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Geweitete Herzen und total angepasste Krebspatienten: Dahlkes Analogie-Geschwurbel

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Der Herr Dahlke schwurbelt sich noch immer durch die Lande und macht sich mit aberwitzen Analogieschlüssen lächerlich – aktuell in Tirschenreuth/Oberpfalz:

Dahlke erklärt menschliche Gebrechen rein psychosomatisch: Herzleiden seien ein Hinweis darauf, dass der Patient sich endlich um seine Herzensangelegenheiten kümmern oder sein Herz „christlich weiten“ müsse. Bei Krebspatienten dagegen handele es sich oft um „total nette, liebe, angepasste Menschen, die Mainstream leben und nicht ihr eigenes Thema“. Ihnen helfe daher ein „mutiges, offensives Wachstum ohne faule Kompromisse“.

RD

Immerhin: Das Internetportal Onetz kam seiner Chronistenpflicht nach und berichtete über den bizarren Auftritt des „Chuck Norris der Feinstofflichkeit“ (Niko Alm) – ließ dessen Aussagen aber nicht unkommentiert stehen, sondern bat einen örtlichen Klinik-Chefarzt um eine Stellungnahme zu Dahlkes Thesen.

Das können sich andere Lokaljournalisten gerne abschauen.

Zum Weiterlesen:

  • Das Goldene Brett 2013 für Rüdiger Dahlke, GWUP-Blog am 29. November 2013
  • Morbus Dahlke: Mein Schnupfen und ich, GWUP-Blog am 17. Januar 2011
  • Rüdiger Dahlke – Der sanfte Erlöser, diaphanoskopie am 7. Mai 2014
  • Ruediger Dahlke – Zeige mir Deine Füße und ich sage Dir, wer Du bist, Ratgeber-News-Blog am 2. Januar 2011
  • Dahlkes „Krankheit als Weg“: Ein übles Machwerk abseits aller Menschlichkeit, GWUP-Blog am 15. August 2015

9 Kommentare

  1. Leicht OT, aber mit Bezug zur „alternativen“ Krebstherapie:

    In der Schwäbischen Zeitung, Lokalteil Sigmaringen von heute eine Ankündigung im redaktionellen Teil, also keine Anzeige:
    „Quantenheilung wird erläutert.

    Als Physiker habe ich experimentelle Quantenphysik betrieben. Als Schamane und Geistheiler mache ich nichts anderes, sagte der Naturwissenschaftler Dr. Lutz Wilde. usw. usw.“

    Und jetzt der Clou: Diese Veranstaltung findet in der Krebsberatungsstelle Sigmaringen statt!!!

    War da nicht vor kurzem etwas?

    Ich bin entsetzt. Mal schauen, ob ich jemand ans Telefon bekomme von den Verantwortlichen.

  2. In Ergänzung zu Werner:
    http://www.lutz-wilde.de/

    Bitte einen Eimer bereitstellen, denn was der „promovierte Physiker“ auf seiner Homepage (über mich, Lebensetappen, „Beratung“)ablässt, ist schlicht zum Erbrechen.

  3. Ich habe inzwischen eine Kontakt-Mail mit folgendem Inhalt an die Krebsberatungsstelle geschrieben:

    „Mit Entsetzen habe ich in der Schwäbischen die Ankündigung einer Veranstaltung über „Quantenheilung“ nach der Methode eines Lutz Wilde gelesen.

    Bitte schauen Sie mal auf der Webseite dieses Herrn nach, welch abstruse Verfahren da beworben werden.

    War nicht vor ein paar Wochen in der Presse ein Bericht über mehrere Tote durch alternative „Krebsbehandlung“, sollte Ihnen das nicht zu denken geben, wollen Sie schwer erkrankte Menschen solchen Schamanen überlassen. Der einzige Nutzen einer solchen „Behandlung“ ist derjenige für die Konten dieser Geistheiler.

    Die größte Gefahr dieser Schamanenbehandlungen ist die der Unterlassung einer wirksamen Therapie, ich nenne diese Dinge deshalb nicht überflüssig, sondern gefährlich.

    Es wäre schön, wenn Ihnen meine Überlegungen Anreiz geben würden, in Zukunft solche Veranstaltungen äußerst kritisch zu sehen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Bin auf die Reaktion gespannt

  4. @Werner:

    Sehr schön, danke!

  5. Ich fände diese postikalareale™ Etymologie der Schwurbler streckenweise sogar lustig, wenn sie nicht so viele Menschen durch die scheinbare Einfachheit in die Irre führte.

    So hat mir eine Schwurblerin mal versucht weis zu machen, dass meine (ganz profan anatomisch durch die angeboren schiefe Nasenscheidewand verursachten) Probleme mit der Nasenatmung davon herrührten, dass ich „die Nase voll hätte“ und dieses & jenes „nicht mehr riechen“ könnte.

    Als ich sie darauf hingewiesen habe, dass Deutsch nicht meine Muttersprache sei und dass ferner, ginge es nach ihr, Beschwerden dieser Art außerhalb deutschsprachiger Gebiete nicht anzutreffen sein dürften, glitt das an ihr vorbei. Das ist übrigens auch der Klassiker: sachliche Argumente werden einfach scheinbar überhört und weggenickt.

  6. @ Dalek
    Sehr guter Ansatz. :-)
    Ich habe das mit „Nase voll“ mal in verschiedene Sprachen übersetzt. Da kommen mit unter ganz andere Körperteile heraus. Was folgt daraus? Wenn Esoteriker eine Landesgrenze überschreiten, müssen sie alle „Krankheiten“ neu lernen. Vielleicht sind Biologie und Physik in England oder Italien ja ganz anders als hier. Hauptsache die Erdanziehungskraft bleibt halbwegs konstant.

  7. @ Langsamdenker: Autsch, dann hätten ja die völkischen Spinner mit ihrem Rassenwahn vielleicht doch recht – wenn sogar Krankheiten anders funktionieren, sollte man sich besser nicht gemischtnational verbandeln. Wer denkt an die Kinder, die dann nicht wissen, ob sie die Nase voll haben oder mit etwas überfüttert sind oder so?! Und daraus folgt auch direkt, dass die Leitkulturgeschichte unverzichtbarer Bestandteil der, ahem, Volks- und Rassenhygiene sein muss. Wenn das der Höcke hört…

  8. @ gnaddrig
    Ob die „Völkischen“ so konsequent sind und nur auf Globulis setzen, aber TCM strikt ablehnen? Oder ausschließlich die „Ryke-Geerd-Hamer-Medizin“ nehmen? Das würde einige Probleme auf darwinistische Weise lösen.

  9. @ Langsamdenker:

    Danke für die Anerkennung. Ganz besonders als (auch wenn’s lange her ist) Absolvent einer „Laber-Fakultät“ freue ich mich. Natürliche Sprachen sind nun mal ein höchst interessantes Forschungsgebiet. Den Schwurbel-Neusprech beobachte ich schon länger, allerdings nur noch als Amateur auf dem Gebiet… vielleicht sollte ich das noch ändern, ich meine meinen Amateurstatus.

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