Vom äußersten rechten Rand drängt erst mal ein seltsames, kreuzförmiges Objekt in den Fokus des 45. Blog-Teleskops, das diesmal die freundlichen Skeptiker von der GWUP auf die Blogosphäre richten dürfen:
„Bischof: Astrologie führt zu Gott“
blurbt es uns von kreuz.net entgegen – einer Spinnerseite vor dem Herrn.
Soso. Ansonsten führt Astrologie jedoch bekanntermaßen zu gar nix. Auch nicht zur Selbsterkenntnis. Und schon gar nicht zur „Wahrheit“, weder zu einer höheren noch zu einer tieferen.
Dass begeisterte „Gestirn statt Gehirn“-Freaks diese simple Tatsache einfach nicht wahrhaben wollen, bringt Florian Freistetter bei Astrodictum simplex zu einer feinen Erörterung des Themas „Wie man seine Behauptungen belegt, so dass man ernst genommen wird“.
Ob Astrologie, Homöopathie oder Ufos:
„Je außergewöhnlicher die Behauptung, desto besser müssen die Belege sein.“
Stimmt.
Eine fliegende Untertasse, die im Wald gelandet ist und aus der dann zwanzig Westerwelle-Klons ausgestiegen sind und die Internationale gesungen haben, bevor sie wieder davonflogen? Dafür „werden die Leser von mir wohl zu Recht sehr, sehr gute Belege verlangen“, argwöhnt Florian.
Ob zum Beispiel ein Fotobeweis dafür ausreichen würde? Nicht unbedingt – denn wie man pittoreske Ufo-Aufnahmen am heimischen PC zusammenbasteln kann, will Astrodictum Simplex mit einem Wettbewerb „Wer fälscht das beste Ufo-Bild?“ aufzeigen. Alles Infos gibt es hier. (Funktioniert übrigens auch mit Britney Spears, aber das nur nebenbei.)
Amateurastronom Werner Walter vom CENAP hat mit Ufos und verwackelten Bildchen davon jahrzehntelange Erfahrung. In seinem Blog analysiert er aktuelle Aufnahmen eines Flugkapitäns von „einer Art Leuchtkugel“ am Himmel über Sandefjord/Norwegen. Garantiert kein Fake. Sondern realer Besuch aus höheren Sphären, der mal eben so zu uns hereingeschneit ist.
Hardcore-Ufologen wird das vermutlich wenig überzeugen. Warum das so ist, analysiert Der Orion in dem Beitrag „Sind Verschwörungstheoretiker Spinner?“ Als „die letzte Zutat, ohne die ein Verschwörungstheoretiker nicht leben kann“, wird darin „der Glaube“ benannt – und der hat mit Wissenschaft nun mal recht wenig gemein.
Apropos Verschwörungstheorien: Als ein gewisser Bart Sibrel sich vor acht Jahren erdreistete, Edwin (Buzz) Aldrin, den zweiten Mann auf dem Mond, auf offener Straße einen Lügner zu nennen, streckte der alte Haudegen ihn mit einem Faustschlag nieder. Im Januar ist Buzz Aldrin 80 Jahre alt geworden. Eugen Reichl gratuliert bei Astra’s Spacelogs.
Buzz Aldrin spielt natürlich auch in dem Buch Der Mond – Entstehung, Erforschung, Raumfahrt eine bedeutende Rolle. Stefan Oldenburg ist von dem Jubiläumsband zum 40. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung sehr angetan und empfiehlt ihn neben einer Reihe anderer Werke bei Clear Skies als astronomischen Lesestoff. Einen Buchtipp zur Kulturgeschichte der Astronomie gibt’s bei Uhura Uraniae: „Die Spur des Sputnik“.
Von der Lesung zur Vorlesung – und zwar bei keinem Geringeren als Stephan Hawking. Darauf freut sich Andreas Müller bei Einsteins Kosmos. Ort der Begegnung wird das Perimeter-Institut für Theoretische Physik in Waterloo im Staat Ontario in Kanada sein. Und zwar diesen Sommer. Beneidenswert. Gerne lesen wir bei Gelegenheit, wie’s war.
Bleiben wir an der Uni: Von einem aktuellen Paper zu der Frage des Materieflusses ins Zentrum einer Galaxie berichtet GWUP-Mitglied Leonard Burtscher bei Promotion mit Interferenzen. Sein Kommentar dazu:
„Die Überzeugung, dass Sternentstehung im Zentrum von Galaxien, Akkretion auf ein Schwarzes Loch und Bildung eines Torus, wie er zur Erklärung der verschiedenen Klassen von AGNs notwendigt ist, irgendwie zusammenhängen, ist zwar nicht neu. Dazu gibt es schon etliche andere ausführliche Simulationen. Die Akkretion auf das zentrale Schwarze Loch von Kiloparsec-Skalen bis auf Milliparsec-Skalen mit einer einzigen Simulation zu erklären, habe ich aber vorher noch nicht gelesen.“
Das Stichwort „Schwarz“ bringt uns zu einem Artikel in der Basler Zeitung: „Schweizer Gemeinde sagt: Licht aus!“ Jan Hattenbach nimmt dies bei Himmelslichter zum Anlass, noch weiter reichende Wünsche anzubringen:
„Auch der Einsatz von Skybeamern, Himmelslasern und ähnlichen Lichtverschmutzungen soll gleich mit verboten werden.“
Möglicherweise alles eine Frage der Kommunikation. Carolin Liefke (Astronomers Do It At Night) verabschiedet sich von der Hamburger Sternwarte, um sich fortan in Heidelberg am Haus der Astronomie neuen Aufgaben zu widmen. Dazu gehört auch, Astronomie und Astrophysik „an andere zu vermitteln, insbesondere an Kinder und Jugendliche“. Wir wünschen viel Erfolg!
Einen Umzug gibt es auch vom Fischblog zu vermelden – allerdings nur im virtuellen Raum. Er ist künftig bei den Wissenslogs zu finden, einem Unterportal der Seite Scilogs. Und hier geht’s zu den neuesten Beiträgen. Auch „Alles was fliegt“ ist umgezogen. Ab sofort finden sich neue Blog-Einträge auf der Plattform von ScienceBlogs.
Und natürlich beschäftigt auch das mögliche Ende der US-Weltraumambitionen die astronomische Blogosphäre: „We boldly go … nowhere!“ Über eine aktuelle „Volkszählung im Reich der Galaxien“ berichtet Lichtecho, bei Cassini geht es um die Frage, „Wie Titans Seen auf die Erde gelangen“, und Hinterm Mond gleich links zeigt uns die tollen „Jupitervideos mit dem Dreh“.