Der Einsatz von Alternativmedizin bei Tieren kommt oft einer Tiermisshandlung gleich,
schreibt Edzard Ernst in seiner aktuellen Welt+-Kolumne:
Die Alternativmedizin bei Tieren sei noch schlechter belegt als beim Menschen.
- In einer systematischen Zusammenfassung vom Herbst 2021 wurde die Wirksamkeit von 24 alternativmedizinischen Verfahren bewertet, die bei Katzen, Hunden und Pferden häufig eingesetzt werden.
Nur für neun Therapien waren überhaupt vereinzelte Forschungsunterlagen verfügbar. Für die Mehrzahl der Therapien wurden keine relevanten wissenschaftlichen Artikel gefunden. Dort, wo positive Ergebnisse berichtet wurden, konnten sie in unabhängigen Untersuchungen nicht repliziert werden. Viele der Artikel befanden sich auf den unteren Ebenen der Evidenzpyramide.
- Eine systematische Zusammenfassung von 18 Homöopathie-Studien mit Tieren kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen.
- Auch eine Meta-Analyse von neun Untersuchungen kommt zu dem Schluss, dass es nur sehr begrenzte Evidenz dafür gibt, dass klinische Interventionen bei Tieren mit homöopathischen Mitteln von Placebo-Interventionen unterschieden werden können.
- Bei der Akupunktur sieht es nicht viel anders aus.
Eine systematische Zusammenfassung von 14 randomisierten kontrollierten und 17 nicht-randomisierten kontrollierten Studien kommt zu dem Schluss, dass es keine belastbare Evidenz gibt, die den Einsatz der Akupunktur bei irgendeiner Erkrankung von Haustieren rechtfertigen würde.
- Auch gibt es keine belastbaren Belege dafür, dass chiropraktische oder osteopathische Wirbelsäulenmanipulationen bei Tieren wirksam sein könnten.
Eine Betrachtung manueller Therapien zur Behandlung akuter oder chronischer Schmerzsyndrome bei Pferden ergab, dass aussagekräftige Studien hierzu fehlen.
Fazit:
Das bedeutet, dass alternativmedizinisch behandelte Tiere häufig unnötig leiden müssen, wenn nicht die jeweils optimal wirksame Therapie eingesetzt wird.
Zum Weiterlesen:
- Bei Tieren kommt Homöopathie oft einer Misshandlung gleich, welt+ am 10. Juli 2023
- Video: „Terra X Lesch und Co“ über Tierhomöopathie, GWUP-Blog am 27. Oktober 2019
- Einwand: Tierhomöopathie funktioniert aber doch! INH am 4. Juli 2016
- Homöopedia: „Tierhomöopathie“
- Globuli können Antibiotika im Kuhstall ersetzen? Nonsens, GWUP-Blog am 10. November 2016
- Homöopathie bei Tieren: Warten, bis die Zeit vergeht, GWUP-Blog am 14. Oktober 2016
- Video: „Pseudomedizin und Esoterik in der Tierarztpraxis“ bei Skeptics in the Pub Köln, GWUP-Blog am 24. Januar 2021
12. Juli 2023 um 06:50
Warum sollte das bei Tieren auch anders sein als bei Menschen?
Aber nachdem ja Tierheilpraktiker erfolgreich verhindert haben, dass Homöopathika (die nicht speziell für Tiere zugelassen sind – also fast alle) für Tiere nur noch von echten Tiermedizinern verordnet werden dürfen, wird sich so schnell nichts dran ändern, dass bestimmte Leute eben nicht nur sich und ihre hilflosen Kinder, sondern auch ihre Tiere mit den Zuckerkügelchen behandeln.