gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Die Gefahren von Ghosthunting

| Keine Kommentare

So was:

Nachdem die Main-Post über eine Ghosthunter-Gruppe berichtete, die in der Alten Schutzengelkirche in Gräfendorf eine „paranormale Untersuchung“ (PU) durchgeführt hatte, erreichten die Redaktion erstaunlich kritische Kommentare („Kokolores“ etc.) – was den Redakteur Simon Hörnig heute zu einem Nachklapp veranlasste:

In dem Artikel werden die GWUP und Joe Nickell (beziehungsweise unser Skeptiker-Interview mit ihm) erwähnt. Die wesentlichen Kritikpunkte an der technophilen Geisterjägerei haben wir hier im Blog schon oft erklärt.

Außerdem zitiert Hörnig aus einem Aufsatz der Ghosthunterin Sonja Nowara vom Geistreich-Podcast in der Zeitschrift für Anomalistik (Band 24, 2024).

Nowara äußert sich darin zur „psychologischen Problematik beim Ghosthunting“:

Ist Ghosthunting gefährlich? Die meisten Ghosthunter würden wohl klar antworten: Natürlich
nicht, man muss halt in Lost Places aufpassen, wo man hintritt, und sollte keine Angst im
Dunkeln haben.

Und in Privathaushalten? Da würde ein hoher Anteil der Ghosthunterinnen
wohl immer noch verständnislos reagieren. Was soll denn da schon gefährlich sein?

Vor allem eines, meint Nowara:

Dass Spuk und die menschliche Psyche zusammenhängen (können) und eine laienhafte Intervention zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation führen könnte, ist den meisten Ghosthuntern nicht bewusst […]

Es gibt meines Wissens keine deutsche Ghosthunter-Gruppe, die ein Mitglied mit psychologischer Ausbildung vorweisen kann. Ein möglicher Zusammenhang von psychischen Erkrankungen und Spukphänomenen oder Symptomen, die von Betroffenen als paranormale Erfahrungen gedeutet werden (z. B. bei einer Schizophrenie), wird nur von sehr wenigen Teams berücksichtigt oder überhaupt wahrgenommen.

Ist Ghosthunting also gefährlich für von Spuk betroffene Privatpersonen? Wenn ich mir Videos von Kollegen anschaue, die vor Ort fahrlässig handeln oder sogar Geld verlangenn, dann muss ich diese Frage bejahen.

Nowara plädiert dafür, dass „Ghosthunting“ sich auf die Bereiche konzentrieren sollte, „in denen keine Menschen Schaden nehmen können – also auf die Feldforschung“.

Allerdings – das merken Nowara und Mayer in ihrem Aufsatz ebenfalls kritisch an – ist auch da noch einiges zu tun, was etwa die Annäherung der Laienforscher an wissenschaftliche Standards betrifft.

Ein Auszug aus dem ersten Main-Post-Artikel vom 13. September:

Man kann die negativen Leserkommentare irgendwie nachvollziehen.

Zum Weiterlesen:

  • Nach der „Geisterjagd“ in Gräfendorf: Das ungewöhnliche Hobby kann auch zur Gefahr werden, mainpost+ am 19. September 2024
  • Spukt es in der Alten Schutzengelkirche in Gräfendorf? Für ein Team von „Geisterjägern“ aus Thüringen keine Frage, mainpost+ am 13. September 2024
  • Ghosthunting und Techno-Mystizismus, GWUP-Blog am 16. Oktober 2009
  • „Ist da was?“ Unterwegs mit Geisterjägern, Skeptiker 4/2009
  • Unfassbare Erscheinungen: Ein Gespräch mit Joe Nickell über Jeff Belangers Buch “Die Geister-Akte” (PDF), Skeptiker 4/2008
  • Video: Auf zur „Geisterjagd“ in den Rauhnächten, GWUP-Blog am 28. Dezember 2022
  • “Ihr messt mit tollen Geräten – aber was?” Welt-Online am 19. September 2013
  • Überall spukt es – sogar im Büro eines Skeptikers, GWUP-Blog am 1. November 2013
  • GWUP-Video: Timur Sevincer über Spuk und Geister, GWUP-Blog am 15. Januar 2023
  • Deutsches Ghosthunting – Historischer Überblick und Einblicke einer Insiderin, Zeitschrift für Anomalistik 24 (2024)

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.