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Gegen das „Adeln und Schützen“ von Homöopathie und Co.: Das Münsteraner Memorandum Wissenschaftsorientierte Medizin

| 13 Kommentare

Der „Münsteraner Kreis“ hat ein neues Memorandum veröffentlicht:

Neben einer grundsätzlichen Standortbestimmung der wissenschaftsorientierten Medizin (WOM) – „gerade im Lichte der Covid-19-Pandemie“ – zeigt die Stellungnahme die Gefahren von sogenannter Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) „im Sinne der Boykottierung wissenschaftlicher Denk- und Handlungsweisen“ auf:

Es ist überfällig, dass die Gesundheitspolitik darauf reagiert, dass – wie im Detail in den Memoranden [zu Homöopathie und zu Heilpraktikern] gezeigt – KAM-Verfahren in vielfältiger Weise geadelt und geschützt werden und Einzug in die gesetzliche Krankenversicherung gefunden haben.

Unverständlich und scharf zu kritisieren ist auch die Tatsache, dass zahlreiche Universitäten KAM-Verfahren – oft unter der irreführenden Überschrift einer ‚Integrierten Medizin‘ – in das akademische Lehr- und Forschungsprogramm aufgenommen haben.

Die Autorinnen und Autoren erwarten von der Politik, dass sie sich

… zur Problematik von KAM-Verfahren (Homöopathie, Anthroposophische Medizin u.a.) jetzt endlich konsequent positioniert und – wie vom MK vorgeschlagen – zudem das Berufsbild des Heilpraktikers entweder ganz abschafft oder radikal überarbeitet.

In einem Beitrag für die FAZ weisen Bettina Schöne-Seifert und Norbert Schmacke darauf hin, dass Corona-Leugnung, Impfgegnerschaft und Wissenschaftsskepsis oft mit maßloser WOM-Kritik einher gehen:

Der Münsteraner Kreis als eine interdisziplinäre Gruppe unter Beteiligung von Medizinern, Ethikern und Juristen, die Funktionsweisen moderner akademischer Medizin vermitteln will, versucht der „Ansteckungsgefahr“ solcher Strömungen Aufklärung entgegenzustellen.

Wer den „Münsteraner Kreis“ und dessen Memoranden namentlich unterstützen will, kann dies hier tun.

Zum Weiterlesen:

  • Münsteraner Memorandum Wissenschaftsorientierte Medizin
  • Warum Alternativmedizin nicht mit moderner Medizin vereinbar ist, FAZ am 18. März 2022
  • Eine Analyse der Kritik am „Münsteraner Memorandum Heilpraktiker“, GWUP-Blog am 8. Dezember 2018
  • „Ekelhafte Lobbyistenaktivität“: Münsteraner Kreis zu den Heilpraktiker-Vorwürfen, GWUP-Blog am 22. August 2017
  • „Münsteraner Memorandum Homöopathie“: Ärztliche Zusatzbezeichnung streichen, GWUP-Blog am 9. März 2018
  • Studie: „Erschreckend schlechte wissenschaftliche Standards in der Homöopathie-Forschung“, GWUP-Blog am 16. März 2022
  • Video von Werner Bartens: „Homöopathie – miese Tricks, schlechte Studien“, GWUP-Blog am 17. März 2022

13 Kommentare

  1. Ja, kann man nicht oft genug wiederholen.

    Für viele Leute stehen Homöopathie und Medizin auf einer Stufe.

    Neulich habe ich erst wieder, nachdem ich von einer Kundin nach Homöopathie gefragt wurde und klaren Widerrat (habe ich gerade als Gegenteil von Empfehlung gefunden und beschlossen, wiederzubeleben) gegeben, indem ich ihr erklärt habe, dass Homöopathie nicht wirksam ist.

    „Das ist jetzt Ihre Meinung.“ antwortete Sie.

    Normalerweise lasse ich es dabei bewenden, aber an dem Tag hab ich dann doch mal entgegnet, dass das keine Meinung, sondern Fakt sei. Dass Homöopathie wirken könnte, das ist die Meinung.

    Ich denke, da ernten wir die Saat der ausgewogenen Berichterstattung, bei der immer der eine so, der andere so sagt und hinterher beides als gleichwertig stehen gelassen wird.

    Daher, danke an die Verfasser des Memorandums und alle anderen, die über die Homöopathie aufklären.

  2. @ Christian Becker

    „Für viele Leute stehen Homöopathie und Medizin auf einer Stufe“

    Und Meinung und Fakten auch. Selbst von einer Freundin, die als Journalistin arbeitet, habe ich das auch schon gehört, dass sie gerade zu sog. Alternativmedizin sie „anderer Meinung“ sei.

    Auch die Vorstellung die Pharmaindustrie unterdrücke andere heilansätze ist weitverbreitet, als sei die Phamakologie nicht ein wissenschaftliches Fach, dass wie in dem Memorandum dargestellt, dass Ergebnis internationaler Forschung.

    Lieder denken grade auch Menschen mit einem Hochschulabschluss derart unterkomplex und sind bemerkenswert uninformiert. Mittels Mundpropaganda verbreitet sich das "Wissen", wird aber nicht überprüft.

    Sonst ginge es vielen wie Natalie Grams.

  3. Für viele Leute sind auch Astrologie und Astronomie irgendwie gleich.

    Andere bestreiten sehr selbstsicher, daß es Zufälle gibt. Wenn man sie nach der Rechenleistung fragt, die dafür nötig wäre, verstehen sie entweder die Frage nicht, oder die Quanten werden bemüht, oder man landet beim kosmischen Rechenmeister.

    Aber egal, solange ihnen widersprochen wird, verweigere ich mich dem Kulturpessimissmus.

  4. Die Stoßrichtung ist klar: Wer noch über die medizinische / wissenschaftliche Relevanz von Homöopathie (insbesondere der) lärmend diskutieren will, der soll erstmal seine Schuhe draußen saubermachen.

    Will sagen: Nach der vielen Aufklärung der letzten Jahre, die von Medien und Wissenschaft dankenswerterweise breit aufgenommen wurde (Jan Böhmermann nicht zu vergessen), ist die Wissenschaftsmimikry der Homöopathen (insbesondere der, aber auch anderer KAM-Fans) nicht nur obsolet, sondern unerträglich.

    Eine intellektuelle Zumutung, offene Wissenschaftsleugnung (Denialismus).

    Die spielt sich übrigens gerade beim homöopathischen Ärztekongress 2022, ausgerichtet vom DZVhÄ, dem selbsternannten Garanten der „Patientensicherheit“, ab. Eines der Leitthemen ist unfassbarerweise „Homöopathie und Wissenschaft“. Dort spielt man mit einem eigens engagierten Philosophen Epistemologie. Das ist nichts weniger als eine Verächtlichmachung seriöser Wissenschaft und muss auch offen als solche benannt werden.

    Dass Herr Frass dort die hoch kritisierenswerte Studie zur homöopathischen Behandlung von Lungenkrebspatienten (2020) vorstellt, die derzeit wegen vieler Unzulänglichkeiten und Seltsamkeiten der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität vorliegt, ist eine Dreistigkeit sondergleichen.

    All das muss, wie gesagt, als das benannt werden, was es ist: Denialismus, die „das systematische, wiederholte und dauerhafte Leugnen und Bestreiten der bestehenden Evidenz zu einer wissenschaftlichen Thematik“. (Diethelm/McKee 2009, https://academic.oup.com/eurpub/article/19/1/2/463780).

    Der homöopathischen Interessensphäre muss die Möglichkeit genommen werden, mittels Wissenschaftsmimikry und Denialismus der Öffentlichkeit und den Entscheidungsträgern in der Politik weiterhin damit Sand in die Augen zu streuen, es gebe noch irgendetwas „wissenschaftlich“ in Sachen Homöoopathie zu klären.

    Es ist im Grunde unfassbar und unerträglich anzusehen, wie auf den Ärztekongressen hunderte von Leuten zusammensitzen und in trauter Einigkeit eine Wagenburgmentalität pflegen, die ihresgleichen sucht.

    Und genau diesen Punkt thematisiert auch das neue Münsteraner Memorandum – zu Recht. Und genau das ist inzwischen auch die hauptsächliche Intention des Informationsnetzwerks Homöopathie: die Politik zum Jagen zu tragen.

    Und auch hier muss klar gesagt werden: eine unverantwortliche Politik, die mit ihrem Dulden von Pseudomedizin im Gesundheitswesen über Jahrzehnte unermesslichen Schaden angerichtet hat. Und mit jedem Tag der Untätigkeit weiter anrichtet.

    #Globukalypse NOW!

  5. @Udo Endruscheit:

    Passt doch genau da hin, der Herr Philosoph:

    Gabriel meint, die Welt existiere gar nicht, weil sie nicht in der Welt oder Wirklichkeit vorkomme und es keine Regeln (beispielsweise eine Weltformel) gebe, mit der alle Zusammenhänge beschreibbar seien. Damit kombiniert er einen ontologischen Realismus mit einem pluralistischen Wirklichkeitsbegriff, also die Vorstellung, dass die Wirklichkeit teilweise unabhängig vom erkennenden Subjekt existiert, mit der Idee, dass sie keinen umfassenden Zusammenhang bildet.

    Die Homöopathie kommt doch auch nicht in der Wirklichkeit vor und ist nur mit einem „pluralistischen Wirklichkeitsbegriff“ zu erklären.

  6. Was ich den Homöopathen generell vorwerfe, das ist das mangelnde Interesse am Wohl der Patienten.

    Begründung:
    Den Homöpathen genügt der Glauben an ihr Produkt. Die großen offenen Fragen (die eigentlich gar keine mehr sind) interessiert sie nicht. Sie beziehen sich auf das Organon und ignorieren vollständig das Wissen, dass in den letzten 200 Jahren gesammelt wurde. Sie WOLLEN es einfach nicht besser wissen.

    Dieser Mangel an Neugier sichert ihre Geschäfte, aber schadet dem Wohl der Patienten.

    Mangelndes Interesse am Wohl der Patienten.

  7. @ Bernd Harder_

    Sehr bezeichnend, die Ansicht von Herrn Gabriel, und in der Tat „passend“ zur internen Selbstrechtfertigung der Homöopathen.

    Gabriel springt da mal eben rund 200 Jahre zurück in der Entwicklung der Epistemologie und vermischt die Beschränkung neuzeitlicher Erkenntnistheorie (Beschränkung der Erkenntnisfähigkeit auf den Bereich des schwachen ontologischen Naturalismus) mit dem „Es gibt zwischen Himmel und Erde …“ (also dem idealistisch-konstruktivistischen Ansatz, der völlig wertlos für menschliche Erkenntnis ist).

    Mario Bunge wäre verblüfft – und zeig das bloß nicht Martin Mahner!

  8. @Ich

    Das kann man so nicht sagen – oder doch, aber nicht aus Sicht der Homöopathen.

    Wenn diese wirklich überzeugt sind von der Methode, dann hat Hahnemann im Organon schon alle großen offenen Fragen geklärt.

    Es bedarf keiner Neugier, alles ist geklärt, es gibt nichts besser zu wissen.

    Die Frage ist halt, wie viele der Homöopathen wirklich Überzeugungstäter sind, und wie viele wissen, welchen Humbug sie betreiben. Ich denke mal, dass die meisten eher zum Typ Geschäftsmensch als überzeugt und fehlgeleitet gehören.

  9. @Christian Becker

    Ich glaube, z.B. Natalie Grams-Nobmann hat zu Ihrer Zeit als Homöopathin nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet. Daher tue ich mich mit meiner Verurteilung von Homöopathen meist etwas schwer.

    Warum ich es trotzdem tue:

    Auch wenn man an die Homöopathe glaubt, so sind die Widersprüche doch offensichtlich. Sie werden in Diskussionen von Kritikern ständig wieder vorgebracht. Hier erwarte ich jetzt von den Homöopathen, im Interesse der Patienten Neugier aufzubringen, warum diese Widersprüche kein Problem sind.

    Aus meiner Sicht gibt es für diese mangelnde Neugier eine Ursache: Mangelndes Interesse am Wohl der Patienten.

    Natalie Grams-Nobmann ist dann das Paradebeispiel dafür was passiert, wenn man diese Neugier aufbringt.

  10. @ Ich

    Auch wenn man an die Homöopathe glaubt, so sind die Widersprüche doch offensichtlich.

    Offensichtliche Widersprüche waren für Esoteriker noch nie ein Problem. Innerhalb der Homöopathie gibt es schon genug davon.

    Noch krasser wird das, wenn man beachtet, was völlig zwanglos parallel dazu angewandt wird. Gleichzeitig z.B. an Homöopathie, Schüßler-Salze und Bachblüten zu glauben ist keinesfalls ein Hindernis, obwohl deren Ansätze sich deutlich widersprechen.

    Noch abgedrehtere Dinge wie Irisdiagnostik, Bioresonanz, Urin aufkochen, etc. gehen sich da auch noch locker aus, ohne den Anwendern die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Im Gegenteil, sie sind überzeugt, dass sie alles tun, um ihren Kunden (ich weigere mich, „Patient“ zu verwenden) zu helfen.

    Mangeldes Interesse am Wohl ihrer Kunden werden sie vehement bestreiten. Und das würde ich ihnen sogar abnehmen. Es ist mangelndes Interesse (oder Verdrängung), sich der Realität zu stellen.

    Mit Logik und Widersprüchen kommst du denen nicht bei. Außer sie kommen selbst drauf – siehe Natalie Grams-Nobmann.

  11. „Es ist mangelndes Interesse (oder Verdrängung), sich der Realität zu stellen.“

    Wäre ja auch fatal, denn dann müsste man den Schritt wagen, den Nathalie Grams-Nobmann gegangen ist, und neu anfangen.

  12. … und die WHO setzt da richtig einen drauf, gemeinsame Sache mit Alternativ-Indien

    https://www.msn.com/de-de/gesundheit/medizinisch/who-plant-neues-zentrum-f%C3%BCr-alternativmedizin/ar-AAWzj2Y?ocid=msedgdhp&pc=U531&cvid=d6267478621948e2bcfc61f431058e2a

    „Laut einer WHO-Mitteilung zum Zentrum nutzen 80 Prozent der Weltbevölkerung traditionelle Medizin.“

  13. @Herr Senf

    Udo Endruscheit hat das auf hpd.de erklärt.

    Die traditionellen, medizinischen Methoden sind für die Länder vor allem bezüglich der Infrastruktur günstiger. Außerdem gibt oder gab es bei der WHO jemanden, der diese Formen der Medizin hofiert hat.

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