Was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr.
Treffender als mit diesem Satz von heute journal-Moderator Christian Sievers kann man die aktuelle Bedeutung der Ausstellung
Lust der Täuschung – Von antiker Kunst bis zur Virtual Reality
in der Hypo-Kunsthalle München kaum beschreiben.
Noch bis zum 13. Januar ist der „Parcours durch die Geschichte der optischen Tricks und Betrügereien“ (SPON) zu besichtigen:
Auf unser Auge allein ist kein Verlass. Die digitale Bildbearbeitung ist mittlerweile so perfekt, dass genaues Hinsehen nicht ausreicht, um wissen zu können, womit wir es zu tun haben: Fakt oder Fiktion. Das ist kein neues Phänomen: Optische Täuschungen, Illusionen, visuelle Tricksereien und Fälschungen gab es schon immer – besonders in der Kunst.
Seit der Antike spielen Künstler mit unserer Wahrnehmung und beweisen ein ums andere Mal, wie einfach wir zu täuschen sind. Mit Beispielen aus Malerei, Skulptur, Video, Architektur, Design, Mode und interaktiver Virtual-Reality-Kunst bietet die Ausstellung einen höchst unterhaltsamen Parcours durch die (Kunst-)Geschichte von Schein und Illusion.
Die Ausstellung fasst über vier Jahrtausende Augentäuschung zu einem aufregend inszenierten Kunsterlebnis zusammen
Zwar bemängelt BR24, dass …
… das eine oder andere politische Beispiel aus der Gegenwart – oder eine entsprechende künstlerische Verarbeitung – dem Parcours durch die Welt der Fake Views nicht geschadet hätte.
Die Verbindung von „Fake Views“ zu „Fake News“ scheint bei dieser Schau nahe zu liegen, aber auch nur auf den ersten Blick. Der Vergleich hinkt.
Den Künstlern – gleich ob in der Antike oder in der Gegenwart – war die Täuschung zwar ein Anliegen und eine immense Herausforderung. Der Erfolg war aber nur gegeben und die Meisterschaft nur dann geglückt, wenn sich der Betrachter „ent-täuscht“ sah, wenn das Spiel um Schein und Sein entlarvt wurde.
Wenn aus der Illusion eine Offenbarung wurde. Getäuscht wird das Auge, nicht der Verstand.
Das ist bei „Fake News“ bekanntermaßen anders. Deren Autoren und Multiplikatoren sind keine Meister, sondern Blender. Bei der Kunst darf sich man somit getrost auf die Sinnestäuschung einlassen.
Bei suspekten Meinungsmachern sollte man hingegen ganz bewusst das Gehirn einschalten und genau hinschauen.
Zum Weiterlesen:
- Ausstellung in München über optische Illusion: Täuschung in allen Variationen, Deutschlandfunk Kultur am 16. August 2018
- Sinnestäuschung in der Kunst. Das Bild trügt, Spiegel-Online am 22. August 2018
- „Lust der Täuschung“ in der Hypo-Kunsthalle, BR am 11. September 2018
- Faszinierende Illusion, Donaukurier am 20. August 2018
- Der Blick des Drachen – eine Wahrnehmungstäuschung, GWUP-Blog am 7. Januar 2014
- Dressgate ist beendet, Süddeutsche am 15. Mai 2015
- GWUP-Konferenz 2010: Wahrnehmungstäuschungen, Youtube-Video vom 16. Juli 2011
- GWUP-Infos: Wahrnehmungstäuschungen
Pingback: Fake Views: Ausstellung in München über optische Illusion | Archivalia
3. Oktober 2018 um 21:06
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