In Heidelberg, München, Hamburg und Koethen hängt von heute bis zum 5. Dezember je ein „Susannchen“-Großplakat:
Das Informationsnetzwerk Homöopathie INH möchte Eltern mit der Idee erreichen, dass es für ein natürliches, gesundes Aufwachsen keine Pseudomedizin wie Homöopathie braucht. Denn das sind die kleinen Kügelchen, die außer Zucker nichts Wirksames enthalten – keine Naturheilkunde, keine „sanfte Alternative“. Die Plakataktion soll dazu anregen, sich zum Thema kritisch zu informieren.“
Die ersten drei Einsender von Fotos der Plakataktion (auf die INH-Facebook-Seite) erhalten eine „Susannchen“-Tasse aus dem neuen INH-Shop.
Zum Weiterlesen:
- „Susannchen braucht keine Globuli“ – ein Plakat provoziert, INH am 22. November 2016
- Neue Initiative vom Netzwerk Homöopathie: „Susannchen braucht keine Globuli“, GWUP-Blog am 22. Februar 2016
- „Susannchen“ goes viral und andere Gründe, Kindern keine Globuli zu geben, GWUP-Blog am 1. April 2016
- Vor Weihnachten im Handel: Das skeptische Kinderbuch „Susannchen glaubt nicht alles“, GWUP-Blog am 6. Oktober 2016
- Postfaktische Pillen, Zeit Wissen am 21. November 2016
- Homöopathie wird nicht verboten, dieausrufer am 20. November 2016
- Es gibt keine wissenschaftliche Kontroverse über die Homöopathie, Keine Ahnung von Garnix am 18. November 2016
22. November 2016 um 16:40
Warum nicht in Berlin Prenzlauer Berg ? Zugegeben, das Aushängen von Plakaten dieses Inhalts kann man da nur unter Personenschutz machen ;)
22. November 2016 um 20:12
Ist einfach ein erster Versuch und Testballon. Gerne mehr und gerne Berlin, wenn die Resonanz gut ist.
Hamburg hängt übrigens nun erst ab dem 26.11.
22. November 2016 um 20:22
Aber in München hängt es schon, gab bereits das erste Foto dazu.
22. November 2016 um 21:44
@Natalie Grams
Susannchen ist in Berlin natürlich herzlich willkommen. Wahrscheinlich nicht von jedem Berliner, aber die die sie begrüßen würden sind sicherlich nicht wenige.
Und ja. Ich halte den Prenzlauer Berg immer noch für die Hochburg der Homöopathie_Anhänger wie auch der Impfgegnerschaft. Und ich kann mir vorstellen, dass dort die Plakate nicht lange überleben werden. Aber ich lasse mich auch gerne gegenteilig überraschen. ;) Viel gewonnen wäre schon wenn sich danach mehr Menschen zu Diskussionsrunden im Netz wie auch der ordinären Umwelt treffen würden.
23. November 2016 um 07:28
Ein Plakat in Koethen aufzuhängen ist ja richtig fies! Das wirkt doch ganz bestimmt der von der Stadt im Jahre 2009 geplanten „homöopathischen Heilung“ des Stadtkörpers entgegen … (siehe https://wahrsagercheck.wordpress.com/2009/10/29/initiative-kkk-kothen-konsequent-kuriert/)
23. November 2016 um 18:26
Es ist nicht zu glauben, t-online.de macht mal wieder Werbung für Homöopathie, angeblich gibts neue Beweise für deren Wirksamkeit, wovon im Artikel aber nichts steht. Immer der selbe Unsinn, die Homöopathie wird nicht mal richtig beschrieben, da wird von Pflanzenmedizin und Verdünnugen von 1:10 bis 1:100 geschrieben.
Unerträglicher Mist auf unterirdischem Niveau!
http://www.t-online.de/ratgeber/id_79331686/homoeopathie-und-seine-wirkung-mehr-als-ein-placebo-effekt-.html
23. November 2016 um 18:36
@Werner
Das sind Werbetexte, die t-online aber nicht mehr also solche bezeichnen möchte.
Hier habe ich ein paar Screenshots dazu:
https://wahrsagercheck.wordpress.com/2016/05/13/wenn-sich-schamlose-werbung-als-ratgeber-tarnt-desinformation-ueber-homoeopathie-bei-t-online/
https://wahrsagercheck.wordpress.com/2016/06/22/homoeopathiewerbung-bei-t-online-jetzt-noch-schamloser/
26. November 2016 um 06:19
Susannchen sieht aber arg traurig und krank aus. Unser Sohn 7J sah gerade letzten Montag zuerst ähnlich aus. Er ist mit Fieber und sehr starken Kopfschmerzen aufgewacht. Belladonna, was bei ihm bei fiebrigen Erkrankungen häufig hilft, brachte keine Linderung. 5 Globuli Phosphor C30 und innerhalb von Minuten wurden die Kopfschmerzen besser und waren nach einer Stunde vorbei. Vor einiger Zeit ein sehr ähnliches Erlebnis mit extremen Halsschmerzen und vergrösserten Mandeln. Kind weint vor Schmerzen Nach 5 Globuli Belladonna liessen die Beschwerden innerhalb von Minuten nach. Da gebe ich doch lieber Globuli und habe wieder ein glückliches Kind.
26. November 2016 um 11:17
@Sandra:
Was Sie schildern, ist sicher ein eindrucksvolles Erlebnis, hat aber nichts mit Homöopathie zu tun. Globuli haben keinerlei stoffliche Wirkung, das ist vielfach belegtes Faktum.
Sie finden z.B. beim INH einige ganz ähnliche „positive“ Fälle, die letztendlich eine einfache Erklärung jenseits von Homöopathie haben:
http://www.netzwerk-homoeopathie.eu/positive-faelle-anders-erklaert
http://homoeopathie-neu-gedacht.blogspot.de/2015/06/aber-mir-haben-die-kugelchen-echt.html
26. November 2016 um 11:21
@ Sandra:
Und woher willst Du wissen, dass Susannchen nach ein paar Stunden – und ganz ohne Glaubuli – nicht auch wieder besser aussieht? Einfach, weil das – wie bei Deinem Sohnemann auch – der normale Verlauf solcher Krankheiten ist?
26. November 2016 um 19:03
Sandra schreibt folgenden Unsinn:
“ 5 Globuli Phosphor C30 und innerhalb von Minuten wurden die Kopfschmerzen besser und waren nach einer Stunde vorbei. Vor einiger Zeit ein sehr ähnliches Erlebnis mit extremen Halsschmerzen und vergrösserten Mandeln. Kind weint vor Schmerzen Nach 5 Globuli Belladonna liessen die Beschwerden innerhalb von Minuten nach. Da gebe ich doch lieber Globuli und habe wieder ein glückliches Kind.“
Da verwechselst du was. Kinder sind keine Lichtschalter- Lichtschalter an. innerhalb von sec gibt es Licht.
Kinder sind biologisch sehr komplexe Wesen- in der Biochemie passiert praktisch nichts innerhalb von Minuten (na ja anaphylaktischer Schock ausgenommen).
Also kauf dir lieber mal ein Biochemie-Lehrbuch, anstatt zu glauben, dass biologische Prozesse – wie Fieber- sich in Minuten ändern können. So ein Unsinn.
26. November 2016 um 21:24
@Sandra
Sie geben ihrem Kind hochpotenzierte Tollkirsche und Phosphor?
Wenn ein Kind Fieber und starke Kopfschmerzen hat, dann würde ich mit ihm zum Arzt gehen und keine Zeit mit Globuli-Experimenten verschwenden, denn dahinter könnte sich eine ernsthafte Krankheit stecken, zb Meningitis – gut, das muß nicht sein, aber ich würde das „schulmedizinisch“ abklären lassen!
27. November 2016 um 14:54
Vielen Dank für die Kommentare! Dass höher potenzierte homöopathische Mittel keine materielle Wirkung haben könen, ist selbstverständlich (insofern ist es auch kein Problem Belladonna oder Phosphor C30 zu geben). Es ist auch klar, dass heute noch nicht bewiesen ist, wie homöopathische Mittel genau wirken. Aber dass sie eine Wirkung haben, konnte in verschiedenen wissenschaftlichen Studien bewiesen werden. Es stimmt, theoretisch können bei akuten Krankheiten auch andere Faktoren bei der Besserung eine Rolle spielen (wie z.B. Schlaf, etwas essen oder trinken, abwarten, Ablenkung). In diesem Fall war es aber so, er konnte vor Schmerzen nicht einschlafen, ihm wurde immer schlechter und er bekam Bauchschmerzen (deshalb wollte er auch nichts essen und trinken), er liess sich auch nicht ablenken und wie gesagt, die Besserung trat innerhalb von Minuten ein. Selbst Schmerzmittel dauern in der Regel länger. Kinder nehmen sehr gerne Globuli (häufig viel lieber als Schmerzmittel oder andere Präparate), insofern ist eine „gewisse Placebowirkung“ denkbar, aber die erste Gabe Globuli hatte eben keine Besserung erzielt. Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine rasche Besserung schwer nachzuvollziehen ist, wenn man es nicht selbt erlebt habt. Was ich mir sehr wünsche würde, wäre Offenheit anderen Erfahrungen gegenüber. Denn nur, weil sich jemand nicht vorstellen kann, dass Homöopathie eine Wirkung erzielen könnte, diese zu bekämpfen, finde ich sehr traurig. Und für alle, die sich um unseren Sohn Sorgen machen, selbstverständlich hätte ich nicht mehr lange gewartet und unserem Sohn ein Schmerzmittel gegeben und hätte dieses innerhalb einer sinnvollen Zeit keine Besserung gebracht, wäre ich selbstverständlich mit ihm zum Arzt gegangen. Ich gehe mit Ihnen darüber ein, dass Homöopathie (und andere komplemeentärmedizinische Methoden) kein Ersatz für lebensnotwenige konventionelle medizinische Behandlungen sein dürfen, aber ein Zusammenwirkungen von konventioneller Medizin und komplementärmedizinischen Methoden würde ich sehr begrüssen.
27. November 2016 um 15:05
@Sandra:
< < Kinder nehmen sehr gerne Globuli << Gewiss, weil es halt Süßigkeiten sind. << aber die erste Gabe Globuli hatte eben keine Besserung erzielt << "Placebo" ist nur eine von mehreren Erklärungen, warum völlig unwirksame Maßnahmen manchmal zu wirken scheinen, z.B.: https://blog.gwup.net/2011/10/09/warum-homoopathie-wirkt/
< < Was ich mir sehr wünsche würde, wäre Offenheit anderen Erfahrungen gegenüber. << Wir sind selbstverständlich gegenüber "Erfahrungen" offen - nur haben Erfahrungen wie die von Ihnen geschilderten nichts mit Homöopathie zu tun. Wir wissen absolut sicher, dass Homöopathie keinerlei stoffliche Wirkung hat (auch alle ernstzunehmenden Studien sagen das). Die spannende Frage ist also, wie solche Erfahrungen zustande kommen. Dieser Fragestellung gegenüber sind wir und alle Wissenschaftler überaus offen, nur geht es dabei eben nicht um Homöopathie-Forschung: http://www.netzwerk-homoeopathie.eu/faq/40-mir-hat-die-homoeopathie-aber-geholfen
< < Aber dass sie eine Wirkung haben, konnte in verschiedenen wissenschaftlichen Studien bewiesen werden. << Das ist nicht richtig. Die Studienlage sagt eindeutig das Gegenteil, z.B. http://www.netzwerk-homoeopathie.eu/faq/49-aber-es-gibt-doch-studien-die-zeigen-dass-homoeopathie-wirkt-2
http://www.netzwerk-homoeopathie.eu/standpunkte/118-gemeinsame-erklaerung-des-informationsnetzwerks-homoeopathie-zur-veroeffentlichung-der-wissenschaftlichen-gesellschaft-fuer-homoeopathie-der-aktuelle-stand-der-forschung-zur-homoeopathie
27. November 2016 um 15:31
Hallo Sandra,
„die Besserung trat innerhalb von Minuten ein. Selbst Schmerzmittel dauern in der Regel länger.“
Eben, das ist gerade ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Globuli nichts mit dem Effekt zu tun haben können.
Du hast mitbekommen, dass die Sache mit der Homöopathie in England, Australien und USA erledigt ist?
In den USA gilt es jetzt als Verbrauchertäuschung, eine Wirksamkeit von Globuli zu behaupten:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/11/21/usa-fuehren-warn-pflicht-fuer-homoeopathika-ein
In Australien hat eine sehr große Metastudie die Nichtwirksamkeit der Homöopathie belegt:
http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/homoeopathie-nicht-besser-als-placebo-australien/?t=1
In England verschwindet Homöopathie nach und nach aus dem Gesundheitssystem:
http://www.thecanary.co/2016/10/06/publicly-funded-snake-oil-homeopathy-kicked-uks-health-system/
27. November 2016 um 15:34
@ Sandra:
„Aber dass sie eine Wirkung haben, konnte in verschiedenen wissenschaftlichen Studien bewiesen werden.“
Nenne mindestens eine.
27. November 2016 um 16:19
@ Sandra
Nachdem sich bereits drei Personen sachlich mit deinen Äußerungen auseinandergesetzt haben, geht’s jetzt wohl auch einmal ein wenig unsachlicher:
Deine Textwand ist ein einziges Training für’s Bullshit-Bingo. Sie ist vollgestopft mit den ewig gleichen Phrasen, die hier schon gefühlt mindestens 1000 Mal widerlegt wurden.
Es entsteht der Eindruck, dass auf die Argmumente überhaupt nicht eingegangen wird, sondern mit zugehaltenen Ohren immer und immer wieder einfach nur die selben hohlen Phrasen heruntergeleiert werden.
So etwas ist extrem ermüdend. Ist das die Strategie der Glaubulisten? Völlige Ignoranz zeigend die Gegner totquatschen? Wird jede Woche eine neue Person ausgewählt, die dann mit vorgefertigten Textblöcken auf Skeptikerblogs losgelassen wird?
Ich brauche jetzt Acidum phosphoricum D12, mindestens…
27. November 2016 um 20:00
Zum Thema Studien:
Large Study Concludes Homeopathy Does Not Effectively Treat Any Health Condition
http://www.iflscience.com/health-and-medicine/homeopathy-ineffective-study-concludes/
27. November 2016 um 23:17
Hallo Sandra,
ich weiß nicht, wie alt Ihr Sohn war, als Sie zum ersten Mal ihre „Erfahrung“ mit den „schnell wirkenden Globuli“ gemacht haben – aber jeder, der jemals Kinder betreut hat, kennt solche Erfahrungen auch ohne Globuli-Einfuhr, nämlich dass sich ein Zeder und Mordio schreiendes, geradezu untröstliches Kind innerhalb von Minuten beruhigt, und die gerade noch existierende Katastrophe soweit weg ist, als hätte es sie nie gegeben.
Meine Schwester ist mit knapp 3 Jahren mal in der (nicht bruchfesten) Glasscheibe einer Zimmertür hängen geblieben, was zu einem Einsatz mit Notarzt und Feuerwehr führte. Meine Mutter sagt, das Geschrei der Kleinen hätte sie nie vergessen. Was sie aber auch nicht vergessen hat: Als sie ihre Tochter vom Unfallchirurgen wieder in Empfang nahm, nachdem dieser mit über 40 Stichen diverse Schnittwunden verschlossen hatte, mümmelte die Kleine guter Dinge auf ´nem Brühwürstchen herum, das der Arzt – als erfahrener Vater – von einer Schwester in den Krankenhauskantine hatte besorgen lassen.
Kleine Kinder sind in ihren emotionalen Reaktion extremer als Erwachsene, weil sie ihre Affekte noch nicht kontrollieren können, und außerdem nur im Hier und Jetzt leben, also zeitliche Entwicklungen nicht kennen.
Dazu kommt, kindliches Verhalten wird durch spezifische Informationen gesteuert, die entweder aus der Umwelt(in erster Linie von den Eltern)als eben auch aus dem kindlichen Organismus selbst kommen. Die letzteren Informationen einzuordnen, sie ggf. auch zu relativieren, ist eine der wesentlichen Aufgaben der elterlichen Fürsorge.
Weiterhin läuft zwischen Eltern und ihren Kindern ein weitestgehend selbstständiges Interaktionprogramm ab: Das Baby setzt angeborene Verhaltensweisen wie Schreien, Anklammern oder Weinen ein, um bei Enttäuschung, Angst oder Kummer eine fürsorgliche Person herbeizuholen.
Dieses Bindungsverhalten wenden dann Kinder mit zunehmendem Alter aktiv an, damit Erwachsene ihre Bedürfnisse befriedigen und fordern somit emotionale Sicherheit und Geborgenheit ein.
Eltern wiederum reagieren mit einem intuitiven Verhaltensrepertoire zur Versorgung ihres Kindes. Genetische Dispositionen sorgen hier grundsätzlich dafür, dass Eltern adäquat auf die Signale des Kindes eingehen und instinktiv, z.B. mit sanftem Sprechen oder Körperkontakt, ihr Kind beruhigen.
Das Pflegeverhalten der Eltern und das Bindungsverhalten des Kindes sind gut strukturiert und passend aufeinander zugeschnitten. Im Wechselspiel entfalten sich die Verhaltensformen beider Seiten. Das Kind lernt, dass auf seine Bedürfnisäußerung eine entsprechende Antwort in Form von elterlicher Fürsorgereaktion folgt, Eltern erleben die entsprechenden Reaktionen ihres Kindes – das Kind wird entstresst, es beruhigt sich, Wohlbefinden tritt ein.
Es gibt übrigens keinen Grund, den Prozess des „Intuitive Parenting“ – also des intuitiven Elternverhalten – nach dem Säuglings- oder Kleinkindalter für abgeschlossen zu halten. Der interaktive Lernprozess zwischen Eltern und Kind mit entwicklungsspezifisch veränderten Anforderungen wird permanent fort-
gesetzt.
Zuletzt ist noch zu erwähnen, und das besonders mit Blick auf die von Ihnen beschriebene „kurze Reaktion“ auf homöopathische „Arzneien“, dass im Kindesalter Affektlabilität entwicklungstypisch ist. Affektlabilität bedeutet das rasche Umschlagen von Affekten, z.B von Trauer zu Freude oder von Aggression zur Zuwendung, weiterhin die kurze Dauer des Affekts, und genauso auch mehrfache Affektschwankungen.
Was bedeutet das für Ihre „Erfahrungen“ mit Globuli?
Gehen wir davon aus, dass homöopatische Hochpotenzen keine Arzneiwirkung haben, und fragen uns deshalb, ob sich Ihre „Erfahrungen“ auch anders erklären lassen.
Sie beschreiben die kurzfristige Reaktion Ihres Sohnes bei Schmerzzuständen. Es gibt eine wegweisende Studie zur Placebohypoalgesie(vermindertes Schmerzempfinden durch Placebogabe), die nachweist, dass bei jüngeren Kindern der stärkste schmerzlindernde Effekt eines (Placebo-)Medikaments dann auftritt, wenn es durch die Mutter verabreicht wurde.
Die zwangsläufige Schlussfolgerung ist, dass der analgetische Effekt der psychosozialen Interaktion zwischen Mutter und Kind zu verdanken ist. Sie sind, in Ihrer mütterlichen Zuwendung, das „wirksame Medikament“ für Ihr Kind. Das sollte Sie zum einen erfreuen, Ihnen aber auch zeigen, dass die Zuwendung zum Kind möglicherweise deutlich wichtiger ist, als die Verabreichung einer unwirksamen „Arznei“.
Die nächste Frage ist dementsprechend, ob für den schmerzlindernden Effekt möglicherweise doch eine Placebo-Arznei, quasi als Verstärker der mütterlichen Zuwendung, notwendig ist?
Jede Kultur verwendet in ihren Heilsystemen im Grunde völlig sinnfreie therapeutische Maßnahmen (also Placebo-Therapien), die einzig und allein als Ritual Bedeutung haben.
Die vorwissenschaftliche Medizin, also die Medizin, die angewendet wurde, bevor sich unser Wissen über die tatsächlichen Ursachen von und Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten entwickelte, basiert weitestgehend oder vollständig auf solchen Effekten, die letztlich auf Betreuung und Zuwendung basieren.
Insoweit spricht also nichts dagegen, solche Rituale zu nutzen: Jeder kennt wohl aus seiner eigenen Kindheit das „Wegpusten“ von Schmerzen beim aufgeschlagen Knie oder bei der Beule vom Kontakt mit dem Türrahmen…
Die Frage ist nur, ob wir, um solche Effekte zu generieren, dafür „Arzneien“ einsetzen sollten?
Das Problem dabei ist nämlich (im Gegensatz zum erkennbar sinnlosen Ritual des Wegpustens), dass wir bei der Verwendung von Arzneien (oder Präparaten, die wie Arzneien aufgemacht sind) davon ausgehen, dass diese wirken – und wir uns dementsprechend die erlebten Effekte (unsere Erfahrungen) auch dann durch die Wirkung dieser „Arzneien“ erklären, wenn diese objektiv gesehen nicht in der Lage sind, diese Effekte zu erzeugen.
Für diese Selbsttäuschung gibt es einen Begriff: „cum ergo propter hoc“. Der bedeutet „mit diesem, folglich deswegen“, und bezeichnet einen Fehlschluss, bei dem das gemeinsame Auftreten von Ereignissen oder die Korrelation zwischen Merkmalen (die Arznei wird verabreicht, die Beschwerden verschwinden) ohne genauere Prüfung als Kausalzusammenhang (die Beschwerden verschwinden, weil(!) die Arznei verabreicht wurde) aufgefasst wird.
Ich hoffe, Sie sehen den Unterschied.
Diejenigen, die den Quickfinder Homöopathie verfasst haben, in dem Sie (wahrscheinlich)die „Arzneien“ finden, die sie als MamaDoc so einsetzen, wissen ganz genau, wie Sie denken. Die wissen, dass Sie den Denkfehler begehen, die psychosozialen Effekte, die Sie bei Ihrem Kind auslösen, dem homöopathischen Mittel zuzuschreiben. Und sie sind sich bewußt, dass Ihre Erfahrungen sich auch auf Ihr Kind auswirken, nämlich in der Form, dass Ihr Kind lernt, dass Mama für jede Befindlichkeitsstörung irgendein Fläschchen aus der Tasche zaubert, dass diese beseitigt.
Was die Kollegen von der Zuckerheilerei auch wissen: Sie, Sandra, werden mit jeder „Erfahrung“ einer vermeintlichen Heilung Ihre Überzeugung mehr verfestigen – und therapeutisch sinnlose Zuckerkügelchen verteidigen.
Wenn es dann aber mal schief geht, wenn also MamaDoc einen steifen Nacken und Kopfschmerzen mal eben mit Placebo D30 behandelt (weil es bisher ja gut funktioniert hat und der Quickfinder eben Placebo D30 empfiehlt), dabei aber übersieht, dass die tatsächliche Ursache der Symptome beispielwiese eine bakterielle Meningitis ist, die innerhalb weniger Stunden zum lebensgefährlichen Notfall werden kann, dann wird man Sie, Sandra, auf einen kleinen Hinweis verweisen: „Diese Empfehlungen sind unverbindlich und ersetzen keine individuelle ärztliche Beratung.“
Sie sollten diesen Hinweis ernst nehmen. Viel mehr sollten Sie aber noch darüber nachdenken, ob die, die Ihnen hier ein paar deutliche Worte widmen, Ihnen wirklich übel wollen.
28. November 2016 um 06:07
@Sandra
Susannchen sieht wirklich arg traurig und krank aus.
Unsere Tochter 7J sah gerade letzten Montag zuerst ähnlich aus. Sie ist mit Fieber und sehr starken Kopfschmerzen aufgewacht. Ein kleines Liedchen von mir, was bei ihr bei fiebrigen Erkrankungen häufig hilft, brachte keine Linderung. 5 weitere Strophen und innerhalb von Minuten wurden die Kopfschmerzen besser und waren nach einer Stunde vorbei.
Vor einiger Zeit ein sehr ähnliches Erlebnis mit extremen Halsschmerzen und vergrösserten Mandeln. Kind weint vor Schmerzen. Nach 5 Strophen meines Liedchens liessen die Beschwerden innerhalb von Minuten nach. Da singe ich doch lieber und habe wieder ein glückliches Kind.
Es ist auch klar, dass heute noch nicht bewiesen ist, wie mein Liedchen genau wirkt. Aber dass Musik eine Wirkung hat, konnte in verschiedenen wissenschaftlichen Studien bewiesen werden.
Es stimmt, theoretisch können bei akuten Krankheiten auch andere Faktoren bei der Besserung eine Rolle spielen (wie z.B. Schlaf, etwas essen oder trinken, abwarten, Ablenkung). In diesem Fall war es aber so, sie konnte vor Schmerzen nicht einschlafen, ihr wurde immer schlechter und sie bekam Bauchschmerzen (deshalb wollte sie auch nichts essen und trinken), sie liess sich auch nicht ablenken und wie gesagt, die Besserung trat innerhalb von Minuten ein. Selbst Schmerzmittel dauern in der Regel länger.
Kinder hören sehr gerne Liedchen (häufig viel lieber als Schmerzmittel oder andere Präparate zu schlucken), insofern ist eine “gewisse Placebowirkung” denkbar, aber die erste Strophe hatte eben keine Besserung erzielt. Ich kann mir gut vorstellen, dass so eine rasche Besserung schwer nachzuvollziehen ist, wenn man es nicht selbst erlebt habt.
Was ich mir sehr wünsche würde, wäre Offenheit anderen Erfahrungen gegenüber. Denn nur, weil sich jemand nicht vorstellen kann, dass mein Liedchen eine Wirkung erzielen könnte, dieses zu bekämpfen, finde ich sehr traurig.
Ich gehe mit Ihnen darüber ein, dass mein Liedchen (und andere Arten Musik) kein Ersatz für lebensnotwendige konventionelle medizinische Behandlungen sein dürfen, aber ein Zusammenwirkungen von konventioneller Medizin und Musik würde ich sehr begrüssen.
Merken Sie was?
28. November 2016 um 12:47
@ Palarran:
Hauptsache, Du hast dem armen Kind nicht Hamers „Studentenmädchen“ vorgesungen… ;)