Die FAZ greift heute das „Forum“-Thema des aktuellen Skeptiker auf.
In dem Beitrag
Ein Ritterschlag für Quacksalber?“
referiert die Autorin Martina Lenzen-Schulte einen Artikel von Dr. Christian Weymayr in der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (ZEFQ Bd. 107, S. 606).
Weymayr stellt in der ZEFQ sein Konzept der „Scientabilität“ vor, über das wir hier berichtet haben.
Dabei geht es um die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, derzeit übliche Nachweismethoden der Evidenz-basierten Medizin auf die Homöopathie anzuwenden.
SkepKon-Referent Weymayr (Ko-Autor von „Die Homöopathie-Lüge“) warnt ausdrücklich davor, mit einer fehleranfälligen Methode wie placebokontrollierten Studien an das Nonsens-Verfahren heranzugehen:
Während die These, dass geistartige immaterielle Wirkkräfte nicht existieren und homöopathische Arzneien deshalb nicht wirken können, als maximal gesichert gelten darf“,
sei die Unsicherheit der klinischen Prüfmethoden bekannt:
Ich folgere daraus, dass klinische Studien zur Wirksamkeit homöopathischer Arzneien irrelevant sind und deshalb die mitunter heftig geführten Diskussionen über die Ergebnisse einzelner klinischer Studien und Reviews hinfällig sind.“
Weymayr schlägt stattdessen das Prinzip der „Scientabilität“ vor, das die FAZ-Autorin so umschreibt:
Es besagt, dass medizinische Maßnahmen, also auch Medikamente, nur dann untersucht werden sollten, wenn sie sicheren Erkenntnissen nicht widersprechen. Weniger wissenschaftlich ausgedrückt würde das heißen, man solle nicht wissenschaftlichen Unsinn durch Methoden adeln, die ihrerseits nicht sicher davor gefeit sind, dem Unsinn Bedeutung zuzusprechen.“
Diese Debatte um „Scientabilität“ ist keineswegs eine rein intellektuelle Gedankenspielerei, sondern zielt ins Herz der Homöopathie-Kontroverse.
Denn die homöopathischen Lobbyverbände haben die Bedeutung klinischer Studien für ihr Marketing längst erkannt und erklären öffentlich, dass Studien „einen essentiellen Beitrag zur politischen Akzeptanz der Homöopathie“ leisten.
Auch der Skeptiker (4/2013) widmet sich dieser Diskussion.
Dr. Christian Weymayr, Prof. Jürgen Windeler (IQWiG), GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma und Dr. Martin Mahner vom Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP legen jeweils ihre Auffassung dazu dar, ob paranormale medizinische Behauptungen weiter geprüft werden sollen und in welchem Umfang eine solche Prüfung sinnvoll ist:
Erlangen wir neue Erkenntnisse, indem wir jeder noch so unplausiblen Theorie einen aufwändigen Test widmen?“,
heißt es in der Einleitung.
Weymayr geht in seinem Aufsatz „Soll man Homöopathika an Patienten untersuchen? Nein.“ auf verschiedene Einwände gegen sein „Scientabilitäts“-Konzept ein, zum Beispiel
Homöopathen würden argumentieren, die „Schulmedizin“ fürchte die Homöopathie und würde deshalb klinische Studien unterbinden.“
Weymayrs Antwort:
Solche Argumente würden sicherlich kommen und sie würden vielen Menschen auch einleuchten. Dadurch würde ein Schaden entstehen, den ich jedoch für geringer halte als den latenten Vertrauensverlust in die Wissenschaft durch die seit Jahren anhaltende Diskussion über klinische Studien.“
Windeler begrüßt in weiten Teilen das „Scientabilitäts“-Konzept und legt ausführlich dar, wie sein vielzitiertes Bonmot zur Homöopathie beim World Skeptics Congress 2012 in Berlin („Let us laugh at it, let us ignore it, do not study it“) genau zu verstehen ist:
Aus Sicht einer Evidenz-basierten Medizin bestehen gute Gründe, die Bücher über Verfahren dann zu schließen, wenn die Erkentnisse ausreichend klar sind:
Wenn Verfahren also erstens nicht mit den überall um uns herum als gültig erlebten Naturgesetzen kompatibel sind (was alleine ausreichen kann) und zweitens nicht ihre Wirksamkeit in Studien zeigen konnten (was ebenfalls alleine ausreichen kann), sollte die weitere Überprüfung eingestellt werden.“
Sarma stellt heraus, dass die in jeder Hinsicht unmöglichen Grundprinzipien der Homöopathie gar nicht erst getestet, sondern von den Proponenten stillschweigend vorausgesetzt werden:
Homöopathische Tests betreffen lediglich einzelne Mittel, deren Wirkung aufgrund der Grundprinzipien angenommen wird. Doch wenn diese Prämissen nicht stimmen, besitzen die Testergebnisse keinerlei Aussagekraft bezüglich der Validität der Homöopathie selbst.“
Damit pflichtet der GWUP-Vorsitzende Weymayr bei, der bereits in einem Skeptiker-Interview gefordert hatte:
Die Kontroverse müsste bei den irrationalen Grundlagen der Homöopathie ansetzen.
Experimente müssten aussagekräftig genug sein, um die gesicherten Erkenntnisse der Naturwissenschaften widerlegen zu können. Man könnte also fordern: Versuche müssten erst einmal beweisen, dass beim Verreiben und Verschütteln geistartige Kräfte freigesetzt werden.
Erst wenn die Scientabilität feststeht, können wir über klinische Studien zur Wirksamkeit des Verfahrens reden.”
Auch Sarma schreibt in seinem aktuellen Beitrag:
Bevor wir uns daran machen, Homöopathika über RCTs zu prüfen, wäre es zunächst Aufgabe der Forschung, die Stichhaltigkeit der drei Grundprinzipien der Homöopathie durch direkte Prüfung zu belegen.“
Mahner kommt ebenfalls zu dem Schluss, die Homöopathie sei „testunwürdig“:
Die Homöopathie ist 200 Jahre alt und hatte genug Chancen, sich zu beweisen. Sie ist aber vielfach gescheitert und auch aus diesem Grund inzwischen als testunwürdig anzusehen.“
Zugleich weist er auf die offenkundige Hauptfunktion homöopathischer Studien hin – nämlich den damit verbundenen Werbeeffekt:
Freilich benötigen die Homöopathen die Tests nicht zum Nachweis der aus ihrer Sicht ohnehin wahren Theorie, sondern eher zu Propagandazwecken. Selbst Studien mit negativem Ergebnis sind dazu noch hilfreich, denn man kann so den Eidnruck erwecken, dass man im Wissenschaftsbetrieb mitspielt und ernst zu nehmen ist.“
Dem Einhalt zu gebieten, heißt freilich auch, die …
… methodischen Grenzen Evidenz-basierter Methoden offen anzusprechen“,
schließt die FAZ heute ihren Artikel zum Thema „Scientabilität“.
Das ist gewiss richtig.
Allerdings ist längst geklärt, dass die Grenzen Evidenz-basierter Methoden eben kein Schlupfloch für die Homöopathie lassen (im Sinne der homöopathischen Standard-Phrase „Wir brauchen mehr Forschung“), sondern positive Homöopathie-Studien lediglich auf Fehler der Methodik hinweisen, in etwa so …
… wie der Wassertest bei einem Fahrradschlauch: Wo Blasen aufsteigen, ist das Loch. Diese Fehler zu erkennen, könnte die EbM voranbringen“,
schreiben Weymayr/Heißmann in der „Homöopathie-Lüge“.
Das Einzelheft Skeptiker 4/2013 mit dem Forumsthema „Scientabilität“ kann hier angefordert werden.
Und dazu passend:
Auch bei Spiegel-Online ging es heute um die Qualität der medizinischen Forschung:
- Gerd Antes: „Wir stümpern, wo Wissen entstehen sollte.“
- Wissenschaftselite beklagt zu viel Forschungsmüll
Zum Weiterlesen:
- Ein Ritterschlag für Quacksalber? Frankfurter Allgemeine Zeitung am 8. Januar 2014
- Sind Homöopathie-Studien irrelevant oder Was bedeutet “Scientabilität”? GWUP-Blog am 19. Juni 2013
- Homöopthie: Brauchen wir „mehr Forschung“? GWUP-Blog am 8. August 2010
- SkepKon 2013: „Die Homöopathie-Lüge“ oder Wie wirksam ist ein Buch? GWUP-Blog am 18. Mai 2013
- “Die Homöopathie-Lüge” – ein Interview (Teil 1), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
- “Die Homöopathie-Lüge” – ein Interview (Teil 2), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
- “Scientabilität”, Hoaxilla-Podcast Nr. 129 vom 30. Juni 2013
- Herr Dr. Weymayr: Scientabilität – tut das weh? Ruhrbarone am 25. Juli 2013
- Scientabilität – eine Gegenrede, Sebastian-Bartoschek-Blog am 12. Juni 2013
- Scientabilität – Kritik einer Gegenrede, Nachdenken bitte am 19. Juni 2013
- Homöopathische Arzneimittelprüfung: scheinbare Wissenschaft, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 7. Januar 2014
- Homöopathie, Scientabilität, Frollein Doktor und die Belege, GWUP-Blog am 15. Januar 2014
8. Januar 2014 um 21:42
Der Fairness und Vollständigkeit halber:
es gibt auch Skeptiker, die das Konzept der Scientabilität nicht überzeugt.
Wer sich auch für deren Argumente interessiert kann z.B. in den Kommentaren zur Hoaxilla-Folgen schauen:
http://www.hoaxilla.com/hoaxilla-129-scientabilitat/
(Eine Sammlung der Gegenargumente findet sich in meinem Blog:
http://www.sebastian-bartoschek.de/cms/topics/scientabilitaet—eine-gegenrede.php)
…welche Gruppe in der GWUP oder unter den Skeptikern insgesamt größer ist? Keine Ahnung. Die Einschätzung hängt derzeit wohl von der Filterbubble ab, in der man sich bewegt…
9. Januar 2014 um 07:57
Ihr Lieben,
ein wenig bin ich immer wieder hin und her gerissen, weil ich das Anliegen hier als ernst und wichtig empfinde und doch mich wundere, weshalb Häme zum gelegentlich benutzten Stilmittel gehört.
Wenn denn Glaube Berge versetzt, dann weiß ich, weshalb bei mir nichts geschieht, es fehlt mir der Glaube, daß Berge versetzt werden wollen, ja, daß Berge überhaupt etwas wollen. Wenn Menschen sich aber an Globuli und andere Hilfen klammern, dann bin ich hin- und her gerissen. Als Ärztin in der Psychotherapie, der ’sprechenden Medizin‘ also, präsentiere ich zwar mich mit Mimik, Gestik, Wort, Gedanke und Haltung als Medium, doch ich könnt nicht sagen, weshalb ich da nicht ‚verbaler Globuli‘ bezichtigt werden könnt.
Der Glaube des anderen also möge es richten, daß ich ihm sein als von ihm körperlichen Ursprungs wahrgenommenes Symptom nicht als solches abnehmen, den Glauben des anderen daran aber nicht antaste – aus Achtsamkeit dachte ich, aus Feigheit oder gar Ratlosigkeit aber auch.
Ob meine Gedanken wohl linksdrehend sind in einer Welt, in der rechtsdrehende Denkweise und Überzeugungen nur zulässig sind. „Die Renten sind sicher!“ hieß es mal – „… am Arsch“ hatte er wohl leis dazu gedacht, der damals ‚blumige‘ Minister.
Ich bin auch am Arsch, wenn ich den längst propagierten, erneuten(?) Quantensprung der Evolution – ausgelöst durch Sonnenfleckenaktivität – nicht mitmachen darf – hätt‘ ich doch besser daran geglaubt …
Was nun?
9. Januar 2014 um 10:29
Es ist (leider) nicht so, dass die randomisiert kontrolierte Studien kein Schlupfloch für nicht wirksame Heilmethoden – wie die Homöopathie es ist – liefert, und dass positiv verlaufende Studien wohl automatisch methodische Mängel haben. Durch den statistischen Charakter der Studien kann zufällig ein falsch-positives Ergebnis entstehen. Wenn man z.B. ein Confidenze Niveau von 95% heranzieht, so werden 5% aller Studien nicht wirksamer Verfahren auch mit hervorragendem Studien-Design ein positives Ergebnis haben. Hier kann dann u.a. der Publikations-Bias mit dazu führen, dass fälschlicherweise das Bild einer Wirksamkeit entsteht.
9. Januar 2014 um 11:20
@Joachim Ripken:
<< Durch den statistischen Charakter der Studien kann zufällig ein falsch-positives Ergebnis entstehen. << Meinem Dafürhalten ist genau das ja ein methodischer Mangel. Letztendlich geht es vereinfacht darum, dass die angewandte Prüf-Methode mindestens so stark sein muss wie die Behauptung selbst. Statistische Methoden sind daher für eine solch "starke" Behauptung wie die Homöopathie mit ihren gegen die Naturgesetze gerichteten Grundsätzen nicht ausreichend.
9. Januar 2014 um 11:32
@Raina Kloess:
Hallo, haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar.
Zunächst einmal bin ich immer etwas verblüfft, auch bei einem rein sachlichen, überwiegend referierenden Artikel mit dem Vorwurf der „Häme“ konfrontiert zu werden.
Es würde mir weiterhelfen, wenn ich genau wüsste, wo und bei welchen Formulierungen?
Zu Ihrer Frage: Das sind interessante Gedanken, ich bin mir nur offen gesagt nicht sicher, ob ich Sie in jedem Punkt richtig verstehe.
<< präsentiere ich zwar mich mit Mimik, Gestik, Wort, Gedanke und Haltung als Medium, doch ich könnt nicht sagen, weshalb ich da nicht 'verbaler Globuli' bezichtigt werden könnt. << Ersetzen Sie den Ausdruck "verbale Globuli" doch einfach durch "Placebo-Effekt". dann sind Sie doch völlig auf der sicheren Seite. Selbstverständlich initiiert alleine das "Ritual des Pillenschluckens" einen Placebo-Effekt, schrieb der Focus erst gestern, ebenso wie der weiße Arztkittel oder die körperliche Haltung, die Sie beschreiben. Das ist aber ein gewünschter und allseits anerkannter Effekt, der vom Arzt in größt möglichem Umfang genutzt werden sollte. Unseriös ("verbale Globuli"?) wird es da, wo der Arzt sich über diese Effekte und vor allem deren Grenzen nicht bewusst ist und daher Homöopathie mit wirksamer Medizin verwechselt, ohne von den s.g. "Kontexteffekten" auch nur den Hauch einer Vorstellung zu haben. http://www.focus.de/gesundheit/news/placebo-medikamente-glaube-ritual-pillenschlucken-bekaempft-migraene-tabletten-1_id_3525127.html
9. Januar 2014 um 13:34
Die Weymayrsche Forderung nach „Scientabilität“ ist letztlich die alte Sagansche Weisheit, dass unerhörte Behauptungen unerhört gute Beweise brauchen („extraordinary claims require extraordinary evidence“).
Was mich hieran ein wenig stört, ist die Weymeyrsche Darstellung, hier etwas grundsätzlich Neues einzufordern.
Denn, wenn man das von Sagan geäußerte Prinzip ernst nimmt, was wiederum nichts anderes ist als eine Umformulierung von Ockhams Rasiermesser, MUSS man Quacksalberei wie der Homöopathie von vorneherein zweifelnd gegenüber treten, solange wie sie keine ausgezeichneten Beweise liefert.
Den Einwand, dass klinische Studien (beinahe notwendigerweise) ein verzerrtes Bild und damit nie „die Wahrheit“ liefern, als Grundlage für ein Denk- oder Forschungsverbot zu sehen, kann und will ich genau wie Sebastian Bartoscheck nicht akzeptieren.
Insbesondere verzerrende Faktoren wie der Publication Bias sind ein ganz grundsätzliches Problem, und mit derselben Argumentation kann ich auch die Studien von realen Medikamenten für unnütz erklären.
Will sagen: ist Studien-Design und -Durchführung korrekt und beispielsweise auf ein Confidence Interval von 95% ausgerichtet, ist zu erwarten, dass von 100 korrekt durchgeführten Studien 95 eben KEINEN Effekt der Verschüttelei zeigen.
Und genau ein solches Bild zeigt sich auch, wenn man die vorliegende Studienlage betrachtet… TROTZ des existierenden Publication Bias.
Das Problem der tendentiell zu positiven Studienergebnisse gibt es im im gesamten Pharma-Bereich, weshalb immer wieder Präparate auf den Markt kommen, die zumindest nicht besser sind als existierende, aber neu patentiert und für den Hersteller deshalb lukrativer.
Dass der Hersteller Studien manipulieren und ungeliebte Studien unterdrücken kann, ist das eigentliche Problem und wird mit Scientabilität eben NICHT gelöst.
Im Gegenteil: wenn die Methodik nicht mal in der Lage wäre, zu unterscheiden ob ein untersuchtes Präparat nun durch echte Forschung entstanden ist oder dadurch, dass man in Friedrichshafen in den Bodensee gepinkelt hat und in Konstanz davon ein Fläschchen abgefüllt, dann wäre sie GENERELL unbrauchbar.
9. Januar 2014 um 13:47
Nachtrag: man kann auch sagen, wenn das Einzige, dass für die Homöopathie spricht, darin besteht, dass beispielswiese 5 Prozent der korrekt durchgeführten Studien einen Effekt gezeigt haben, und dieses Ergebnis als statistisches Artefakt problemlos erklärbar ist, ist das damit eben KEIN Beweis für die außerordentlichen Behauptungen der Homöopathie.
Es gibt auch immer wieder einzelne Berichte über Außerirdische, und trotzdem akzeptiert hier die Allgemeinheit (hoffentlich), wie unwahrscheinlich das Zutreffen dieser Berichte ist. Wenn vor diesem Hintergrund eine Firma oder eine sonstige Lobby-Gruppe sich einfach die 5 Prozent positiver Studien zu einem Präparat herauspickt und die anderen 95 Prozent negativer Studien verschweigt, kann das man meiner Meinung nach deshalb sogar als bewusste Täuschung bzw. Betrug bezeichnen.
9. Januar 2014 um 15:31
Ist das nicht ein kategorisches Problem:
Man kann nicht Behauptungen, deren Geltung außerhalb der Naturgesetze liegen, mit dem Methodenarsenal der Naturgesetze untersuchen; zumindest nicht kausal.
Z.B. mit klassischen Experimenten kann man lediglich untersuchen, ob etwas überzufällig, systematisch wirkt
9. Januar 2014 um 16:00
@Abe: Statistik hat nichts mit Naturgesetzen zu tun. Außerdem ist die Detektion eines Effekts zumindest zunächst einmal losgelöst von der Erklärung zu betrachten: Quantenmechanik, Relativitätstheorie lagen seinerzeit auch „außerhalb“ der bekannten Naturgesetze. Es ist also durchaus möglich, einen Effekt zu sehen, den man sich zunächst nicht erklären kann, und das passiert auch immer wieder.
Als überlichtschnelle Neutrinos im CERN gemessen wurden, wurde auch nicht gesagt „das kann nicht sein, also schmeißen wir die Daten weg“. Es wurden die Daten akzeptiert und dann nach der wahrscheinlichsten Erklärung gesucht. Und die war natürlich ein Messfehler, und das hat sich bestätigt. Aber trotzdem: ich ignoriere Daten nicht einfach.
Letztlich ist das eines der größten Probleme, die ich mit der „Scientabilität“ habe. Weymeyr kann nämlich letztlich nicht so genau definieren, welchen Bedingungen eine Theorie genügen muss, um sich bei ihm für Untersuchungen zu „qualifizieren“; das ist mir alles letztlich zu schwammig.
Was vielleicht besser zu rechtfertigen wäre, und was Weymeyrs Idee vielleicht sogar fast entspräche, aber im Diskurs zumindest für mich bisher nicht erkennbar war, ist folgender Ansatz: ich filtere zunächst eben _nicht_ danach, ob eine These irgendwie den Naturgesetzen widerspricht. Alles darf untersucht werden. Aber ich muss sichere Reproduzierbarkeit fordern. Dabei kommt dann vielleicht heraus, dass mit statistischer Sicherheit von 95 Prozent der postulierte Effekt nicht existiert.
Wenn nun die aufgestellte These derart gründlich untersucht wurde und dabei also mit hoher Wahrscheinlichkeit laut Ockhams Rasiermesser das Resultat ist, dass sie Blödsinn ist, darf und sollte man weitere Forschung in der Richtung als nicht zielführend ablehnen, solange es keine grundlegend neuen Erkenntnisse gibt. Sprich, dann ist es produktiver, Zeit und Geld anders zu investieren.
Letztlich macht man dabei einen induktiven Schluss: da man die Nichtexistenz eines Effekts letzlich nie „ganz“ beweisen kann, begnügt man sich mit einer endlichen Genauigkeit. Mit anderen Worten: kann ich „beweisen“, dass die Sonne definitiv jeden Morgen aufgeht? Nein. Aber ich kann mir hinreichend sicher sein, dass es in der für die Menschheit relevanten Welt so ist und bleibt. Kann ich „beweisen“, dass Russels Teekessel nicht existiert? Nein, aber ich kann mir recht schnell ausreichend sicher sein.
Wenn man es auf diese Weise systematisiert und nicht einfach schwammig davon faselt, dass jeder behauptete Effekt zunächst einmal widerspruchsfrei im Gebäude existierender Naturwissenschaft erklärt werden muss, bevor man auch nur seine Existenz untersuchen darf, so wie es von Weymeyr gefordert wurde („wenn das bewiesen ist, wenn die Naturgesetze umgeschrieben sind, dann wäre es an der Zeit zu sagen: okay, die Grundlage ist da, jetzt gehen wir in die Klinik“), dann ist das nicht mal unsinnig.
Aber die meisten Forscher arbeiten bereits so, würde ich mal unterstellen…
9. Januar 2014 um 16:24
Natürlich ist die Statistik an die Naturgesetze gebunden, ihnen liegen Annahmen über die ontologische Zusammensetzung der Materie zugrunde, also über ihr Verhalten. Z.B. ohne Grenzwertsatz und Eulersche Zahl keine Statistik mit Normalverteilungsannahme.
Wenn man einen Gegenstand untersucht, von dem behauptet wird, er sprenge die Bewegungsgesetze der Materie, kann man ihn nicht mit Methoden untersuchen, deren Prämisse diese Bewegungsgesetze sind.
9. Januar 2014 um 19:53
Ja, was soll man auch noch messen können, bei der „Homöopathie“, wenn nichts mehr drin ist in den Zuckerküglchen, außer Zucker.
Feinstofflicher Nonsens?
Und diese Mär der „Information“…Information ist immer an einen Träger gebunden (hier meine ich nicht die Globuli, da die keine Wirksubstanz im molekularen Sinne mehr beinhalten).
Das unser Universum „materiegebunden“ ist, beweist schon unser Gehirn, in dem auch keine feinstoffliche Seele „gebunden“ ist, sondern das Feuern der Neuronen, in dem komplexen neuralen System, ermöglicht bewußtes Leben, wobei es immer noch die Frage ist, inwieweit wir uns unseren Handlungen wirklich bewußt sind und frei sind.
@raina kloess
Ich glaube nicht, daß man Ihre Arbeit als „verbalen Globuli“ bezeichnen kann, da Sie Informationen über Ihre Sprache „verabreichen“, aber das ist bei einem „substanzlosen“ Globuli nicht gegeben…deshalb hinkt der Vergleich ;-)
10. Januar 2014 um 12:02
@ Ral: Information ist immer an einen Träger gebunden (hier meine ich nicht die Globuli, da die keine Wirksubstanz im molekularen Sinne mehr beinhalten).
Naja, die Globuli könnten theoretisch Träger irgendwelcher Informationen sein. Man hat auch schon längere Textpassagen in die Oberfläche von Reiskörnern geritzt bzw. die ganze Bibel auf ein reiskorngroßes Stück Silikon zu schreiben – hier. Da kriegt man auf einem Zuckerkügelchen auch was unter. Wie das im Körper dann wirken soll, ist eine andere Frage, man hat ja im Mund kein Lesegerät für möglicherweise im Zucker hinterlegten Text.
Nur mit der Information im Wasser hapert es bekanntlich, für homöopathische Tropfen sieht es also schlecht aus.
10. Januar 2014 um 15:40
@ Raina Kloess
Ich fühle mich von Ihrem Beitrag – in mehrfacher Hinsicht – angesprochen; nicht zuletzt wegen des Vorwurfs der Häme als Stilmittel.
Ich benutze diskreditierende Argumentationen im Umgang mit den Proponenten des Wahnsinns auf Zucker seit Jahren – mir jedenfalls bleibt nichts anderes angesichts des Bullshits, der in der sogenannten alternativen, wahlweise auch komplementären oder integrativen Medizin zu finden ist.
Dem, was in diesem Bereich an satirischen, skurril-grotesken Anmaßungen, Eitelkeiten, Träumereien und Perversionen, an Absurditäten und Lächerlichkeiten geboten wird, mittels Dialektik zu begegnen, hat sich als weitestgehend untauglich herausgestellt.
Allerdings richtet sich die Häme nicht gegen solche bedauernswerten Zeitgenossen, die sich, im Vertrauen auf die wohlfeilen Heilungsversprechungen der Gegenwartszauberer, in magischen Parallelwelten verirren. Ihnen gilt – und da meine ich, auch für den Großteil der Skeptikerbewegung sprechen zu können – in erster Linie unser Mitleid. Sie sind die Opfer des erbärmlichen Geschäfts mit der Hoffnung.
Insofern habe ich ein wenig Schwierigkeiten mit der von Ihnen – wenn auch nur sehr leise – vorgetragen Kapitulation vor den niemals einlösbaren Versprechungen der meist selbsternannten Heiler, die von der Übertölpelung einer naiven, glaubensbereiten Klientel profitieren.
Die Aufgabe der Psychosomatik – und ich denke, dass Sie mir wohl zustimmen werden – liegt weniger in der medizinischen Therapie somatoformer Beschwerden, als vielmehr darin, dem am seinem Leben insgesamt oder an bestimmten Lebensaspekten leidenden Menschen, die Ursachen seiner Beschwerden zu verdeutlichen und – rationale – Lösungsansätze anzubieten.
Dass man dabei sehr schnell und zwangsläufig auf Schauplätzen landet, die weit jenseits der Medizin liegen, stellt sicher manchen Psychosomatiker vor größere Probleme – nicht zuletzt deswegen ist wohl auch der sozialpsychologische Ansatz, der die gesellschaftliche Reform-Ära in den 1970er Jahren unter Willy Brandt kennzeichnete, und für den stellvertretend der großartige Horst Eberhard Richter genannt werden soll, letztlich gescheitert, oder, vielleicht besser, aufgegeben worden, zugunsten einer Psychologie, die sich wieder in den Elfenbeinturm der ausschließlichen Introspektion zurück gezogen hat.
Dass man dabei die sicher nicht aus der Medizin stammende, politisch nicht mehr opportune Erkenntnis ad acta gelegt hat, dass der Mensch eben auch Produkt seiner Lebensbedingungen ist, und, nach Marx, das (in Unordnung geratene) Sein eben das Bewusstsein wesentlich mitbestimmt (und damit auch für seelische Not und körperliches Leid verantwortlich ist), zeigt, wie eminent politisch die Psychosomatik ist – oder eigentlich sein müsste.
Weil der Mensch bekanntermaßen ein Kausalitäts-Junkie ist, darf es als gesichert gelten, dass das größte Unbill der Seele, das Leben ohne Erkennen ist – wobei dummerweise die Qualität der Erkenntnis eher vernachlässigbar erscheint – Hauptsache, es gibt überhaupt eine.
Damit lässt sich auch ohne große Verrenkungen erklären, wieso sich psychoreaktiv generierte, somatoforme Störungen – ich erspare mir deren umfangreiche Auflistung – mit der Gossenpsychologie, die sich beispielweise hinter den Arzneimittelbildern der Homöopathie verbirgt, wenigstens temporär therapieren lassen.
Nur – wird damit tatsächlich ein Problem gelöst, wenn dem Klienten suggeriert wird, dass seine tachykarden Arrhythmien Symptome einer geistartigen Störung der Lebenskraft sind, obwohl diese – bei ernsthafter Betrachtung – offensichtlich die Folgeerscheinungen einer massiven psychosozialen Beeinträchtigung sind, die man ohne Schwierigkeiten auf die Existenz des narzisstischen Arschlochs zurückführen kann, der als Vorgesetzter am Arbeitsplatz täglich 8 Stunden seine Macken frisch, fromm, fröhlich und völlig ungehemmt an seinen Mitarbeitern auslässt?
Wohl kaum.
Hier wäre es angebracht, anstatt beispielweise über angstlösende Meditationen nachzudenken, die Aufmerksamkeit auf ein Arbeitsschutzgesetz zu lenken, dass sich nicht nur mit den Anlässen für das Tragen von Atemschutzgeräten beschäftigten solte. Hier wäre es angebracht, über den Geist unseres Betriebsverfassungsgesetzes nachzudenken, dass kaum ein Mittel gegen den Psychoterror einer Arbeitswelt bietet, die längst solche Regeln, die der menschliche Anstand gebietet, aus der Agenda gestrichen hat.
Die Liste solcher Beispiele ließe sich fast endlos fortsetzen.
Der oben angesprochene Horst-Eberhard Richter, der unermüdlich, immer wieder auf die gesellschaftlichen Verwerfungen hinwies, die vermeidbares soziales und psychisches Elend hervorbringen, zeigte in seinen Arbeiten, dass sich die mit Abstand gefährlichste Verdrängung gegen die notwendige Sensibilität richtet, die allein imstande ist, ein weiteres Abgleiten eine dehumane Gesellschaft aufzuhalten.
Die Alternativheilerei ist elementarer Bestandteil dieses umfänglichen gesellschaftlichen Verdrängungsprogramms – und wohl deswegen auch so gerne von vielen in der Politik toleriert. Hans A. Pestalozzi oder auch Jutta Ditfurth haben ebenfalls schon vor Jahren auf diese Problematik hingewiesen.
Richter hat in seinem Vorwort zu „Bedenken gegen Anpassung. Psychoanalyse und Politik.“ einige Sätze formuliert, die sich jeder psychosomatisch arbeitende Mediziner zur täglichen Erinnerung in die Praxis hängen sollte, will er oder sie nicht früher oder später das Arbeitsfeld zugunsten der Scharlatane mit Tensor, Globulie, und großspurigen Versprechungen räumen:
„Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht, was man als notwendig, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, erkannt hat, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist. Wer Anpassungszwängen taktisch nachgibt, wohl wissend, dass er ihnen mit vertretbarem Risiko widerstehen könnte und auch sollte, wird nach und nach die Unzumutbarkeit von Anpassungsforderungen gar nicht mehr wahrnehmen, d. h., die eigene Gefügigkeit auch nicht mehr als Fluchtreaktion durchschauen. Alles erscheint normal: die Verhältnisse, denen er sich ergibt, und der Verzicht auf Gegenwehr, den er eben gar nicht mehr erlebt.“
10. Januar 2014 um 16:42
@gnaddrig
Deshalb schrieb ich ja, daß ich nicht das Globuli meine, das ja als scheinbarer „Informationsträger“ herhalten soll, sondern die Information, die durch die x-fache Verdünnung der Moleküle zerstört wird.
…und der „Rettungsanker“ Quantenphysik, kann hier mMn auch nicht angewendet werden, da quantenphysikalische Phänomene sehr störungsanfällig sind, jedwede Verunreinigung in der homöopathischen Lösung (die zwangläufig geschieht) würde die „Verschränkung“ auflösen.
10. Januar 2014 um 19:20
@ Ralf: Keine Frage, da kann nichts funktionieren. Mit der Quanterei hätte ich gar nicht erst angefangen, das ist mir Nichtesoteriker zu hoch ;)
Die Vorstellung von größeren, in Zucker gemeißelten Textmengen, die vor dem Schlucken per Lesegerät in den Schneidezähnen ausgelesen werden, finde ich aber ansprechend und irgendwie weniger abstrus als das Konzept der Hahnemannschen Potenzierung.
Da könnte man mal weiterforschen: Info auf Zuckerkugel wird gelesen, in nervenlesbare Form übersetzt und dann vom Körper umgesetzt. Muss man nur aufpassen, dass da nicht irgendein Alberkopp die Feinmeißelmaschine hackt und Unsinn auf die Kugeln schreibt, im Stil von „Wer das isst ist doof“ oder „Sage: Ich bin doof“ wenn du das hier isst!“
10. Januar 2014 um 20:09
@gnaddrig
Ja, eigentlich ist das eine gute Idee…und liegt auch im Trend der Technik – nämlich Nanotechnik. ;-)
Man könnte auch Homöopathie mit dem Buchdruck ohne Druckerschwärze vergleichen…in solchen Büchern kann jeder lesen, was er glaubt :-)
10. Januar 2014 um 20:15
…jetzt ist mir eine tolle Geschäftsidee gekommen…
Ich bringe ein Buch über Homöopathie heraus, in dem nichts drinnen steht…quasi hochpotenziertes Homöo-Wissen… :-)
10. Januar 2014 um 21:01
@ Ralf: Klingt gut. Ich mache den Soundtrack als Hintergrund für die Lektüre.
Neulich habe ich mal in so’nem Blog was gelesen, dass High-Tech-Stille voll gut ist.
Vielleicht könnte man die Nanobuchstaben mit kolloidalem Silber drucken…
10. Januar 2014 um 21:44
@gnaddrig
vielleicht kann man auch eine kostenpflichtige Homepage erstellen, die nur einen schwarzen Bildschirm zeigt und dazu die High-Tech-Stille.
Der Werbespruch könnte lauten:
„Genießen sie das heilsame Nichts. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig abzuschalten“
Die Ironie bei der Sache wäre, daß es einfacher wäre den Computer auszuschalten – nein, man surft auf diese Seite und muß dafür zahlen.
Vielleicht schalte ich dann Werbung in der „Renter-Bravo“ :-)
10. Januar 2014 um 23:43
absolute Ruhe als Hintergrund: heavy-metal D30…..
11. Januar 2014 um 13:28
@Ralf: Ich bin sicher, dass genügend Leute für Dein heilsames Nichts Geld bezahlen würden. Einfach den Computer auszuschalten wäre natürlich ganz falsch. Wir brauchen ja nicht einfach die Abwesenheit von Geräusch, nahein, wir brauchen zum ganzheitlichen Gesundwerden eine aktive, genau auf unsere spezifische Unruhe abgestimmte Stille. Im höherpreisigen Segment könnte man die Stille und den schwarzen Bildschirm auf der Grundlage einer individuellen Anamnese komponieren, das wäre dann noch wirksamer :)
11. Januar 2014 um 21:07
@Sumo
ich entspanne gerne bei: Death-Metal D30 :-)
Apropos:
http://www.ksta.de/gesundheit/mit-bach-oder-heavy-metal-herz-kreislauf-erkrankungen-vorbeugen,15938564,25533036.html
@gnaddrig
Gute Idee…zuerst muß der Benutzer seine ganze Krankheitsgeschichte offenlegen…das wäre toll, dann hätte man verwertbare Daten, die man weiterverkaufen könnte…
danach bekäme der Benutzer eine Menge an Spam-Mails, die bei ihm weiteren Stress verursachen würden und er dadurch wieder auf die Seite mit dem heilsamen Nichts zugreifen würde…
12. Januar 2014 um 16:53
@ Ralf: Ja, wenn man das geschickt aufzieht, könnte das zum Selbstläufer werden.
Vielleicht könnte man Kunden anbieten, die Daten von Biosensoren (Blutdruck, Blutzucker, Pulsfrequenz, so Sachen) direkt in das System einzuspeisen und die Stille- und Nichtswerte dynamisch anzupassen.
Das schafft eine sicher auch besser vermarktbare Datenbasis…
12. Januar 2014 um 20:35
@gnaddrig
Ja, die Biosensoren könnten bequem mit der USB-Schnittstelle verbunden werden…nur programmiertechnisch macht es das ganze nicht einfacher…außer man würde die Daten nicht auswerden (nur scheinbar), aber auf der anderen Seite könnten diese Daten auch sehr wertvoll sein und sich in monetärer Weise bezahlt machen.
Eigentlich wäre das ganze dann eine „Bioresonanz-Therapie“, die Vital-Werte verändern das Nichts und die Stille, so daß sich dadurch die Vital-Werte verbessern, das führt also zu einer Rückkopplung, die dann durch ein maximales Wohlbefinden manifestiert wird.
Die perfekte esoterische Droge ist erzeugt…und was bringt mehr Kohle in die Kasse, als eine saubere Abhängigkeit… ;-)
12. Januar 2014 um 21:39
@ Ralf: Wie ich das sehe, bauen wir hier den Stein der Weisen, den heiligen Gral und die eierlegende Wollmilchsau in einem. Das ist die Geld- und Glücksquelle der Zukunft. Meta-Esoterik oder sowas, mit Quantensprung und allem drum und dran!
14. Januar 2014 um 13:52
Ich möchte einmal meinen folgenden D30-Kommentar zur Diskussion stellen:
Gruß
Meikel
14. Januar 2014 um 15:18
@Meikel:
Nicht nur ich habe gelacht, sondern auch mein 4 Wochen alter Großneffe und meine Katze und die können nicht mal lesen!
Ha, wieder ein Beweis dass Homöopathie wirkt!
14. Januar 2014 um 18:49
Heute berichtet das Portal „grenzwissenschaft-aktuell“, dass erstmals quantenphysikalische Prozesse oberhalb der subatomaren Ebene bei der Photosynthese von Pflanzen nachgewiesen wurden.
Wir erinnern uns: Eine zentrale Behauptung von Harald Walachs „Schwacher Quantentheorie“ (Weak Quantum Theory, WQT) ist ja, dass sich auf diese Weise Spuk- und sonstige parapsychologische Phänomene erklären ließen.
Bisheriger Forschungsstand ist allerdings, dass dies nicht möglich sein könne, da die Quantenphysik im Makrobereich keine Rolle spiele …
Tja, und nun eben diese Meldung auf „grenzwissenschaft-aktuell“ zu Quantenvorgänge im Makrobereich:
http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2014/01/photosynthese-nutzt-prozesse-jenseits.html
Gut, Physik ist nicht mein Fachgebiet. Ich will mir also kein Urteil darüber erlauben, ob die Meldung jetzt Hand und Fuß hat oder nicht.
Wollte sie nur kurz verlinken…
14. Januar 2014 um 19:45
@gnaddrig
Ja, wir sollten eine Firma gründen „Alt & Gnaddrig“, wobei noch zu klären ist, wer hier alt und wer hier gnaddrig ist ;-)
…und ein „Quantensprung“ wäre das allemal :-)
@Tim S.
Natürlich haben auch quantenphysikalische Phänomene eine Bedeutung in der mesoskopischen und auch in der makroskopischen Welt.
Ein bedeutendes Merkmal von Quantenphänomenen ist die Wahrscheinlichkeit…man kann sagen die Wahrscheinlichkeit, daß ich mit 125kg durch eine (Beton-)Wand getunnelt werde geht gleich NULL; oder anders ausgedrückt, die „Lebensdauer“ des Universums reicht nicht aus um mich mit einer (sicheren) Wahrscheinlichkeit zu tunneln…vielleicht, wenn ich etwas abnehme…wobei ich mich frage was dann wahrscheinlicher ist ;-) :-)
Eine klare Trennung zwischen Quantenphysik und Klassischer Physik gibt es nicht. Der Welle-Teilchen-Dualismus gilt auch für alle Massen.
Es wäre auch „unlogisch“, wenn es auf eine bestimmte Größe beschränkt wäre…nur, diese Gesetze haben eine größere Bedeutung bei mikroskopischen Objekte, da die Phänomene sehr störungsanfällig sind, dh andere Einflüsse (Kräfte) beeinflussen die Phänomene.
Schon das Messen innerhalb eines Quantensystems „zerstört“ die Superposition des Teilchens…
Das Ganze ist sehr verzwickt und eigentlich ein ideales Thema für einen Philosophen, denn hier werden unsere Sinne und unser Verstand auf die Probe gestellt – wobei dies niemals ein Freibrief für die Esoterik sein darf, weil auch dort der Begriff der Quantenphysik „missbraucht“ wird…
14. Januar 2014 um 20:10
Vielen Dank an Tim S. für den Hinweis!
Mit der „schwachen Quantentheorie“ (WQT) hat das alles aber gar nichts zu tun. Die Arbeiten zur Photosynthese bewegen sich vollständig innerhalb des Paradigmas der bekannten Quantenmechanik.
Kurz gesagt ist „schwache“ oder „verallgemeinerte“ Quantentheorie der Versuch, die mathematische Struktur der Quantenmechanik auch auf die „Lebenswelt“ anzuwenden. Das kann man erstmal machen. Daraus folgt aber noch lange nicht, was die meisten Anhänger der WQT gerne haben würden: Dass nämlich alle Effekte, die manchmal in der Quantenmechanik auftreten können, auch immer in der Lebenswelt auftreten.
Auch ein Problem ist, dass es nicht reicht, den mathematischen Grundformalismus zu übertragen. Es braucht auch eine Definition der Größen, mit denen man rechnen möchte, und vernünftige Annahmen über ihre Wechselwirkungen.
Richtige Quantenmechanik „bedient“ sich da bei der klassischen Physik (Fachbegriff dafür: Korrespondenzprinzip). In den meisten Beispielen zur schwachen Quantentheorie wird dieser Schritt elegant übersprungen.
Die Sache mit der Photosysnthese ist auch weniger weltbewegend als auf Grenzwissenschaft-Aktuell dargestellt. Damit möchte ich die Arbeiten überhaupt nicht geringschätzen, es sind tolle Ergebnisse. Aber eine Trennung zwischen einem klassischen Makro- und einem quantenmechanischen Mikro-Bereich hat es eigentlich nie gegegeben.
Die Quantenmechanik liegt allem zu grunde, sie kann also nie „weg“ sein. Nur sind spezifisch quantenmechanische Effekte eher klein, bei größeren Systemen schwindet daher ihre relative Bedeutung und sie können vernachlässigt werden. Gerechnet wird dann nach den Regeln der klassischen Physik. Aber das ist eher eine Faustregel als ein Naturgesetz.
Bei der Erklärung von Phänomenen verhält es sich genau so. Es ist praktisch, anhand der Größe der Objekte zu entscheiden, ob man ein klassisches oder ein quantenphysikalisches Modell bauen möchte.
Auch das ist aber nur eine Faustregel, Ausnahmen sind daher zu erwarten.
In den letzten Jahren haben viele Forscher probiert, mit viel Aufwand immer größere Systeme zu erzeugen, die noch spezifisch quantenmechanisches Verhalten zeigen. Angesichts ihrer Erfolge ist es vielleicht keine so große Überraschung, dass der Natur ein solches Kunststück auch schon mal gelungen ist.
Vor einiger Zeit hatte ich – gerade auch in Bezug auf die Photosynthese – hier im Blog bereits die Frage gestellt, ob das „skeptische Dogma“ wankt.
Siehe dazu https://blog.gwup.net/2011/10/11/quantenphysik-wankt-das-skeptische-dogma/
14. Januar 2014 um 20:31
@Philippe Leik
Wie Sie schon schrieben, liefert die Physik „nur“ Modelle der naturwissenschaftlichen Gesetze.
Und das ist auch das Problem, wer von einem physikalischen Dogma ausgeht, kann das „skeptische Dogma“ zum wanken bringen.
Aber auch Gesetze können wanken – vielleicht sind Naturgesetze auch der Evolution unterworfen, aber immer wird der skeptische, rationale Verstand es sein, der die Dinge bewertet.
Der Skeptizismus sollte letztendlich auf die Rationalität begründet sein und nicht auf Gültigkeit einzelner Naturgesetze.
14. Januar 2014 um 20:48
…wenn der Skeptizismus an einem „Dogma“ scheitern würde, dann wäre er nur>/i> eine Religion und Religionen möchten nicht scheitern – im Gegenteil, sie werden nach Lösungen suchen jede Kritik zu vermeiden (denn Kritik ist vom Teufel)
Apropos…
Die milden Temperaturen in diesem Winter haben dazu geführt, daß eine Zeugin Jehovas an der Türe meiner Mutter geläutet hat…meine Mutter ist sehr schlecht zu Fuß, aber trotzdem mußte sie, wegen so einer verblendeten „Idiotien“ zum Fenster gehen, aber da sah sie nur das Hinterteil der „Bibelgelehrten“, dabei hätte sie stürzen können, da sie bei einem Klingeln etwas Wichtiges erwartet.
Diese Menschen können glauben was sie wollen, aber bitte lassen Sie andere Menschen in Frieden…das ist doch wohl nicht zu viel verlangt !
14. Januar 2014 um 20:51
@Ralf:
Noch schlimmer:
http://hpd.de/node/17569
14. Januar 2014 um 21:01
Jeder kann/darf glauben, was er will, aber bitte sollte dadurch niemand anderes belästigt werden und die „Hausbesuche“ sind die Grenze, da dadurch Menschen in Gefahr gebracht werden können, die eine Behinderung haben…das sollte wirklich verboten sein – ich weiß jetzt nicht die genaue Rechtslage…
Ja, wir Ungläubige sind ja bedauernswerte Menschen, die errettet werden müßen…anscheinend werden uns „Ungläubigen“ auch noch die letzten Rechte abgesprochen…
Also, an alle Zeugen, sollte ich – im Spessart – jemand vor die Türe kriegen, hat er/sie nicht mit Gnade zu rechnen…auf jeden Fall werde ich die Polizei verständigen und Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstellen…
Irgendwo/Irgendwann hört der Spaß auf !
Zum Glück ist euch das Maul gestopft worden, früher habt ihr noch unverschämt die Leute angequatscht, die an euch vorbeigehen mußten…
14. Januar 2014 um 22:37
Ralf: Die Wortschöpfung „skeptisches Dogma“ soll natürlich ein bisschen provozieren und neugierig machen, ganz ernst war das nicht gemeint.
Ich sehe es im übrigen auch so, dass philosophischer Realismus (= es gibt unabhängig von mir eine reale Welt und ich kann durch Beobachtung etwas über ihre Gesetze lernen), welcher ja Grundlage rationalen Denkens ist, weit fundamentaler ist als einzelne Naturgesetze.
Anders gesagt, die wahrscheinlichkeit, dass eine Theorie korrigiert oder ergänzt werden muss, ist weit höher als die, dass die philosophische Grundannahme über Bord geworfen werden muss.
Hier wollte ich aber zum Audruck bringen, dass davon keine Rede sein kann. Die Beschreibung der Photosynthese, die hier referenziert wird, geschieht vollständig im Rahmen der normalen Quantenmechanik.
15. Januar 2014 um 09:13
Quanteneffekte oberhalb der subatomaren Ebene sind m.W. so neu nicht, es mag aber sein, dass man sie erstmals in Photosyntheseprozessen beobachtet hat.
Aber was soll das alles?
Einzelne Effekte haben sich in komplexeren Systemen längst so weit statistisch herausgemittelt, dass man bei der klassischen Physik ankommt. Oder versuchen Sie mal, auch nur einen Virus zu superpositionieren, und das sind verdammt kleine Dinger.
Bis zum gerne beschworenen Zusammenhang von allem mit allem ist der Weg also lang.
Der Gedanke der Szientabilität ist, richtig verstanden und angewendet, durchaus vernünftig. Gerade die Medizin ist keine Basiswissenschaft im Sinne von Physik, Chemie und Biologie, sie baut nur auf deren Einsichten auf – und wendet sie mit enormem Erfolg an.
Übrigens auch (richtige!) Quantenphysik, beispielsweise bei der MRT. Es ist deshalb vernünftig, Behauptungen dort so lange außer Betracht zu lassen, wie sie theoretisch und empirisch gut gesicherten Erkenntnissen über Naturgesetze widersprechen.
Ressourcen sind begrenzt, da gibt es also nichts zu verschwenden, insbesondere nicht ins Blaue hinein.