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Urteil: Jobcenter müssen nicht für Globuli zahlen

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Klare Ansage vom Landessozialgericht Niedersachen-Bremen:

Für homöopathische Produkte fehlt der Wirksamkeitsnachweis.

Hintergrund war die Klage eines Hartz-4-Empfängers auf Mehrbedarfsleistungen für diverse pflanzliche und alternativmedizinische Präparate. Das Gericht lehnte den Anspruch ab. Um nicht „das Tor zu einer beliebigen, mit Steuermitteln finanzierten Wunschmedizin zu öffnen“, müsse für einen unabweisbaren Bedarf eine nachgewiesene medizinische Indikation festgestellt werden.

Da das Urteil aufgrund des Zweiten Sozialgesetzbuches und somit nach bundeseinheitlichem Recht gefallen ist, kann übrigens davon ausgegangen werden, dass andere Gerichte in der praktischen Anwendung dem Beschluss aus Celle folgen werden.

Zum Weiterlesen:

  • Pressemitteilung des Landessozialgerichts Niedersachsen-Bremen vom 4. Februar 2019: Muss Jobcenter für Homöopathie zahlen?
  • Beipackzettel-Streit: EuGH bei Dosierangabe für Globuli am Zug, Ärzte Zeitung online am 5. Februar 2019
  • Jobcenter müssen grundsätzlich nicht für Homöopathika zahlen, Westfälische Rundschau am 4. Februar 2019
  • „Pseudo-Medizin“: Darum kämpft diese Ärztin gegen Globuli, WAZ am 30. Januar 2019

17 Kommentare

  1. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

    Der Kläger wollte auch, dass das Jobcenter die Kosten für Lebensmittel, nämlich Ingwer und Quark, übernimmt.

    Frechheit siegt, hat er sich wohl gedacht. Nur ist er damit gerechtfertigterweise auf die Nase gefallen.

  2. @crazyfrog:

    Kaum zu glauben, was Medizin-Professoren für einen Schwachfug absondern können.

  3. Hey hey hey…. Die gleichen Jobcenter die einst Weiterbildung für Astrologen finanzierten ? Was ist denn mit denen passiert ? *g

  4. @Bernd Harder

    Ach, der Herr Matthiessen schon wieder. Der ist letztes Jahr schon mit dem Pseudoargument „Wissenschaftspluralismus“ aufgefallen. Joseph Kuhn hat dazu einen schönen Artikel verfasst.

    http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2018/06/16/wissenschaftstheorie-und-lobbyismus/

  5. @crazyfrog:

    „….Dem Staat sei es verfassungsrechtlich untersagt, einen bestimmten Wissenschaftsansatz zu privilegieren….“

    Das hieße doch, auch alternative Mittel dürfen erst nach Wirkungsnachweis verkauft werden. Aktuell werden sie ja privilegiert.

    Ob der Herr sich dem Sinn seiner Aussage bewusst ist?

  6. @Ich

    Es ist schon blanker Hohn, bei Homöopathie überhaupt den Begriff „Wissenschaftsansatz“ in den Mund zu nehmen.

    Wenn man den Gedankengang des Herrn Matthiessen zu Ende führt, was spricht dann eigentlich noch dagegen den „Wissenschaftsansatz“ der flachen Erde, des Kreationismus, der Vakuumenergie oder des Äther weiter bzw. wieder zu verfolgen? Oder um im „medizinischen“ Bereich zu bleiben, wie wäre es mit Biophotonen und Meridianen?

  7. @RPGNo1:

    Schon krass, dass selbst ein Professor sich anscheinend freiwillig bei den „Dr. med. Dünnbrettbohrern“ verortet:

    https://blog.gwup.net/2013/11/23/sind-arzte-wissenschaftler/

  8. @Bernd Harder

    Danke für die Verlinkung, den Artikel kannte ich noch gar nicht. Folgenden Satz von Ulrich Berger fand ich übrigens sehr hinreißend: „Der Dr.med.univ. ist, so seltsam das klingt, kein Doktorgrad, sondern ein Diplomgrad. “

    Diese Diskussion haben wir vor 25 Jahren schon an meiner Uni geführt. Das Gros der Assistenten und Doktoranden aus den NaWi und Ingenieurswissenschaften war exaxt derselben Meinung.

    gez.
    ein Diplom-Chemiker :)

  9. @Bernd Harder

    Es soll ja auch Lungenspezialisten geben, die NOx und Feinstaub für harmlos halten.

    Ich habe lange genug Zeit an der Uni verbracht, um keine Ehrfurcht vor Akademikern nur wegen eines Titels zu haben oder solche ohne Titel als ahnungslos abzutun. Dres. und Profs. gibt es in allen Schattierungen.

    Und selbst wenn sie auf einem Teilgebiet Koryphäen sind, heißt das ja nicht, dass sie sich auf einem anderen Gebiet nicht zum Obst machen können.

  10. @Christian Becker

    „Ich habe lange genug Zeit an der Uni verbracht, um keine Ehrfurcht vor Akademikern nur wegen eines Titels zu haben oder solche ohne Titel als ahnungslos abzutun. Dres. und Profs. gibt es in allen Schattierungen.“

    Naja… so etwas scheint mir aber angeboren zu sein. Ich habe allgemein so meine Probleme mit Autoritäten. Oder man könnte eher sagen mit Scheinautoritäten. Es haben in meinem 52 jährigem Leben einfach schon viel zu viele versucht mir den sprichwörtlichen Bären auf zu binden. Es gibt meinerseits einen gewissen Grundrespekt für andere, welchen man sich beim mir aber recht schnell verspielen kann.

  11. Zum Glück spricht es sich in Deutschland auch unter Medizinern langsam herum, dass die Doktorarbeiten in diesem Fach meistens Schmalspurformat und somit kaum einen Wert haben. Als ich vor 20 Jahren mein Studium abschloss, machten noch 2/3 unseres Semesters ihren „Dr.med.“, heute sind es an derselben Hochschule weniger als 40%. Der deutschlandweite Trend sieht ähnlich aus.

    Wenn man nicht gerade an die Uni will, kann man auch ohne akademischen Grad in der Medizin gut Karriere machen. Und als niedergelassener Arzt ist der Titel sowieso unnötig.

  12. ”Wenn man nicht gerade an die Uni will, kann man auch ohne akademischen Grad in der Medizin gut Karriere machen. Und als niedergelassener Arzt ist der Titel sowieso unnötig.”

    “Herr Doktor” sagen die Patienten trotzdem zu einem …

  13. @ Anselm:

    „“Herr Doktor” sagen die Patienten trotzdem zu einem …“

    Eben.

  14. “…Herr Doktor” sagen die Patienten trotzdem zu einem …“

    Aus eigenem Erleben mit Verwandten: Die sagen das auch zu Leuten mit Hauptschulabschluss und bestandenem Ankreuztest….

  15. @ Ich:

    Deshalb nennen sich die Heilpfuscher hier in der Schweiz ja auch „Naturärzte“.

  16. Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen hat am 10. Januar 2019 ein recht interessantes Urteil gefällt, das wir uns hier mal ein bisschen anschauen wollen.

    https://onkelmichael.blog/2019/02/13/homoeopathie-vor-gericht/

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