Auch der Vice-Kanal Motherboard hat den Homöopathen-Kongress in Bremen besucht – und berichtet schockiert vom völligen Realitätsverlust der Schüttel-Lobby:
Der Kongress in Bremen zeigt, dass die Homöopathen dabei vor keiner Erkrankung halt machen, und sei sie auch noch so schwer oder ausgefallen. Die Referenten berichten von Behandlungserfolgen bei Epilepsie, Depressionen, bipolaren Persönlichkeitsstörungen und Katzen, die immer neben das Katzenklo pinkeln. Ein Einzelfallbericht reiht sich in den Vorträgen an den anderen […]
Den Höhepunkt der unhaltbaren homöopathischen Heilsversprechen gibt es dabei am Stand des Similimum-Verlags. Die „Didaktische Materia Medica“ des Verlags weiß, welche Globuli angeblich bei Herzinfarkten, Nierenkoliken oder Lungenödemen helfen sollen. Ein Buch über „Notfall-Globuli“ bei Quetschungen, Schädelbruch oder Kollaps ist derzeit in Arbeit, wie ein Flyer auf dem Kongress ankündigt.
Das Buch „Das kann die Homöopathie“ wird mit einem reißerischen Aufsteller beworben. Dieser verspricht Berichte über die homöopathische Heilung unter anderem von ADHS, AIDS, Borreliose, Gehirntumoren und Tuberkulose. Im Flyer zum Buch wird behauptet, dass Homöopathie bei Krebs wirke. Zugleich wird Angst vor der Chemotherapie verbreitet. Diese könne Krebs erzeugen […]
Die scheinbare Normalität, mit der Homöopathie mittlerweile in unserem Gesundheitssystem stattfindet, bestärkt den Glauben der Patienten, sie hätten es hier mit einer wirksamen, zumindest aber harmlosen Methode zu tun. Doch das ist nicht der Fall: zu viele Homöopathen erkennen die – äußerst engen – Grenzen ihrer Methode nicht.“
Zum Weiterlesen:
- Von „Notfall-Globuli“ und HIV-Heilung: Zu Besuch beim Homöopathie-Kongress, Vice am 31. Mai 2016
- Homöopathie-Kongress in der Presse: „Irrsinn, überholt und überflüssig“, GWUP-Blog am 30. Mai 2016
- 60 Seiten Papierverschwendung: Der „Reader“ der Homöopathen zum aktuellen Forschungsstand, GWUP-Blog am 29. Mai 2016
- Kongress: „Homöopathen tagen unter wissenschaftlicher Schirmherrschaft“, GWUP-Blog am 23. Mai 2016
- Das Bauchgefühl ist ein Trottel, futurezone am 31. Mai 2016
1. Juni 2016 um 07:11
Glaubuli bei Schädelfrakturen? WTF?!?
1. Juni 2016 um 09:27
Zitat Dr. Seifert am Kongress: „Sorgfältig ausgewählte homöopathische Mittel heilen schnell, sanft, sicher, ohne gravierende Nebenwirkungen und dauerhaft auch schwere akute und chronische Erkrankungen wie Migräne, Neurodermitis, Asthma bronchiale, Colitis, rheumatische Erkrankungen u.v.m., für die sonst nur Linderung, aber keine Heilung möglich ist.“
Schön, dass der liebe Herr Dr. Seifert sich hier so gar nicht wiederspricht. Wie bitte heilt man etwas, für das keine Heilung möglich ist?!
Da wird es wohl Zeit für einen Nobelpreis oder gleich mehrer?!
1. Juni 2016 um 10:24
Statt Nobelpreis wohl eher eine Strafanzeige oder Abmahnung oder Ähnliches? Solche Versprechungen sind ohne Evidenz doch unzulässig?!
1. Juni 2016 um 10:25
Ein Blick auf die Homepage der Praxis dieses Dr. Seifert lehrt erst richtig das Gruseln: egal was kommt, erst einmal gibt es Kügeli.
Dann darf die mutmaßliche Frau Gemahlin mit Patientenspicken, vulgo Akupunktur, ran, und dann, vielleicht, der Rest an „Schul“medizin, der hier noch widerwillig betrieben wird, und ganz am Ende der Stange vermutlich der Abtransport ins Hospital, wenn’s wirklich etwas ernstes war.
Da wünscht man hauptsächlich den Ärztekammern etwas mehr Selbstheilungskräfte.
1. Juni 2016 um 10:53
Ernsthaft, sind derartige Heilversprechen nicht schon strafbar?
1. Juni 2016 um 10:57
Und ich habe das erschreckende Gefühl, dass so manch ein Protagonist der Szene auch neben dem Klo pinkelt… bei dieser realitätsverpeilung wäre das durchaus auch möglich ;)
Ja ich weiß… ich bin böse… *gg
1. Juni 2016 um 11:39
@2xhinschauen:
Ja so sollte es eigentlich sein. Mit diesen gefährlichen leeren Versprechen wurden bestimmt bereits unzählige Menschen in Gefahr gebracht. Das Schreckliche ist, dass mit einer Anzeige oder gar Verurteilung sich viele „Anhänger“ wohl erst recht in ihrem Verdacht bestätigt fühlen, dass die Pharmaindustrie und auch die Gesetzgeber der Homöopathie etwas Böses tun wollen. Es wird wohl viel zu wenige Menschen zum Nachdenken anregen.
1. Juni 2016 um 12:11
Ein klarer Fall fürs Heilmittelwerbegesetz.
1. Juni 2016 um 12:42
Empfehle den Homöopathen Murus berlinensis C100. Soll Denkblockaden lösen. Einnehmen, homöopathsche Literatur lesen und als Schwachsinn erkennen. Oder wirkt hier Homöopathie etwa nicht?
1. Juni 2016 um 12:53
@Dr. Rolf Emmert
Das kommt doch darauf aus welcher Zeit das Murus berlinensis stammt. Vor oder nach Fall der Mauer. Die Präparate die Mauerstücke enthalten, die vor dem Fall der Mauser geerntet wurden, erzeugen klar Blockaden. Die die nach dem Fall geerntet wurden lösen sie.
Aber ist doch klar, dass sie das nicht wissen Herr Emmert. Sie sind ja auch nicht erleuchtet worden ;)
1. Juni 2016 um 13:00
@ Kari (09:27): Ich teile Dr. Seiferts Meinung nicht, seine Behauptungen sind lächerlich und sollten eigentlich strafrechtlich relevant sein, aber er widerspricht sich in der zitierten Passage nicht.
Er behauptet, Homöopathika könnten Erkrankungen heilen, für die sonst (also ohne Homöopathie) keine Heilung sondern nur Linderung möglich ist.
1. Juni 2016 um 14:41
@gnaddrig: Schon klar. Soweit kann ich die Worte auch noch verstehen ;-)
Es würde trotzdem heißen, dass die Homöopathie eine Heilmöglichkeit für Krankheiten gefunden hätte. Es gibt so viele Menschen, die auf solche Heilversprechen hereinfallen. Da müsste er doch zumindest offen legen können, wie viele seiner Patienten seine Heilung tatsächlich überlebten, für wie lange etc.
1. Juni 2016 um 15:40
„Die „Didaktische Materia Medica“ des Verlags weiß, welche Globuli angeblich bei Herzinfarkten, Nierenkoliken oder Lungenödemen helfen sollen. Ein Buch über „Notfall-Globuli“ bei Quetschungen, Schädelbruch oder Kollaps ist derzeit in Arbeit“. WTF???
Ich plädiere dafür, dem Verlag und seinen Autoren eine Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung zuzustellen.
1. Juni 2016 um 16:22
Die „Homöopathen ohne (Scham)grenzen“ wollten ja auch Ebola mit Globuli behandeln. Nur die liberianischen Behörden haben sie nicht gelassen.
War das evtl ein Fehler?
Details hier: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/angebliche-ebola-therapie-liberia-stoppt-homoeopathen-a-1004553.html
1. Juni 2016 um 17:46
@ Kari: Das beruhigt mich ;)
Mir war ein bisschen der klugscheißerische Gaul durchgegangen, weil ich befürchtet hatte, da käme jetzt Bashing auf Grundlage sprachlicher Himmelweithergeholtheiten, wo es doch so viel inhaltliche Angriffsfläche gibt…
Und ja, genau das behauptet er und genau dafür bringt er anscheinend nicht einmal anekdotische Beweise vor, nicht dass die besonders aussagekräftig wären. Die Offenlegung, wieviele seiner Patienten eine von ihm angeblich homöopathisch erwirkte Heilung tatsächlich wie lange und warum (also mit welchen zusätzlichen Therapien) überleben, würde mich allerdings auch interessieren.
Da wäre man vermutlich schnell fertig mit lesen…
2. Juni 2016 um 10:47
Ohne dass ich da genau Bescheid weiß: Solange dieser Dr. Seifert nur behauptet, was er da behauptet, dürfte das von der Meinungsfreiheit gedeckt sein. Die schützt nämlich auch falsche Meinungen. Auch Lügen („ich habe x mit y geheilt“) sind nicht per se strafbar.
Die Frage ist, ob er das alles in unzweifelhaft werblicher Absicht behauptet (dann kommt die Health Claims Geschichte zum Zug) oder ob er Leute, auch wenn er keinen Vorteil davon hat, in schädliche Behandlungen hineintreibt. Das müsste dann aber, vermute ich, mit dem (bedingten) Vorsatz geschehen sein, den Leuten zu schaden.
Ist denn kein Jurist hier?
Eine Forumsdebatte hilft doch nichts. Obwohl, das INH geht in der Tat auf eine Forumsdiskussion zurück, nur dass da dann jemand tätig geworden ist……….