gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Neue Studie: Wer an Verschwörungstheorien glaubt, will etwas Besonderes sein

| 1 Kommentar

Die Schweizer Skeptiker haben eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass verschwörungstheoretisches Denken auch eine Art kognitive Heuristik ist, um mit unwahrscheinlichen Ereignissen umzugehen.

Je unwahrscheinlicher ein Ereignis, desto eher glauben die Probanden, dass die Erklärung für das Ereignis eine Verschwörung ist.“

In der Zeit spricht der Germanist Dr. Sören Stumpf von der Uni Trier über die sprachlichen Mittel von Verschwörungstheorien am Beispiel der „False Flag“-Phantastereien um den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt.

Ein Auszug:

Zeit Online: Sie haben sich etwa 1.800 Kommentare zu Videos auf YouTube angesehen, die Verschwörungstheorien zum Attentat auf den Berliner Breitscheidplatz enthalten. Welche Theorien wurden vertreten?

Stumpf: Wir haben erst mal festgestellt, dass es auf YouTube im Grunde mehr Weihnachtsmarkt-Verschwörungstheorie-Videos gibt als andere Videos zum Thema „Attentat auf dem Breitscheidplatz“. Unter den Kommentaren waren die beiden meistgenannten Theorien: Der Anschlag sei eigentlich im Auftrag der Bundesregierung als sogenannte False Flag ausgeführt worden, um härtere Überwachungsgesetze durchzusetzen.

Der andere beliebte Erzählstrang war, dass der Anschlag ebenfalls von der Regierung inszeniert wurde, er aber in der Form überhaupt nicht stattgefunden habe, und dass alle Beteiligten nur Schauspieler gewesen seien – auch mit dem Ziel, ein Klima zu schaffen, das mehr Kontrolle über die Bevölkerung legitimiert.“

Wenn man die Sprachmuster von Verschwörungstheorien erkennt, müsste man ihnen leicht widersprechen können.

Widersprechen eher nicht, aber wir können sie anhand der verwendeten Sprache zumindest leichter erkennen. Zudem versuchen wir mit unserer Forschung, einen Beitrag zur sprachlich-kommunikativen Aufklärung zu leisten und den Sprachgebrauch in Verschwörungstheorien kritisch zu reflektieren. Beispielsweise wenn wir aufdecken können, welche sprachlichen Mittel innerhalb von Verschwörungstheorien eingesetzt werden und wie versucht wird, die Gegenseite zu diskreditieren und die eigene Sichtweise plausibel zu machen – also etwa die Marionetten-Metaphorik, die ein bestimmtes Bild von Politik transportiert.

Dabei ist es aber auch sehr schwer, Personen, die an Verschwörungstheorien glauben, vom Gegenteil zu überzeugen. Widerspruch und Gegenargumente können den Glauben sogar verstärken, das hat teilweise dogmatischen Charakter. Wer widerspricht, ist dann häufig einfach Teil der Verschwörung.“

Und bei Vice erklärt der Sozialpsychologe Prof. Roland Imhoff von der Uni Mainz einen weiteren Aspekt des Verschwörungsglaubens:

Wenn Menschen hinter jedem Ereignis eine Verschwörung vermuten, wollen sie damit nicht nur der Welt einen tieferen Sinn geben. Die Verschwörungstheorie selbst kann das Ziel sein: Wer an die Verschwörungstheorie glaubt, strahlt die Aura von exklusivem Wissen aus und kann sich von den unwissenden „Schlafschafen“ abgrenzen.“

Zum Weiterlesen:

  • Neue Studie: Verschwörungstheorien und Wahrscheinlichkeit, skeptiker.ch am 19. April 2018
  • Verschwörungstheorien: Nichts ist so, wie es scheint, Zeit-Online am 25. April 2018
  • Menschen glauben an Verschwörungstheorien, weil sie sich besonders fühlen möchten, Vice am 20. April 2018
  • Crisis Actors, Inc., CSI am 1. März 2018
  • Bernd Harder: Verschwörungstheorien. Alibri 2018, 168 Seiten, 10 €

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.