Der „Bücheronkel“ hat wieder ein nettes Video zum Chemtrail-Wahn veröffentlicht:
Sein Fazit:
Kant sagte: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Von zwanghaft-dämlicher Wolkenknipserei hat er nichts gesagt.“
Auch beim Skeptical Inquirer ist ein Artikel über diese „dümmste aller Verschwörungstheorien“ erschienen.
Der Wissenschaftsautor Kyle Hill beschreibt darin die reale Unmöglichkeit einer Chemtrail-Verschwörung:
If the chemtrail conspiracy were true, millions of pilots would be needed to crop dust the American population.
A typical crop duster might use seven ounces of agent diluted in seven gallons of water to cover one acre of land. Chemtrail “people dusters” would use a similar concentration to cover the entire United States, just to be safe. For 2.38 billion acres of land, the pilots would then need—for just one week of spraying—120 billion gallons of these cryptic chemicals.
That’s around the same volume as is transported in all the world’s oil tankers in one year.
And such an incredible amount of agent would need an incredible number of planes. Considering that a large air freighter like a Boeing 747 can carry around 250,000 pounds of cargo, at the very least, the government would need to schedule four million 747 flights to spread their chemicals each week — eighteen times more flights per day than in the entire USA.“
Und Florian Freistetter von Astrodicticum simplex stellt das kritische „Chemtrailhandbuch“ vor, über das wir hier berichtet haben.
Zum Weiterlesen:
- A Million Poisoning Planes, Skeptical Inquirer am 14. August 2013
- Reichsbürger und Chemtrails, GWUP-Blog am 1. September 2013
- Kontroverse Bücher (2): Verschwörung am Himmel – Das Chemtrailhandbuch, Astrodicticum simplex am 28. August 2013
- Unglaubliches Phänomen: Ein skeptisches Chemtrail-Buch, GWUP-Blog am 30. Mai 2013
30. September 2013 um 20:49
„nettes Video zum Chemtrail-Wahn“?
Warum habe ich immer so ein schales Gefühl im Mund, wenn Leute als „Vollidioten“, „Luke Skywalker der Unterbelichteten“ etc. beschimpft werden? Zurecht kommt da der Vorwurf, er würde nicht argumentieren. Tut er auch nicht. Aufklärerisch war er auch nicht unterwegs, denn aufgeklärt hat er nichts. Nur be- und geschimpft. Oder ist mir der Teil zwischen den ganzen Beleidigungen entgangen?
30. September 2013 um 20:56
@next:
<< Tut er auch nicht. << was würde das denn ändern? Natürlich haben Sie Recht, dass das kein "Aufklärungs-" oder auch nur Informationsvideo ist. Es ist eine Parodie, wenn man so will, auf zahllose Videos und Schriften und Auftritte der Chemtrail-Fans, die die Skeptiker und Kritiker beschimpfen. Zum Thema selbst ist doch längst alles gesagt und alle Argumente ausgetauscht.
1. Oktober 2013 um 23:01
Was es ändern würde, wenn er korrekt argumentieren würde? Ist die Frage ernst gemeint?
Wenn das eine Parodie war, habe ich das wohl missverstanden. Die Beleidigungen hörten sich ernst gemeint an. Ich habe überhaupt nichts gegen Satire und ich liebe Zynismus. (Richard Dawkins und Ben Goldacre sind Meister der Satire!) Ich habe auch nichts dagegen, die Chemtrail-Verschwörungstheorie als solche zu beschimpfen oder gar dumm zu nennen. Ich halt’s nicht für zielführend aber den Spaß am schimpfen will ich auch niemanden nehmen. Wenn er aber anfängt „die Person“ zu beschimpfen, ist er genau auf dem Argumentationsniveau, auf dem seine Gegner sind und gegen dass die Skeptiker, soweit meine Beobachtung, sich immer wieder zurecht wenden.
Mich wundert es eben in dem Zusammenhang, dass jemand, der offenbar die schlechte Argumentation seiner Gegenüber erkennt, selber anfängt so zu argumentieren. Wenn das mal in einem 1:1 Gespräch passiert, wirds schon mal hitzig und da gehen die Pferde halt mal durch. Wenn er aber ein Video dazu dreht und das offenbar auch noch gescriptet ist, hätte ich mehr Überlegung dazu erwartet.
Für mich war der Bereich des Witzigen verlassen, als er gegen die Personen wetterte, statt gegen die falschen Schlüsse den diese ziehen.
Es mag sein, dass alle Argumente bzw. deren Wiederlegungen im Netz und Buchhandel zu finden sind. Offenbar liegt das Problem auch eher in dem Mangel an Wissen, woran man schlechte Argumente erkennt, dem Willen zur Korrektur der eigenen Überzeugung (Dogma) und dem Bedürfnis mit kruden Theorien Geld zu machen. Zumindest beim Ersten kann man noch Aufklärungsarbeit leisten. Die beiden anderen erfordern wesentlich mehr Aufwand.
2. Oktober 2013 um 11:15
@next:
<< Was es ändern würde, wenn er korrekt argumentieren würde? Ist die Frage ernst gemeint? << Ja. Noch einmal: Was würde es für Chemtrail-Anhänger ändern, wenn das x-te Aufklärungsvideo im Netz steht und darin jemand sachlich und ruhig alle "Chemtrails"-Argumente entkräftet, wie schon tausendmal als Video, Text, Buch etc. verfügbar? Würde *dieses eine* Video dann die große Wende bringen und den Punkten, die Sie gegen Ende skizzieren, den Durchbruch ermöglichen? << Wenn er aber ein Video dazu dreht und das offenbar auch noch gescriptet ist, hätte ich mehr Überlegung dazu erwartet. << Bei einem Video, wo jemand mit einer Wiskey-Flasche auf der Wohnzimmercouch sitzt? Ich gebe Ihnen ja recht, dass man über Form, Sinn und Inhalt solcher Videos sehr geteilter Auffassung sein kann. Man muss das auch nicht lustig finden. Aber ich denke, man sollte auch nicht (mehr) davon ausgehen, dass ein "gutes", sachliches, argumentativ begründetes Video auch nur einen Chemtrail-Anhänger von seiner Meinung abbringen würde. Und ab einem bestimmten Punkt kann ich halt auch Leute verstehen, die irgendwann an der "Dummheit" (Sie können hier auch einen Ihrer Begriffe einsetzen) ihrer Gegenüber verzweifeln. Wir müssen uns wohl von der Vorstellung lösen, dass mit völlig klaren und guten Argumenten "jeder" zu überzeugen ist. Das ist nicht der Fall. Die Punkte, die Sie gegen Ende nennen, sind sicher richtig - aber nicht ausreichend. Bei Verschwörungstheorien kommen noch eine Reihe von weiteren Motiven hinzu, die keiner rationalen Steuerung (und keinem rationalen Zugang unsererseits) unterliegen. Vermutlich hat ein Gericht nicht ganz ohne Grund es als freie "Meinungsäußerung" bewertet, als jemand die Chemtrail-Anhänger "Neonazis und Verrückte" genannt hat.
2. Oktober 2013 um 22:54
Zitat:
Noch einmal: Was würde es für Chemtrail-Anhänger ändern, wenn das x-te Aufklärungsvideo im Netz steht und darin jemand sachlich und ruhig alle “Chemtrails”-Argumente entkräftet, wie schon tausendmal als Video, Text, Buch etc. verfügbar?
Zitat Ende
Das Video sehen nicht nur Chemtrail-Anhänger. Und die angestrebte Zielgruppe waren die definitiv auch nicht, sonst hätte er sie direkt angesprochen und nicht in der dritten Person über sie geredet. Wer war also die Zielgruppe? Skeptiker? Leute die sich informieren wollen?
Vermutlich erstere. Denen brauch er ja auch nicht mit Argumenten kommen, die kennen die ja meistens auch schon. Da reicht es offenbar auch die „Chemtrailioten“ zu beschimpfen.
Und was ist mit denen, die bei der Web-Recherche nach Chemtrails darüber stolpern? Die sehen einen „Bücheronkel“ der auf Youtube-Kommentare antwortet, die die meisten gar nicht gelesen haben. Und sie sehen wie dieser Onkel in übelster Manier über seine Gegner herzieht.
Klar ist es müssig die Gebetsmühle zu drehen. Und wenn die Hardcore-Anhänger sich auch nicht überzeugen lassen, aus welchen Gründen auch immer, gibt es doch noch eine Menge an Leuten, die tatsächlich Aufklärung suchen. Das man „alle überzeugen“ könne, hab ich nicht behauptet. Es deswegen von vornherein zu lassen, halte ich aber auch für Quatsch.
Zitat
Bei einem Video, wo jemand mit einer Wiskey-Flasche auf der Wohnzimmercouch sitzt?
Zitat Ende
Warum nicht? Wiskey ist nicht gerade mein Lieblingsgetränk, aber wenn die Argumente gut sind, ist mir egal welches Getränk dabei ist.
Zitat
Und ab einem bestimmten Punkt kann ich halt auch Leute verstehen, die irgendwann an der “Dummheit” (Sie können hier auch einen Ihrer Begriffe einsetzen) ihrer Gegenüber verzweifeln.
Zitat Ende
Nein, „Dummheit“ trifft es schon ganz gut. Dummheit ist ein bewusstes Abstand nehmen vom Gebrauch der Intelligenz, die ja jeder hat. Wenn man ein Argument nicht versteht, könnte man ja nachfragen, recherchieren oder sich auch damit abfinden. Wenn jemand aber ein Argument ohne dessen Prüfung ablehnt, würde ich das auch als dumm bezeichnen.
Aber was gibt es dann daran zu verzweifeln? Wenn man feststellt, dass der Gegenüber kein Interesse an einer inhaltlichen Argumentation hat, kann man diese dann auch abbrechen. Und wenn man dann auch noch die Kritik an der Art und Weise der Argumentation des Gegenüber durch hat (Majoritäts-Arg., Autoritäts-Arg. etc.), kann man auch zu netteren Dingen übergehen, wie z.B. Alkoholkonsum.
Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn sich jemand über Verschwörungstheorien lustig macht, oder über Moral, oder sonstige Dinge die auf einen mangelnden Gebrauch der Intelligenz schließen lassen. Ich kann mich auch darüber amüsieren.
Aber ich halte es grundverkehrt „die Person“ anzugreifen. Das überzeugt erst recht niemanden. Haben sie es jemals erlebt, dass nach einem „Sie Arsch!“ ein „Ach so hab ich das noch nie gesehen!“ kommt? Die Person anzugreifen ist das sichere Ende jeder Argumentation, wobei jeder bei _seiner_ Ansicht bleibt. Und das ist ja nicht der Zweck eines Arguments, nicht wahr?
Zitat:
Vermutlich hat ein Gericht nicht ganz ohne Grund es als freie “Meinungsäußerung” bewertet, als jemand die Chemtrail-Anhänger “Neonazis und Verrückte” genannt hat.
Zitat Ende
Gerichte haben an sich nichts mit Argumenten zu tun. Die „Sprechen Recht“, d.h. prüfen die Konformität einer Sache mit dem Recht. Deswegen darf man auch solche Leute als „Neonazis und Verrückte“ bezeichnen und ist immer noch Rechts-konform, auch wenn das eine moralische Wertung und kein Argument, und schon gar keine Kritik ist.
2. Oktober 2013 um 22:57
Mal ganz off topic, noch ein Lob: Ich freue mich, dass ihre Webseite auch ganz ohne Javascript benutzbar ist. Das Web ist sonst recht leer, seit ich NoScript installiert habe. :-)
2. Oktober 2013 um 23:10
@next
…nun ja, die GWUP hat kein Interesse an Ihren privaten Daten…;-)
2. Oktober 2013 um 23:11
@next:
Gerichte haben an sich nichts mit Argumenten zu tun.
Bei „Argumenten“ waren wir hier auch nicht, sondern bei einer bestimmten geistigen Verfasstheit von Chemtrails-Anhängern, die Fakten- und Argumente-resistent ist, und die man höchstrichterlich mit der geistigen Verfasstheit von „Neonazis und Verrückten“ vergleichen darf.
Ich habe diesen Punkt nur erwähnt, weil ich Ihre Auffassung nicht teilen kann, man könne Chemtrail-Fans „bekehren“, wenn man ihnen nur zeigt, wie man gute von schlechten Argumenten unterscheiden kann.
Chemtrail-Fans geht es um ganz was anderes, meiner Erfahrung nach.
Und was ist mit denen, die bei der Web-Recherche nach Chemtrails darüber stolpern? Die sehen einen “Bücheronkel” der auf Youtube-Kommentare antwortet, die die meisten gar nicht gelesen haben. Und sie sehen wie dieser Onkel in übelster Manier über seine Gegner herzieht.
Und? Dann schütteln sie halt kurz den Kopf und klicken das nächste Video an.
Das geht mir doch genauso, wenn ich skeptische Videos im Web suche, dass ich neun von zehn sofort wieder wegklicke, bis ich was Passendes finde, so what?
Wer war also die Zielgruppe? Skeptiker? Leute die sich informieren wollen?
Ich schätze (rate/vermute): keine. Das Teil ist reine persönliche Psychohygiene.
Muss man nicht mögen, aber auch nicht dramatisieren.