Deutliche Worte findet der Zeit-Wirtschaftsredakteur Marcus Rohwetter zur Unsitte der Firma Rabenhorst, den Barcode auf den Saft-Packungen zu „entstören“:
Rabenhorst sieht das Thema nach eigenen Angaben neutral. Und erfreulich pragmatisch! Weil die Kunden es wollten, habe man den Querstrich halt aufgedruckt, teilt man mit.
Kost’ ja nix. Und recht so! Wo man doch immer fordert, Unternehmen sollten auf die Bedürfnisse der Konsumenten eingehen.
In diesem Fall drängen sich dann aber doch Fragen über die Kundschaft auf: Beeinträchtigt der Konsum von Fruchtsäften jene Hirnareale, die für klares Denken zuständig sind?
Oder müsste, wer den Begriff der „Entstörung“ ernst nimmt, nicht ganz woanders ansetzen?“
Zum Weiterlesen:
- „Barcode-Entstörung“, Zeit-Online am 30. April 2014
- Peterstaler Schwarzwaldperle: Entstört oder gestört? GWUP-Blog am 2. Dezember 2013 (mit vielen Links)
17. Mai 2014 um 20:45
Wer hat das eigentlich erfunden, das mit der Entstörung?
Ich vermute, das war eigentlich ein Witz, der dann zu einem Selbstläufer wurde und es Menschen gibt, die das wirklich glauben.
Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß das jemand wirklich ernst gemeint hat, das ist einfach zu absurd :-)
18. Mai 2014 um 06:43
@ Ralf:
„das ist einfach zu absurd“
Das ist eine Formulierung, die man im Umgang mit Esos schnell aufgibt. Getreu dem Motto:
„Immer, wenn Du glaubst, dümmer geht’s nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her.“
20. Mai 2014 um 07:28
So albern der Kram ist, das ist eines der wenigen Beispiele, die ich tatsächlich unter „eher harmlos“ verbuche. Dann sollen die Esoteriker sich doch besser fühlen mit Querstrich im Barcode: who cares. Der Barcode hat einen Zweck (Logistik-Erleichterung), und der wird durch den Querstrich nicht beeinträchtigt.
(Spannender wird es vielleicht noch einmal, wenn die Kundschaft mitbekommt, dass Transportunternehmen immer häufiger auf RFID-Tags setzen… dann ist der Apfelsaft bestimmt böse verstrahlt, jawoll.)
Mein eiziges Problem, das ich damit habe, ist eher prinzipieller Natur: die Verneigung des Unternehmens vor der Doofheit seiner Kundschaft. Aber mal ganz ehrlich… was genau ist daran neu? Der gesamte „Bio“-Markt basiert doch großteils auf Esoterik: angeblich seien weniger oder zumindest harmlosere Pestizide auf dem Gemüse (nein), das produzierte Gemüse/Fleisch sei gesünder und nahrhafter (nein), und von vorneherein besser für die Umwelt sei der Bio-Anbau auch (nein). Es gibt ein paar (geringe) positive Seiten in den Tierhaltungsbedingungen, aber die werden an anderer Stelle durch größere Sterblichkeit negiert (selbst maßvoll eingesetzte Antibiotika sind nämlich BÖSE, also gibt es natürlich keine).
20. Mai 2014 um 13:08
@ Robert:
Sie haben den Vollmondkäse vergessen. Gibt’s natürlich nur mit Demeter-Siegel und Jagdschein.
27. Mai 2014 um 14:23
„Toller“ Fund von trixi –
Die Dummheit stirbt nicht nur nicht aus, sondern sie ist auf dem Vormarsch …!
Man scheut beim Kundenfang vor nichts zurück – die Nachfrage bestimmt das Angebot; und das Angebot bestimmt die Nachfrage (durch geschickte Marketing-Strategie und – hier – das Schüren/Erzeugen von Ängsten).
Anderes Beispiel:
Wenn man den Leuten ständig und vehement „Elektrosensibilität“ und eine „völlig verstrahlte und dadurch krankmachende Umwelt“ einredet, wird man auch seine teuren „memon-Transformer“, Schutzamulette und E-Smog-Handy-Schutzplättchen los …
27. Mai 2014 um 20:05
Was in dem Artikel auf sueddeutsche.de nicht steht ist, dass die Molkerei den Strichcode nicht einfach nur durchstreicht, sondern das – wir haben es laut Chef Wassilij Bojko-Welikij ja immerhin mit dem schriftlich fixierten Namen des Antichristen zu tun – mit dem in solchen Fällen wohl besonders wirksamen Andreaskreuz tut. (Hier ist ein Artikel der russischen Zeitung gaseta.ru mit einem Bild des Elends.)
28. Mai 2014 um 09:20
@ gnaddrig:
Das Kreuz sitzt aber gar nicht mittig. Nee, nee, nee, so wird das nun wirklich nix mit der Teufelsaustreibung. Was für Stümper.
17. Juni 2014 um 15:57
Im allseits beliebten „Freigeistforum“, dem Tummelplatz der Esos und anderweitig Geistbefreiten, wird derzeit auch über die Rabenhorst-Aktion diskutiert (leider kein Link möglich, da Links auf Unterforen von der FGF-Hauptseite bekanntermassen abgefangen werden).
Und oh Wunder: selbst den Vollhonks vom FGF, die sonst wirklich jeden geistigen Dünnpfiff goutieren, ist die Barcode-Verschwörung zu dämlich und sie machen sich darüber lustig.
Was schlussfolgern lässt, dass die Anhänger der Barcode-VT noch dümmer sein müssen, als die Geistbefreiten. Ich dachte immer, das geht gar nicht… (dümmer als Jo Conrad – no way!)