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„Die Hydra des gefährlichen Unsinns“: Udo Endruscheit im Skeptical Inquirer

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Also mal schauen, womit wir hier im Blog unseren Leserinnen und Lesern die Zeit zuhause vertreiben können.

Vielleicht erst mal mit einem aktuellen Interview in der Online-Ausgabe vom Skeptical Inquirer unseres Kommentators und Keine Ahnung von Garnix-Bloggers Udo Endruscheit.

Ein Auszug:

Skeptical Inquirer: Wann und was waren Deine ersten Begegnungen mit Pseudowissenschaft, Pseudomedizin, Homöopathie und skeptischem Denken?

Udo Endruscheit: Ich erinnere mich, dass ich zum ersten Mal so mit 14 oder 15 Jahren von der Homöopathie gelesen habe. Ich war vorher nie mit esoterischen Überzeugungen und Pseudo-Medizin indoktriniert worden (dank meiner Eltern), daher war ich nicht nur verblüfft, sondern auch amüsiert. Ich fand es unglaublich, dass ein solcher Unsinn als Methode in und von der Medizin ernst genommen werden sollte.

Damals war die Homöopathie noch weit jenseits jeder öffentlich wahrnehmbaren Kritik. Ihr Ansehen als “Naturheilkunde” stieg. Viele Jahre später begegnete ich der Homöopathie wieder, als meine Frau an Krebs erkrankte. Sie fand hervorragende Therapie und Betreuung in einem unserer deutschen Krebszentren. Aber ich hätte nie gedacht, dass es unmöglich sein könnte, in einer Krebsklinik nicht auf Pseudomedizin zu stoßen.

Ärzte und Pflegepersonal taten ihr Bestes, dennoch waren pseudomedizinische “Alternativen”, meist die Homöopathie, in fast allen Patientenzimmern ein ständiges Gesprächsthema. Das meiste davon wurde von “wohlmeinenden” Verwandten und anderen Besuchern hineingetragen. Ich habe oft mitbekommen, dass Patienten homöopathische Mittel als Ergänzung zur konventionelle Therapie nahmen, in der Regel ohne ein Wort dazu zu ihren Onkologen.

Aber es gab einige Fälle, die ihre wissenschaftlich fundierten Therapien abbrachen und sich ganz der Pseudomedizin zuwandten. Besonders in der palliativen Tagesklinik, in der meine Frau ihre letzten Wochen verbrachte, gab es innerhalb kurzer Zeit mehrere Fälle davon. In der Regel mit sehr, sehr schlimmen Folgen. Das hat mich sehr betroffen gemacht.

Nach dem Tod meiner Frau fühlte ich mich motiviert, mich gegen diese Hydra des gefährlichen Unsinns zu engagieren. Ich erweiterte mein Wissen, führte viele Gespräche mit medizinischen und nichtmedizinischen Wissenschaftlern und Skeptikern und versuchte zu verstehen, warum ein offensichtlicher Unsinn wie die Homöopathie (und andere “Alternativen”) in der Öffentlichkeit einen weitgehend positiven Ruf haben kann und warum sie über 200 Jahre mehr oder weniger als Teil der Medizin existieren konnte.

Wie es dann weiterging – nun ja, dies überschnitt sich bald mit der Geschichte des Informationsnetzwerks Homöopathie.

Zum Weiterlesen:

  • Udo Endruscheit über Aktivismus im skeptischen Bereich, Skeptical Inquirer am 9. März 2020 (auch auf Englisch)
  • Das wahre Gesicht der Homöopathie-Lobby, Onkel Michael am 9. März 2020
  • „Der Einsatz homöopathischer Mittel in der Onkologie verbietet sich“, GWUP-Blog am 1. Oktober 2019
  • Mit Homöopathie gegen Krebs? derStandard am 23. Oktober 2019

2 Kommentare

  1. Da ich nicht twittere, gebe ich hier Buchtipps ab.

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    Timur Vermes – Er ist wieder da

  2. Das achte Leben (Für Brilka): Roman
    Nino Haratischwili
    Ein dicker Roman, hält lange, sehr unterhaltsam, durchstreift eine lange Zeit russischer und auch europäischer Geschichte, gut zu lesen und geradezu quarantänegeeignet

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