#Globukalypse läuft:
Sven Gottschling, Bestseller-Autor und Chefarzt für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am Universitätsklinikum des Saarlands, warnt in der Saarbrücker Zeitung vor der Homöopathie:
SZ: Was halten Sie vom Ruf „Schafft die Homöopathie ab“?
Den unterschreibe ich! Weil die Homöopathie zutiefst unwissenschaftlich ist. Russland hat sie als Pseudowissenschaft eingestuft, Australien verbietet sie im Gesundheitswesen. Viele Länder sind diesen Schritt schon gegangen.
Doch Deutschland ist das Mutterland der Homöopathie, sie hat einen unglaublich hohen Stellenwert in der Bevölkerung und einen unglaublich positiven Ruf. Aber das ist keine sanfte Heilmethode, die nichts verkehrt macht, das ist ein Irrglaube.
Auch im Gesundheits-Podcast der FAZ weist Gottschling auf die miserable Qualität der meisten Homöopathie-Studien hin – so wie es exakt auch in einem neuen Review zutage tritt, bei dem 17 Studien untersucht wurden, davon 14 mit „hohem Bias-Risiko“ und die restlichen drei mit „unklarem Risiko“.
Kein Wunder, dass der Globuli-Nonsens nur noch für Comedy-Einlagen taugt.
Zum Weiterlesen:
- Warnung vor Alternativmedizin: „Die Homöopathie ist unwissenschaftlich“, Saarbrücker Zeitung am 26. Februar 2019
- Globuli, Akupunktur, Phytotherapie – hilft Alternativmedizin wirklich? F.A.Z. Gesundheit am 26. Februar 2019
- Sven Gottschling: Wer heilt, hat recht – Chancen und Grenzen der Alternativmedizin. S. Fischer Verlage 2019, 320 Seiten, 16,99 €
- „Wer heilt, hat recht“, SR 3 Saarlandwelle am 25. Februar 2019
- Absatz sinkt weiter: Wie Lobbyisten für die Homöopathie kämpfen, MedWatch am 27. Februar 2019
1. März 2019 um 14:16
In der Werbepostsendung „Einkauf aktuell“, die die Briefkästen deutscher Haushalte verstopft und zu großen Teilen gleich im Altpapier entsorgt wird, fand sich jüngst ein Beispiel, wie Homöopathie als Medizin angepriesen wird und unter die Leute gebracht werden soll.
https://hpd.de/artikel/homoeopathie-millionen-haushalte-gespuelt-wird-16555
1. März 2019 um 14:45
In den Blättern ist fast immer Restaxil, Rubaxx, Neradin oder Deseo drin. Und dass es sich um Homöopathika handelt, kann man fast nicht erkennen.
Leute mit Ausschnitten aus diesen Blättern kommen immer wieder in die Apotheke und wollen das Zeug kaufen (kleine Randnotiz: an den Produkten verdient man in der Apotheke fast nichts, wenn man sich nicht zu günstigen Konditionen damit bevorratet; im Gegensatz zu anderen Herstellern, habe ich allerdings noch nie ein Angebot von der Firma hinter diesen Produkten gesehen).
Die wenigsten lassen sich davon überzeugen, dass es nichts taugt. Wobei man sagen muss, viele haben zuvor ja schon diverse Mittel gegen Schmerzen/ restless legs ausprobiert; und auf deren Hoffnung/ Verzweiflung dürften die Hersteller setzen.
Deseo und Neradin (homöopathische Potenzmittel – sozusagen die Potenz in Potenz) dürften je nach Ursache für die erektile Dysfunktion sogar u.U. wirken – insbesondere, wenn es aufgrund psychischer Probleme wie Versagensangst nicht klappt, kann so ein Placebo eine enorme Wirkung haben.
Hier ist es vermutlich weniger die Verzweiflung, die die Menschen treibt, als vielmehr die Suche nach „was natürlichem“ und ohne Rezept.
Das Geschäftsmodell halte ich trotzdem für äußerst fragwürdig. Insbesondere scheint mir, dass sich die Potenzmittel im Abstand von ein paar Jahren abwechseln, so dass eine neue Generation „Bedürftiger“ nachgewachsen ist, die das Produkt noch nicht ausprobiert hat, bzw. die das eine als wirkungslos erlebt hat, und jetzt das andere ausprobiert.
Und da sich meiner Erfahrung nach Leute mit Arzneimittelnamen schwer tun, wissen sie dann in ein paar Jahren nicht mehr, wie das erste hieß und kaufen es wieder.
1. März 2019 um 15:10
Homöopathie im neuen „Klinikarzt“:
https://eref.thieme.de/ejournals/1439-3859_2019_01_02#/10.1055-a-0842-0778
1. März 2019 um 15:38
Prof. Dr. Sven Gottschling spricht sich gegen Homöopathie aus, wendet aber trotzdem Akupunktur an. Kann mir jemand den Widerspruch erklären?
https://edzardernst.com/2019/02/acupuncture-for-children-a-little-critical-thinking-would-not-harm/
1. März 2019 um 15:45
@RPGNo1:
Im FAZ-Podcast schwurbelt er dazu ziemlich rum und erzählt was von „nur zusätzlich“ und „für einzelne Krankheitsbilder“.
1. März 2019 um 17:06
@Bernd Harder
Aber für welches Krankheitsbild?
Zitat: „Ab dem 1. Januar 2007, nach der Veröffentlichung der GERAC-Studien, zahlen nun alle deutschen gesetzlichen Krankenkassen gemäß einem neuen Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses in Deutschland Akupunkturleistungen im Rahmen einer rein symptomatischen Schmerzbehandlung bei bestimmten Indikationen. Dazu gehören:
– chronische Schmerzen in der Lendenwirbelsäule
– chronische Schmerzen in den Knien (Gonarthrose)“
https://www.psiram.com/de/index.php/Akupunktur#Haltung_der_Krankenkassen_in_Deutschland
Auch wenn ich medizinischer Laie bin, so sehe ich lediglich Behandlung von Lendenwirbelschmerzen für Kinder als relevant an. In der Palliativmedizin dürften beide Indikationen keine relevante Rolle mehr spielen.
Nicht falsch verstehen, ich empfinde Prof. Gottschlings sonstige abwehrende Haltung gegenüber pseudomedizinischen Behandlungen, die er im Interview deutlich zum Ausdruck bringt, als gut und wichtig. Aber bezüglich Akupunktur scheint er mir dann doch zuletzt ein wenig inkonsequent zu sein.
1. März 2019 um 17:29
@RPGNo1:
„Dazu gehören:“
Er geht darüber hinaus.
1. März 2019 um 19:13
@Bernd Harder
Ah, danke. Dann muss ich diesbezüglich mal ein wenig recherchieren.