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Prof. Ernst in der Süddeutschen Zeitung: „Homöopathie ist reine Placebo-Therapie“

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Ein weiterer (kostenpflichtiger) Homöopathie-Artikel ist heute bei SZ+ erschienen:

Ein Auszug:

Ein Schlüssel zum Verständnis der Popularität der Homöopathie in Deutschland liegt nicht zuletzt bei den Apothekern. Viele Apotheken sind bereits von außen mit den Worten „Allopathie“ oder „Homöopathie“ versehen. Homöopathie ist reine Plazebo-Therapie und hat in Apotheken eigentlich schon lange nichts mehr zu suchen.

Manche mögen hier einwenden, dass erstens die Homöopathie vielen Menschen helfe und zweitens Apotheker schließlich nur einen Bedarf befriedigen würden. Dass viele Menschen auf Homöopathie schwören, steht außer Frage und ist durch die Verkaufszahlen hinreichend belegt. Aber dennoch bleiben hochverdünnte Homöopathika reine Plazebos und können somit nicht guten Gewissens als wirksame Arzneimittel angeboten werden.

Das zweite Gegenargument betrifft letztlich die Frage, ob Apotheker Kaufleute oder Heilberufler sind. Natürlich sind sie beides, aber primär üben sie nun einmal einen Heilberuf aus. Sie haben Pharmazie studiert und sind vermeintlich vertrauenswürdige Ansprechpartner in Gesundheitsfragen. Häufig sind sie sogar die einzigen Experten, die man zu Rate zieht, wenn man sich für Homöopathie interessiert. Diese Stellung gibt ihnen Einkommen und Einfluss, aber sie kommt nicht ohne Verpflichtungen.

Wie alle Heilberufler unterliegen auch Apotheker ethischen Grundsätzen. Als grundlegende Werte gelten hier das Wohlergehen des Menschen, das Verbot zu schaden, und das Prinzip der Menschenwürde. Sie bestimmen, dass Apotheker im Interesse ihrer Kunden handeln, dass sie ehrlichen und zuverlässigen Rat geben, und dass sie fachlich kompetent sein müssen. Gemäß diesen Grundsätzen müssen Homöopathika früher oder später aus den Apotheken verschwinden.“

Zum Weiterlesen:

  • „Homöopathie ist reine Placebo-Therapie“, Süddeutsche+ am 9. August 2018
  • There is no better treatment than homeopathy – at least for the homeopath! edzardernst am 3. August 2018
  • Ex-Bundesfamilienministerin: „Homöopathie ist Mumpitz – und gefährlich“, GWUP-Blog am 9. August 2018
  • NHS Bristol ends funding for homeopathy, ending all homeopathy commissioning in England, Good Thinking Society am 7. August 2018
  • Homeopaths to pay £120,000 bill for failed legal challenge against NHS, The Independent am 31. Juli 2018
  • Neue Studie bestätigt: Viele Apotheker empfehlen völlig kritiklos Globuli, GWUP-Blog am 20. März 2018
  • Kanadischer Apotheker verbannt Homöopathie, apotheke adhoc am 17. Juli 2018
  • Homöopathie: Kritik an Beratung in Apotheken, Ärzte Zeitung online am 26. Juli 2018

5 Kommentare

  1. Ja, bin auch dafür, dass Homöopathika nicht nur die Apothekenpflicht verlieren, sondern auch nicht mehr zu apothekenüblichen Waren gehören – dann dürften sie nämlich gar nicht mehr in Apotheken stehen; andernfalls könnten die Homöo-Apos ja weiter das Zeug an die Kunden bringen.

    Da aber auch Bach-Blüten, die ja nicht apothekenpflichtig sind, starken Zulauf finden und entsprechend in Apotheken vertrieben werden, glaube ich nicht, dass sich da irgendwas in Zukunft dran ändern wird.

    Und dann ist da noch das Problem, dass manche Niedrigpotenzen tatsächlich nicht aus der Apothekenpflicht entlassen werden können.

    Da würde dann nur ein Vertriebsverbot helfen.

    Mich würde es freuen, wenn ich in Zukunft keine Homöopathika (Bachblüten, Schüßlersalze etc.) mehr verkaufen müsste und dürfte.

    Momentan mache ich es so, dass ich Leuten, die ich für ahnungslos halte, meine Bedenken bezüglich der Homöopathie erläutere, auf Wunsch dann aber den Zucker verkaufe (oder gegebenenfalls zum Arzt schicke); wobei ich auch meist den Namen übersetze.

    Bei bekannten Globulisten zucke ich innerlich mit den Schultern und reiche den Süßkram rüber.

  2. Homöopathie: Apotheker sollen über Placeboeffekt aufklären

    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=78016

  3. Ich muss widersprechen: Homöopathika haben eine eindeutige Heilwirkung, die nicht auf dem Placeboeffekt beruht, nämlich für das Bankkonto des Apothekers.

  4. @Werner
    Das kann sich als Milchmädchenrechnung herausstellen, wenn Homöopathika bei ernsten Erkrankungen abgegeben werden – Tote kaufen nicht mehr ein.

    Wenn die Personen keine überzeugten Zuckerlutscher waren, könnten sie hinterher (wenn sie irgendwo aufgeklärt wurden) aufgrund der schlechten Beratung die Apotheke in Zukunft meiden.

    Und selbst wenn sie den Globulisten angehören… die Margen (für die Apotheke) von Globuli sind nicht so toll (wenn man nicht drauf spezialisiert ist – vielleicht gibt’s für größere Abnehmer gute Konditionen bei DHU und Co.); da wäre mit vielen echten Medikamenten (gut, jetzt nicht mit einer Packung Paracetamol für 1,50€) dem Konto mehr geholfen.

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