Bis nach Kanada ist mittlerweile die Nachricht von den „29 torkelnden Heilpraktikern“ beziehungsweise den „Psychedelischen Homöopathen“ in Deutschland gedrungen.
Bei einer Tagung in Handeloh (Landkreis Harburg) hat eine Gruppe von Heilpraktikern und Homöopathen die verbotene psychoaktive Substanz 2C-E (auch als „Aquarust“ bekannt) eingeworfen:
Ob die Droge bewusst genommen wurde oder sich einer der Teilnehmer einen überdosierten Scherz erlaubt hat, stand zunächst nicht fest.“
Die Beteiligten litten danach unter schweren Wahnvorstellungen, Krämpfen, Schmerzen, Luftnot und Herzrasen und lösten einen medizinischen Großeinsatz aus. Die Polizei hat ein Strafverfahren eingeleitet.
Was genau geschehen ist, „bleibt zunächst ein Mysterium“, schreibt die Süddeutsche.
Wirklich?
Bei den Ausrufern legt der Autor merdeister seine Version der Ereignisse dar:
Der Seminarleiter gab zu verstehen, man könne niemandem der Anwesenden einen Vorwurf machen.
Erstens hätten sie sich vor langer Zeit entschieden, Dosis-Wirkungszusammenhänge als große Verschwörung des medizinisch pharmakologisches Komplexes zu enttarnen. Auch gingen die Angehörigen des Heilpraktiker- und Homöopathenordens (St. Hahnemann) täglich mit Substanzen um, gegen die eine angeblich halluzinogen wirkende Substanz ein Witz ist.
Opium, Plutonium oder Hundekot sind nur einige Beispiele für Grundsubstanzen homöopathischer Zuckerpillen […]
Der Seminarleiter und die Teilnehmer, die unter Umständen den Rettungseinsatz zahlen müssen, überlegen derweil, ob sie die Rettungskräfte juristisch belangen und Schadenersatz fordern. Immerhin sei eine Arzneimittelprüfung vorzeitig unterbrochen worden.
Niemand sei über das Krampfstadium hinweggekommen, weil die Schulmediziner in ihrer Arroganz eingeschritten seien und, wie immer, das Symptom unterdrückt hätten.
Ein Teilnehmer hegte den Verdacht, es handelte sich bei dem Rettungseinsatz um den Versuch der Pharmaindustrie, die Entdeckung eines weiteren homöopathischen Heilmittels zu verhindern […]
Update vom 8. September: Verschwörungstheorien und Satire um die „torkelnden Heilpraktiker“ von Handeloh
Zum Weiterlesen:
- Missverständnis um vergiftete Heilpraktiker, dieausrufer am 5. September 2015
- Psychedelische Homöopathen: Ausgetanzt, Süddeutsche am 5. September 2015
- Heilpraktiker nahmen auf Tagung Szenedroge, Spiegel-Online am 5. September 2015
- Dozens suffer apparent amphetamine poisoning at German homeopathic conference, CTV News am 4. September 2015
5. September 2015 um 22:27
Die schweren Wahnvorstellungen würde ich nicht dem akuten Anlass zurechnen…
6. September 2015 um 06:31
@Udo
:D
Ich denke, die wollten einfach mal was einschmeißen und so eine „Arzneimittelprüfung“ ist doch der ideale Anlass.
Da ja Homöopathen nach allen Regeln der wissenschaftlichen Kunst arbeiten, hätten diese Prüfungen, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen, dann noch ein paar mal, vielleicht auch im Privaten, wiederholt werden müssen. :D
Nein, ich nehme keine Drogen. Ich mache Arzneimittelprüfungen.
6. September 2015 um 08:04
Ich glaube, die Brauchen keine Drogen, um Wahnvorstellungen, zu bekommen.
6. September 2015 um 10:35
@ Christian Becker: Das wäre der ideale Weg zur Entwicklung und Markteinführung von Designerdrogen – einfach als homöopathische Arzneimittelprüfung bzw. auf dem Markt dann als homöopathische Studie deklarieren…
6. September 2015 um 14:18
also, wenn ich das ganze richtig verstanden habe, bestand die Arzneimittelprüfung in dem sich die Homöopathen das 2C-E eingefahren haben um bestimmte Symptome hervor zu rufen, um sie danach durch 2C-E in potenzierter Form als Medikament zu verabreichen ?
Also sollte es womöglich ein homöopathisches Kombimedikament werden.
Gegen schwere Wahnvorstellungen, Krämpfe, Schmerze, Luftnot und Herzrasen ?
*tztz ;)
6. September 2015 um 15:09
Die bösen Pharmafirmen scheinen manche Typen mehr zu fürchten, als den Tod oder mögliche Folgeschäden. Aber offensichtlich waren die vergifteten Personen vernünftig genug, die Retter nicht einfach wegzuschicken, wozu sie eigentlich das Recht hätten.
6. September 2015 um 18:30
@ Randifan: Das Recht mögen sie gehabt haben, aber waren sie überhaupt noch in der Lage, die Retter wegzuschicken? Mit schweren Wahnvorstellungen ist man wahrscheinlich nur noch bedingt zurechnungsfähig, und ob sie die Retter überhaupt als solche wahrgenommen haben, weiß man auch nicht. Da wären die von merdeister erwähnten Patientenverfügungen dann nützlich gewesen.
6. September 2015 um 19:54
@randifan: „Aber offensichtlich waren die vergifteten Personen vernünftig genug..“
Ist doch ne Besserung. Schlage vor, Homöopathen und Heilpraktiker regelmäßig Drogen vorzuschreiben.
(So lustig das ganze auch ist, ich denk da eher an einen üblen Streich.)
6. September 2015 um 22:22
Wer ’nen Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen …
7. September 2015 um 05:53
15 mg, 150 mg. Wo ist da der Unterschied. Ist doch Salz. Davon essen wir mehrere Gramm am Tag. Und leben noch!
Ob „Heil“-„praktiker“ den Stoff versucht hätten, wenn er nicht auf dem BtmG stehen würde?
Sich nicht von Vornherein über Grundlagen zum Substanzgebrauch zu informieren ist in jedem Fall stümperhaft und im Falle der Schädigung Dritter zudem absolut verantwortungslos.
7. September 2015 um 08:17
Hört bitte auf, von der homöopathischen Arzneimittelprüfung zu reden, die wird ja bereits mit potenzierten Mitteln durchgeführt.
Damit bringt ihr die Kollegen auf Ideen. Am Ende gehen Sie noch groß an die Öffentlichkeit mit der Behauptung, der 2ICE oder wie das Zeug heißt hätte die Potenz D12 gehabt und damit wäre jetzt die Wirksamkeit von Homöopathika zweifelsfrei nachgewiesen … oder es war halt die Erstverschlechterung, weil das Mittel in einer Ähnlichkeit zur vorhandenen Symptomatik stand (Wahnvorstellungen etc.).
Dann wars natürlich keine Arzneimittelprüfung mehr, aber wurscht, gewirkt hats trotzdem.
Homöopathie ist einfach herrlich, man kanns drehen und wenden wie man will!
7. September 2015 um 08:25
@Günther: Die Aussage, Arzneimittelprüfungen würden bereits mit den potenzierten Mitteln durchgeführt, ist so pauschal nicht korrekt.
7. September 2015 um 08:48
Der Konsum jeglicher Substanzen ist in Deutschland NICHT strafbar.
7. September 2015 um 09:18
@crazyx
Das hängt nur davon ob, ob sich die Wirksamkeit der Homöopathie damit belegen läßt.
7. September 2015 um 12:09
>>Der Konsum jeglicher Substanzen ist in Deutschland NICHT strafbar<<
Ein Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz könnte jedoch vorliegen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt jedenfalls. Wenn sie durchgreift wie bei Ärzten, die gegen das BTM-Gesetz verstossen haben, ist die Zulassung dieser Heilpraktiker futsch, u.a. wegen fehlender charakterlicher Eignung.
Man wird sehen.
7. September 2015 um 13:02
Alkohol trinken ist auch nicht strafbar, dadurch sich (und andere) gefährden, indem man sich zB. ans Steuer eines Auto setzt schon.
Hier ist indirekt finanziellen Schaden Entstanden durch den Großeinsatz, die Frage ist nun wer dies bezahlt.
Das Strafverfahren soll das klären und die Untersuchungen feststellen ob die Typen das selbst wissentlich genommen haben, oder obs irgendwer zB. in die Getränke gekippt hat (in nicht homöopathischer Verdünnung) oder das als in-der-realen-Welt-Zuckerpille vorgestellt hat.
Ich vermute mal, das die nicht wußten was mit Ihnen passiert und deswegen die Panik breit wurde.
Wenn man für einen Alk-Rausch wissentlich gearbeitet hat, werden die Symptome sicher positiver wahrgenommen als wenn einem aus unerfindlichen Gründen schlecht wird und Probleme hat aufzustehen ohne sich am Tisch abzustützen. Stell mir vor ich würd` da auch die Panik kriegen =)
7. September 2015 um 14:45
Hab heute noch Flyer weggeworfen und bin mir inzwischen recht sicher, dass die darauf beworbene „Transformationsparty“ die hier aus dem Ruder gelaufene ist.
7. September 2015 um 15:54
Geilpraktikertum, wie es im Buche steht.
Diese Leute haben keinerlei Verständnis für die Funktionen des Lebendigen. Alles zusammenfantasiertes Unwissen.
Eine Schande, dass man solche Scharlatane vom Milliarden-schweren gesetzlichen Gesundheitsbudget profitieren lässt.
Wer bei gesundheitlichen Beschwerden Heilpraktiker und/oder Homöopathen aufsucht, ist selbst schuld.
7. September 2015 um 17:51
Ne Polonium-Arzneimittelprüfung würde mich ja mal interessieren ;-)
8. September 2015 um 02:31
Ich hoffe, die Ersthelfer haben anstatt Diazepam und Thorazin wenigstens Globuli und Schüssler-Salze verabreicht.
8. September 2015 um 22:03
@Jay
Ja bestimmt, alles andere wäre ein „Kunstfehler“ :-)
27. Oktober 2016 um 20:17
Dritter Versuch ohne Links:
Die Folge „Ein Kraut für alle Fälle“ der SOKO Wismar hat die Thematik jetzt grob aufgegriffen und einen Nebenstrang zu „alternativen“ Krebs“behandlungen“ integriert, noch zu finden in der ZDF-Mediathek.
27. Oktober 2016 um 20:22
@mööp:
Danke, aber was hat denn mit den Links nicht geklappt?
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2861228/Ein-Kraut-fuer-alle-Faelle#/beitrag/video/2861228/Ein-Kraut-fuer-alle-Faelle
27. Oktober 2016 um 20:38
Wenn ich das wüsste :-) Ich hatte gestern Nacht und vorhin noch mal jeweils einen Kommentar mit Links abgeschickt und keine Rückmeldung von der Webseite erhalten. Vielleicht lag’s daran, dass die aus der Adresszeile kopierten Links kodierte Umlaute „f%C3%BCr-alle-F%C3%A4lle“ enthielten. Danke für’s Reparieren!