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Umsatz von Globuli rückläufig und LMU München distanziert sich von Homöopathie

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Als wir im vergangenen Jahr der Homöopathie einen „Abwärtstrend“ bescheinigten, gab es noch einen kritischen Kommentar, ob wir „bei Aussagen, die einen freuen“, womöglich unsere skeptischen Standards ein wenig lockern würden.

Durchaus nicht.

Nach Daten, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, erlebt die Branche derzeit einen deutlichen Dämpfer: Im Jahr 2017 gingen nach Schätzungen der Pharma-Marktforschungsfirma IQVIA mehr als 53 Millionen Packungen homöopathischer Präparate über die Verkaufstische deutscher Apotheken. Doch auch wenn die Zahl groß klingen mag, wären das gut zwei Millionen Packungen oder rund 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr“,

schreibt heute Focus-Online via dpa_science.

Dabei kauften nicht nur die Patienten selbst deutlich weniger Homöopathika, auch Ärzte verordneten die Präparate seltener auf Rezept.“

Als Grund für den Absatzrückgang nennt der Autor Hinnerk Feldwisch auch die anhaltende Diskussion um die fehlende Wirksamkeit.

Darüber hinaus geht der Artikel auf die Kritik von INH-Mitglied Dr. Christian Lübbers an einer Homöopathie-Prüfungsfrage in einer Allgemeinmedizin-Klausur der LMU München ein (wir berichteten hier).

Auf Nachfrage erklärt die Uni nun, sie wolle eine „kritische Distanz“ wahren und die Studienunterlagen überarbeiten. Aus Sicht der Hochschule gebe es „keine wissenschaftliche Grundlage“ für die Homöopathie, erklärt ein Sprecher – hierauf werde in Vorlesungen bereits hingewiesen.

Auch in einer Klausur sei eine Frage zur Homöopathie „unglücklich“ formuliert gewesen, da sie als unkritisch missverstanden werden könnte.

In der aktuellen Semesterklausur sehe es nun anders aus, betont er: Es gebe keine Frage mehr, „die diagnostisches ober therapeutisches Wissen der Homöopathie abfragt“. „Wir möchten keine Empfehlung zu homöopathischem Handeln an die Studierenden geben.“

Bereits gestern gab es dazu eine interessante Stellungnahme vom Direktor des Instituts für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin am Klinikum der Universität München, Martin Fischer:

Sie [die Homöopathie] hat meiner Ansicht nach keinen Platz im Pflichtunterricht der universitären Medizin, da ausreichende wissenschaftliche Evidenz dafür fehlt. Ich glaube, dass die Homöopathie ein besonderes Beispiel für den viel diskutierten Placeboeffekt ist.

Aber sie ist natürlich in der Hinsicht in der Praxis relevant, wie wir unseren Studierenden beibringen müssen, mit Patienten umzugehen, die nach Homöopathie fragen.“

Und die Homöopathen? Produzieren lustige Filmchen über „Die organisierte Meinungsmache der Skeptikerbewegung gegen Homöopathie“.

Wer den Karneval noch etwas verlängern möchte: Hier geht’s zum Video.

Zum Weiterlesen:

  • Vertrauen bei Patienten und Ärzten schwindet: Verkauf homöopathischer Mittel sinkt, Focus-Online am 14. Februar 2018
  • Neues von der Globukalypse, GWUP-Blog am 10. Februar 2018
  • Homöopathie im Abwärtstrend: Globuli sind die Horror-Clowns der Medizin, GWUP-Blog am 1. November 2017
  • Neu in der Homöopedia: Schütteln, GWUP-Blog am 13. Februar 2018

10 Kommentare

  1. Ich behaupte jetzt einfach mal ganz nur gefühlt und ohne Evidenz, die Arbeit der Aufklärer beginnt Früchte zu tragen.

    Glückwunsch zu Eurem Erfolg!

  2. In dem Video wird (wie auch sonst oft) munter behauptet, die Homöopathie sei wirksam, dass es Studien gäbe, die das beweisen etc. – wie immer ohne Belege und ausschnitthaft argumentiert. Natürlich lässt man da auch Professoren zu Wort kommen. Dann muss es ja wahr sein.

    Also nochmal:
    # ja sie wirkt tatsächlich – als und genauso wie ein Placebo.
    # ja es gibt solche Studien. Genauso wie es Studien gibt, die das Gegenteil nahelegen, und eine große Zahl von Studien, die zu keinem eindeutigen Erlebnis kommen.

    Alles nur Rauschen. Ja es stimmt, in der Evidenzbasierten Medizin muss man den Wirkmechanismus nicht kennen, wenn es denn wirkt. Wie das z.B. bei Narkosemitteln der Fall ist. Nur dass bei denen die Wirkung sofort sichtbar und umwerfend ist. Das sollte für Homöopathen der Maßstab sein, nicht eine Verkürzung der Dauer eines von mehreren Symptomen von 7,5 auf 7,3 Tage bei 8 von 15 Studienteilnehmern, egal als wie „signifikant“ das dargestellt wird. „Signifikanz“ ist nicht dasselbe wie „Effektstärke“.

    In der Tat ist sogar das Britisch Homoeopathic Institute zu dem Ergebnis gekommen, dass die Qualität medizinischer Studien mit den Anzeichen für eine Wirksamkeit umgekehrt korreliert. Statistisch gesehen heißt das vereinfacht: Je fehlerhafter die Studie, desto positiver das Ergebnis für die Homöopathie.

    Einen objektiven (und knapp formulierten) Überblick über acht große Systematische Reviews, die zwischen 1991 und 2017 eine Unzahl von Einzelstudien ausgewertet haben, findet sich in der Homöpedia unter http://www.homöopedia.eu/index.php?title=Artikel:Studienlage

    Spoiler: Die Ergebnisse sind niederschmetternd, jedes einzelne.

  3. @2xhinschauen:

    Trotzdem die Frage: Was meint Prof. Hahn damit, dass die Homöopathiekritiker alle positiven Studien einfach weglassen würden?

  4. Natalie Grams:

    „Ich bin mir ganz sicher, in spätestens 5 Jahren will von der #Homöopathie keiner mehr was gewusst haben, hat die nie verwendet oder gar anderen empfohlen.“

    https://twitter.com/nataliegrams1/status/963716627576565760

  5. Dein und N. Grams Wort in FSMs Ohr!

    Und die komischen Impfgegner noch dazu! Denen wünsch ich genau das gleiche Schicksal: in spätestens 5 Jahren will von einer Impfgegnerschaft keiner mehr was gewusst haben …

  6. Pingback: Erfolg für die Homöopathie – Die Ausrufer

  7. Passend zum rückläufigen Umsatz – ein erster Anbieter hat das Geschäft aufgegeben (schon im November)
    https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/homeda-macht-dicht-homoeopathika/
    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/01/15/homeda-ruft-alle-arzneimittel-zurueck

    Die haben ja mit der Homöo-Isopathie nochmals ihre eigene Methode erfunden; und auch die Verdünnung erfolgte nicht klassisch nach homöopathischem Arzneibuch (gut, ändert jetzt am Wirkstoffgehalt bei C30 auch nichts) sondern (so auch auf den Fläschchen zu lesen) „Ohne Substanzeinsatz im Bioresonanzverfahren“.

    Hatte damals auf Anfrage, was das denn sei, leider keine Antwort erhalten;

    ich stelle mir das aber so vor, dass eine Ursubstanz (oder seinerseits C30) über Elektroden oder Ähnliches mit dem offiziell reinen Zucker verbunden wurde, und so die angeblichen Schwingungen auf den noch jungfräulichen Zucker übertragen wurden, der dann halt auch „Irgendwas C30“ war.

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