Heute ist die zweite Folge von „Grams‘ Sprechstunde“ bei spektrum.de erschienen.
Neulich mit einem Kollegen zusammengesessen, auch Arzt. »Ja«, sagt er, »man kann die Akupunktur doch nicht einfach ablehnen«, weil, das ist ja auch altes Wissen, und nur weil man mit der Wissenschaft nicht erklären könne, wie es wirkt, hieße das doch nicht, dass sie nicht wirke.
Ich entgegne: »Nun, altes Wissen ist zunächst mal nur eines: alt.« Er stutzt. Und ich nutze die kurze Irritation und lege nach: »Wir können mit der Wissenschaft doch genau das: erklären, warum die Nadeln im Körper wirken. Und wie sie wirken – und wie eben auch nicht.“
Und zum Vormerken: Am 1. Juni spricht Natalie Grams beim Deutsch-Amerikanischen Instititut (DAI) in Heidelberg über „Alternativmedizin“.
Zum Weiterlesen:
16. Mai 2018 um 17:03
Natalie Grams hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Altes Wissen ist zunächst einmal nur alt!
Fragen wir doch mal, ob jemand, der sich gerne mit 4000 Jahre alter Medizin behandeln lässt, auch eine Kreuzfahrt durchs Mittelmeer auf einem 4000 Jahre alten Holzschiff ohne Motor und moderner Navigation machen oder sich in einem hundert Jahre alten, einmotorigen Flugzeug mit Stoffbespannung über den Atlantik fliegen lassen würde. Ich jedenfalls nicht.
Alt ist weder automatisch gut noch bewährt. Der Meeresboden ist übersät mit abgesoffenen Schiffen, die Friedhöfe voll mit Opfern alter Medizin, die noch niemals „bewährt“ war.
17. Mai 2018 um 01:11
Neues Wissen baut auf altem Wissen auf…aber es falsifiziert oder verifiziert das alte Wissen…Wissenschaft ist in einem stetigen Wandel und sollte immer auf dem Prüfstein stehen…in der Wissenschaft darf es keine „Dogmen“ geben.
Die Newton’sche Gravitation wurde durch die Allgemeine Relativitätstheorie erweitert und auch die ART wird nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Die Sehnsucht nach altem Wissen, kommt mMn nach aus einer verklärten Vergangenheit, zb das Mittelalter, das zum einen in der heutigen Zeit (teils durch Märchenerzählungen) verklärt wird; niemand wollte heute wieder in dem Dreck und Gestank leben, der damals normal war…auch will ich nicht die „Medizin“ aus dieser Zeit ;-)
18. Mai 2018 um 15:15
Nun, die Faszination, die von „altem Wissen“ ausgeht, wird ja von den Medien oft genug angefacht. Dieses „alte Wissen“ wird als mystisch überhöht dargestellt, es soll etwas sein, dass „früher“ von den Weisen gehütet wurde und jetzt nur den Gläubigen offen stehen darf. So ein Mumpitz!
Bei der TCM bzw. Akupunktur spielt dann noch die Bewunderung der Europäer für den „edlen Wilden“ mit hinein, ähnlich wie bei Medizinmännern oder Schamanen.
Im Fall der Akupunktur hat man doch gleich das Bild von friedfertig lächelnden Mönchen in orangen Kutten vor Augen, die dieses alte Wissen hüten.
Deswegen möchte ich Natalie Grams ergänzen: Alte Wissen ist nicht nur alt sondern auch verdammt gutes Marketing!
https://onkelmichael.wordpress.com/2016/07/15/winnetou-der-erste-heilpraktiker/
18. Mai 2018 um 16:30
Dass die Menschen früher nicht so alt wurden und kränker waren, wird aber auch von vielen Esos immer wieder angezweifelt. Es sei uns von „den Mächtigen“ ins Gehirn gepflanzt worden, um die Wahrheit (TM) zu verschleiern.
Ich erinnere mich da an einen Mythos, vor 6’000 Jahren habe es eine sehr fortgeschrittene matriarchalische Kultur auf Malta gegeben, deren Wissen und Können dem unseren weit voraus gewesen sei.