle Branche. Und eine deutsche Erfindung, wie Auto oder Buchdruck. Vor mehr als 200 Jahren begründete der Arzt Samuel Hahnemann die Homöopathie. Etwa 660 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftete die mitttelständisch strukturierte Branche zuletzt in Deutschland. Hersteller wie DHU, Hevert oder Heel, das dem BMW-Erben Stefan Quandt gehört, können sich auf gut situierte Kunden stützen. Viele Krankenkassen zahlen für Globuli immer gern, schon allein, um eine einkommens- und beitragsstarke Klientel anzulocken.

Interessant:

Das nach eigenen Angaben „führende Wirtschaftsmagazin in Deutschland“ gab im Vorfeld auch den aggressivsten Lautsprechern unter den Globuli-Lobbyisten die Gelegenheit zur Stellungnahme (was diese stets vehement und bei jeder Gelegenheit einfordern). Ergebnis: Statt konkret auf die WiWo-Anfrage nach peinlichem Verhalten und anrüchigen Methoden einzugehen, kam von den Homöopathie-Verteidigern bloß Selbstdarstellung und „allgemein“ gehaltenes Blabla zurück.

Zum Weiterlesen:

  • Das Ende der Globulisierung, WirtschaftsWoche am 10. Juli 2019
  • Liebe taz, was ihr zur Homöopathie schreibt, ist völliger Quatsch, volksverpetzer am 17. Juli 2019
  • Herner Wissenschaftsjournalist: Homöopathie ist Vollesoterik, waz am 17. Juli 2019
  • Homöopathie, die fiktionale Medizin, Frankfurter Rundschau am 17. Juli 2019

9 Kommentare

  1. „Statt konkret auf die WiWo-Anfrage nach peinlichem Verhalten und anrüchigen Methoden einzugehen, kam von den Homöopathie-Verteidigern bloß Selbstdarstellung und „allgemein“ gehaltenes Blabla zurück.“

    Das Verhalten der Homöopathielobby bei konkreten Anfragen kann doch seit Jahren auf diesem und anderen Blogs sowie in den Kommentarspalten der Online-Medien beobachtet werden. Es ist aber gut zu sehen, dass es von anderer Seite, nämlich einem renommierten Wirtschaftsmagazin, ebenso bestätigt wird.

  2. Was #Homöopathie-Kritiker sagen: H enthält meist keine Wirkstoffe, kann nicht besser als Placebo wirken und was anderes sehen wir auch in guten Studien nicht.

    Was Homöopathen erwidern: Ihr seid Terroristen, Nazis, Hetzer, habt Segelohren, gehört vergiftet. Wer bezahlt euch?

    https://twitter.com/NatalieGrams/status/1152132289196908544

  3. Wenn Homöopathen die Argumente ausgehen. Ein Thread.

    https://twitter.com/drluebbers/status/1152124894336999424

  4. Man kann das Ganze selbst allein durch Semantik belegen: Was sich „Alternativ“-Medizin nennen muss, darf sich nicht echte Medizin nennen.

    Und wer einem Wirkprinzip „Verdünnung = mehr Wirkung“ glaubt, na, der soll menn glauben ;)

  5. @ crazyfrog:

    Also das mit den Segelohren halte ich durchaus für möglich. Bei manchen Leuten, nicht bei mir. Aber dafür werde ich bezahlt, sogar jeden Monat, von meinem Arbeitgeber, sonst könnte ich wiederum meine Wohnung nicht bezahlen.

  6. Noch was: Die „Neurologin“, die Lübbers bei den Segelohren packen möchte, denkt nicht nur homöopathisch, sie ist wohl auch Impfgegnerin, verlinkt z.B. zu Brandy Vaughan. Ein Schwachsinn kommt selten allein.

    Beeindruckend ist allerdings der Takt, in dem sie twittert. Eine volle Praxis kann sie nicht haben.

  7. „Eine volle Praxis kann sie nicht haben.“

    Wozu auch? Fernheilung wirkt genauso gut. ;)

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