Das „Hellseher-Casting“ bei RTL ist entschieden, die angeregte Diskussion darüber in unserem Blog legt sich langsam wieder.
Aus aktuellem Anlass möchten wir dennoch auf den Kommentar einer in der Sendung früh ausgeschiedenen Teilnehmerin zurückkommen:
Ich bin angereist weil ich wußte das die GWUP da ist und ich dachte die Test werden nach deren Richtlinien auch mit z.Bsp. Kirlianfotographie, Meßgeräte um Energie zu messen etc. durchgeführt.
Wie man das ja von der GWUP kennt.“
Nun, *das* kennt man mitnichten von der GWUP.
Was es mit „Kirlian-Fotografie“ auf sich hat, kann man hier nachlesen. Und wie die PSI-Tests der GWUP tatsächlich ablaufen, ist regelmäßig Thema im Skeptiker wie auch im Fernsehen.
Auch der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke (Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat) benötigte weder Kirlian-Fotografie noch elektronische Messgeräte, um eine Hellseherin zu testen, die sich im Oktober 2010 bei ihm meldete:
Ich bin Medium und sehe in Visionen zu Tode gekommene Menschen […] Meine Frage an Sie: Ist es aus Ihrer Sicht möglich, meine Visionen in Kriminalfälle zu integrieren bzw. zu verwerten?“
Benecke sagte zu. Und entwickelte ein ebenso einfaches wie konkretes Design:
Ich sende Ihnen Farbfotos von Tatorten, auf denen man aber die Leichen nicht oder nur teils oder nur Spuren (Blut usw.) sieht, und Sie sagen mir nach Möglichkeit etwas zu:
- Ort (wo ist das?)
- Jahr (wann geschah das?)
- Jahreszeit (wann geschah das?)
- Art des Verbrechens (was ist da passiert?)
- Art der Verletzungen
- etwas zum Täter/zur Täterin.“
Bei insgesamt fünf realen Ermittlungen verglich Benecke anschließend Visionen und Wahrheit. Dabei ging es unter anderem um einen Fall, den Benecke bei der GWUP-Konferenz 2008 in Darmstadt vorgestellt hatte und auch in seinen Büchern „Mordspuren“ sowie „Vampire unter uns!“ (Teil I) beschreibt: eine „Vampir“-Leiche:
Es handelt sich um einen an Krebs verstorbenen alten Mann, der im Januar 2004, gut zwei Wochen nach seiner Beerdigung, in einem rumänischen Dorf von Dorfbewohnern enterdigt wurde. Dann wurde sein Herz herausgeschnitten und verbrannt. Das Bild zeigt den Kopf der Leiche am Tag nach der Enterdigung.“
Das Medium teilte dazu folgende Eingebungen mit:
- Falsche Person, fehlendes Geld, Kälte.
- Meiner Ansicht nach ist die Todesursache hier Luftnot.
- Möglicherweise hat sich der Mann auch kurz in einem Gewässer befunden, zumindest könnte ein Gewässer in der nahen Umgebung sein.
- Ich empfinde die Energie hier als ruhig und kann leider keine anderen Personen feststellen.
- Meine Angabe „falsche Person“ könnte bedeuten, dass diese Person sich vielleicht mal mit falscher Identität ausgegeben hat.
- Die Angabe „fehlendes Geld“ kann darauf hinweisen, dass massive Geldprobleme vorlagen oder der Mensch ohne Obdach war. Auch Alkohol könnte eine Rolle gespielt haben.“
Richtig oder falsch? Beneckes Kommentar dazu:
Die Identität der Person war allen Beteiligten gut bekannt. Es handelt sich um ein Dorf, in dem die Menschen aus unserer deutschen Sicht wenig Geld zur Verfügung haben, was sich aber nicht unbedingt mit der Wahrnehmung der Menschen dort decken muss. Es herrschte winterliche Kälte.“
Wären die Visionen der Hellseherin bei einer echten Ermittlung nützlich gewesen?
Ganz klar nein, erläutert Benecke:
Trotz des Fehlens detaillierter Angaben hätten zumindest Hinweise auf die bizarren Umstände, die Enterdigung, das Herausschneiden mehrerer Organe usw., in der Vision einen Widerhall finden müssen, wenn sie hilfreich hätte sein sollen.
Angaben zur Kälte hätten beispielsweise bei genauerer Beschreibung der Kältequelle (Schnee? Tiefkühltruhe? Gefrorener Boden?) und unter anderen Fund-Bedingungen interessant sein können (Leiche nach Lagerung in See versenkt o.ä.).“
Bleiben vier weitere Fälle, in denen das Medium seine Fähigkeiten kontrolliert unter Beweis stellen konnte. Wie viele Treffer die Frau letztendlich für sich verbuchte, steht in der Skeptiker-Ausgabe 1/2011 zu lesen, die in der vor uns liegenden Woche erscheint.
Zum Weiterlesen:
- Psychic Detectives: Was können „übersinnliche“ Ermittler? GWUP-Blog am 12. August 2010
- Hellseher und polizeiliche Ermittlungsarbeit, Die Kriminalpolizei Nr. 12/2007
30. August 2011 um 08:16
Mark Benecke + Barbara Rütting jetzt zusammen für die „gute Sache“. Der schreckt vor nichts zurück!
„Rütting engagierte sich für Sekten wie Universelles Leben oder die Vollkostideologie des ökobraunen Max Otto Bruker, den man laut Gerichtsbeschluss als „Scharnierstelle zwischen Ökologie- und Naturkostbewegung auf der einen und Neonazi-Szene auf der anderen Seite“ bezeichnen darf. Rütting ist seit 1995 Osho-Fan und trägt den Namen „Ma Anand Taruna“ (Mutter der Glückseligkeit durch ewige Jugend). In Osho sah sie „den größten Therapeuten des Jahrhunderts“ und selbst praktizierte sie verschiedene von ihm entwickelte Meditationstechniken. Sie ist auch Fan des reaktionären Maharishi Mahesh Yogi, dessen Jünger behaupten fliegen zu können, was als Yogisches Fliegen bezeichnet wird. Auch der rechtslastigen Esoterikkommune „Findhorn“ in Schottland war sie angetan, wo ein New-Age-Guru namens David Spangler als neuer Christus verehrt wird. Sie erwog sogar zeitweilig dorthin zu ziehen. Schon Ende der 1980er hatte sie versucht, nach Findhorn-Vorbild in Österreich eine eigene „Lebens- und Arbeitsgemeinschaft“ zu begründen, mit der esoterischen Elite, den „Besten aus aller Welt“, was allerdings misslang. Rütting ist auch Anhängerin des ZEGG, dem Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung, einer anderen Psychosekte, der es hauptsächlich um freien Sex geht.“
Quellen:
http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Barbara_R%C3%BCtting
http://greentunes.de/vortraege.htm
30. August 2011 um 08:43
@Gast: Danke für die Aufklärung über Frau Rütting.
Was das mit MB zu tun hat, erschließt sich mir nicht auf Anhieb, außer, dass beide im selben Verein sind.