Heute trendete bei Twitter sowohl der Hashtag #Kündigung
… als auch #dankeLMUklinik
… als auch #solimitsamii
… als auch eine Reihe von weiteren Schlagwörtern wie #Meinungsfreiheit etc.
Was ist passiert?
Eine Mitarbeiterin des Pathologischen Instituts der Medizinischen Fakultät der LMU München hat an ihrem Arbeitsplatz (also im Sektionssaal) ein Video aufgenommen und verbreitet, in dem sie „heftig angepisst“ behauptet, dass
… die ungeimpften Mitarbeiter einen PCR-Test nachweisen müssen, und den müssen sie selber bezahlen.
Das sei „komplett geisteskrank“.
Laut Bayerischem Gesundheitsministerium existiert so eine Vorschrift aber gar nicht, schreibt spiegel.de.
Auch die LMU widerspricht dieser Darstellung: Sowohl die PCR- als auch Schnelltests seien „für alle ungeimpften und geimpften Mitarbeitenden des LMU Klinikums nach wie vor kostenfrei“.
Außerdem erzählt sie weiter, dass nur drei von 22 der Toten in den Leichenschränken hinter ihr an Corona gestorben seien.
Selbst wenn das stimmen sollte, wäre das aber nichts Bemerkenswertes, erklärt der Medizin- und Wissenschaftsjournalist Marc Raschke:
Raschke ist der Überzeugung, dass das Video „der Pflege und Co. einen Bärendienst“ erwiesen hat und lediglich „Applaus aus der falschen Ecke“ bringt – was man bei den Twitter-Debatten in der Tat auch beobachten kann.
Zur Minute existiert das Video noch bei Instagram und auch bei Nothing but the Truth. Einen Ausschnitt, bei dem die Dame unkenntlich gemacht wurde, hat Kesselblaulicht bei Youtube eingestellt:
Die LMU hat die Mitarbeiterin mit sofortiger Wirkung von ihren Dienstaufgaben freigestellt und eine fristlose Kündigung auf den Weg gebracht. Zu diesen harten Maßnahmen teilt die Pressestelle mit:
Die LMU distanziert sich aufs Schärfste von dem Inhalt des Videos und weist ebenso darauf hin, dass das Drehen und Posten von Videomaterialien in den Räumlichkeiten der LMU für Privatzwecke und ohne Genehmigung unzulässig ist […]
In der derzeitigen Lage kommt es auf die Umsicht und Rücksicht aller an, um kranken Menschen bestmöglich zu helfen und das stark belastete Personal im Gesundheitswesen zu unterstützen. Die Verbreitung von solchen Videos trägt dazu sicherlich nicht bei.
Dass der vermeintlich spontane Rant der LMU-Mitarbeiterin gar nicht so spontan gewesen ist und es dabei auch nicht um die beklagenswerten Zustände in der Pflege ging, beschreibt die Facebook-Seite Zamhoidn Landshut – gegen Verschwörungsmythen und rechte Ideologien.
Vielmehr stecke hinter dem Wutvideo ein Vorhaben, von dem die Sektions- und Präparationsassistentin schon seit längerem gesprochen habe. Sie werde dabei von der Partei „dieBasis“ unterstützt und sei bereits von ihrem Institutsleiter an der LMU abgemahnt worden.
In einer Telegram-Nachricht vom 26. November erkläre die freigestellte Pathologie-Mitarbeiterin, sie habe ein Team gegründet und sei dabei, „eine Bewegung zu starten, die ganz schön Fahrt aufnimmt“.
Vorerst ist sie nun ausgebremst worden.
Update
Der Faktenfuchs von BR24 hat einen Faktencheck zu dem Video veröffentlicht:
Im Video spricht die Frau auch von „Paragraph 32“ – laut ihr eine Bewegung, die sie gerade organisiere. Der Name der Bewegung ist eine Anspielung auf §32 im Strafgesetzbuch, der die Notwehr regelt. Dort steht: „Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig.“
Dieses Narrativ taucht nicht zum ersten Mal in der Szene der Maßnahmen-Kritiker auf, sagt der Anwalt Chan-jo Jun. Auch nach dem Mord in Idar-Oberstein, als ein Mann einen jungen Tankstellenwart erschoss, weil ihn dieser auf die Maskenpflicht hinwies, wurde das in der Szene als Notwehr bezeichnet.
Fun Facts am Rande:
Eine angebliche „Kollegin“ von Samii, die in den sozialen Netzwerken für sie Partei ergreift, ist wohl Jurastudentin und AfD-Mitglied.
Und eine Spendenaktion für Samii ist von Betterplace gestoppt worden.
Zum Weiterlesen:
- Universität in München will Mitarbeiterin wegen Coronavideo kündigen, spiegel.de am 2. Dezember 2021
- Wut-Video aus der Leichenhalle – Münchner Uniklinik kündigt Mitarbeiterin, tagesspiegel am 2. Dezember 2021
- Keine Einschränkung der freien Meinung: Pathologie-Mitarbeiterin nach Wutvideo gekündigt, mimikama am 2. Dezember 2021
3. Dezember 2021 um 13:06
Jetzt mit Update:
LMU und der BR24-Faktenfuchs widersprechen der Darstellung im Video:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/kostenpflichtige-pcr-tests-lmu-widerspricht-vorwurf-der-freigestellten-mitarbeiterin-art-775502
https://www.br.de/nachrichten/bayern/faktenfuchs-pflegepersonal-muss-pcr-tests-nicht-selbst-zahlen,SqSgPjC
3. Dezember 2021 um 18:16
Das ist alles richtig, aber warum wird als Quelle für Allerweltsinformationen ein Politaktivist und „Influencer“ verwendet?
Hier wird er als „Medizin- und Wissenschaftsjournalist“ bezeichnet, er selbst nennt sich „PR-Berater“ und kann somit kein mit Journalismus befasster Journalist sein.
3. Dezember 2021 um 18:33
Johann:
Nein, er selbst nennt sich „Medizin- und Wissenschaftsjournalist“:
https://www.instagram.com/marc_raschke/
Weder „Journalist“ noch „Aktivist“ noch „PR-Berater“ oder „Influencer“ sind geschützte und definierte Berufsbezeichnungen oder legen ein klar umrissenes Tätigkeitsgebiet fest. Es ist also müßig, bei der Vielzahl von Aktivitäten nach dem einen aktuell genau treffenden Begriff zu suchen. Herr Raschke hat ein Volontariat absolviert und für große Medien gearbeitet – „Journalist“ darf er sich mithin mit Fug und Recht nennen.
Und wenn „alles richtig“ ist, wie Sie selbst sagen, verstehe ich auch die Diskussion darum nicht.
7. Dezember 2021 um 05:15
„Was ist mit Rauchern?“
Kölner Klinik-Doku: Ungeimpfter schockt mit kontroversen Aussagen!
https://www.express.de/koeln/koelner-uni-klinik-doku-corona-patient-mit-kontroversen-aussagen-81647
Jeder Impfgegner sollte sich unbedingt diese Doku anschauen:
https://www.ardmediathek.de/video/doku-und-reportage-oder-corona-intensivstation-koeln-der-kampf-ums-ueberleben/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTI2YWY4ODU5LTMzZTItNDc1OC05OWQzLTViZWVmMjNjY2VkNQ/
7. Dezember 2021 um 12:33
@Lisa-Marie:
Ähnlich:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/live-reportage-von-der-intensivstation-notfaelle-corona-patienten-eine-schicht-im-lmu-klinikum-muenchen/27867700.html
11. Dezember 2021 um 00:10
Gericht: Freigestellte LMU-Mitarbeiterin muss Corona-Wut-Video löschen
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/gericht-freigestellte-lmu-mitarbeiterin-muss-corona-wut-video-loeschen-art-777248
17. Dezember 2021 um 17:27
Es ist der GWUP unwürdig, ad personam und ad hominem zu argumentierebz. Genau das geschieht hier. Dass jemand von der Basis unterstützt wird oder vin der AfD Beifall bekommt hat mit sachlicher Argumentation nicht das Geringste zu tun. Ich wünschte mehr Gelassenheit im Ton und Inhalt statt Emotionen
17. Dezember 2021 um 19:23
@Thomas Roth:
Nein, genau das geschieht hier nicht.
Der Punkt ist, dass ihre Behauptungen falsch sind.
Erst darüber hinaus ist auch von Belang, von wem sie dabei unterstützt wird und von wem sie Beifall bekommt. Natürlich spielt das Umfeld, aus dem heraus solche Leute agieren, eine Rolle bei der Einschätzung, ob es sich bei dem Video um eine spontane, unüberlegte Aktion einer überforderten Mitarbeiterin oder um geplante Propaganda handelt.
Ich wünschte mehr Gelassenheit im Ton und Inhalt statt Emotionen
Ich kann in meinem Text keine „Emotionen“ erkennen.
17. Dezember 2021 um 19:51
@ Bernd Harder
Es muss dabei bedacht werden, dass Widerspruch, selbst wenn er neutral und sachlich vorgetragen wird, in den Augen von Quer“denkern“ immer und ausnahmslos Hetze ist.
17. Dezember 2021 um 19:54
Ob „Thomas Roth“ ernsthaft glaubt, er käme hier mit dieser Masche durch?
17. Dezember 2021 um 19:55
@RainerO:
So ist es wohl.
„Emotionen“ – so bin ich noch nie beleidigt worden …
18. Dezember 2021 um 09:51
Es muss dabei bedacht werden, dass Widerspruch, selbst wenn er neutral und sachlich vorgetragen wird, in den Augen von Quer“denkern“ immer und ausnahmslos Hetze ist.
Dazu passt, daß es Netzfaschos nicht leiden können, als Faschos bezeichnet zu werden. Viele schmollen dann, und das ist das einzig witzige an ihnen.
25. Dezember 2021 um 08:02
Aktuell: Samira Y. war vor Ort, als in München beim unangemeldeten „Spaziergang“ mit viel Anlauf und Einhaken gewaltsam eine Polizeikette durchbrochen wurde. Auch werben sie und ihre Bewegung „Paragraph32“ bei Instagram und auf Telegram längst für die volle Bandbreite von „Querdenken“-Demonstrationen, auch solchen (wie in Eggenfelden unter dem Label „SelbstDenken21“), die maßgeblich von der AfD getragen werden und bei denen in Vergangenheit auch bereits bekannte Neonazis wie Michael Kastner oder Ulrich Pätzold aufgetreten sind.
Und obwohl Frau Y. im Vorfeld auf diese Umstände hingewiesen wurde, war sie offenbar selbst in Eggenfelden anwesend und postete ein Video von der Veranstaltung, bei der auch zwei dem „Flügel“ nahestehende AfDler (Protschka und Stadler) Reden gehalten haben. Am Rande der Veranstaltung wurde dann auch eine friedliche Gegendemonstrantin und Pfarrkirchener Stadträtin attackiert und leicht verletzt.
Frau Y. ist übrigens weiterhin in der Telegram-Gruppe von „dieBasis Landshut-Kelheim“ aktiv und postet dort u.A. Aufrufe zu Aktionen.
3. Januar 2022 um 21:36
Die Dame (Samira) radikalisiert sich immer weiter.
Ich wünschte, wir würden uns nur einmal irren …
https://www.instagram.com/tv/CYLz_2GJFFU/
8. Januar 2022 um 20:55
Der Bezirksverband Berlin-Neukölln der Querdenkerpartei „Die Basis“ verschickt Drohbriefe an Impfärzte.
https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/machen-sie-sich-nicht-mitschuldig-querdenker-nahe-partei-die-basis-verschickt-drohbriefe-an-impfaerzte_id_36236138.html