Ein typischer Arzt, der an Homöopathie „glaubt“, kommt in der Fuldaer Zeitung zu Wort.
Da fehlt praktisch kein noch so oft widerlegtes Pseudo-Argument, von
Es gibt jede Menge Studien zur Homöopathie und viele zeigen, dass sie auch dann wirkt, wenn sie mit einem Scheinmedikament, einem Placebo, verglichen wird.
über
Auch wenn wir die Wirkmechanismen aus dem gängigen naturwissenschaftlichen Weltverständnis noch nicht ganz verstehen: Eine Wirkung gibt es auf jeden Fall.
- Falsch. Die Suche nach einem „Wirkmechanismus“ ist vollkommen sinnlos, da keine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus vorliegt.
bis hin zu
Die Homöopathika müssen als apothekenpflichtige Mittel auch den hohen Qualitätsstandards genügen, die für Medikamente gelten.
- Klar, auch die DHU wirbt mit der „hervorragenden Qualität“ ihrer Produkte.
Nur haben „hochwertige Ausgangsstoffe, höchste Professionalität und profunde Erfahrung“ nicht das Geringste mit einer „Wirksamkeit“ zu tun. Was Letzteres angeht, reicht es, wenn sich die Homöopathen gegenseitig die Wirksamkeit ihrer Zuckerkügelchen bescheinigen – einfach so.
Kurz gesagt: Es nervt einfach nur noch, den immergleichen Homöopathen-Unfug zu hören und zu lesen.
Das geht anscheinend auch dem DocCheck-Gründer Dr. Frank Antwerpes so, der dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) eine „dünnliche Attacke“ vorhält – ein Wortspiel, das sowohl auf die Dünnhäutigkeit der Globuli-Lobbyisten als auch auf die mangelnde Substanz ihrer Argumente verweist.
Was war geschehen?
Sowohl der SWR wie auch DocCheck kommentierten die Streichung der Homöopathie aus der Weiterbildungsverordnung der Landesärztekammer Baden-Württemberg – und das durchaus zustimmend. So schrieb Ana Lagger bei DocCheck:
Mit der Streichung der Zusatzausbildung Homöopathie setzt die Landesärztekammer Baden-Württemberg ein ganz klares Zeichen. Und zwar ein Zeichen für evidenzbasierte Medizin und gegen nicht beweisbare Glaubensbekenntnisse.
Natürlich reagierte der DZVhÄ not amused:
Aber warum sollten Homöopathie-Kritiker „Fragen“ beantworten, die schon tausend Mal beantwortet wurden?
Wo noch dazu „Journalisten, die Homöopathie hinterfragen, gar nichts beweisen müssen“, wie Antwerpes den frustrierten Spindoktoren erklärt:
Solange mir keines der rund 7.000 (!) Mitglieder des DZVhÄ schlüssig erklären kann, wie das funktionieren soll (und kommt mir jetzt bitte nicht mit Quantenphänomenen und „Wassergedächtnis“), wird DocCheck weiterhin kritisch über die Hahnemann’sche Verdünnungsreligion berichten.
Und eigentlich hätte sogar ein einziger Satz genügt, den Christian Drosten gegenüber Bild prägte:
Ich habe Besseres zu tun.
Zum Weiterlesen:
- Dünnliche Attacke, DocCheck am 13. August 2024
- Homöopathie ist raus aus der Weiterbildungsordnung für die Ärzte in Baden-Württemberg, GWUP-Blog am 22. Juli 2024
- Homöopathie raus der Kassenerstattung: „Es geht nicht um ein Berufsverbot“, GWUP-Blog am 25. Juni 2024
- Homöopathie: Brauchen wir „mehr Forschung“? GWUP-Blog am 8. August 2010
- Komplementärmedizin: Leitlinie für die Behandlung von Krebspatienten – „Je mehr Wallawalla, desto großzügiger“, GWUP-Blog am 13. Juli 2024
- Homöopathie, Chondroitin oder NSAR: Was hilft bei Gonarthrose? DAZ.online am 14. August 2024
17. August 2024 um 22:26
Es freut mich zu sehen, dass die Homöopathen in der Defensive sind. Meine Anerkennung an Doccheck , das so klar zu benennen. Weiter so
18. August 2024 um 07:31
Erhebliche Teile von Ärztinnen und Ärzten in Machtpositionen sind (wenn auch in der Unterzahl) weiterhin für die Homöopathei sind, Ehemänner auch aus den verschiedensten Gründen
Siehe dazu das Video von Dr. janos Hegedüs, https://www.youtube.com/watch?v=KbBQAvT_TGg
„ Der Ärztetag hat sich ziemlich klar gegen Homöopathie ausgesprochen. Homöopathie sollte aus der Gebührenordnung für Ärzte und Zahnärzte gestrichen werden. Sie gingen sogar weiter und sagten: „Die Anwendung von Homöopathie in Diagnostik und Therapie sei »in der Regel keine mit rationaler Medizin, dem Gebot der bestmöglichen Behandlung sowie einem angemessenen Verständnis medizinischer Verantwortung und ärztlicher Ethik vereinbare Option«.“ Homöopathie ist also durch, raus, erledigt. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Definitiv. Diese Aussagen und Entscheidungen sind zwar enorm wichtig und richtig, aber uns muss klar sein: die Vernunft hat noch nicht gesiegt. Die wissenschaftlich nicht tragbare Fehlkonstruktion des esoterischen Glaubenssystems Homöopathie bleibt zunächst weiterhin präsent, und ihre Verfechter werden bis zum bitteren Ende für sie kämpfen… Homöopathie ist ja eine Religion mit vielen fanatischen Anhängern. Es bleibt also weiterhin wichtig und unerlässlich, gegen Homöopathie vorzugehen und diese und ähnliche unwissenschaftliche Heilmethoden zurückzudrängen.“ Dr. Janos Hegedüs
18. August 2024 um 09:19
Inzwischen ein Klassiker: Die Antworten von Frau Dr. Geiger auf die Frage, welche Meilensteine es in der Homöopathie gegeben hätte:
https://youtu.be/9jUDyvJZj8o
Leider schaltet YT inzwischen Werbung vor jeden Beitrag, sorry.
18. August 2024 um 10:21
Hör‘ ich da Mimimi beim DZVhÄ? – Check!!!
Sind wirklich Spinn-Doktoren.
Und weil’s so schön damals war, huldige ich Herrn Drosten (man verzeihe mir die Abweichung vom Thema):
https://www.youtube.com/watch?v=5OZdKwFSWZw.
18. August 2024 um 17:37
@Ich
Dafür sind die Kommentare unter dem Geiger-Video Gold wert. :D
„Selbst Scholz beantwortet Fragen konkreter als diese Frau“
„Die zieht das Konzept voll durch – sogar ihre Aussagen enthalten nur homöopatische Mengen an Information. Vielleicht hätte der Reporter sie vorher besser verschütteln sollen …“
„“Keine“ hätte mir als Antwort gereicht. Immer diese ausschweifenden Antworten.“
„Wenn das eigene Gehirn nicht über den Placeboeffekt hinaus geht“
usw.
19. August 2024 um 00:42
In einem Interview vom Februar 2020 fragte der Focus Dr. Natalie Grams, ob sie den Eindruck habe, dass die Homöopathie-Anhänger „zur Sekte geworden seien“.
Dr. Grams bestätigte, dass die Szene sektiererische Züge annehme, was sie u.a. daran festmachte, dass sie von ihr mit allen Mitteln als Apostatin regelrecht verfolgt werde und die Szene keine Diskussion führen, sondern schlicht versuchen wolle, ihr den Mund zu verbieten.
Wir sind nun mehr als vier Jahre weiter. Wir haben etliche Landesärztekammern erlebt, wie sie die Homöopathie als Weiterbildungsinhalte über Bord geworfen haben. Mit eindeutigen Begründungen. Wir haben dies selbst bei der Bundesärztekammer bzw. beim Bundesärztetag 2022 erlebt.
Wir haben gerade erst erlebt, dass die Landesärztekammer Baden-Württemberg massivem politischen Druck bei ihrer Bewertung der Homöopathie standgehalten hat. Wir haben vor allem erlebt, dass der Bundesärztetag im Mai dieses Jahres einen Beschluss gefasst hat, der die Homöopathie „in der Regel“ außerhalb des ärztlichen / medizinischen Kanons verortet hat und ihre Anwendung als ethisches Problem sieht.
Etliche Ergebnisse „homöopathischer Forschung“ haben sich wiederholt als unhaltbar erwiesen. Wissenschaftliche Journale veröffentlichen homöopathiekritische Aufsätze und geraten unter Beschuss, wenn sie umgekehrt unhaltbaren homöopathischen Publikationen Raum geben.
In der Schweiz, wo die Verankerung von Homöopathie in der Grundversicherung unverrückbar erschien, beginnt ein Evaluationsverfahren mit dem Ziel, diese Position nochmals kritisch zu beleuchten.
Und nun erleben wir einen Zentralverein homöopathischer Ärzte, der sich offensichtlich nicht im Mindesten um diese Dinge schert, den zugrunde liegenden Argumenten allenfalls mit Plattitüden und Scheinargumenten aus der Frühsteinzeit begegnet.
Aber sehr wohl die Dreistigkeit hat, gegenüber Publikationsorganen geradezu inquisitorisch eine Rechtfertigung für nicht ausreichend homöopathiefreundliche Berichterstattung einfordert.
Wenn damit nicht dicke rote Linien überschritten worden sind, womit denn dann?
Das ist – um noch einmal auf den Eingangs-Reminder zurückzukommen – doch wohl endgültig unverkennbares Sektierertum, das Bestehen auf dem Besitz der absolut wirklichen Wahrheit, dem Aussenden des Bannstrahls gegen alle, die sich dem nicht bedingungslos unterwerfen wollen.
Geradezu eine Kriegserklärung an Rationalität, Wissenschaftlichkeit, die Prinzipien eines demokratischen Diskurses und einer zivilgesellschaftlichen Debatte.
Damit muss es doch nun den bislang so langmütigen Institutionen in Politik und Gesundheitswesen selbst unerträglich werden, einer angeblichen „Beliebtheit“ der Scheinmedizin weiterhin ihren Tribut zu zollen.
Es KANN nicht sein, dass die aktuelle Selbstentblößung der nach eigenem Zeugnis bedeutendsten Homöopathievereinigung hierzulande ohne Folgen für diese Langmut und falsche Toleranz bleibt. Wäre dies der Fall, so könnten wir eigentlich nur jede weitere Aufklärungsarbeit zum Thema als desavouiert ansehen.
Der wissenschaftliche Diskurs ist längst abgeschlossen. Den ethischen hat der Bundesärztetag im Mai d.J. deutlich akzentuiert. Was hier mit dem aktuellen Vorstoß des DZVhÄ geschieht, entzieht sich letztlich einer Kategorisierung über das oben Gesagte hinaus.
19. August 2024 um 08:54
Es KANN nicht sein, dass die aktuelle Selbstentblößung …
Nun, ich ordne das als blanke Panik ein. Und da ist eine übliche Reaktion die Vogel-Strauß-Technik und das Zu-Tode-Reiten der alten, springenden Schallplatte.
19. August 2024 um 12:28
@ RPGNo1:
Zu dem Video mit Frau Geiger: da hing vielleicht der Teleprompter, oder der Reporter hatte sie hypnotisiert, anders ist die monotone Repetitivität nicht zu erklären ;-)
19. August 2024 um 15:41
@RPGNo1:
„Selbst Scholz beantwortet Fragen konkreter als diese Frau“
Soweit muss man’s erstmal bringen. Der Kommentar ist auch mein Favorit dort.
@RainerO: Ja, dem DZVhÄ wird das Eis offenbar unangenehm dünn. Gut so.
24. August 2024 um 21:17
Astrid Richter* ist von ihrer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin enttäuscht. Vor kurzem war die junge Frau aus Leipzig mit einer Mittelohrentzündung in Behandlung. Die Ärztin erklärte, dass sie ihr Ohrentropfen aufschreiben werde. Richter ging mit ihrem Rezept in die Apotheke im selben Haus, ließ sich die Tropfen aushändigen – und erlebte zu Hause eine Überraschung: Die Ohrentropfen waren homöopathisch.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/homoeopathie-apotheke-arzt-lauterbach-102.html
Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft mir und anderen das schon passiert ist.
Soviel zur Lebenslüge der Homöopathen, sie würden ihre Patienten selbstverständlich „aufklären“ über ihre Wundermittelchen und eine ausführliche Anamnese betreiben. Nonsens, nichts Dergleichen tun sie.
27. August 2024 um 23:30
@alle, die Frau Geiger so gerne zuhören ;-)
Seit den Interview- Antworten im Leerlauf von vor 3 Jahren hat sich Frau Geiger mit ein paar Begriffen für ein Interview im Januar 24 bewaffnet: evidenzbasierte Medizin, Therapiepluralismus, etc.
Zur Vorbereitung auf das Interview hätte sie dann aber vielleicht mal besser nachschlagen sollen, in welchem Zeitraum die EbM eingeführt wurde, es waren jedenfalls nicht die 1960er.
Dass die Homöo. evidenzbasiert ist, durfte natürlich nicht fehlen in Geigers Lobeshymne: „…sie besitzt gute hochqualifizierte Studien…“ und dann müssen mal wieder die Wasserlinsen herhalten.
Das Repetieren und an der Frage Vorbeireden beherrscht sie immer noch ziemlich gut und…
… Leider leitet Theo Geers das Gespräch sehr lasch, hakt nicht nach, lässt sie immer wieder drauflos salbadern ohne Punkt und Komma. Er nickt ab, während sie die „sozialen“ Begründungen für Homöo. als Kassenleistung breit-tritt, lässt Argumente wie das des „Bürgerwillens“ einfach so stehen, räumt zuviel Platz für „mir hat‘s aber geholfen ein, kurzum: er unterstützt geradezu die Argumentatorik. „Hapert es da nicht doch so EIN BISSCHEN an…“, ist eine seiner seicht formulierten Fragen, die auf mich schon fast mit einem Nein selbst beantwortet wirken.
Meiner Meinung nach ist dem Deutschlandfunk da ein ziemlich totgekochtes weich- breiiges Irgendwas passiert, ohne Biss und Schmackes und die Pro- Homöo- Fraktion wurde mal wieder gestreichelt.
https://www.deutschlandfunk.de/wie-geht-s-weiter-mit-der-homoeopathie-interv-michaela-geiger-dlf-12696c74-100.html
28. August 2024 um 00:29
@Bernd Harder:
Ganz netter Artikel beim mdr. Aber einmal mehr ist zu konstatieren, dass die Praxis sich offenbar beharrlich weigert, den Inhalt des Beschlusses des Ärztetages vom 10. Mai d.J. zur Kenntnis zu nehmen:
Die organisierte Ärzteschaft hat der Homöopathie ziemlich deutlich die Tür gewiesen und festgestellt, dass sie in der Regel nicht zum Kanon ärztlicher Diagnose- und Therapiemöglichkeiten gehöre. Und zwar vor allem aus medizinethischen Gründen, die gegenüber der so beschworenen Therapiefreiheit den entscheidenden Stich machen.
Sollte man nicht meinen, dass damit die Sichtweise vom Arzt über die Apotheke bis zum berichtenden Journalismus neu justiert werden muss? Offenbar nicht.
Auch in recht guten Berichten wie dem des mdr wird die Therapiefreiheit beschworen, als ob sie es rechtfertigen könnte, hilfesuchenden Menschen wirkungslose Mittel zu verordnen und ja, auch auszuhändigen (Stichwort Apotheken).
Die Therapiefreiheit macht niemanden auf Therapeutenseite zu einem Bruce Allmächtig! Die Frage des Artikelheaders muss aktuell auf Grundlage des Ärztetags-Beschlusses beantwortet werden, will man ihr wirklich gerecht werden.
In Sachen Verordnung / Bezug von Arzneimitteln ist als Antidot „Susannchens Wunschkärtchen“ nach wie vor zu empfehlen:
https://susannchen.info/das-wunschkaertchen-fuer-den-arzt-oder-apotheker-download/