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Homöopathie in der öffentlichen Debatte: Es gibt noch viel zu tun

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Die Antwort auf eine aktuelle Anfrage von Dr. Norbert Aust an die hohe Politik zeigt, dass noch viel zu tun ist.

Der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins hält Globuli ernsthaft für „wirksame Medikamente“ und eine „Alternative zu antimikrobiellen Wirkstoffen“:

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Auch Prof. Harald Walach hat zwischenzeitlich auf den Brief von Norbert Aust und Dr. Natalie Grams zu seiner Kritik am neuen „Informationsnetzwerk Homöopathie“ geantwortet – dokumentiert und mit neuerlichen Antworten versehen bei Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie:

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Zum Weiterlesen:

  • Antwort aus Europa zu unserem Brief bezüglich Tierarzneimittelverordnung, Beweisaufnahme in Sachen Homöopatie am 22. März 2016
  • Professor Walach antwortet auf unseren Brief zu seinem Blogbeitrag, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 20. März 2016
  • Homöopathen in der Defensive: Rechtfertigungsversuche zeigen nur Argumentationslosigkeit, GWUP-Blog am 3. März 2016
  • Auch bei Tieren ist Homöopathie nur eine Lüge, GWUP-Blog am 22. Oktober 2013
  • Homöopathie und Politik: Norbert Schmacke im Skeptiker-Interview, GWUP-Blog am 19. März 2016
  • Die gefälschte Frisur von Donald Trump und die homöopathische Vernunft, Gesundheits-Check am 5. März 2016
  • Homöopathie verstehen (1): Das Simile-Prinzip, Christian Buggischs Blog am 22. März 2016

5 Kommentare

  1. Wer möchte kann sollte den EU-Abgeordneten Norbert Lins seine skeptische Meinung als Besucherbeitrag mitteilen. Soviel Unfug in einem Antwortbrief: Kopf -> Tischkante

    https://www.facebook.com/Norbert.Lins.EU/

  2. „Für mich sind in diesem Zusammenhang auch die homöopathischen Medikamente eine gute Ergänzung und Alternative zur Schulmedizin.“

    „Gerade im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist es entscheidend, dass für Tierhalter wirksame Medikamente verfügbar sind und wir Alternativen zu antimikrobiellen Wirkstoffen haben. Aus diesem Grund bin ich absolut überzeugt, dass auch im Veterinärbereich die Homöopathie gute komplementäre oder gar alternative Medikamente liefert und so zur Eindämmung von AMR beiträgt.“

    Schreibt wer?

    Norbert Lins, Studium des gehobenen Verwaltungsdienstes, Masterstudiengang „Europäisches Verwaltungsmanagement, M.A!

    Gut, jetzt könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass seine fachlichen Qualifikationen Anlass genug sind, mildernde Umstände gelten zu machen. Anderseits drängt sich, angesichts seiner Statements, auch der 1. Nuhrsche Lehrsatz auf.

    Aber ich denke, diesem Brüsseler Bürokraten nur Unkenntnis der Materie oder ideologische Abseitigkeit zu unterstellen, greift zu kurz: Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Herr Lins nicht ganz genau weiss, dass die blödsinnigen Versuche, Infektionserkrankungen erst einmal, oder was noch schlimmer wäre, ganz generell mit Homöopathika zu therapieren, in letzter Konsequenz zu mehr Antibiotika-Verbrauch führen, weil die homöopathische Nichtbehandlung bei einem entsprechend aggressiven Erreger ganz schnell den kompletten Bestand erledigt, sofern man dann nicht entsprechend reagiert, nämlich mit Antibiotika – oder auf die Entschädigung der Tierseuchenkasse vertraut.

    Auch will ich, zu seinen Gunsten, nicht annehmen, dass er kein ethisches Problem damit hat, die in unserer Obhut befindenden kranken Viecher durch die homöopathische Nichtbehandlung einfach leiden zu lassen – zumal ein solches Verhalten ohne Zweifel gegen das Tierschutzgesetz verstößt, das Herr Lins, während seiner Referententätigkeit im Landwirtschaftsministerium im Ländle, wohl schon einmal in die Finger bekommen haben wird.

    Dort ist in § 2 festgelegt, dass wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, dieses seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen (…) zu pflegen hat. Und dazu gehört eben auch eine veterinärmedizinische Versorgung mit gesicherten Therapieverfahren.

    Auch im Tiergesundheitsgesetz wird man in § 3 Nr.1 fündig: Wer Vieh oder Fische hält, hat zur Vorbeugung vor Tierseuchen und zu deren Bekämpfung dafür Sorge zu tragen, dass Tierseuchen weder in seinen Bestand eingeschleppt noch aus seinem Bestand verschleppt werden. (…). Wer aber Infektionskrankheiten mit wirkungsloser Homöopathika behandelt, riskiert eben genau das.

    Genauso wenig mag ich annehmen, dass Herr Lins nicht (nur mal als ein Beispiel) die Studien zur homöopathischen Behandlung der Mastitis, einer typischen und häufigen Problemerkrankungen in der Milchviehhaltung kennt. Die kommen nämlich zum Ergebnis – alles andere würde auch überraschen -, dass man bei Infektionserkrankungen tunlichst die Finger von Globuli lassen sollte. Eine Einsicht, die sich 1:1 auf jede andere Infektionserkrankung, die nicht zu den banalen Infektionen zu rechnen ist, übertragen lässt.

    Was also soll dieses (mit Verlaub) dumme Gefasel? Glaubt der Herr Lins tatsächlich, mit Homöopathika den Verbrauch von Antibiotika senken könnte? Ganz sicher glaubt er das nicht.

    Es geht um etwas ganz anderes: Alle ernstzunehmenden Auseinandersetzung mit dem Problem der Infektionsbekämpfung in der Nutztierhaltung – unter dem Gesichtspunkt der Reduzierung von Antibiotika – zeigen in die gleiche Richtung.

    Erfolgversprechend ist eine Strategie, die auf mehreren Standbeinen ruht:

    – Verringerung der Bestandsdichte, um den Infektionsdruck in den Tierbeständen zu reduzieren;

    – Bessere Betriebshygiene, besseres Stallklima, bessere (entstressende) Lebensbedingungen für die Viecher;

    – Medizinische Prophylaxe, soweit als möglich;

    – Besseres Herdenmanagement mit konsequenter Risikovermeidung

    – Andere Zuchtziele, also nicht mehr, wie bisher, Züchtung auf höchste Milch- oder Fleischleistung, sondern auf hohe Resilienz;

    Das alles verlangt nicht nur ein hohes Maß an Professionalisierung in den landwirtschaftlichen Betrieben, es kostet vor allem Geld.
    Betriebskosten würden steigen, die Erträge sich verringern.

    Das aber sind fatale Signale für einen ohnehin unsoliden Markt, bei dem Marktmachtkonzentationen der Lebesmittelkonzerne seit Jahren zu stetig sinkenden Erzeugerpreisen führen.

    Anstatt nun, was unbedingt nötig wäre, von politischer Seite veränderte ökonomische Bedingungen zu schaffen, wird eine absurde Pseudodiskussion in Sachen Tierarzneimittel betrieben, die nur einem einzigen Zweck dient, nämlich die tatsächlich notwendige Diskussion darüber zu vermeiden, welche ethischen Kriterien in der Tierhaltung (und welche damit verbundenen Kosten) dem Verbraucher an der Supermarktkasse zuzumuten sind.

    Vielleicht käme ja auch der eine oder andere auf Idee, sich darüber Gedanken zu machen, wer die politische Verantwortung für die Fehlentwicklung in der Agrarwirtschaft trägt?

    Aber ich kann mich auch irren.

    Vielleicht ist der Herr Lins wirklich auch nur einer dieser Deppen, die meinen, ihre positiven Erfahrungen mit Globuli bei der Behandlung des alljährlichen Schnupfens seien ohne weiteres auch auf Brucellose, Paratuberkulose oder Botulismus zu übertragen.

    Dann allerdings ist der Mann als politischer Entscheider nicht nur ein Depp, sondern auch gefährlich, und man sollte dringend dafür sorgen, dass sein erste Amtsperiode als EP auch die letzte ist.

    Milchkuh Emmi wird dafür wohl dankbar sein, wenn ihre klinische Mastitis auch in Zukunft mit Antibiotika und nicht mit Zuckerkügelchen behandelt wird.

  3. @ excanwahn
    Danke für die erhellenden Hintergründen zu Tiergesundheit und Landwirtschaft. Da war viel Neues dabei.

    Auf dem Markt in unserer kleinen Stadt gibt es einen Metzger, der wirbt damit, dass die Tiere aus denen sein Fleisch stammt, kein Antibiotika bekommen. Ich werde bei nächster Gelegenheit mal genauer nachfragen, wie und ob sich das mit dem Tierwohl verträgt.

  4. @excanwahn
    Ein Problem für uns Skeptiker, wir haben keine Ponys, Kälbchen oder ähnliches.

    Die Antwort von Herrn Norbert Lins stammt vllt. in ähnlicher Form von einem sogenannten Biolandwirt (vllt. noch esoterisch angehaucht) aus seinem Wahlkreis. Ein freundlicher Smaltalk mit dem Wähler, Tierchen kraulen und dabei völlig ungefiltert jene Denke mit übernehmen. Einfache Erklärungsmodelle eben.

    Ich bin weitab davon die ehrliche und schwere Arbeit jenes Landwirtes in Abrede zu stellen, jener hat es sicher auch bloß von einem Homöopathen übernommen, jenen Zuckerverkäufern im Kingspricelevel mit ihren Allheilphantasien.

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