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Hellseher-Casting: Verdiente Siegerin?

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Heute lief das Finale beim Hellseher-Casting im RTL-Magazin „Punkt 12„.  Jurymitglied und Skeptiker Klaus Schmeh berichtet:

Jetzt ist es also raus: Daniela Over ist die Siegerin des RTL Hellseher-Castings. Glückwunsch noch einmal, auch wenn der Kommentator am Ende der heutigen Folge völlig zu recht sagte, dass keiner der Kandidaten übersinnliche Fähigkeiten nachweisen konnte.

Bevor die Siegerin gekürt wurde, hatte ich heute meinen großen Auftritt. Ich durfte die drei verbliebenen Kandidaten in zwei „wissenschaftlichen Tests“ prüfen. Das Ganze war etwas improvisiert und wirklich wissenschaftlich war es natürlich auch nicht, aber immerhin. Jeder der Kandidaten hatte zwei Runden bei jeweils zwei Experimenten zu absolvieren. Alle insgesamt zwölf Runden verliefen negativ – James Randi kann seine Million also auf der Bank lassen.

Anschließend musste (oder durfte) ich Ruja sein Ausscheiden verkünden. Mein (eigentlich noch recht vorsichtiger) Kommentar, in dem die Formulierungen „mittelterlicher Mummenschanz“ und „unfreiwillg komisch“ vorkamen, brachte ihn vor laufender Kamera auf die Palme. Das sind vermutlich die Szenen, die RTL liebt. Dabei wurde längst nicht das ganze Wortgefecht zwischen Ruja und mir gesendet. Schade eigentlich, denn insgesamt kam ich heute doch etwas zurückhaltender rüber, als ich in Wirklichkeit war. Insgesamt fand ich Rujas Auftritt (wieder einmal) mehr als unprofessionell. Wer sich seit Jahrzehnten im Karl-May-Kostüm als Wunderheiler präsentiert und das auch noch ernst meint, muss einfach damit rechnen, dass viele das lächerlich finden. Statt darüberzustehen, zeigte sich Ruja als schlechter Verlierer.

Dann kam schließlich die Entscheidung. Mit Susanne, die Platz zwei belegte, führte ich abseits der Kamera einige durchaus interessante Gespräche – als durchgeknallte Esoterikerin erlebte ich sie dabei nicht. Wir haben sogar festgestellt, dass wir uns beide für das Voynich-Manuskript interessieren und sogar einen ähnlichen Standpunkt dazu haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit angesichts der vielen seltsamen Therorien, die um das Voynich-Manuskript kursieren. Trotz allem konnte ich mit Susannes Anrufung des Erzengels Michael mit dem besten Willen nichts anfangen. Und ihr „Komm-zu-mir“-Pulver für einsame Seelen wäre direkt zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Allerdings kann ich mir gerade bei Susanne vorstellen, dass sie für die Kamera bewusst etwas übertrieben hat.

So blieb schließlich Daniela als Siegerin. Man muss ihr zugute halten, dass sie einges unternommen hat, um mich als Skeptiker zu überzeugen. Sie hat sogar versucht, mich in ein früheres Leben zurückzuführen, um dort den Grund für meine Skepsis zu finden – allerdings vergebens. Immerhin trat Daniela für meinen Geschmack von allen Kandidaten am professionellsten auf, verzichtete auf Theatralik und hatte eine gewisse Ausstrahlung. Daher war ich mich mit meinen Mitjuroren einer Meinung, dass Daniela die Siegerin sein musste. Oder hätte ich für einen Eklat sorgen sollen, indem ich verkünde, dass eigentlich gar keiner hätte gewinnen dürfen? Diese Frage kann in der Kommentarspalte besprochen werden.

Zum Weiterlesen:

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

4 Kommentare

  1. Erst 1 Kommentar? Sind die Wissenschaftler alle im verdienten Wochenend-Feierabend und, äh, meint das: sie posten nur vom Büro aus, also Mo-Fr, während der Arbeitszeit?
    .
    Ich finde, man sollte – wenn man ernst genommen werden möchte – nicht mit solch einem Sender zusammenarbeiten. Damit mein‘ ich vor allem Klaus Schmeh, der der Veranstaltung eine Seriösität verpasst, die sie nicht verdient.

  2. >Ich finde, man sollte – wenn man ernst genommen werden möchte
    > – nicht mit solch einem Sender zusammenarbeiten.
    Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine solche Sendung mit GWUP besser ist als ohne. Ich finde nicht, das ich in der Sendung schlecht weggekommen bin, auch wenn die meisten meiner kritischen Einwände rausgeschnitten wurden. Ich glaube auch nicht, dass die GWUP deshalb weniger ernst genommen werden wird. Dafür haben auf diese Weise einige Hunderttausend Menschen erfahren, dass es die Skeptiker gibt und dass die Welt nicht nur aus Verrückten besteht. Damit hat die Sendung ihren Zweck erfüllt. Ich vermute, ein Marketing-Profi (ich bin nur ein Halbprofi in diesem Bereich) würde das genauso sehen.

  3. Schade, die Videos auf youtube sind nicht mehr verfuegbar.

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