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Was Filme wie „Eingeimpft“ oder „A Man Made Epidemic“ beim Zuschauer anrichten

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Zum – vorerst – letzten Mal ein Nachklapp zur Diskussion um „Eingeimpft“.

Die SZ-Redakteurin Kathrin Zinkant versucht noch einmal, dem Regisseur David Sieveking zu erklären, wie sein Film in der Impfgegner-Szene rezipiert wird – und was er damit angerichtet hat:

Doch so sehr sich viele auch bemüht haben, die Faktenfehler Sievekings noch vor dem Filmstart auszuleuchten – der Schaden ist angerichtet und sehr wahrscheinlich irreparabel. Sieveking zeigt sich zudem vollständig uneinsichtig, was die Kritik betrifft. Für jedes Kind, das wegen dieses Films ungeimpft bleibt und geschädigt wird, muss man den Filmemacher und seine Unterstützer verantwortlich machen.

Dazu gehören auch zwei öffentlich-rechtliche Sender. Bayerischer Rundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg haben „Eingeimpft“ koproduziert.

Dabei geht es auch um die grenzwertigen Äußerungen der BR-Redakteurin Sonja Scheider, bei denen es einem „Angst und Bange“ werden müsse.

Udo Endruscheit streift bei Keine Ahnung von Garnix unter anderem noch einmal die vieldiskutierte Beziehungsebene des Films:

Für mich persönlich ist das Schlimmste eigentlich die Auflösung des tragenden Grundkonflikts, der „Krise“ aufgrund der „Meinungsunterschiede“ zwischen Sieveking und seiner Frau. Eigentlich hätte er heimkommen müssen und sagen:

Pass auf, ich hab jetzt drei Jahre lang recherchiert. Das war eigentlich viel zu lange, aber dabei ist rausgekommen, dass die Belege für das Impfen die überwältigendsten sind, die es in der Medizin gibt. Jede Aspirintablette hat ein statistisch höheres Nebenwirkungsrisiko als eine Impfung. Also, dann jetzt aber wirklich ab zum Kinderarzt!

Nein. Statt dessen glaubt Sieveking allen Ernstes, auf seiner Reise den Stein der Weisen für die Lösung seines Kompromissanliegens gefunden zu haben. Er lässt tatsächlich seine Kinder jeweils selektiv unterschiedlich impfen – mit Sicherheit aus medizinischer Sicht das Verrückteste, was man überhaupt machen kann.

Und Mela Eckenfels schildert heute am Beispiel von „A Man Made Epidemic“ die subtilen Mechanismen von Anti-Impf-Filmen, die nicht ganz so plump wie „Vaxxed“ daherkommen.

Zum Weiterlesen:

  • „Eingeimpft“: Kein Impfgegner-, eher ein Katastrophenfilm, Keine Ahnung von Garnix am 14. September 2018
  • Man Made Epidemic – Live mitgetwittert, Melas Asperger- und ADS-Blog am 15. September 2018
  • Impfgegner: Alternative Fakten sind der Lebenssaft des Populismus, Süddeutsche am 14. September 2018
  • Video: Natalie Grams im hr- fernsehen zu „Eingeimpft“, GWUP-Blog am 13. September 2018
  • „A Man Made epidemic“: das nächste Machwerk der Impfleugner-Szene, GWUP-Blog am 5. Mai 2017
  • „Eingeimpft“-Premiere in Köln: Von Dialog keine Spur, GWUP-Blog am 11. September 2018
  • „Verpasste Chance“: Auch die Süddeutsche Zeitung kritisiert den Film „Eingeimpft“, GWUP-Blog am 30. August 2018

12 Kommentare

  1. Inzwischen ist Sieveking entweder von den letzten guten Geistern verlassen, wirklich naiv wie eine Zeichentrickfigur oder hat extrem schlechte Berater. Er stellt sich selbst in die Impfgegnerecke: Das Thalia-Filmtheater Potsdam kündigt für den 19. September den Film „in Anwesenheit des Regisseurs“ und eines gewissen Dr. Schmidt-Troschke als Main Event für die anschließende „Diskussion“ mit dem Publikum an.

    Wem das nicht so geläufig ist: Schmidt-Troschke ist Sprecher und 1. Vorsitzender des in der Wolle anthroposophisch gefärbten Vereins „Ärzte für eigenverantwortliche Impfentscheidung“ und eine große Nummer im Verein anthroposophischer Ärzte Deutschlands. Ein offener Vertreter der These, dass Kinderkrankheiten zur Optimierung der Entwicklung der „Wesensglieder“ des jungen Menschen ebenso erforderlich sind wie als Voraussetzung für eine ordentliche (Re-)Inkarnation – menschenverachtender Steiner-Schwurbel at its worst.

    Für die Vorführung und „Diskussion“ am 22. in Heidelberg hat man zwar nicht Schmidt-Troschke geholt, aber sich Mühe gegeben, den „härtesten“ anthroposophischen Arzt der Umgebung zu engagieren.

    Sieveking und seine Entourage zwischen völliger Verirrung und Amoklauf. Ich habe meinen Blogbeitrag auf KeineAhnungvonGarnix entsprechend ergänzt.

  2. @Udo Endruscheit:

    Nun ja, die Tendenz, sich angesichts der massiven Kritik immer mehr zu „radikalisieren“, war schon in den letzten Interviews auffällig.

    Vermutlich eine verständliche, wenn auch un-intelligente psychologische Reaktion, sich nur noch mit extremen Ja-Sagern zu umgeben und sich in die Ecke zurückzuziehen, in die er sich eh von Anfang an (wenn auch zu Unrecht) von uns gestellt sah.

  3. @Bernd:

    Der Mann ist anscheinend genau so labil, wie er rüberkommt.

  4. Also isser genauso verwirrt, wie er auf dem Filmplakat und dem Buchcover ausschaut? *GRINS!!*

  5. Es wäre schön wenn es eine Impfung gegen geistige Verwirrung gäbe…oder?!
    Mist, würde bei Impfgegnern oder „Kritikern“ nix bringen…too obvious,oder?!

  6. Solche Film – die angeblich nur „kritisch“ sein wollen – richten größeren Schaden ein, als Filme die direkt gegen Impfungen sind.

  7. @ Mauro: D’accord!
    @ Skeptikerfan: Höre gerade das Feature, danke dafür! Sieveking ist wirklich unerträglich in seiner Echokammer – vollkommen resistent gegen Fakten, dafür aber VT am laufenden Band. Die ganze Sendung ist eine einzige Werbeveranstaltung. Auf seinen Auftritt bei Lanz werde ich verzichten.

  8. Sieveking sieht sich jedenfalls als Opfer einer koordinierten Kritik-Kampagne. Da fliegt ihm ja fast der Hipster-Hut weg. Auf die Idee, dass es soviel Kritik gibt, weil sein Film vielleicht nichts taugt, kommt er natürlich nicht.

    https://onkelmichael.wordpress.com/2018/09/16/eingeimpft-ein-resuemee/

  9. In der Wikipedia wurde versucht, eine Einlassung von Dr. Steffen Rabe (https://www.psiram.com/de/index.php/Steffen_Rabe) zur Kritik an „Eingeimpft“ als relevante Quelle einzuschmuggeln (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eingeimpft&type=revision&diff=181073681&oldid=180948231). Das fällt natürlich auf und wird rückgängig gemacht.

  10. In der (berechtigten) Aufregung um „Eingeimpft“ und „The Answer to Cancer“ ist dieser Film, der seit Ende August durch die deutschen Kinos sickert, bislang untergegangen: „Der Doktor aus Indien“ ist offenbar ein Loblied auf einen Vasant Lad, einen „Ayurvedic Doctor“ der die Ayurveda-Medizin im Westen (d.h. vor allem in den USA) populär gemacht hat (haben soll?) und der heute ein „Ayurveda Institute“ in New Mexico leitet. https://en.wikipedia.org/wiki/Vasant_Lad

    Kritik an und Hinweise auf Gefahren der Ayurveda-Medizin
    https://www.psiram.com/de/index.php/Ayurveda#Kritik
    werden vermutlich keine Rolle spielen, zumindest werden sie in dieser ausführlichen Besprechung
    https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/der-doktor-aus-indien-2018
    nicht erwähnt.

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