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„Angriff auf die Globuli“ im Deutschlandfunk Kultur

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Etwas missverständlich:

Tatsächlich ist der Tenor des zirka 30-minütigen Features von Deutschlandfunk Kultur eher andersherum – und es heißt auch so:

Alternativmedizin am Ende? Angriff auf die Globuli

Lediglich auf der Info-Seite zur Sendung geht es um Lauterbachs Vorstoß, die Homöopathie als Satzungsleistung der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen.

Der Beitrag selbst macht unmissverständlich klar, dass

… esoterische Glaubenslehren, die sich nicht überprüfen lassen, nicht recht in eine Medizin passen, die wissenschaftlich arbeitet, und nicht in ein Kassensystem, dem Geld fehlt.

Der Satz ist zwar falsch, weil sich Homöopathie und Anthroposophische Medizin (um die es geht) natürlich überprüfen lassen, aber wir können davon ausgehen, dass Sprecher Mirko Böttcher und Autor Marius Penzel das Richtige meinen.

Zu Wort kommen unter anderem Prof. Edzard Ernst und Christina Hillebrecht von der Ärztekammer Bremen.

Irgendwann fällt in dem DLF-Feature der Satz:

Der Wunsch nach alternativen Methoden bleibt hoch.

Dazu passend schob Deutschlandfunk Kultur zwei Tage später ein Interview mit der Filmemacherin Yasmin C. Rams nach, die seit ihrer Kindheit an Epilepsie leidet und vor zwei Jahren einen Dokumentarfilm über ihre Suche nach alternativen Heilmethoden drehte.

Dabei stellte sie fest, dass

… sie die klassische Medizin und ihre Medikamente nicht einfach 1:1 durch andere Heilverfahren ersetzen kann.

In dem Gespräch mit dem DLF bedankt sich Rams am Ende sogar für ihre „Pharma-Medikamente“.

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathie: Was das Ende der Finanzierung durch Krankenkassen bedeuten würde, Deutschlandfunk am 23. August 2024
  • Alternativmedizin-Lobby gegen Lauterbach, Deutschlandfunk Kultur am 23. August 2024
  • Alternative Heilmethoden im Selbstversuch, Deutschlandfunk Kultur am 25. August 2024
  • Streit um die Globuli bei ,,Deutschlandfunk Kultur“, GWUP-News am 23. August 2024
  • Arzt darf nicht ohne Aufklärung Homöopathie verschreiben, mdr am 24. August 2024
  • Wir haben Besseres zu tun, als den immergleichen Unsinn der Homöopathie zu erklären, GWUP-Blog am 17. August 2024
  • Homöopathie raus aus der Erstattung – oder nicht? INH schreibt an Karl Lauterbach, GWUP-Blog am 27. März 2024
  • „Anthroposophische Medizin“ bei den Science Cops, GWUP-Blog am 16. März 2024
  • Anthroposophische Medizin: Sie quälen sich mit Schmerzen, taz am 29. Januar 2024
  • Wer heilt, hat nicht zwingend recht, spektrum am 8. September 2020
  • Weleda kommt mir nicht ins Haus, taz am 4. Dezember 2023
  • The defunding of homeopathy in France and England in 2000 and 2022, edzardernst am 24. August 2024
  • The Role of Homeopathy in „Post-COVID Functional Gastrointestinal Disorders“: THE WORST SCAM PAPER OF 2024? edzardernst am 19. August 2024
  • Edzard gegen Charles, zeit.de am 6. Dezember 2011
  • Edzard Ernst: The professor at war with the prince, The Guardian am 30. Juli 2011

4 Kommentare

  1. Soweit ich es verstanden habe, scheint es also gerade modern zu sein, als Filmemacher sich selbst zum Projekt zu machen.

    Ob eine solche Nabelschau generell keine gute Idee ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber der Film von Frau Rams scheint mir ein gutes Beispiel dafür zu sein, wie man es nicht machen sollte:

    Westliche Schulmedizin, die nicht die Ursachen, sondern nur Symptome lindere, „alternative Wahrheiten“, die doch endlich einmal gehört gehören, offenkundig nicht überprüfbare Einzelfallberichte, ein unkritisches Herangehen an gefährliche psychotrope Substanzen. Und als „Korrektiv“ der Vater der Patientin, der angesichts ihrer ungefragt ihn einbeziehenden Experimente mit veganer Ernährung mein volles Mitgefühl hat.

    Dieses Konglomerat an Halbgarheiten ist offensichtlich deswegen entstanden, weil die Filmemacherin eine Betroffene von Krankheit ist, aber es mit ihrer Expertise nicht weit her zu sein scheint. Den Film dann noch als Material für den Schulunterricht zu verwenden (damit eine weitere Generation von Wissenschaftsskeptikern herangebildet werde??), ist an Blauäugigkeit nicht zu überbieten.

  2. […] wenn Rams beispielsweise Ayahuasca probiert […]

    Ist bei Epilepsie bestimmt eine prima Idee, das Gehirn mit irgendwelchen Drogen noch mehr anzuregen.

    Den Leidensdruck kann ich zwar nachvollziehen, aber sie scheint sich nicht so wirklich mit der Krankheit beschäftigt zu haben.

  3. „Hilft’s nicht, so schadet’s nicht“ ist nach „Wer heilt hat Recht“ wohl der zweitdümmste Satz in der Medizin.

    Die im Film propagierte Haltung ist ein Rückfall in vorwissenschaftliche Medizin, letztlich ein Trial and Error, dessen Auswirkungen völlig unwägbar sind.

    Bis zu einem gewissen Grade ist die Sache mit dem letzten Strohhalm ja nachvollziehbar. Wenn die Sache aber zur kenntnislosen Überheblichkeit wird, zur Unzufriedenheit mit einer Medizin, die „eben doch nicht alles könne“ und mit Therapien, die einem „nicht gefallen“, dann grenzt das an Zivilisationsverwahrlosung.

    Was tun? Aufklärung und Bildung, wobei es bei der Filmemacherin wohl kaum noch fruchten würde.

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