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Die Million ist futsch, Bielefeld bleibt unwiderlegt

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War ja klar: Natürlich hat die NWO-gesteuerte und mainstreamhörige Stadtverwaltung keinen einzigen Beweis für die Bielefeld-Verschwörung akzeptiert.

Jetzt ist die Geschichte rum, Bielefeld existiert und die Niederlage der Querdenker, Wahrheitssucher und kritischen Fragesteller manifestiert sich auf ewig in einem Gedenkstein:

Bielefelds Stadtmarketing-Chef legte Wert darauf, dass die eingegangenen Beweisversuche nicht einfach abgetan wurden. „Sportsgeist muss sein. Also haben wir auch alle Beweise gesichtet“, sagt Knabenreich. Neben einer Vielfalt aus Gedichten, Kinderbildern, Comics und Videos gingen auch vermeintlich wissenschaftliche Beweise ein.

Teilnehmer bedienten sich dafür an Argumenten aus Mathematik, Physik, Logik und Geschichte. In teils seitenlangen Abhandlungen wurden geschickt Widersprüche und Tricks versteckt.

„Für Laien waren diese Abhandlungen oft nicht nachvollziehbar. Also haben wir uns den Spaß gemacht, auch diese vermeintlichen Beweise gemeinsam mit Wissenschaftlern von der Universität Bielefeld und vom Stadtarchiv Bielefeld zu knacken“, erläutert Jens Franzke, Kommunikationsleiter bei Bielefeld Marketing.

Eine Auswahl von historischen, mathematischen und physikalischen Beweisversuchen findet sich hier. Zum Beispiel:

Die Stadt Bielefeld existiert aus folgenden Gründen nicht: Alle Substanzen bestehen aus Molekülen. Ein Molekül besteht aus Atomen, genauer gesagt aus Atomkernen, die von einer bestimmten Anzahl von internen Elektronen umgeben sind, und externen Valenzelektronen, die
chemische Bindungen eingehen.

Atome bestehen aus einem Kern und Elektronen. Der Atomkern besteht aus Nukleonen – positiv geladenen Protonen und neutralen Neutronen. Proton und Neutron sind ein Elementarteilchen.

Da 99,9999 Prozent des Atoms leerer Raum sind, existiert die Stadt Bielefeld nicht, sondern 99,9999 Prozent der Leere und einige Elementarteilchen, was nach deutschem Recht wahrscheinlich nicht ausreicht, um die Stadt Bielefeld als bestehende Stadt anzuerkennen.

Hat leider nicht verfangen.

Zum Weiterlesen:

  • Irre Millionen-Aktion: Bielefeld erklärt Verschwörung für beendet – Gedenkstein aufgestellt, Neue Westfälische am 17. September 2019
  • Bielefeld existiert. Wirklich, Spiegel-Online am 17. September 2019
  • Eine Million Euro, wenn jemand beweisen kann, dass es Bielefeld nicht gibt, GWUP-Blog am 21. August 2019

10 Kommentare

  1. Ich finde es aber absolut klasse, dass man sich die Mühe gemacht hat, jede einzelne „Beweisführung“ haarklein unter die Lupe zu nehmen und dafür sogar Experten zu Rate gezogen hat. Eine Aktion mit viel Herz.

  2. „Also haben wir uns den Spaß gemacht, auch diese vermeintlichen Beweise gemeinsam mit Wissenschaftlern von der Universität Bielefeld und vom Stadtarchiv Bielefeld zu knacken.“

    Wenn es Bielefeld nicht gibt, gibt es auch keine Universität Bielefeld und kein Stadtarchiv Bielefeld; diese Wissenschaftler existieren gar nicht! Wenn nicht existente Wissenschaftler einen Beweis der eigenen Nicht-Existenz ablehnen, haben wir ein Paradox, der Beweis muss also in Wahrheit korrekt sein. (hmm…)

  3. @noch’n Flo

    Mit solchen Maßnahmen rührt der Marketingchef natürlich auch weitaus kräftiger die Werbetrommel für seine Stadt, als wenn er einfach die Aktion gestartet und dann nach einer kurzen Pseudoprüfung behauptet hätte, die Beweise wären gesichtet und insgesamt für nichtig erklärt worden.

    Auch sollten die Wissenschaftler nicht vergessen werden, die die Aufgabe mit Spaß und einer gehörigen Portion Humor angenommen haben, um nachvollziehbare Widerlegungen zu erstellen.

  4. Es hat sich überhaupt niemand Mühe gemacht! Ich bekam lediglich eine lapidare Standardantwort auf mein heiteres, aber durchaus streng logisch verfaßtes und fristgerecht eingereichtet Traktat darüber, daß man die Existentz Bielefeld gar nicht beweisen kann. Die „ernsthafte Beschäftigung mit seriösen Beweisersuchen“ ist anscheinend uch nur ein Luftnummernspruch für die Presse; sie schustern einfach ihren Stiefel unbeeindruckt durch, von Anfang an.

    Wer sich interesseriert, lies gerne hier:

    —>

    Warum BIELEFELD (höchstwahrscheinlich!)
    nicht existiert – außer in den Köpfen mancher Zeitgenossen

    Verschwörungstheorie hin, gegenläufige Ver-marktungstheorie her: In diesem kurzen Trak-tat wird im ersten Teil zweifelsfrei bewiesen, daß es keinen endgültigen Beweis für die Existenz einer Stadt namens Bielefeld geben kann; und im zweiten, daß dies ein starker Hinweis auf die tatsächliche Nichtexistenz Bielefelds ist – zumindest stärker als alle auf das Gegenteil deutenden Anzeichen. Und zuletzt eine weltliche Schlußfolgerung aus diesem Umstand gezogen.

    Erster Teil – unachtsame Wahrnehmungen:

    Es steht vollkommen außer Frage, daß es Menschen gibt, die völlig davon überzeugt sind, in Bielefeld zu wohnen und zu arbeiten, da geboren zu sein, und wiederum andere, welche zu wissen glauben, die Stadt bereits durch-fahren oder bereist zu haben, sie von Ortschildern oder zumindest aus den Medien zu kennen: durch Filme, Dokumentationen, Be-richte. Und, natürlich!, es gibt Landkarten und Atlanten, auf denen Punkte verzeichnet sind, die Bielefeld darstellen (sollen).

    All diese Menschen – jeder einzelne! – schwörte jedoch einen Meineid, würde er bspw. vor dem Höchsten Gericht beschwören müssen, die Stadt je gesehen zu haben (oder da zu wohnen, zu arbeiten, sich aufzuhalten). Kein Mensch hat die Stadt je als Ganzes gesehen! Was man sehen kann, sind einzelne Straßen und Häuser, mal ein Kino oder eine Gaststätte, eine Schule oder ein paar Fabriken. Schon dabei, bei einem einzelnen Geschäft etwa, fehlten die Innen- und Rückansichten: Keller, Wohnungen, Dachstube usw. Stets muß man sich den Rest jeweils dazu ausdenken oder glauben – und das tut man meist auch völlig automatisch und ohne Unsicherheiten. Einem Beweis genügt dieser Glaube indes nicht – es könnten ja auch jeweils nur Kulissenwände sein! Auch setzt sich die Gesamtheit einer wirklichen, realen Stadt – die nicht nur Filmstadt etwa ist – aus dem gleich-zeitigen Vorhandensein von materiellen wie nichtmateriellen Dingen zusammen: ratternde Straßenbahnen und hitzige Stadtratssitzungen, die Kanalisation, Theatervorstellungen und duftende Grünkohl-Imbißstände, fließendes Wasser und fließender Strom, ein Budget einer Stadtvermarktungsgesellschaft (!), tobende Schulkinder und schnarchende Dachse im Tierpark usw. usf. All dies kann ein einzelner Mensch nie gleichzeitig erfassen und also in seinem wirklichen Vorhandensein beweisen.

    Nun mag jemand einwenden, er habe Bielefeld schon aus der Luft beim Überfliegen gesehen oder von einem Aussichtspunkt im Teutobur-ger Wald. Kann er nach der Landung oder dem Abstieg beweisen, daß es wirklich diese Stadt war, die man ihm gezeigt hat? Und hätte er denn viel mehr gesehen als Dächer und Schornsteine? Von Krankenhäusern und Kneipen auch die Kranken und die Kellner darinnen, die Keller darunter und die Kanäle? Natürlich nicht. Es könnten wiederum Potemkinsche Fassaden gewesen sein. Nur der Umstand, ganz viele andere Menschen glauben und behaupten dabei immer wieder und ganz fest, es sei ganz gewiß Bielefeld, beweist nichts. Man denke auch an den Film „Die Truman-Show“, in welchem dem Protagonisten die Existenz einer ganzen Stadt mit allem Drum und Dran vorgegaukelt wird, selbstverständlich inklusive aller darin lebenden Personen (die in Wahrheit instruiert sind).

    -> Kurzer Einschub für Obrigkeitsfanatiker: Wenn niemand jemals die Stadt gesehen hat als Ganzes, kann natürlich auch niemand einem anderen bescheinigen, dort zu wohnen oder aufgewachsen zu sein usw. Freilich sind damit auch alle amtlichen Dokumente, die heute existieren (gleich aus welcher Zeit), obsolet – sie beziehen sich stets nur auf andere Dokumente oder angebliche Zeugen, von denen aber wiede-rum die erste Quelle – also die wahre Ursache – fehlt: Nämlich jemand, der die Stadt zweifels-frei wirklich als Ganzes gesehen hätte. Unwiderlegbar!

    Zweiter Teil – Alles ist nur Glaube.

    Jedem steht es frei, an Götter, Engel, Dämonen oder Pflanzengeister zu glauben. Kinder glauben an den Weihnachtsmann. Christen glauben an Jesus, Moslems an Mohammed, Esoteriker an das Universum, mancher nur an sich selbst und viele an alles Mögliche, was andere erzählen. (Alle zusammen glauben an das Geld.) Wissenschaftler und die meisten heutigen Zeitgenossen glauben an den Urknall und von ihnen unabhängige, außerhalb liegende Materie. Mancher glaubt genauso fest, daß beispielsweise Stuttgart oder Erfurt existiert, weil er da lebt – auch dieses vermeintliche Wissen beruht auf der gleichen Unachtsamkeit wie im Falle Bielefelds, aber darum geht es hier ja nicht: Denn die wahrhaftige Existenz von Erfurt oder Stuttgart ist, zumindest bisher, nie in Zweifel gezogen worden.

    Kein ernstzunehmender Mensch – Philosoph oder Physiker, Geistes- oder Naturwissen-schaftler also – käme aber auf den Gedanken, mehr als zum Spaß die Existenz von etwas anzunehmen (gar, es beweisen zu wollen), das kein Mensch je mit eigenen Augen gesehen hat! Gewiß, viele Physiker glauben beispielsweise an einen Teilchenzoo oder Biophotonen; einige Kunsthistoriker glauben an die Echtheit gewisser Skulpturen aus der Romanik (aber doch nur anhand des Vergleichs mit anderen Skulpturen, deren Alter man kennt oder zu kennen glaubt); Astronomen glauben unerschütterlich, unsere Sonne bestünde überwiegend aus Helium. All das bleiben (vorläufige) Denkmodelle und Theorien, die lediglich den Sinn haben, die Welt erklärbar zu machen und prompt ihren Wert beim Erscheinen besserer Modelle verlieren – laut allgemein gültiger Wissenschaftstheorie. Es geht hier streng genommen nie um Beweise, sondern (ggfs. triftige) Annahmen.

    Beweisen kann man nur, was hier und jetzt da ist: Greifbar, sichtbar. Dieses Traktat hier beweist sich beispielsweise in seinem schlichten Vorhandensein gerade selbst, während es gelesen wird – denn es ist offenkundig da: sichtbar und begreifbar, hier und jetzt. Was kurios klingt, ist der hintergründige Konsens aller Naturwissenschaft: Erst die materielle Exi-stenz, die Sicht- und Greifbarkeit einer Er-scheinung, ist der endgültige Beweis für eine Sache. Schmerzen und Liebe kann man (naturwissenschaftlich) nicht beweisen – auch wenn noch so viele Bücher darüber geschrieben wurden, Filme gedreht, Gedanken gedacht, und quasi alle Menschen deren Wirkungen allzu gut kennen.

    Das Vorhandensein Bielefelds wird also allenfalls aus einigen Zeichen, die auf dessen Vorhandensein hindeuten, und dem Glauben vieler Menschen abgeleitet. Das reicht nicht, denn dann wäre auch Gott bewiesen, wäre das Ungeheuer Nessi bewiesen, wäre Schneewitt-chen bewiesen. (Es gibt unzählige Filme, Bücher, Geschichten über Schneewittchen, es gibt Menschen, die schon Schneewittchen leibhaftig gesehen haben (auf der Bühne oder im Fasching), es gibt Menschen, die so heißen (im Internet auf Partnerbörsen), und es gibt vermutlich welche, die glauben, Schneewittchen selbst zu sein: Alles kein Beweis!

    Fazit: Bielefeld kann in seiner Gesamtheit – siehe Teil eins – als Stadt nicht bewiesen werden und man muß daher und demnach gerade nach heutigem, allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen, kartesischem Welt-bild davon ausgehen, daß es nicht existiert. Die gegenteilige Ableitung – wenngleich weit verbreitet und einigen weltlich nützlich – entbehrt logischen und anerkannten Grund-lagen. Quod erat demonstrandum.

    Profane Anmerkungen – Gegebenes oder Nichtgegebenes nutzen

    In diesem Traktat ist streng aller Logik folgend bewiesen worden, daß man die Existenz von Bielefeld nicht beweisen kann. Tatsächlich ist es mit den meisten Dingen, ob wirkend oder wirkungslos, so, daß man lediglich an deren Existenz glaubt. Das gilt tatsächlich für die gesamte Gesellschaft – inklusive reiner Naturwissenschaft! – zu allen Orten und allen Zeiten. Von praktischer Relevanz ist ein solcher Gegenbeweis für eine Stadt mit dem Namen Bielefeld natürlich kaum. Im Sinne der angedachten Selbstvermarktungsoffensive und Stadtbewerbungskampagne der Kommune, die sich Bielefeld nennt, wäre es allerdings nicht nur logisch richtiger, sondern zweifellos auch origineller, mit der eigenen Nichtbeweisbarkeit zu werben – als umgedreht, in diese Richtungen zielende, sogenannte (Verschwörungs-) Theorien als nichtig darzustellen. Städte, die (angeblich) vorhanden sind, gibt es ja viele; Städte, die beweisbar nicht vorhanden sind, haben wohl eher Seltenheitswert! Aus dem Grundgedanken einer gar nicht vorhandenen Stadt ließen sich zumindest touristisch mühelos jede Menge überaus grandioser Ideen ableiten („Bielefeld: Das amtliche Jenseits“ / „Besuchen Sie das Nirgendwo!“ / „Offizieller Lieferant von Antimaterie“ etc. ), und letztlich sogar märchenhafte juristische Floskeln, die gesellschaftlichen Utopien Tür und Tor öffneten …

    Der Urheber dieser Schrift beantragt in jeder gebotenen Form zumindest die Übereignung der Hälfte des ausgelobten Preisgeldes von einer Million Euro. Denn wenn er auch nur der Logik nach zwingend geschlußfolgert hat, daß Bielefeld aller Wahrscheinlichkeit nach nicht existiert, so ist doch zumindest der letztgültige Beweis angetreten, daß sich umgekehrt eine Existenz von Bielefeld absolut eindeutig nicht beweisen läßt: sondern allenfalls eine aus Zeichen gefolgerte Möglichkeit der Existenz Bielefelds besteht. Der von der Stadtvermarktungs-Gesellschaft nach eigener Aussage angestrebte Gegenbeweis von Nichtexistenz-Theorien (Verschwörungstheorien) und also der Beweis für das Vorhandensein von Bielefeld – der ja mit diesem ausgeschriebenen, preisbelobten Wettbewerb angetreten werden sollte – konnte nicht gelingen. — Tobias Mindner, Publizist, Weimar.

  5. @ Tobias Mindner:

    Den Wettbewerb und seinen Gegenstand in Frage zu stellen, ist aber nun wirklich nicht besonders originell. Ich hätte da auch nicht mehr als einen Formbrief zurückgeschickt.

  6. Wenn es tatsächlich jemandem gelingen sollte, zweifelsfrei die Nichtexistenz der Stadt Bielefeld zu beweisen, dann kann er oder sie dafür keine Million Euro gewinnen, denn das Preisgeld wurde ja von der Stadt Bielefeld ausgesetzt, und wenn es die erwiesenermaßen nicht gibt, kann sie auch keine Million überweisen. Für die Stadt Bielefeld, ob sie nun existiert oder nicht, also eine völlig risikofreie Werbeaktion.

  7. @ Anselm: Leuchtet ein. Demnach ist die Teilnahme an dem Wettbewerb oder zumindest die Erwartung, dass das Preisgeld tatsächlich vorhanden ist, schon eine Anerkenntnis der Existenz Bielefelds bzw. ohne eine solche nicht möglich und entzieht daher allen Beweisversuchen von vornherein alle Grundlage.

  8. @Bernd Harder:

    Das verschlägt einem schon den Atem.

    Der Kläger muss tatsächlich so sehr in mathematischer Formallogik verhaftet sein, dass er glaubt, die Konstuktion eines axiomatischen Gebildes könne ein Beweis in der realen Welt sein. Wobei sich das in dem Artikel fast so anhört, als sei das zu Beweisende (oder ein wesentlicher Teil davon) selbst ein Axiom seines Modells ggwesen.

    Selbst für seine eigene Profession gilt doch, dass nach den Gödelschen Unvollständigkeitssätzen es in axiomatischen Systemen immer Aussagen gibt, die sich nicht beweisen lassen bzw. dass für widerspruchsfreie Systeme bei hinreichender Komplexität kein Beweis ihrer Widerspruchsfreiheit geführt werden kann.

    Vermutlich sitzt der Kläger inzwischen zu Hause und rechnet seine Finanzen durch. Aus gegebenem Anlass.

    Zumal, wir erinnern uns an Bardens vs. Lanka, es sich hier um eine Auslobung handelte und nicht um ein Schuldverhältnis mit einklagbaren Rechtsansprüchen. Toll gemacht.

  9. Ich frage mich ja immer wieder, was in den Köpfen wie dem des Mathematikers vorgeht, dass sie einen offenbaren Marketinggag und leichtherzigen Spaß so bitterernst nehmen.

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