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„Unsere Kinder leiden, sie sind in Gefahr!“ Janos Hegedüs über Kinderosteopathie

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Janos Hegedüs über Kinderosteopathie:

Osteopathie hilft! Osteopathie ist wissenschaftlich, Osteopathie ist gut. Erwachsene, Kinder und sogar Neugeborene profitieren von einer „sanften“ und „ganzheitlichen“ Behandlung.

Osteopathie bei Neugeborenen ist in den letzten Jahren en Vogue geworden. Osteopathen sind in der Lage, Geburtstrauma mit Handauflegen zu lösen und damit „Schreikinder“ zu heilen. Fast alle Kinder erleben eine Geburtstrauma… Der Wirbelsäure verrenkt sich, es entstehen Muskelverspannungen, Fehlstellungen, die nicht nur schmerzhaft sein können, sondern schwere Folgeschäden mit sich ziehen können…

KISS-Syndrom, KIDD-Syndrom, Probleme beim Stillen, fehlende Mutter-Kind-Bindung, Bauchschmerzen, Konzentrationsstörungen und und und… Unsere Kinder leiden, sie sind in Gefahr! Nur Osteopathen können helfen und dadurch nicht nur unsere Kinder, sondern eigentlich die Zukunft der Menschheit retten!

Denkt ihr, dass wir das ironisch meinen? Wir gehen in diesem Video die Sache genau nach und prüfen, ob Osteopathie ihr Heilversprechen wirklich halten kann.

Zum Weiterlesen:

  • Edzard Ernst über die Scheinwirkung der Osteopathie, GWUP-Blog am 2. Januar 2023
  • Die „Science Cops“ über Osteopathie, GWUP-Blog am 25. Januar 2022
  • Wie hilfreich ist Osteopathie? GWUP-Blog am 10. März 2021
  • „Osteopathie“, publikum-net am 25. Januar 2021
  • Grams‘ Sprechstunde: Was bringt Kinderosteopathie? detektor.fm am 17. März 2022
  • Studien zur Osteopathie, kinderdok am 17. März 2022
  • Osteopathie – alles heilen mit den Händen? Susannchen braucht keine Globuli am 8. Juni 2018

Ein Kommentar

  1. Das Bundesverwaltungsgericht hat rechtskräftig eine Klage zurückgewiesen, mit der ein Osteopath eine sektorale Zulassung als Heilpraktiker begehrte (also so ähnlich wie bei den Physiotherapeuten oder dem „kleinen“ Heilpraktiker für Psychotherapie).

    Die Begründung war im Wesentlichen, dass es für die Ausübung der Osteopathie gar keine abgrenzbaren und ausdifferenzierbaren Inhalte gebe. Dementsprechend sei „Osteopath“ auch keine vom Bundesgesetzgeber geregelte inhaltlich abgrenzbare Berufsbezeichnung (anders als z.B. „Physiotherapeut“). – BVerwG 3 C 15.17 VG 4 K 5925/15 vom 10.10.2019

    Die von Janos Hegedüs als noch existent erwähnte sogenannte Hessische WPO (Verordnung einer Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie) aus dem Jahre 2009 wurde mit Wirkung vom 1. Januar 2019 aufgehoben (ungeachtet einer Übergangsregelung für bereits begonnene „Weiterbildungen“).

    Hessen hatte offensichtlich mit der Verordnung versucht, andere Bundesländer dazu zu bringen, gemeinsam auf den Bund Druck in Richtung auf eine bundeseinheitliche Regelung der Osteopathie als Beruf auszuüben.

    Es ist vermutlich kein Zufall, dass die Aufhebung der Verordnung – damit das Scheitern dieser Bemühungen – in einer zeitlichen Koinzidenz mit dem erstgenannten Rechtsstreit geschah (dessen Scheitern auch schon vorinstanzlich absehbar war – und damit auch das Scheitern einer Aussicht auf bundeseinheitliche Berufsregelungen für Osteopathen).

    Es dämmerte wohl, dass man etwas gar nicht Existierendes zum Gegenstand staatlicher Regelungen gemacht hatte. Noch in Interviews zur Aufhebung äußerte sich das Hessische Gesundheitsministerium recht unklar über die Gründe, gleichzeitig aber mit einer Menge Verständnis über die Osteopathen und ihre Methode. Hier hatte die Lobby wohl ganze Arbeit geleistet.

    Sicher reiner Zufall, dass der Verband der Osteopathen Deutschlands in Wiesbaden ansässig ist. Nun, sehr nachhaltig waren die dortigen Bemühungen offensichtlich nicht. Der Zug, den Osteopathen als eigenständigen Gesundheitsberuf mit unmittelbarem Patientenzugang zu etablieren, ist wohl erstmal abgefahren.

    Wir stehen gleichwohl auch hier vor dem Phänomen, dass dieser schwere Schlag für die Glaubwürdigkeit des „osteopathischen Therapiekonzepts“ (dass es laut BVerwG ja gar nicht gibt) auf die „Beliebtheit“ der Methode keinerlei Einfluss zu haben scheint, im Gegenteil. Warum? Sagt den Leuten ja keiner …

    Und genau wie die Homöopathen unverdrossen ihre Globuli bzw. deren Wirksamkeit gegen jede Plausibilität und Evidenz verteidigen, zeigt sich die osteopathische Lobby allenfalls motiviert, ihre Methode noch stärker zu bewerben.

    Die Perfide darin, über Propaganda für die „Methode“ bei werdenden und jungen Eltern Besorgnisse zu schüren und sie sozusagen in die Kinderosteopathie hineinzunötigen, stellt das Video dankenswerterweise deutlich heraus. Pseudomedizin eben.

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